Was hilft, wenn Eltern ĂŒberfordert sind? Armut und Folgen der Corona-Pandemie: Ansatzpunkte fĂŒr PrĂ€vention (05. September 2023)

Was hilft, wenn Eltern ĂŒberfordert sind?

Armut und Folgen der Corona-Pandemie: Ansatzpunkte fĂŒr PrĂ€vention

05. September 2023 | Tagungsbericht

Eröffnet wurde die Tagung durch Prof. Dr. Karin Zimmer (UniversitĂ€t Vechta) mit Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit zu Corona-Folgen fĂŒr Familien. Auf der Basis von zwei Befragungswellen (Sommer 2021 und FrĂŒhjahr 2022) zeigt die Studie, dass viele Kinder durch die Maßnahmen zur EindĂ€mmung der Pandemie stark belastet wurden. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass die entstandenen Belastungen auch nach der vorlĂ€ufig ĂŒberwundenen Pandemie weiter nachwirken und zu einem erheblichen UnterstĂŒtzungsbedarf fĂŒr Familien fĂŒhren.

Dr. Irina Volf (Institut fĂŒr Sozialarbeit & SozialpĂ€dagogik e.V in Frankfurt am Main) stellte markante Daten aus der Armutsforschung vor und verdeutlichte, wie die HandlungsspielrĂ€ume pĂ€dagogischer FachkrĂ€fte genutzt werden können, um ein armutssensibles Handeln in Kindertageseinrichtungen zu stĂ€rken. Anhand konkreter Erfahrungen aus dem Projekt „Zukunft frĂŒh sichern!“ zeigte Frau Volf, wie FachkrĂ€fte in Kitas einen Beitrag dazu leisten können, durch Armut entstehende Benachteiligungen auszugleichen und Chancengleichheit zu fördern. Denn nach wie vor ist „Armut aus der Perspektive der Betroffenen eine prĂ€gende Lebensbedingung. Es ist eine Lebensbedingung, die mit vielen EinschrĂ€nkungen und Benachteiligung einhergeht“, so Volf.

Im dritten Vortrag stand die Kommunikation mit Eltern in Social Media-Kontexten im Mittelpunkt. Mit der Kampagne #einetrachtliebe verfolgt das NiedersĂ€chsische Sozialministerium das Ziel, Eltern fĂŒr das Thema „Gewaltfreie Erziehung“ zu sensibilisieren. Die Kampagne wurde Ende 2022 gestartet, sie hat aktuell knapp 5.000 Follower und konnte online ca. eine Million Konten erreichen. Anette Stege, Referentin fĂŒr Kinderschutz im Sozialministerium, zeigte an Beispielen auf, mit welchen Botschaften die Kampagne Eltern erreichen und ermutigen will und wie die Interaktion mit ihnen gelingt.

Die Lebenssituation von VĂ€tern ist Thema des Forschungsprojektes „You don`t need to be superhereos“ von Prof. Dr. Kim BrĂ€uer. In der Studie wurden ĂŒber 2200 MĂ€nner zu ihrer Rolle und ihrem SelbstverstĂ€ndnis innerhalb ihrer Familie befragt.  Die Forschungsergebnisse illustrieren die nach wie vor bestehenden Unterschiede in der Aufgabenteilung zwischen MĂŒttern und VĂ€tern bei der Familienarbeit, Kinderbetreuung und Haushaltsversorgung. Daraus leitete Frau BrĂ€uer die Frage ab, was VĂ€ter benötigen, um sich gleichberechtigt in die Versorgung der Kinder und des Haushaltes miteinzubringen. Als Handlungsempfehlungen, die sich auf Basis der Studie fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte ergeben, formulierte BrĂ€uer: VĂ€ter sollten aktiv durch gezielte individuelle und gruppenbezogene Ansprache in den Kita-Alltag einbezogen werden, z. B. im Rahmen von VĂ€ter-„Netzwerken“. FĂŒr die Diskussion auf politischer Ebene betonte BrĂ€uer „Es wird viel ĂŒber die Förderung weiblicher BerufstĂ€tigkeit im Zuge des FachkrĂ€ftemangels gesprochen. Diese Förderung kann aus unserer Sicht nur gelingen, wenn sie Hand in Hand geht mit einer Förderung aktiver Vaterschaft und der Sicherung externer Kinderbetreuung“. (Prof. Dr. Kim BrĂ€uer)

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Anna von Wensiersky (Grafschaft Bentheim) das Projekt Kita-MOVE vor:  Ziel des Projektes ist es, mit Eltern ins GesprĂ€ch zu kommen, um Erziehungsfragen zum Thema zu machen und so Reflexionsprozesse und VerĂ€nderungen anzuregen. Ob es um die Einhaltung von Bring- und Abholzeiten, mit SĂŒĂŸigkeiten gefĂŒllte Brotdosen, UnterstĂŒtzungsbedarf in der Sprachentwicklung oder auffĂ€llige Verhaltensweisen geht – die zugewandte Haltung pĂ€dagogischer FachkrĂ€fte beim Ansprechen der teilweise heiklen Themen macht einen Unterschied. In Verbindung mit Elementen der Motivierenden GesprĂ€chsfĂŒhrung (MI) gelingt es Kita-MOVE auch sonst schwer erreichbare Eltern zu erreichen.

 

10 Jahre Elterntalk Niedersachsen, 27.06.2023

10 Jahre Elterntalk Niedersachsen

Dieser Meilenstein wurde am 27.06.2023 gebĂŒhrend in der Akademie des Sports in Hannover in Form einer Fachveranstaltung gefeiert. Teilgenommen haben zahlreiche Regionalbeauftragte und Netzwerkpartner*innen, sowie Moderator*innen-Teams der 18 Projekt-Standorte aus Niedersachsen und weiteren pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte statt. Nach dem Grußwort des NiedersĂ€chsischen Sozialministers Dr. Andreas Philippi per Videobotschaft, begrĂŒĂŸte die stellvertretende Leitung der Landesstelle Jugendschutz Eva Hanel die zahlreichen GĂ€ste.

Videobotschaft des Sozialministers Dr. Andreas Philippi

Dr. Bettina Lang vom NiedersĂ€chsischen Institut fĂŒr frĂŒhkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) ließ die Teilnehmenden zu Beginn durch die kulturelle Brille auf die Elternarbeit blicken beispielhaft anhand vom Aufwachsen von Kindern in verschiedenen Teilen der Welt. Johannes Schopp, Dialogprozess-Begleiter, sorgte anschließend nicht nur mit eigener Musik fĂŒr die feierliche Rahmung der Veranstaltung, sondern nahm die Anwesenden mit auf eine dialogische Reise nach „NeuSehLand“.

Dr. Susanne Eggert vom JFF in MĂŒnchen schloss die Fachveranstaltung mit Ihrem Vortrag zum Thema „Digitale Medien in pĂ€dagogisch begleiteten Familien“, der das Spannungsfeld zwischen Stressthema und Freiraum mit einer spannenden Diskussion zwischen den GĂ€sten gelungen abrundete.

Regionalbeauftragte und Moderatorinnen Elterntalk

Zum Abschluss dankten die Projektverantwortlichen der LJS den Regionalbeauftragten und Moderator*innen fĂŒr ihr jahrelanges Engagement in Niedersachsen in Form von Zertifikaten und kleinen Aufmerksamkeiten. Mit diesem großartigen Netzwerk steht den nĂ€chsten 10 Jahren Elterntalk in Niedersachsen nichts mehr im Wege!

 

24 zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen fĂŒr Niedersachsen, 25.04.2023

24 zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen fĂŒr Niedersachsen

Hannover / 25.04.2023 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich ĂŒber 24 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte, die ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer*innen erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpĂ€dagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitĂ€gigen Bausteinen informierten sich die Teilnehmenden ĂŒber Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie fĂŒhrten intensive Diskussionen ĂŒber Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangefĂŒhrt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche digitale Spiel, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei MĂ€dchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer AnsĂ€tze zur DurchfĂŒhrung der medienpĂ€dagogischen Elternkurse ein sowie die Reflektion ĂŒber die eigene Haltung, mit der die Referierenden MĂŒttern und VĂ€tern begegnen werden.

Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer*innen nach Landkreisen sortiert aufgefĂŒhrt. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpĂ€dagogische Elternveranstaltung zu initiieren.


Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in seit 2006 an. Das Projekt wird vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Projektorganisation:
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
Tel.: 0511 858788
info@jugendschutz-niedersachsen.de

Ansprechpartnerin:
Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Sozialministerin Daniela Behrens zu Besuch bei der Landesstelle Jugendschutz (LJS), 01.06.2022

Sozialministerin Daniela Behrens zu Besuch bei der Landesstelle Jugendschutz (LJS)

Am 1. Juni 2022 informierte sich Sozialministerin Daniela Behrens vor Ort aus erster Hand ĂŒber die vielfĂ€ltigen Arbeitsfelder der LJS. Im GesprĂ€ch zeigte sie sich beeindruckt von der Fachlichkeit und dem Umfang der Angebote. Neben landesweiten Projekten bietet die LJS jĂ€hrlich ĂŒber 50 Seminare und Tagungen an, die sich an pĂ€dagogische FachkrĂ€fte aus Jugendhilfe, Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie Aus- und FortbildungsstĂ€tten und Eltern richten.

Am Beispiel einer Auswahl ihrer Projekte stellten die Fachreferentinnen sich und ihre Aufgabenbereiche vor und berichteten ĂŒber aktuelle Themen und Entwicklungen.

Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogikund Stellvertretende Leiterin, stellte zunĂ€chst das Projekt „Digitale Welten – Was nutzt Ihr Kind?“ vor. Die stark nachgefragten Veranstaltungen ermöglichen es Eltern, sich mit verschiedenen Aspekten des Umgangs mit digitalen Medien auseinanderzusetzen. Bei den Elternabenden, die auch online stattfinden können, werden Tipps zur Medienerziehung ausgetauscht und Beratungsangebote vorgestellt.

Eine wesentliche VerÀnderung bei den Fragen der Eltern, so Eva Hanel, sind weniger die Sorgen vor Gewaltdarstellungen als vielmehr die Unsicherheiten in Bezug auf den Medienkonsum ihrer Kinder, z. B.: Wann ist viel zu viel?

UnterstĂŒtzt wird die Arbeit der LJS durch externe Mitarbeitende. Dazu stellte Frau Hanel die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in vor, die in diesem Jahr zum 10. Mal durchgefĂŒhrt wird. Seit 2006 haben 215 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte die Fortbildung erfolgreich absolviert.

Als Beispiel fĂŒr die fachĂŒbergreifende Zusammenarbeit fĂŒhrte Frau Hanel das Online-Seminar „#AuthentizitĂ€t – Der Einfluss von Influencer*innen auf das Aufwachsen von MĂ€dchen und Jungen“ an. Durch die medienpĂ€dagogische und die sexualpĂ€dagogische Brille ergeben sich spannende Sichtweisen auf den Einfluss und die Vorbildfunktion von Influencer*innen.

Schnittstellen zwischen MedienpĂ€dagogik und der GewaltprĂ€vention finden sich im Projekt „Cyber-Mobbing“, das sich mit Inhouse-Schulungen an pĂ€dagogische FachkrĂ€fte und mit Workshopangebote an die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen richtet.

Tanja Opitz, Referentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik, berichtete ĂŒber den gemeinsam mit dem Suchtbereich konzipierten Gesundheitsparcours „Der optimale Körper“. Dieser kann nach einem praktischen EinfĂŒhrungsseminar von Institutionen ausgeliehen und mit Jugendlichen durchgefĂŒhrt werden. Ziel ist es, Jugendliche darin zu stĂ€rken, die vermeintlich alternativlosen Schönheitsideale zu hinterfragen und gleichzeitig die Expertise vor Ort zu nutzen, um so auch darĂŒber hinaus ansprechbar fĂŒr die Jugendlichen bleiben zu können.

Irina Kubicki, Projektleitung Elterntalk Niedersachsen, stellte das Konzept der niedrigschwelligen GesprĂ€che zwischen Eltern im privaten Kreis vor. Dabei ist das Besondere, dass die Talks auch in der jeweiligen Muttersprache durchgefĂŒhrt werden können. Um sich auch wĂ€hrend der Corona-Pandemie austauschen zu können, wurden zunehmend digitale Talks durchgefĂŒhrt. Im Sommer wird das Thema „Familienleben“ eingefĂŒhrt. Im Fokus dabei steht der Austausch zum Umgang mit dem Körper im Familienalltag.

Dominika Lachowicz, Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention, koordiniert in Niedersachsen das Projekt „MOVE – Motivierende Kurzintervention bei Drogen konsumierenden Jugendlichen“. Es handelt sich um ein Fortbildungsangebot fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte mit dem Ziel, mit Jugendlichen ĂŒber ihren Drogenkonsum auf Augenhöhe ins GesprĂ€ch zu kommen und diesen zu hinterfragen oder bestenfalls zu verĂ€ndern.

In diesem Jahr findet zudem eine MOVE-Trainer*innen-Ausbildung fĂŒr interessierte FachkrĂ€fte aus der Sucht- und Jugendhilfe statt, die es ihnen ermöglicht, im Anschluss selbststĂ€ndig MOVE-Seminare in ihrer Region durchzufĂŒhren.

Ein besonderer Jahresabschluss ist die Jahrestagung 2022. Aus aktuellem Anlass liegt ein Fokus auf der geplanten Cannabisregulierung und den damit verbundenen Umsetzungsmöglichkeiten aus Sicht des Kinder- und Jugendschutzes.

Vor dem neuesten Missbrauchsfall in Nordrhein-Westfalen nahm die Projektvorstellung „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ der Koordinatorin Christine Eichholz einen breiten Raum ein. Mehr dazu im separaten Pressebericht des NiedersĂ€chsischen Sozialministeriums.

Die LJS und ihre Projekte werden aus Mitteln des NiedersĂ€chsischen Ministeriums fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Imke Schmieta, Leitung der LJS, betonte die kontinuierliche und gute Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium, die Handlungs- und Planungssicherheit gibt. Das ist eine notwendige Basis, um Neues planen zu können und so den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz in Niedersachen zu fördern.

 

Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung ĂŒbernimmt Schirmherrschaft fĂŒr MOVE, 07.06.2022

Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung ĂŒbernimmt Schirmherrschaft fĂŒr MOVE

Der Beauftragte der Bundesregierung fĂŒr Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert hat die Schirmherrschaft ĂŒber das MOVE Programm ĂŒbernommen. Herr Blienert wird dadurch zu einem wichtigen Botschafter fĂŒr MOVE:

„Der Konsum von Suchtmitteln stellt insbesondere fĂŒr Jugendliche ein großes Risiko dar und kann zu gesundheitlichen und psychischen Schwierigkeiten fĂŒhren. Deshalb ist es wichtig, frĂŒhzeitig Hilfe und UnterstĂŒtzung anzubieten – noch bevor sich ein missbrĂ€uchlicher Konsum entwickelt. HierfĂŒr braucht es niedrigschwellige Angebote, die von jungen Menschen auch akzeptiert werden. Das Programm „MOVE – Motivierende Kurzintervention mit konsumierenden Jugendlichen“ gibt pĂ€dagogischen FachkrĂ€ften ein praxiserprobtes und wirksames Instrumentarium an die Hand, um effektiv ĂŒber Suchtmittelgebrauch ins GesprĂ€ch zu kommen. Dabei werden ReflexionsfĂ€higkeit und Handlungskompetenz junger Menschen gefördert und diese zur VerhaltensĂ€nderung motiviert.

MOVE ist seit ĂŒber 20 Jahren ein wertvoller Baustein der SuchtprĂ€vention und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gesundheits- und Jugendschutz.“

In Niedersachsen wird MOVE seit 2007 durch die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen umgesetzt. Weitere Informationen zu MOVE in Niedersachsen finden Sie auf www.move-niedersachsen.de.

 


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UneingeschrĂ€nkte Aufmerksamkeit fĂŒr Kinder- und Jugendschutz | Sozialministerin bedankt sich fĂŒr PrĂ€ventionsarbeit bei Landesstelle Jugendschutz, 02.06.2022

UneingeschrĂ€nkte Aufmerksamkeit fĂŒr Kinder- und Jugendschutz

Sozialministerin bedankt sich fĂŒr PrĂ€ventionsarbeit bei Landesstelle Jugendschutz, 02.06.2022

Ministerin Daniela Behrens hat die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) besucht und sich mit den Expertinnen vor Ort zu Themen des Kinder- und Jugendschutzes ausgetauscht. Im Fokus stand dabei die Fortbildungs- und PrÀventionsarbeit im Hinblick auf sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

„Die Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen zu einem weiteren und offenbar großen Missbrauchskomplex sind erschĂŒtternd. Das, was wir bisher ĂŒber diesen Missbrauchskomplex wissen, verdeutlicht erneut, dass Kindesmissbrauch in der großen Mehrheit der FĂ€lle von Vertrauenspersonen begangen wird. Das zeigt einmal mehr, dass Kinderschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Wir dĂŒrfen keine Hinweise auf Missbrauch ignorieren, weil uns das Thema unangenehm ist. Kinder verdienen unsere uneingeschrĂ€nkte Aufmerksamkeit, kompetente UnterstĂŒtzung und tatkrĂ€ftiges Handeln. Dabei brauchen Kinder Erwachsene, die klar und sicher ĂŒber Missbrauch sprechen können und im Ernstfall handlungssicher sind“, erklĂ€rt die Sozialministerin. Die Landesstelle Jugendschutz stĂ€rkt mit ihrem Fortbildungsangebot das Wissen und die Handlungskompetenz der pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte aus Jugendhilfe, Kindertageseinrichtungen, der Schulsozialarbeit oder auch von Eltern. „Ich bedanke mich bei allen FachkrĂ€ften, die sich fĂŒr Kinder und Jugendliche engagieren. Finanziert aus Landesmitteln bringt die Landesstelle Jugendschutz an der Seite des Landes konsequent den Schutz von Kindern und Jugendlichen voran“, so Behrens weiter.

Die Leiterin der Landesjugendstelle Imke Schmieta stellt fest: „Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist auch fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte kein leichtes Thema. Deswegen ist das Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ darauf ausgelegt, Teams gemeinsam fortzubilden, – damit sich Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstĂŒtzen können. Wissen um PrĂ€ventionsmöglichkeiten und Handlungsoptionen wirkt erleichternd und gibt Mut, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Unsere Erfahrung ist aber auch, dass der Bedarf nicht weniger wird, sondern die Fortbildungsarbeit in diesem Bereich eine dauerhafte Aufgabe bleibt.“


WeiterfĂŒhrende Informationen:
AufklĂ€rung mit altersangemessenen Informationen ist ein wesentlicher Aspekt der PrĂ€vention. Das aus Landesmitteln geförderte Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ zielt mit seinen Inhouse-Fortbildungen auf pĂ€dagogische FachkrĂ€fte ab. Die Schulungen der LJS werden wissenschaftlich durch die Ostfalia Hochschule begleitet. Der ErklĂ€rfilm „Sexueller Missbrauch – Infos fĂŒr Kids“ ist fĂŒr die PrĂ€ventionsarbeit im Grundschulalter geeignet. EinfĂŒhlsam und auf kindgerechte Weise wird MĂ€dchen und Jungen erklĂ€rt, was sexueller Missbrauch ist, dass sie niemals Schuld an einer solchen Tat tragen und dass sie sich Hilfe suchen und darĂŒber sprechen dĂŒrfen. PĂ€dagogische FachkrĂ€fte können das Medium als Anlass nutzen, um mit Kindern ĂŒber ihre GefĂŒhle, die Überschreitung persönlicher Grenzen und das Thema Kinderrechte ins GesprĂ€ch zu kommen.

Zudem hat die Landesstelle Jugendschutz eine BroschĂŒre veröffentlicht: „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen fĂŒr PrĂ€vention und Intervention“. Der Leitfaden erklĂ€rt, bei welchen Anhaltspunkten pĂ€dagogische FachkrĂ€fte aufmerksam werden sollten, wie ein GesprĂ€ch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Ein zweiter Schwerpunkt der BroschĂŒre sind Anregungen fĂŒr die PrĂ€ventionsarbeit mit Kindern. Mit Hinweisen fĂŒr die praktische Umsetzung im Alltag sowie Literatur- und Materialtipps bietet die BroschĂŒre eine gute Basis fĂŒr eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Die BroschĂŒre kann kostenfrei bei der Landesstelle Jugendschutz bestellt werden.

Link zum Film:
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch/sexueller-missbrauch-infos-fuer-kids/ 

Link zur Bestellung von BroschĂŒren:
https://jugendschutz-materialien.de/

Allgemeine Informationen zum Kinderschutz:
www.kinderschutz-niedersachsen.de

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Familienleben – AnkĂŒndigung des neuen Themas im Projekt Elterntalk, 25.03.2022

Elterntalk ist ein langjĂ€hriges niedrigschwelliges Projekt der LJS, basierend auf der dialogischen GesprĂ€chsfĂŒhrung. Die GesprĂ€chsrunden bieten MĂŒttern und VĂ€tern einen Erfahrungsaustausch und finden ĂŒberwiegend im privaten Rahmen statt. Im Mittelpunkt stehen Medien- und Erziehungsthemen. Die Talks werden von geschulten MĂŒttern und VĂ€tern moderiert. Das Besondere ist: die Talks können auch in der jeweiligen Muttersprache durchgefĂŒhrt werden.

Im Fokus dabei steht der Austausch zum Umgang mit dem Körper im Familienalltag. Damit wird ein, durchaus sensibles, aber wichtiges Thema angesprochen. Eltern prĂ€gen mit ihrem Verhalten auch den Umgang ihrer Kinder mit dem eigenen Körper und können dazu beitragen, dass Kinder einen guten Bezug zu diesem herstellen können. Viele einzelne Situationen im Familienalltag bieten Kindern Orientierung. Einige werden in dem Kartenset aufgegriffen und bilden die Grundlage zu einem Austausch, in dem sich die Teilnehmenden wiederfinden und gleichzeitig den Blick fĂŒr andere Sichtweisen öffnen können.

Motive zum Thema „Familienleben“
fizkes/Shutterstock.com LightField Studios/Shutterstock.com

Eine Veröffentlichung des neuen Themas ist fĂŒr das FrĂŒhjahr geplant. Zudem werden Aspekte des Themas auch beim „Interkulturellen Kaffeeklatsch“ am 23.06.2022 aufgegriffen.

FĂŒr weitere Fragen und Informationen steht Ihnen das Elterntalk-Team zur VerfĂŒgung. Erreichen können Sie uns entweder per E-Mail: elterntalk@jugendschutz-niedersachsen.de oder telefonisch unter 0511 858788.

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„22 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen“, 27.7.2021

„22 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen“

StÀrkung der medienpÀdagogischen Elternarbeit in Niedersachsen

Hannover / 23.07.2021 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich ĂŒber 22 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte, die im Juli ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer*innen erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpĂ€dagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitĂ€gigen Bausteinen, drei davon mussten pandemiebedingt online durchgefĂŒhrt werden, informierten sich die Teilnehmenden ĂŒber Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie fĂŒhrten intensive Diskussionen ĂŒber Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangefĂŒhrt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche Computerspiele, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei MĂ€dchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer AnsĂ€tze zur DurchfĂŒhrung der Elternkurse ein sowie die Reflektion ĂŒber die eigene Haltung, mit der die Referierenden MĂŒttern und VĂ€tern begegnen werden.

Mit den neu zertifizierten Eltern-Medien-Trainer*innen, die u. a. aus Uelzen, Salzgitter, Verden, Holzminden und Cloppenburg stammen, können weitere Landkreise in Niedersachsen auf eine*n Eltern-Medien-Trainer*in zurĂŒckgreifen. Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer*innen nach Landkreisen sortiert aufgefĂŒhrt: netzwerk-jugendschutz.de/referenten-in-niedersachsen-nach-regionen. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpĂ€dagogische Elternveranstaltung zu initiieren.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in seit 2006 an. Bis heute wurden 215 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte fĂŒr die medienpĂ€dagogische Elternarbeit fortgebildet. Das Projekt wird vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Projektorganisation: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover.
Tel.: 0511 858788, Fax: 0511 2834954
info@jugendschutz-niedersachsen.de

Ansprechpartnerin: Eva Hanel, Medienreferentin LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

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Mehr Schutz fĂŒr Kinder und Jugendliche im Netz, 26.05.2021

Mehr Schutz fĂŒr Kinder und Jugendliche im Netz

(Hannover, 26.05.2021) Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit im Internet, spielen auf ihrem Smartphone oder Tablet. Dabei gibt es etliche Risiken, die nun durch ein neues Jugendschutzgesetz, das ab 1. Mai gilt, minimiert werden sollen.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen hat zu dieser Thematik als Erste einen Onlinevortrag mit rund 160 Teilnehmenden organisiert. „Es ist uns wichtig, pĂ€dagogische FachkrĂ€fte ĂŒber die Änderungen im Jugendschutzgesetz schnellstmöglich zu informieren“, erlĂ€utert Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik in der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen. Auch sei es wichtig, pĂ€dagogische FachkrĂ€fte fortzubilden und die Öffentlichkeit fĂŒr die Thematik zu sensibilisieren.

Britta SchĂŒlke, Juristin in der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW, machte in ihrem Impulsvortrag deutlich, dass das Jugendschutzgesetz seit 2004 keine Änderung mehr erfahren hat. Da Kinder und Jugendliche viel im Internet seien, mĂŒssten sie vor Cybermobbing, Kostenfallen und sexuellen Übergriffen geschĂŒtzt werden. „Spiele und Filme bekommen eine einheitliche Alterskennzeichnung, egal, ob sie im Einzelhandel gekauft oder online gestreamt werden“, benennt SchĂŒlke eine weitere GesetzesĂ€nderungen, die Eltern und PĂ€dagogen Orientierung geben sollen. Aber auch Kostenfallen, glĂŒcksspielĂ€hnliche oder spielstimulierende Mechanismen werden zukĂŒnftig bei der Alterskennzeichnung berĂŒcksichtigt. Das soll mithilfe von Deskriptoren geschehen, die deutliche Hinweise geben. „Das wurde bisher in Jugendschutzdebatten immer wieder angeregt, aber nie umgesetzt“, erlĂ€utert SchĂŒlke. Relevante Internetdienste seien zu Voreinstellungen verpflichtet, damit mögliche Interaktionsrisiken minimiert werden.

Wie wichtig dies ist, zeigt ein Fall, der vor Kurzem von der Verbraucherzentrale Niedersachsen geschildert wurde, bei dem ein SiebenjĂ€hriger auf dem Smartphone rund 2.700 Euro verspielt habe. „Durch einen prĂ€senteren Hinweis, dass bei einem kostenlosen Spiel In-App-KĂ€ufe möglich sind, hĂ€tten die Eltern auf dem Smartphone ihres Sohnes in den Jugendschutzeinstellungen In-App-KĂ€ufe verbieten können“, kommentierte Eva Hanel den Fall auf der Online-Veranstaltung. Welche Symbole dafĂŒr geeignet seien, darĂŒber werde derzeit noch debattiert. Außerdem seien die Anbieter verpflichtet, ein einfaches und leicht verstĂ€ndliches Melde- und Beschwerdemanagement einzufĂŒhren, an das Kinder und Jugendliche sich wenden können, wenn sie sich bedroht und bedrĂ€ngt fĂŒhlen. Die am 1. Mai gegrĂŒndete Bundeszentrale fĂŒr den Kinder- und Jugendmedienschutz achtet darauf, dass die Regeln umgesetzt werden. Wer sich nicht daran halte, mĂŒsse in letzter Konsequenz mit empfindlichen Geldbußen rechnen.

FĂŒr Fragen oder vertiefende Informationen ist Eva Hanel unter Telefon: 0511/ 858788 erreichbar. Das komplette Angebot der LJS finden Sie hier: www.jugendschutz-niedersachsen.de


Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
T 0511 – 85 87 88, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Über die LJS

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) ist ein Fachreferat der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen (LAG FW) e.V. und arbeitet zu aktuellen Themen des Kinder- und Jugendschutzes. Die TĂ€tigkeitsfelder sind Fortbildung, Materialentwicklung, Fachberatung, Projektentwicklung sowie die Mitarbeit in Arbeitskreisen und Gremien.

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Positionspapier (Cyber)mobbing, 16.04.2021

Die Landesstellen Jugendschutz haben ihre Position fĂŒr eine nachhaltige pĂ€dagogische PrĂ€vention und Intervention bei (Cyber)Mobbing formuliert. Ziel ist, aufzuzeigen, wie LehrkrĂ€fte sowie pĂ€dagogische FachkrĂ€fte in Schule, Jugendarbeit und Jugendhilfe (Cyber)Mobbing zwischen Kindern und Jugendlichen verhindern und stoppen können.

» Zum Positionspapier

 

Ausgebremst. Wie Jugendliche in der Corona-Krise klarkommen. Bericht zum Jugendschutz-FachgesprÀch, 15.3.2021

Ausgebremst.

Wie Jugendliche in der Corona-Krise klarkommen

Presseinformation I Jugendschutz-FachgesprÀch | 15. MÀrz 2021

Die Pandemie dauert mittlerweile ein Jahr, eine Zeitspanne, die fĂŒr Jugendliche eine völlig andere Dimension hat als fĂŒr Erwachsene. Es liegt auf der Hand, dass gerade junge Menschen unter den aktuellen LebensumstĂ€nden besonders zu leiden haben: Zuhause bleiben, soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren, das ist ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was Jugendliche wollen – und von dem, was sie brauchen.

Zwei Wissenschaftlerinnen und ca. 300 FachkrĂ€ften aus allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe nahmen an der Veranstaltung teil. Die Wissenschaftlerinnen – Dr. Tanja Rusack (Stiftung UniversitĂ€t Hildesheim) und Prof. Dr. Gunda Voigts (Hochschule fĂŒr angewandte Wissenschaft Hamburg) – plĂ€dierten mit Blick auf aktuelle Forschungsbefunde und den 15. Kinder- und Jugendbericht ausdrĂŒcklich dafĂŒr, die BedĂŒrfnisse von Jugendlichen im Kontext der Pandemie stĂ€rker zu berĂŒcksichtigen. Ihre Kernaussagen: Jugendliche brauchen auch jetzt FreirĂ€ume fĂŒr Kontakte mit Gleichaltrigen, solche Begegnungen sind essenziell fĂŒr die persönliche und soziale Entwicklung. Wenn sie fehlen, sind fundamentale Rechte und Entwicklungschancen gefĂ€hrdet. Die heranwachsende Generation muss in die Gestaltung der aktuellen Situation und ihrer Zukunft miteinbezogen werden.

Die teilnehmenden FachkrĂ€fte teilten die Forderungen von Prof. Dr. Gunda Voigts und Dr. Tanja Rusack. Aus ihrer Sicht fehlt es in Niedersachsen an Strategien und Konzepten, wie die Kinder- und Jugendarbeit derzeit gut und sicher gelingen kann, aber auch an Überlegungen, wie man die bereits ersichtlichen Auswirkungen der Pandemie auffangen kann. Die Praktiker*innen wĂŒnschen sich BĂŒndnisse, um sich besser vernetzen und austauschen zu können. Gefordert wurde zudem eine bessere Verzahnung zwischen Schule, Schulsozialarbeit und Kinder- und Jugendhilfe

Die Studien von Gunda Voigts und Tanja Rusack sowie weiterfĂŒhrende Informationen zum Thema Jugend und Corona finden Sie hier:

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„Brille auf, Welt an“ – Bericht zur Jahrestagung 2020, 16.12.2020

Am 03.12.2020 fĂŒhrte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) ihre diesjĂ€hrige Jahrestagung unter dem Titel „Brille auf, Welt an“ als Online-Veranstaltung durch. Die Fachtagung befasste sich mit der Frage, ob und wie die Freizeitgestaltung in der virtuellen Welt mit ihren Online-Spielen, eSport bis hin zu Online-GlĂŒcksspielen unter dem Aspekt des Jugendschutzes mit den Interessen von Kindern und Jugendlichen zu vereinbaren ist.

Das Thema ist hochaktuell. Das zeigte die große Nachfrage an der Fachveranstaltung, an der mehr als 80 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte teilnahmen. Vorgestellt und diskutiert wurden die neuesten Entwicklungen, die AbschĂ€tzung von Risiken und damit verbunden die medienpĂ€dagogischen Herausforderungen.

Sozialministerin Carola Reimann dankte in ihrem Grußwort der LJS, die dieses ungewöhnliche Jahr souverĂ€n genutzt habe, um ihre vielfĂ€ltigen Fortbildungsangebote und PrĂ€ventionsprojekte digital nutzbar zu machen. Auf diese Weise wirke die LJS auch in schwierigen Zeiten unterstĂŒtzend an der Seite der Jugendeinrichtungen, Schulen oder Kitas und vermittele Handlungssicherheit. Das zeige einmal mehr, dass die LJS immer auf der Höhe der Zeit ist und sich vorausschauend und engagiert neuen Themen und Herausforderungen stelle.

In Folge der Digitalisierung, nicht zuletzt beschleunigt durch Corona und den KontaktbeschrĂ€nkungen, nehme die Beliebtheit digitaler Spiele immer weiter zu und damit auch ihr Stellenwert. Digitales Spielen ist unabhĂ€ngig von Zeit und Ort möglich. Die Abgrenzung zwischen digitaler und physischer Lebenswelt weiche immer weiter auf – beide AktionsrĂ€ume verschmelzen im Alltag. Darum begrĂŒĂŸe die Ministerin, dass die LJS im Rahmen der heutigen Jahrestagung neben einer medienpĂ€dagogischen Betrachtung von Virtueller RealitĂ€t auch aktuelle Risiken in den Fokus stellt.

Grußwort von Dr. Carola Reimann, Sozialministerin Niedersachsen zur Jahrestagung am 3.12.2020

In ihrem Grußwort betonte Frau Birgit Eckhardt, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V.

„Bei dieser Tagung wird sehr deutlich, dass es um Medienkompetenz geht. Und Medienkompetenz, das wird auch in der Debatte ĂŒber Homeschooling sehr deutlich, ist heute eine SchlĂŒsselqualifikation zu gesellschaftlicher Teilhabe.“ Eine zentrale Frage sei, wie es gelingt, dass sich Kinder und Jugendliche sicher und mit Spaß in der virtuellen Welt bewegen könnten.

Eva Hanel fĂŒhrte als zustĂ€ndige MedienpĂ€dagogin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen in das Programm der Jahrestagung ein.

Eine Besonderheit dieses Jahres war die Mediennutzung und die Perspektive darauf: Eine Studie der DAK hat auf den dramatischen Anstieg von Gamingzeiten und Internetnutzung bei Jungen und MĂ€dchen zwischen 12 und 17 Jahren wĂ€hrend des Lockdowns hingewiesen. Dabei sind die GrĂŒnde, die die befragten Kinder und Jugendlichen angaben, nachvollziehbar: sie wollten sich die Langeweile vertreiben, soziale Kontakte aufrechterhalten und Stress abbauen. Eva Hanel hatte VerstĂ€ndnis dafĂŒr und wies darauf hin, nicht allein die Nutzungsdauer zu bewerten, sondern vielmehr die Zunahme im Kontext einer ungewöhnlichen Zeit zu sehen, als unter der Corona-Situation ein normaler Alltag nicht möglich war. FĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit und die Medienerziehung zuhause ist es wichtig die exzessive BeschĂ€ftigung von der problematischen Nutzung von suchtartigen Computerspielen abzugrenzen.

Im aktuellen Referentenentwurf des Jugendschutzgesetzes sollen die Interaktionsrisiken und somit auch das problematische Spielen stĂ€rker berĂŒcksichtigt werden. MĂ€dchen und Jungen sollen unbeschwert und altersgerecht ihre Medienwelten nutzen. Eine Teilhabe im Gleichklang mit dem Schutzgedanken und der BefĂ€higung von Kindern und Jugendlichen.


„Es fĂŒhlt sich real an“ – eine medienpsychologische Betrachtung von virtuellen RealitĂ€ten

Prof. Dr. Tilo Hartmann, live zugeschaltet von der UniversitÀt Amsterdam, stellte die neuesten Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Virtueller RealitÀt (VR) dar und ihren Einfluss auf unsere Wahrnehmung.

Entwickelt wird VR von interdisziplinĂ€r arbeitenden Forschungsbereichen mit dem Ziel, „die perfekte Simulation“ zu schaffen – Ă€hnlich oder vergleichbar mit unseren TrĂ€umen. Übertragen auf Online-Spiele liegt die Bedeutung von VR im echten Spielerlebnis, von dem nichts ablenkt.

Anders als am Computer oder der Spielekonsole ist die Umgebung durch die Brille ausgeblendet, die Spielenden können sich ganz und gar auf die digitale Spielewelt konzentrieren und in sie eintauchen: Mit allen Sinnen sind die Spiele erfahrbar – man fliegt als Adler ĂŒber Landschaften, steuert ein Raumschiff im Weltraum oder nimmt im Cockpit eines Sportwagens an Rennen teil. Die virtuelle Simulation ist so realitĂ€tsnah, dass die Spielenden intensiv die GefĂŒhle erleben – Spaß ebenso wie Schreckmomente, wenn Aliens bedrohlich nahekommen und angreifen, Asteroide oder GegenstĂ€nde auf einen zurasen oder das Klettern am Berghang Schwindel auslöst. Das Spiel „fĂŒhlt sich real an“ wie Tilo Hartmann ausfĂŒhrt und diese Form der Visualisierung verĂ€ndert stark die Wahrnehmung bis hin zu dem Punkt, an dem eine Unterscheidung, was real ist und was virtuell erlebt wurde, verwischt.

Mit Blick auf Jugendliche ist es fĂŒr Eltern und PĂ€dagogen besonders wichtig, sich der Wirkungsweise von VR bewusst zu werden, um die jugendlichen Nutzer*innen in der Spielewelt zu begleiten und ihnen Orientierung geben zu können. UnterstĂŒtzt werden Eltern bei der Medienerziehung zuhause durch die Alterskennzeichnungen bei der Auswahl geeigneter Spiele.

VR bietet ĂŒber die Faszination des Spielens hinaus interessante Trainings- und Lernmöglichkeiten, aber eben auch Gefahren, wie die Flucht aus dem Alltag hinein in die virtuelle RealitĂ€t. Jugendliche sollten darum in dieser Erlebniswelt nicht allein gelassen, sondern vielmehr informiert und befĂ€higt werden, sicher damit umzugehen.

Tilo Hartmann betont die Notwendigkeit der medienpĂ€dagogischen Begleitung von Jugendlichen in der virtuellen Welt. Noch liegen zu wenig Forschungsergebnisse vor, inwiefern Medienkompetenz bei der GefĂŒhlsregulierung unterstĂŒtzen kann. Gewiss ist jedoch, dass eine Emotionsregulation möglich ist.


eSports

Alexander Hundenborn, Fachstelle fĂŒr Jugendmedienkultur, Köln

In der Vortrags-Session „eSports“ fĂŒhrte Alexander Hundenborn in die Geschichte des eSport ein. Dabei handelt es sich um wettbewerbsmĂ€ĂŸig durchgefĂŒhrte digitale Spiele. In Deutschlang haben sie eine lange Tradition. Die ersten Online-Spiele, die ein miteinander bzw. gegeneinander ermöglichten, kamen in den 1980er Jahren auf, spĂ€ter, Ende der 90er Jahre entwickelte sich die LAN-Party-Kultur. Mittlerweile gibt es in Deutschland den eSport-Bundesverband (ESBD e.V.) und organisierte Ligen.

Unter den Teilnehmenden entwickelte sich eine angeregte Diskussion darĂŒber, ob eSport wirklich Sport ist. Ein Argument fĂŒr die Anerkennung wĂ€re, dass die finanziellen und steuerlichen Vorteile mehr PrĂ€ventionsmittel ermöglichen wĂŒrden. Zudem wĂŒrde eine rechtliche Einordnung die gesellschaftliche Anerkennung fördern und dazu fĂŒhren, dass eSport begeisterte Jugendliche ernst genommen und begleitet werden – Ă€hnlich wie beim Leistungssport.

Rechtlich zumindest hat sich die Bundesregierung dafĂŒr ausgesprochen, die Frage zum Status nochmals zu diskutieren und eventuell anzuerkennen.

FĂŒr Alexander Hundenborn ist eSport ein MassenphĂ€nomen mit schnellem Wachstum und steigenden Preisgeldern. FĂŒr Kinder und Jugendliche ist eSport eine faszinierende FreizeitbeschĂ€ftigung, der sie allein, gemeinsam vernetzt oder auf Events nachgehen können. Die hohe AttraktivitĂ€t fĂŒr die Jugendkultur erklĂ€rt Alexander Hundenborn damit, dass Wettbewerb Vergleichbarkeit schafft und wegen der lukrativen Möglichkeiten, eSport professionell zu betreiben.

Offene Fragen und Streitpunkte sieht Alexander Hundenborn noch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen fĂŒr den Jugendschutz. Hier gibt es noch Nachbesserungsbedarf. Nicht geregelt ist beispielsweise der Umgang im öffentlichen Raum. Offen ist z. B. die Frage, ob MĂ€dchen oder Jungen einen eSport-Wettbewerb als Zuschauende besuchen dĂŒrfen, wenn dort Spiele gespielt werden, fĂŒr die sie eigentlich noch zu jung sind?

Alexander Hundenborn benennt auch die problematischen Tendenzen des eSport:

  • Diskriminierung z. B. von Frauen oder gleichgeschlechtliche Orientierungen
  • Suchtgefahr
  • Einhaltung von USK-Freigaben
  • Besuchsregelung von öffentlichen VorfĂŒhrungen (z. B. Events in Vereinsheimen)

Problematik von GlĂŒcksspiel-Wetten bei eSport-Wettbewerben

Alexander Hundenborn betont die Notwendigkeit der pĂ€dagogischen Begleitung. Vor allem Eltern sind gefordert, sich zu informieren, um ihre Kinder unterstĂŒtzen zu können. Das kann auch das Interesse „eSportler*in“ werden zu wollen betreffen, ein Berufswunsch, mit dem sich Eltern und PĂ€dagog*innen zukĂŒnftig auseinandersetzen sollten.


Zocken im Netz – Gaming, Gambling und Co.

Dr. Tobias Hayer, UniversitÀt Bremen

Tobias Hayer fĂŒhrte die Grundlagen zu Gaming und Gambling aus, ging insbesondere auf das simulierte GlĂŒcksspiel im Internet ein und gab Ausblicke auf neue Herausforderungen fĂŒr die pĂ€dagogische Praxis.

Das Spielen an sich ist notwendig fĂŒr die kindliche Persönlichkeitsentwicklung und damit erwĂŒnscht. GlĂŒcksspiel hingegen beginnt mit dem Einsatz von Geld und verspricht Gewinne. Es ist mit zahlreichen Risiken verbunden wie z. B. Suchtproblematiken oder finanziellen Verlusten. Nach der Meinung von Tobias Hayer bedarf es einer KlĂ€rung juristischer Einordnungen, Werberestriktionen sowie Warnhinweise zu Risiken und Nebenwirkungen.

In diesem Zusammenhang weist er besorgt auf den sich abzeichnenden Trend hin, dass sich im Internet digitale Spiele zunehmend mit GlĂŒcksspieleffekten oder Sportwetten vermischen, die keinen direkten Einsatz von Geld, sondern von virtuellen WĂ€hrungen erfordern. FĂŒr Jugendliche, die an Spielangeboten in sozialen Netzwerken oder Online-Sport-Events teilnehmen, können die nicht immer trennscharfen ÜbergĂ€nge einen Anreiz oder Einstieg ins GlĂŒcksspiel begĂŒnstigen. Diese Entwicklung wird zudem verstĂ€rkt durch die Bewerbung von GlĂŒcksspielen und das virale Marketing.

Neben dem GlĂŒcksspiel wurden auch internetbezogene Störungen thematisiert: In Deutschlang liegt die PrĂ€valenz internetbezogener Störungen in der Allgemeinbevölkerung geschĂ€tzt bei 1 – 2 %, unter Jugendlichen etwas erhöht bei ca. 5 %. Tobias Hayer vermutet jedoch anwachsende Nutzungsraten wĂ€hrend des pandemiebedingten Lockdowns. Ein Problem fĂŒr die Zunahme sieht er in der stĂ€ndigen VerfĂŒgbarkeit von Online-Spielen und -Wetten 24 Stunden lang an 7 Tagen.

Tobias Hayer fordert, die Risiken des simulierten GlĂŒcksspiels in die bestehenden PrĂ€ventionsansĂ€tze einzubeziehen und die Medienkompetenz stĂ€rker und bereits frĂŒher einsetzend zu fördern. Er plĂ€diert dafĂŒr, dass Eltern und pĂ€dagogische FachkrĂ€fte Kinder und Jugendliche stĂ€rker begleiten. Dazu sollten sie sich mehr fĂŒr die Spiele oder das Spielgeschehen interessieren, vor allem, wenn sie sich selbst nicht mit Online-Games auskennen.


Zwischen Empowerment und Toxicity: Kommunikation im Kontext digitaler Spiele

Nina Kiel, Spielejournalistin, -forscherin und – entwicklerin, DĂŒsseldorf

Der Vortrag von Nina Kiel entfiel wegen einer kurzfristigen Erkrankung. Der Beitrag wird Mitte Januar aufgezeichnet und den Teilnehmenden im internen Bereich zur Nachschau bereitgestellt.

Neue Sprecherin fĂŒr Niedersachsen, 5.11.2020

Am 4.11.2020 wurde Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), zur Sprecherin der Landesgruppe Niedersachsen bei der GMK e.V. (Gesellschaft fĂŒr MedienpĂ€dagogik und Kommunikationskultur) gewĂ€hlt.

Der Screenshot hĂ€lt den Moment beim digitalen Landesgruppentreffen fest: GlĂŒckwĂŒnsche der Kolleg*innen an Eva Hanel (1. Mitte links) zu ihrem Sprecheramt fĂŒr Niedersachsen.

 

Die GMK ist ein bundesweiter Fachverband der Bildung, Kultur und Medien, der sich fĂŒr die Förderung von MedienpĂ€dagogik und -kompetenz einsetzt. Die GMK bringt medienpĂ€dagogisch Interessierte und Engagierte aus Wissenschaft und Praxis zusammen und sorgt fĂŒr Information, Austausch und Transfer. Auf Landesebene sind es die Landesgruppen, die als regionale, medienpĂ€dagogische Netzwerke medien-, kultur- und bildungspolitische Interessen vertreten

Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch: Landesstelle Jugendschutz (LJS) veröffentlicht einen Handlungsleitfaden fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte, 20.10.2020

LehrkrĂ€fte, Erzieher*innen oder Schulsozialarbeiter*innen sind neben den Eltern fĂŒr viele Kinder die ersten Ansprechpartner– wenn es um Alltagsfragen wie Hausaufgaben geht oder bei Konflikten auf dem Schulhof – mitunter aber auch fĂŒr große und schwere Sorgen. Wenn Kinder sexuellen Missbrauch erleiden, brauchen sie aufmerksame und kompetente UnterstĂŒtzer*innen.

Viele Kinder trauen sich zunĂ€chst nicht, einen Missbrauch offen zu berichten: weil TĂ€ter*innen ihnen das verboten haben, weil sie bedroht oder erpresst werden, weil VerlustĂ€ngste eine Rolle spielen oder weil sie keine Worte finden fĂŒr das, was ihnen passiert ist. PĂ€dagogische FachkrĂ€fte sind also mit ihrer ganzen SensibilitĂ€t und ProfessionalitĂ€t gefragt, um Verhaltensweisen oder Andeutungen richtig zu interpretieren. Sie brauchen gute Antennen fĂŒr die Notsignale von Kindern, die sich nicht trauen zu sprechen – und sie benötigen eine Orientierung, wie sie umsichtig und kompetent mit einem Verdacht oder einer Gewissheit umgehen können, dass ein Missbrauch passiert ist.

Zu diesen Fragen veröffentlicht die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen einen Handlungsleitfaden, der strukturiert und kompakt einen Überblick ĂŒber Basisinformationen und Handlungsoptionen bietet. Erarbeitet wurde er im Rahmen des landesweiten PrĂ€ventionsprojektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, das vom NiedersĂ€chsischen Sozialministerium gefördert wird.

Anzeichen und VerhaltensÀnderungen erkennen lernen

Die BroschĂŒre erklĂ€rt, bei welchen Anzeichen pĂ€dagogische FachkrĂ€fte aufmerksam werden sollten, wie ein GesprĂ€ch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Christine Eichholz, Projektkoordinatorin und Autorin der BroschĂŒre: „Weil Kinder selten von sich aus ĂŒber einen Missbrauch berichten, sollten FachkrĂ€fte aufmerksam Persönlichkeits- oder VerhaltensverĂ€nderungen sein – sozialer RĂŒckzug, Ängste oder AggressivitĂ€t können Anzeichen sein. Manche Kinder testen mit vorsichtigen Andeutungen, wie Erzieherinnen und LehrkrĂ€fte reagieren und sprechen erst nach langem Zögern ĂŒber einen Übergriff.“

Ein zweiter Schwerpunkt der BroschĂŒre betrifft die PrĂ€vention. Damit Schulen, Kitas, Jugendzentren sichere Orte fĂŒr Kinder sind, sollten die Mitarbeiter*innen sich auch grundsĂ€tzlich mit dem Thema „Missbrauch“ befassen. In der BroschĂŒre sind deshalb Anregungen fĂŒr die PrĂ€ventionsarbeit mit Kindern zusammengefĂŒhrt. Projekte, BĂŒcher, Spiele zu den zu Themen wie „GefĂŒhle“, „BerĂŒhrungen“, „Geheimnisse“ und SexualitĂ€t sind dabei sinnvolle AnsĂ€tze. Mit Hinweisen fĂŒr die praktische Umsetzung im Alltag sowie weiterfĂŒhrenden Literatur- und Materialtipps bietet die BroschĂŒre eine gute Basis fĂŒr eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Facetten des Themas. Andrea Buskotte, Projektleiterin und Referentin fĂŒr den Arbeitsschwerpunkt GewaltprĂ€vention: “ Wir wollen mit der BroschĂŒre FachkrĂ€fte informieren und sie ermutigen, das Thema in den Arbeitsalltag zu integrieren. Viele Einrichtungen arbeiten aktuell an eigenen Schutzkonzepten gegen Missbrauch, diese Prozesse wollen wir mit der BroschĂŒre unterstĂŒtzen.“


Das landesweite PrĂ€ventions-Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ wird vom NiedersĂ€chsischen Sozialministerium gefördert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projektes unter:
jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch

Bestell-Informationen zur BroschĂŒre „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen fĂŒr PrĂ€vention und Intervention“ (DIN A4, 48 Seiten)

 

 

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ – Land fördert Projekt fĂŒr FachkrĂ€fte, 19.08.2020

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ – Land fördert Projekt fĂŒr FachkrĂ€fte Kinder- und Jugendministerin

Zuerst erschienen unter: https://www.ms.niedersachsen.de/startseite/service_kontakt/presseinformationen/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch-land-fordert-projekt-fur-fachkrafte-191714.html

Carola Reimann: „FĂŒr einen starken Kinderschutz braucht es ebenso starke und gut qualifizierte FachkrĂ€fte“

„Ob LĂŒgde oder Bergisch Gladbach – hinter diesen Ortsnamen stehen besonders tragische KinderschutzfĂ€lle des vergangenen Jahres. Aber nicht jeder Missbrauchsfall wird medienwirksam. Und doch sind die Taten fern ab des Medienrummels fĂŒr die betroffenen Kinder nicht weniger schlimm“, sagt Kinder- und Jugendministerin Carola Reimann anlĂ€sslich der Vorstellung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ heute in Hannover.

Gehe es darum, Kindesmissbrauch zu erkennen und entsprechend zu handeln, kommt den FachkrĂ€ften eine besondere Bedeutung, erklĂ€rt Dr. Carola Reimann: „Genau hier setzt das Projekt an – FachkrĂ€fte weiterbilden und miteinander vernetzen. Denn fĂŒr einen starken Kinderschutz braucht es ebenso starke und gut qualifizierte FachkrĂ€fte. Dazu sind praxisgerechte Fort- und Qualifizierungsangebote und der kontinuierliche Austausch untereinander absolut notwendig.“

Die im Mai veröffentliche polizeiliche Kriminalstatistik zeige das erschreckende Ausmaß von sexuellen GefĂ€hrdungen an Kindern und fordere die gesamte Gesellschaft zum konsequenten Handeln auf, betont die Ministerin.

Die Zahl des sexuellen Missbrauchs an Kindern stieg 2019 gegenĂŒber dem Vorjahr um fast neun Prozent an (von 14.606 auf 15.936 FĂ€lle). Zehn Prozent der TatverdĂ€chtigungen von sexuellem Missbrauch an Kindern waren selber unter 14 Jahre alt. Bei der Herstellung, dem Besitz und der Verbreitung von sogenanntem kinderpornografischen Material gibt es in 2019 eine Steigerung um 64,61 Prozent (von 7.449 auf 12.262 FĂ€lle).

„Ich gehe davon aus“, so Dr. Carola Reimann, „dass aufgrund der Corona-Pandemie die Zahl der Kinder ansteigen wird, die von hĂ€uslicher Gewalt betroffen sind. Deshalb brauchen wir ĂŒberall dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sensible Menschen, die ganz genau hinschauen.“

Andrea Buskotte ist die Projektleiterin und fasst die zentralen Inhalte von „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ zusammen: „Sexuelle Grenzverletzungen und Gewalt gegen Kinder sind auch fĂŒr FachkrĂ€fte kein leichtes Thema. Deswegen ist das Projekt darauf ausgelegt, Teams gemeinsam fortzubilden – damit sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstĂŒtzen können – und Einrichtungen die PrĂ€vention langfristig verankern können.“ Projektkoordinatorin Christine Eichholz berichtet aus ihren Praxisbegleitung. „In den Fortbildungen wird immer wieder deutlich, dass es wichtig ist, Unsicherheiten der FachkrĂ€fte besprechbar zu machen. Wissen und Handlungssicherheit wirken erleichternd und geben Mut, das Thema sexueller Missbrauch anzugehen.“

Nach den im vergangenen Jahr in LĂŒgde bekannt gewordenen MissbrauchsfĂ€llen hat die Landesregierung die AktivitĂ€ten im Kinderschutz ausgeweitet und setzt dabei einen Schwerpunkt auf gut qualifizierte FachkrĂ€fte. Ministerin Reimann betont: „Wir haben die Bedarfe der FachkrĂ€fte noch mal ganz gezielt in den Blick genommen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen noch wirksamer zu gestalten. Dazu haben wir das Projekt im Oktober 2019 auf den Weg gebracht und werden es auch in 2021 weiter fortfĂŒhren. Ich bin dankbar, so engagierte Partnerinnen wie die Mitarbeiterinnen der Landesstelle Jugendschutz an der Seite der Landesregierung zu wissen. Denn sie unterstĂŒtzen FachkrĂ€fte und Teams kompetent und professionell bei diesem sensiblen und belastenden Thema.“

Imke Schmieta leitet die seit 1978 mit Landesmitteln geförderte Landesstelle Jugendschutz. Sie sagt: „Sexueller Missbrauch ist von jeher ein wichtiges Thema der Landesstelle Jugendschutz. Das aktuelle Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ profitiert von dieser langjĂ€hrigen Erfahrung. Das zeigt die Nachfrage nach den Angeboten, der Beratung und den Materialien, die sehr gut angenommen werden. Unsere Erfahrung ist aber auch, dass der Bedarf an PrĂ€vention nicht weniger wird, sondern eine dauerhafte Aufgabe bleibt.“ Neben Fortbildungsveranstaltungen soll insbesondere die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert werden.

Das Land Niedersachsen fördert die FortfĂŒhrung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ in 2021 mit 93.200 Euro. FĂŒr das Projekt im Zeitraum Oktober 2019 – Dezember 2020 stellt das Land insgesamt 122.000 Euro zur VerfĂŒgung.

Hintergrund

Niedersachsen verfĂŒgt ĂŒber eine stark ausgeprĂ€gte Hilfs- und Beratungsstruktur im Kinder- und Jugendschutz. So gibt es in Niedersachsen aktuell:

  • 21 Beratungsstellen im Bereich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche,
  • 4 Kinderschutzzentren,
  • 43 Gewaltberatungsstellen fĂŒr MĂ€dchen und Frauen,
  • die Kinderschutzambulanz an der MHH,
  • Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch
  • und zahlreiche weitere UnterstĂŒtzungsangebote

Sozialministerin Carola Reimann hat in ihrer Amtszeit – ergĂ€nzend zu den etablierten Einrichtungen in Hannover und Oldenburg – bereits zwei neue Kinderschutzzentren eröffnet: Das Zentrum in OsnabrĂŒck und das Kinderschutzzentrum Nordostniedersachsen mit
Standorten in LĂŒneburg und Stade. Ein weiteres Kinderschutzzentrum wird entstehen, der Ort steht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest.


Servicehinweis

Menr Informationen zum Projekt:

Weitere Informationen finden Sie unter www.kinderschutz-niedersachsen.de und www.jugendschutz-niedersachsen.de.

Unter

http://www.kinderschutz-niedersachsen.de/?2C9F3AA778BD4055AB89EE0BC16AC8F3

https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-
missbrauch/informationen-und-materialien-zum-kinderschutz-fuer-fachkraefte/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/jugendschutzgesetze/eltern-info-kurzknapp-schutz-vor-sexuellem-missbrauch/

sind zur VerfĂŒgung stehende Materialien inkl. Bestellmöglichkeiten abgebildet.


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Bericht ĂŒber das Seminar „Nur wer sich schĂ€tzt, will sich schĂŒtzen!“, 25.2.2020

Bericht ĂŒber das Seminar „Nur wer sich schĂ€tzt, will sich schĂŒtzen!“

von Merthe MĂŒller, Praktikantin LJS 

Als Praktikantin der Landesstelle Jugendschutz erhielt ich die Möglichkeit, am 25.02.2020 an dem Seminar „Nur wer sich schĂ€tzt, will sich schĂŒtzen“ teilzunehmen und diesen Bericht zu verfassen. Als Referent*innen fĂŒhrten Axel Herbst (Region Hannover, Fachbereich Gesundheit), Nico Kerski (Landesverband SCHAU, Niedersachsen) sowie Tanja Opitz (LJS, Fachreferentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik) das Seminar durch.

Es begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde mit Namen, Beruf und Pronomen (er, sie, es
). Weshalb nach dem jeweiligen Pronomen der Teilnehmenden gefragt wurde, darauf wird im spĂ€teren Verlauf dieses Berichts noch eingegangen. Anschließend sollten wir uns auf einer unsichtbaren Skala positionieren und eine chronologische Reihe bilden: Wer hat bereits viel Berufserfahrung? Wie ist der Wissensstand ĂŒber STI (sexuell ĂŒbertragbare Infektionen)? Wie viel ist ĂŒber sexuelle Vielfalt bekannt? Auf diese Weise wurden die Vorerfahrungen der Teilnehmenden deutlich.

Danach wurde das Thema „sexuelle Selbstbestimmung“ eingefĂŒhrt und die Teilnehmenden sollten ihre Meinung zu vorgelesenen Beispiel-Situationen ausdrĂŒcken: Anhand von auf dem Boden ausgelegten Papierkreise in den Farben rot (stimme ich gar nicht zu), gelb (stimme ich so halb zu) und grĂŒn (stimme ich zu) sollte bewertet werden, ob die Situation eine selbstbestimme Haltung widerspiegelt. Sehr schnell wurde deutlich, wie individuell Selbstbestimmung verstanden werden kann und dass viele EinschĂ€tzungen von weiteren Informationen bzw. jeweiligen Kontexten abhĂ€ngig sind. Anschließend referierte Tanja Opitz ĂŒber sexuelle Rechte, wo diese verankert sind und was daraus fĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit geschlossen werden kann.

Nach einer kurzen Pause stieg Nico Kerski mit einer Methode zur BegriffserklĂ€rungen verschiedener sexueller IdentitĂ€ten ein. Hierzu sollten zunĂ€chst verschiedene Begriffe erklĂ€rt werden und in den richtigen Bereich auf einem Poster eingeordnet werden. Diese Bereiche wurden als „Sexuelle Orientierung“, „Biologisches Geschlecht“, „Geschlechtsidentifikation“ und „Geschlechtsrolle/-ausdruck“ bezeichnet. Dabei ist mir aufgefallen, wie viele Begriffe es tatsĂ€chlich gibt und wie viele WissenslĂŒcken unter den Teilnehmenden existierte. Diese Aufteilung in den verschiedenen Bereichen empfand ich als sehr hilfreich.

Im Anschluss referierte Herr Kerski ĂŒber das Coming-Out-Verhalten in den letzten Jahren. Anhand angefĂŒhrter Studien wurde deutlich, dass es zunehmend mehr Menschen gibt, die sich als nicht heterosexuell zu erkennen geben. Es war fĂŒr mich ĂŒberraschend zu erfahren, dass ĂŒber 20 % der SchĂŒlerschaft bei einer Befragung angab, nicht eindeutig heterosexuell zu sein. Nun wurde uns auch bewusst, weshalb es sinnvoll ist, in einer Vorstellungsrunde zu erfragen mit welchem Pronomen die andere Person angesprochen werden möchte: Nur weil jemand einen Rock anhat, bedeutet dies nicht automatisch, dass dieser Mensch mit „sie“ angesprochen werden möchte. Nach dem Pronomen zu fragen ist die sicherste und höflichste Art und Weise jemanden richtig anzusprechen. Des Weiteren verdeutlichte Herr Kerski, dass es aufgrund von Vorurteilen und Angst vor Mobbing fĂŒr Jugendliche nicht einfach ist, sich zu outen. Es wurde ersichtlich, dass pĂ€dagogische FachkrĂ€fte zur UnterstĂŒtzung der Jugendlichen Hintergrundwissen und SensibilitĂ€t benötigen.

„Kuscheln erwĂŒnscht“: Materialien fĂŒr die PrĂ€ventionsarbeit.

Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausfĂŒhrliche EinfĂŒhrung ĂŒber sexuell ĂŒbertragbare Infektionen. Durch seine ErlĂ€uterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die PrĂ€ventionsarbeit ĂŒber STI somit auch bei zurĂŒckgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist. STI sind Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausfĂŒhrliche EinfĂŒhrung ĂŒber sexuell ĂŒbertragbare Infektionen. Durch seine ErlĂ€uterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die PrĂ€ventionsarbeit ĂŒber STI somit auch bei zurĂŒckgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist.

STI sind weiterhin ein aktuelles Thema und ein aufklĂ€rendes GesprĂ€ch mit Jugendlichen sei wichtig fĂŒr die PrĂ€ventionsarbeit, so Herr Herbst. Jugendliche brauchen Hintergrundwissen ĂŒber mögliche Infektionen und Übertragungswege, – denn nur so können sie sich schĂŒtzen. Um Infektionen und ihre Verbreitung zu erklĂ€ren, eignet sich zum Beispiel die Methode „Kuscheln erwĂŒnscht“, die Herr Herbst mit uns durchfĂŒhrte: Viren, Parasiten sowie Bakterien wurden in Form von kleinen Kuscheltieren an uns verteilt. Nachdem alle ein Kuscheltier hatten, mussten wir erraten, was wir in der Hand hielten. Die Lösung stand auf dem Etikett des Kuscheltiers. Anschließend sollten alle Personen mit einem Virus in den HĂ€nden aufstehen, dann die mit Parasiten und Bakterien. Herr Herbst gab uns dazu weitere Hinweise zu HĂ€ufigkeit, Symptomen und Schutzmöglichkeiten. ZusĂ€tzliche Hinweise zu möglichen Impfungen und dem Umgang damit in der stationĂ€ren Jugendhilfe wurden auf die Nachfragen der Teilnehmenden gegeben. Es ist eine unterhaltsame Methode, die Kuscheltiere richtig zuzuordnen. Als Erweiterung wurde vorgeschlagen, dass Teilnehmende mit den Kuscheltieren andere „anstecken“ können, indem sie sich mit den Figuren „anticken“ und so auch Übertragungswege und Schutzmaßnahmen bildlicher thematisiert werden können.

Als letztes ging es darum, wie in tagtÀglichen Situationen eingegriffen werden kann, um die Rechte der Jugendlichen zu stÀrken. Auf einem Flipchart sammelten wir alle unsere Ideen und stellten fest, wie viele gute AnsÀtze gemeinsam zusammengekommen sind.

Ich konnte anhand des Seminars viele verschiedene Einblicke ĂŒber die möglichen und vielseitigen Methoden der PrĂ€vention im Bezug zu STI sowie AufklĂ€rungsmethoden fĂŒr sexuelle IdentitĂ€ten gewinnen. Ebenso ist klar geworden, dass es fĂŒr eine nachhaltige PrĂ€vention und Wissensvermittlung nicht nur reicht, diese Methoden anzuwenden, sondern, dass diese Erfahrungen gemeinsam reflektiert werden mĂŒssen.

STI_Seminar_250220.pdf" target="_blank" rel="noopener noreferrer">» Download als PDF

Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“, 22.1.2020

PRESSEMITTEILUNG

zur heutigen Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen in Hannover: „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“

(Hannover, 22. Januar 2020) Die Nachfrage ist groß, die Unsicherheit auch: Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte im Abstand von drei Monaten zum zweiten Mal zur Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“ nach Hannover eingeladen. Erneut haben 80 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte am Mittwoch mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis ĂŒber den Umgang mit SexualitĂ€t in Einrichtungen fĂŒr Kinder diskutiert. „Mit der Fachtagung möchten wir ein grundsĂ€tzliches VerstĂ€ndnis von kindlicher SexualitĂ€t vermitteln und auf die Dringlichkeit der fachlichen Auseinandersetzung innerhalb der Einrichtungen, in denen Kinder betreut werden, hinweisen“, betont Tanja Opitz, Fachreferentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik bei der LJS und Leiterin der Tagung.

vlnr: Tanja Opitz, Torsten Linke, Prof. Dr. Sylvia KÀgi, Jörg Nitschke

Das große Interesse an der Fachtagung erklĂ€rt sich die Expertin vor allem mit fehlenden Aus- und Weiterbildungsangeboten zu dem Thema im Elementarbereich – aber auch mit neuen Herausforderungen im pĂ€dagogischen Alltag. „Wir beobachten, dass sich FachkrĂ€fte konkrete Anregungen wĂŒnschen, wie sie mit sexualisierter Sprache, Doktorspielen oder sexueller Vielfalt umgehen sollen. Die Beispiele, die wir heute diskutiert haben, verdeutlichen, dass oftmals eine klare und transparente Haltung der TrĂ€ger fehlt – was dazu fĂŒhren kann, dass den BedĂŒrfnissen und Fragen der Kinder aus Unsicherheit und Sorge nicht gerecht wird“, berichtete Tanja Opitz am Mittwoch.

Umgang mit Kindlicher SexualitÀt ist umstritten wie nie
„Kinder sind sexuelle Wesen, dies wird heute allgemein anerkannt. Gleichzeitig ist die Auseinandersetzung um Kindliche SexualitĂ€t und deren Begleitung umstritten wie nie. Eine aktive BeschĂ€ftigung mit dem Thema hilft einerseits, eigenen Ängsten und Unsicherheiten entgegen zu wirken und andererseits, sich Angriffen aus beispielsweise rechtspopulistischen oder fundamentalistisch-religiösen Kreisen fundiert entgegenzustellen“, sagte Jörg Nitschke, Dozent am Institut fĂŒr SexualpĂ€dagogik (isp, Dortmund). Der Erziehungswissenschaftler beleuchtete die psychosexuelle Entwicklung von Kindern sowie deren SexualitĂ€t im Unterschied zur der von Erwachsenen: „Die Betrachtung der Erwachsenen auf der Grundlage ihrer Vorstellungen von SexualitĂ€t fĂŒhrt oft erst zu Sexualisierungen kindlichen Spiels. Dies bedeutet nicht, dass keine Grenzverletzungen oder Übergriffe unter Kindern stattfinden. Eine differenzierte Herangehensweise hilft, eine harmlose Situation von einem Vorgehen mit Handlungsbedarf abzugrenzen.“ Nitschke wirbt dafĂŒr, das Thema „aktiv“ auf die Agenda der Kitas zu setzen, bestenfalls auf der Grundlage eines sexualpĂ€dagogischen Konzepts. Wenn dieses mit Angeboten fĂŒr die Eltern versehen und auf deren Partizipation ausgerichtet werde, erzielten die Akteur*innen in der Einrichtung mehr Handlungssicherheit nach innen. Sie erarbeiteten sich zudem ein „wichtiges Handwerkszeug in stĂŒrmischen Zeiten“ und wĂŒrden damit auch sicherer in der (sexual)-politischen Positionierung nach außen.

Eltern informieren und als zentrale Sexualerziehende stÀrken
Dass Eltern eine entscheidende Rolle fĂŒr die Sexuelle Bildung spielen, davon ist auch Torsten Linke ĂŒberzeugt. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Merseburg und forscht dort am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur u.a. zum Thema „SexualitĂ€t und Familie“. Grundlage fĂŒr die professionelle (sozial-)pĂ€dagogische Arbeit sei, die Eltern als zentrale und wichtigste Sexualerzieher*innen, die jeweilige familiĂ€re Sexualkultur und die vorhandene gesellschaftliche PluralitĂ€t von Familie grundsĂ€tzlich anzuerkennen. Dies mĂŒsse sich in der tĂ€glichen Arbeit und in den pĂ€dagogischen Konzepten wiederfinden. Fokussiert auf SexualitĂ€t, ergebe sich auch aus der gesetzlichen Situation eine Informationspflicht und die umfassende Einbindung der Eltern bei geplanten sexualpĂ€dagogischen Veranstaltungen. „Eine rechtzeitige Information und eine angemessene Transparenz etwa mit Blick auf die geplanten Inhalte, die methodische Umsetzung und die verwendeten Materialien können BefĂŒrchtungen der Eltern aufgreifen und diesen entgegenwirken“, betonte Linke. Er plĂ€diert dafĂŒr, Sexuelle Bildung mehr an die Eltern zu adressieren. Einerseits nehme dies Eltern und damit die Familie als Sozialisationsinstanz und deren Funktionen wie Aufgaben ernst; andererseits könne auf diese Weise gezielte UnterstĂŒtzung zu sexuellen Themen, bspw. bei Fragen zur sexuellen Entwicklung von Kindern oder zum Umgang mit digitalen Medien, angeboten werden.

„Igitt, wie schön“
Unter dieser Überschrift stellte Prof. Dr. Sylvia KĂ€gi Strategien vor, wie sexualpĂ€dagogischen Herausforderungen im Alltag einer Kindertageseinrichtung begegnet werden können. Die Professorin fĂŒr PĂ€dagogik der Kindheit und Leiterin des BA-Studiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter an der Fachhochschule Kiel erprobt entsprechende Konzepte in KindertagesstĂ€tten. Nach ihrer Erfahrung sind sexuelle Themen fester Bestandteil in den Einrichtungen. „Der Umgang und die Vielfalt der Themen scheinen dagegen wenig prĂ€sent zu sein und stellen FachkrĂ€fte vor große Herausforderungen“, betonte KĂ€gi. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der LJS-Fachtagung erarbeitete die Professorin Anforderungen an eine zeitgemĂ€ĂŸe SexualpĂ€dagogik in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS), den LJS-Flyer „Elterninfo SexualitĂ€t“, den Artikel „Mit Kindern ĂŒber SexualitĂ€t reden?“ der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. AJS, 2018) sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/akjztxtbh82j8zb/AACOjytMyPdlUdDLKhcCU6gsa?dl=0

Mehr Information
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/aids-sex/

Medienkontakt
Tanja Opitz, Referentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), T: 0511 858788, tanja.opitz@jugendschutz-niedersachsen.de

 

Positive Bilanz LJS-Projekt „Jugendschutz & FlĂŒchtlingshilfe“, 10.12.2019

Positive Bilanz LJS-Projekt „Jugendschutz & FlĂŒchtlingshilfe“

Erfolgreiches Modell fĂŒr eine wertschĂ€tzende interkulturelle Elternarbeit

(Hannover, 10. Dezember 2019) Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hat in den vergangenen drei Jahren wichtige Impulse fĂŒr den Dialog mit und unter migrierten Eltern gesetzt. Die Leiterin des Projekts „Jugendschutz & FlĂŒchtlingshilfe“ der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Simone Zanjani, hat jetzt eine positive Bilanz gezogen: „Wir haben erfolgreich Materialien und Schulungen erprobt, die einen unkomplizierten, spielerischen Einstieg in wertschĂ€tzende GesprĂ€che mit zugewanderten Familien ĂŒber gesellschaftliche Werte, ĂŒber Erziehungsfragen und Jugendschutz ermöglichen.“

157 Mal wurden unter der Regie der LJS vom Herbst 2016 bis Oktober dieses Jahres Ehrenamtliche in dialogischer GesprĂ€chsfĂŒhrung geschult, mit diversem Spiel- und Bildmaterial fĂŒr Eltern und Kinder vertraut gemacht und zu vertiefenden Reflexionstreffen eingeladen. ZusĂ€tzlich stehen elf Koordinatorinnen und ein Koordinator, die langjĂ€hrige Erfahrungen in der niedrigschwelligen Elternarbeit haben, als Multiplikator*innen fĂŒr alle Interessenten bereit.

„Diese sind bestens darauf vorbereitet, das entsprechende Knowhow in Schulungen weiterzugeben. SĂ€mtliche Einrichtungen, Stellen und Ehrenamtliche in Niedersachsen, die mit GeflĂŒchteten arbeiten, können sich an uns wenden und von unseren Erfahrungen sowie den noch vorhandenen Materialien profitieren“, betont Zanjani. Das NiedersĂ€chsische Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat das LJS-Projekt drei Jahre lang mit Fördermitteln nach der Richtlinie zur StĂ€rkung des bĂŒrgerlichen Engagements in der FlĂŒchtlingshilfe unterstĂŒtzt. Jetzt können Kommunen und Ehrenamtliche die Ergebnisse fĂŒr die praktische Arbeit mit zugewanderten Familien nutzen.

Leicht verstÀndliche Materialien
In vielen StĂ€dten und Gemeinden Niedersachsens werden fĂŒr die Menschen, die verstĂ€rkt seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, WillkommenscafĂ©s bzw. offene Treffs angeboten, die zu ungezwungenen Begegnungen und zum lockeren Austausch einladen. Oft werden die offenen Angebote von Ehrenamtlichen betreut. DafĂŒr stellt die LJS Spiel- und Bildangebote
u.a. zu Themen des erzieherischen Jugendschutzes bereit. Mit kurzen Spielanleitungen und Impulsfragen etwa zur gesunden ErnĂ€hrung oder zum Medienkonsum in den Familien wird einfach ins GesprĂ€ch gestartet. Dabei kommen unterschiedliche kulturelle Muster, Werte und Vorstellungen zur Sprache. Besonders geeignet sind dafĂŒr die Bildpaare des deutsch-arabischen Integrationsspiels „Paaraby“ – eine Art interkulturelles Memory, das ein syrischer FlĂŒchtling als Non-Profit-Projekt mit einer Werbeagentur entwickelt hat. Damit kommen schnell lebhafte GesprĂ€che ĂŒber schöne Erlebnisse und Erinnerungen der alten und der neuen Heimat in Gang. Vielfach entwickle sich ein intensiver Austausch, oftmals in deutscher Sprache, berichtet Projektleiterin Zanjani. Die meist schwer vermittelbaren Themen rund um das Jugendschutzgesetz hat die LJS in leicht verstĂ€ndliche, bildhafte Materialen „verpackt“ (Bilder s. Dropbox-Link S.2).

Spaß an Spiel, Sport und ausgewogenem Essen
Gesundes Aufwachsen interessiert die hier angekommenen MĂŒtter und VĂ€ter. Gemeinsam mit ihren Kindern können die Eltern ein Malbuch mit dem Titel „Gesund ernĂ€hren – mit Spaß leben, gestalten und besprechen“ nutzen. ZusĂ€tzlich wurden BĂ€lle, Springseile und Seifenblasen angeschafft, um den Nachwuchs wĂ€hrend der ElterngesprĂ€che sinnvoll zu beschĂ€ftigen und mit Bewegungsspielen auf die Themen „Essen, Bewegen, WohlfĂŒhlen“ einzustimmen. Daraus entsteht stets die Frage, welche guten Spiele gibt es fĂŒr die Kinder? Die LJS hat dazu eine Sammlung mit kleinen Spielen zusammengestellt und eine BroschĂŒre aufgelegt ĂŒber kostenfreie Möglichkeiten, drinnen und draußen zu spielen. Flankierend können InformationsbroschĂŒren auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Kurdisch, Persisch und TĂŒrkisch zu verschiedenen Themen bestellt werden.

Miteinander sprechen – in der neuen Heimat ankommen
„Es ist wichtig, den hier Ankommenden RĂ€ume und Gelegenheit zu bieten, in denen sie sich ungestört austauschen können. Unsere Spiel- und Bildmaterialien bieten schnell und unkompliziert AnlĂ€sse, um miteinander ins GesprĂ€ch zu kommen. Das fördert das gegenseitige Kennenlernen, aber auch das VerstĂ€ndnis der in Deutschland gelebten Werte und der vielfĂ€ltigen Strukturen“, betont Zanjani. Wie passgenau das Engagement der LJS fĂŒr „Jugendschutz & FlĂŒchtlingshilfe“ war, das eng vernetzt ist mit den seit 2013 in Niedersachsen angebotenen „Elterntalks“, zeigen viele positive Reaktionen der Familien, die bisher erreicht wurden. Eine Mutter, die mittlerweile als Multiplikatorin mit anderen Eltern arbeitet, bringt es auf den Punkt: „Es ist nicht einfach, in der deutschen Gesellschaft anzukommen. Der Kontakt mit den hier Lebenden ist wichtig, um die deutschen Traditionen und Gepflogenheiten kennen zu lernen. Nur wenn man diese kennt, können sie geschĂ€tzt und anerkannt werden!“


Medienkontakt
Simone Zanjani
Projektleitung „Jugendschutz und FlĂŒchtlingshilfe“ + „Elterntalk Niedersachsen“
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
Tel.: 0511 – 858788
simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

Attraktives Bildmaterial von den Spielen, Bildkarten etc. zur honorarfreien, anlassbezogenen Verwertung bei Quellennennung (Fotos: LJS) finden Sie in dieser Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/lutddwk82ohygm4/AAAWNeeJU3zjVbhY4YimZp-Ha?dl=0

Mehr Information/Anfragen
Jugendschutz & FlĂŒchtlingshilfe: https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/fluechtlingshilfe/

Elterntalk Niedersachsen: https://www.elterntalk-niedersachsen.de/

Interkulturelles „Memory“ Paaraby: https://www.paaraby.de/


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Permanent PrĂ€sent – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen, 5.12.2019

(Hannover, 5. Dezember 2019) AnzĂŒgliche Kommentare, Grapschen, heimliche Fotos von intimen Situationen und sexuelle BelĂ€stigungen unter Gleichaltrigen – fĂŒr viele Jugendliche sind solche Grenzverletzungen alltĂ€glich. Aktuelle Studien bestĂ€tigen, dass sie permanent mit dem Thema konfrontiert sind: offline und online, MĂ€dchen hĂ€ufiger als Jungen. Sexuelle Übergriffe werden zumeist in vertrauter Umgebung, in der Clique, in der Schule, im Verein oder zuhause durch Bekannte, Freunde oder Beziehungspartnern verĂŒbt. Jugendliche reagieren darauf verletzt, verunsichert und zumeist sprachlos. In diesen Situationen benötigen sie einfĂŒhlsame und ansprechbare Erwachsene. Darin waren sich mehr als 140 FachkrĂ€fte, Expert*innen und GĂ€ste einig, die auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) am Donnerstag die Jahrestagung „Permanent PrĂ€sent“ in Hannover besucht haben. Dabei wurden Risikofaktoren fĂŒr sexuelle Gewalt unter Jugendlichen beleuchtet und Ansatzpunkte fĂŒr Vorbeugung und Hilfe prĂ€sentiert.

LJS Jahrestagung 2019

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„Wir mussten verstehen lernen, dass sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche am hĂ€ufigsten da passiert, wo sie eigentlich am besten geschĂŒtzt sein sollten: in Familien, in Schulen, in Jugendhilfeeinrichtungen, in der Kirche. Alle Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden, sind vor diesem Hintergrund gefordert, PrĂ€vention und Schutz in ihrer Arbeit so zu verankern, dass Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe nach Möglichkeit verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche verlĂ€ssliche Beschwerdewege nutzen können, wenn sie sich verunsichert oder bedroht fĂŒhlen“, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V., Diözesan-Caritasdirektor Franz Loth in seinem Grußwort. „Zahlreiche FĂ€lle von Missbrauch und sexueller Gewalt gegen Kinder sind allein in diesem Jahr ans Licht gekommen. Daran wird deutlich, wie wichtig es ist, bei dem Thema wach und aufmerksam zu bleiben. FĂŒr die betroffenen Kinder mĂŒssen wir Hilfe und UnterstĂŒtzung bereitstellen“, betonte Heiger Scholz, StaatssekretĂ€r im NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Ohne Scham ĂŒber SexualitĂ€t, GefĂŒhle und Unsicherheiten sprechen
„Aus unserer Sicht geht es darum, Jugendlichen zu vermitteln, dass sie ein Recht auf Schutz und UnterstĂŒtzung haben und gleichzeitig den Rechten anderer mit Respekt begegnen mĂŒssen. FachkrĂ€fte in Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe, aber auch Eltern und weitere Bezugspersonen sind gefordert, ein vertrauensvolles Klima zu schaffen, damit sich Kinder und Jugendliche ohne Scham an sie wenden und Orientierung finden können“, sagte LJS-Leiterin Imke Schmieta. DafĂŒr bietet die Landesstelle u.a. Schulungen an. Andrea Buskotte, LJS-Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention, berichtete ĂŒber das jetzt ausgelaufene Projekt „Nice to meet you“, ein Informations- und GesprĂ€chsangebot fĂŒr geflĂŒchtete Jungen in Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen ĂŒber Rechte und Respekt: „Mit diesem Projekt haben wir Methoden fĂŒr die PrĂ€vention und Reflexion erarbeitet. Die LJS wird auch kĂŒnftig einen Schwerpunkt setzen auf entsprechende Information und Fortbildungen fĂŒr FachkrĂ€fte in Wohngruppen, fĂŒr die Schulsozialarbeit und LehrkrĂ€fte“, kĂŒndigte Buskotte an.

Hinschauen und Handeln statt Wegducken
Die Hauptreferentin der Fachtagung, Prof. Dr. Sabine Maschke von der Philipps UniversitĂ€t Marburg, stellte die vom hessischen Kultusministerium geförderte Studie „Speak!“ vor. Dazu wurden von 2016 bis 2018 knapp 3.000 14- bis 16-JĂ€hrige an allen Schulformen befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend: Fast die HĂ€lfte hat Erfahrungen mit nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt. Knapp ein Viertel, vor allem MĂ€dchen, hat körperliche sexuelle Gewalt bereits erlebt.

Ab dem elften/zwölften Lebensjahr steigen die Erfahrungen mit sexueller Gewalt sprunghaft an. Dabei sind die fĂŒnf hĂ€ufigsten Risikoorte Schule, Internet, der öffentliche Raum, Partys in einer anderen Wohnung oder Zuhause. Nach Angaben von Betroffenen geht die sexuelle Gewalt zu knapp 75 Prozent von 12- bis 18-JĂ€hrigen aus. „Weil diese Erfahrungen so alltĂ€glich sind, gehen viele betroffene Jugendliche davon aus, das sei ‚normal‘ und sie dĂŒrften ĂŒber ihre Verletzung nicht sprechen“, berichtete die Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin. Viele wollten auch nicht „petzen“ und suchten deshalb nur selten Hilfe bei Erwachsenen. Eher vertrauten sie sich anderen Jugendlichen an, was zwar im ersten Moment entlasten, fĂŒr die ins Vertrauen Gezogenen aber zu einer seelischen Belastung werden könne. „Es fehlt an erwachsenen Ansprechpersonen, die Jugendliche als kompetent wahrnehmen und denen sie vertrauen können. Als Erwachsene mĂŒssen wir sehr viel stĂ€rker Verantwortung ĂŒbernehmen. Die bittere RealitĂ€t zu verleugnen bringt uns nicht weiter. Es gilt vielmehr: Hinschauen und Handeln statt Wegducken.“ GewaltprĂ€vention an Schulen mĂŒsse darauf zielen, eine achtsame, prĂ€ventive Haltung und eine schĂŒtzende Umgebung zu fördern, fordert Mascke.

LJS Jahrestagung 2019, Dr. Tanja Rusack, Uni Hildesheim

Dr. Tanja Rusack, Uni Hildesheim

Mehr SensibilitÀt und Transparenz in der pÀdagogischen Praxis
Wie werden junge Menschen von Gewalt in ihren ersten Paarbeziehungen geprĂ€gt? Zu diesem Themenkomplex forscht Dr. Tanja Rusack, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fĂŒr Sozial- und OrganisationspĂ€dagogik der Stiftung UniversitĂ€t Hildesheim: „Unsere Interviews mit Jugendlichen zeigen, dass es auch in Paarbeziehungen zu Gewalt und sexuellen Übergriffen kommt. Es ist ein Problem, dass viele Jugendliche in solchen Situationen oft keine Chance gesehen haben, sich dann jemanden anzuvertrauen. AbhĂ€ngigkeit, Scham, Unsicherheit spielen dabei eine Rolle.“ Es bedĂŒrfe einer grĂ¶ĂŸeren SensibilitĂ€t und Transparenz der Themen SexualitĂ€t und sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen in der pĂ€dagogischen Praxis. Gemeinsam mit Jugendlichen mĂŒssten diese Themen bearbeitet und besprochen werden. Dann könnten Verfahren entwickelt werden, die bei den Perspektiven der Jugendlichen ansetzen und ihre höchstpersönlichen Rechte stĂ€rken und schĂŒtzen. Schutzkonzepte und -maßnahmen mĂŒssten bei den Interessen sowie Positionierungen von Jugendlichen zu SexualitĂ€t und Gewalt ansetzen. Im Rahmen der Förderrichtlinien des Bundesbildungsministeriums „Forschung zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pĂ€dagogischen Kontexten“ hat die UniversitĂ€t Hildesheim Forschungsprojekte umgesetzt, die aus einer Adressat*innenperspektive die Frage stellen, wie bei der „Peer Violence“ und im Umgang mit SexualitĂ€t Grenzen fĂŒr Jugendliche verlaufen und welche Aushandlungen dabei durchlaufen werden.

Soziale Medien erschweren die GewaltprÀvention
Die Entwicklung von Handlungsempfehlungen fĂŒr die pĂ€dagogische Praxis zum fachlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt unter digitalem Medieneinsatz – darauf ist Prof. Dr. Frederic Vobbe, Lehrstuhl fĂŒr Soziale Arbeit an der FakultĂ€t fĂŒr Sozial- und Rechtswissenschaften der SRH Hochschule Heidelberg, spezialisiert. In Hannover stellte er sein Forschungsprojekt „Human“ vor. „Der Umgang mit sexualisierten Grenzverletzungen im Kontext digitaler Mediennutzung ist eine aktuelle Herausforderung. Fachliche Dilemmata der GewaltprĂ€vention und der Krisenintervention werden durch den Einsatz sozialer Medien verstĂ€rkt. Bisher gibt es in der Beratungspraxis z.B. keinen Konsens fĂŒr den Umgang mit der begrĂŒndeten Angst betroffener Jugendlicher, dass Nacktbilder oder Missbrauchsabbildungen mit ihnen existieren bzw. wiederauftauchen.“ Standards professioneller Hilfen mĂŒssten daher kritisch hinterfragt und ĂŒberdacht werden, fordert Vobbe.

LJS Jahrestagung 2019

v.l. Buskotte, Scholz, Loth, Schmieta.jpg


Bildmaterial zur honorarfreien, anlassbezogenen Verwertung (Fotos: LJS) und Pressetexte finden Sie in dieser Drobbox: https://www.dropbox.com/sh/wsf227j6jva6ww5/AABs4z9XbEaK6srFgoXe-C-ya?dl=0

Mehr Information: https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gewalt/


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Eintauchen in die virtuellen Spielewelten von Kindern – Regeln vereinbaren, 15.11.2019

LAN-Party fĂŒr Eltern

Eintauchen in die virtuellen Spielewelten von Kindern – Regeln vereinbaren

(Hannover, 15. November 2019) Fortnite, Brawl Stars oder Fifa-Computerspiele sind fĂŒr viele Jungen und MĂ€dchen ein faszinierender Freizeitvertreib. Jungen lassen gerne Fantasy-Welten entstehen, messen sich in Sportspielen und favorisieren Action-Spiele, die als einzige Konfliktlösung die Tötung bzw. das „Auslöschen“ des Feindes anbieten. MĂ€dchen bevorzugen dagegen eher Geschicklichkeits- und Strategiespiele. Computerspiele werden laut der aktuellen KIM-Studie „Kindheit, Internet und Medien“ (MedienpĂ€dagogischer Forschungsverbund SĂŒdwest, 2018) von 60 Prozent der 6- bis 13-JĂ€hrigen tĂ€glich oder zumindest mehrmals in der Woche gespielt. Fast zwei Drittel der 12- bis 13-JĂ€hrigen spielen regelmĂ€ĂŸig. Bei den MĂ€dchen fĂ€llt dieser Wert mit 52 Prozent zwar geringer aus. Das zeigt aber, dass sich digitale Spiele auch in den Lebenswelten von MĂ€dchen etabliert haben.

Das Spielen an Konsole oder Smartphone kann zum alltĂ€glichen Streitpunkt in der Familie werden, wenn In-App-KĂ€ufe bei Fortnite, Coin Master & Co. das Taschengeld und die Nerven der Eltern sprengen oder die Kids Kontakte in Spielechats knĂŒpfen, bei denen sich kein gutes GefĂŒhl einstellt. Dann ist man in der Medien- und Lebenswelt von heute angekommen. Dabei stellen digitale Medien, insbesondere Computerspiele und Spiele-Apps, Eltern vor die besonderen Herausforderungen, den Anschluss an rasante technische Innovationen nicht zu verlieren, gleichzeitig Vorbild und Vertrauensperson fĂŒr die eigenen Kinder zu bleiben. Wie ein guter Weg zwischen rigiden Verboten und „laufen lassen“ aussehen kann, erfuhren 90 MĂŒtter und VĂ€ter, die am Donnerstag auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) an einer kostenlosen LAN-Party fĂŒr Eltern in Hannover teilgenommen haben.

Eltern sollten auch in der digitalen Welt Orientierung geben können
In der Akademie des Sports konnten unter professioneller Anleitung an vernetzten Rechnern, Tablets, Spielkonsolen und Virtual-Reality (VR)-Brillen populĂ€re Angebote fĂŒr unterschiedliche Altersfreigaben und verschiedener Genres bis hin zu sogenannten Ballerspielen ausprobiert werden. Im Expertentalk wurden viele Fragen beantwortet. „Unser Ziel ist es, dass Eltern ihren Kindern Orientierung geben können auch in den digitalen Erlebniswelten, mit denen die junge Generation selbstverstĂ€ndlich aufwĂ€chst. Wir laden MĂŒtter und VĂ€ter ein, damit sie verstehen, was ihre Kinder daran so fasziniert“, erlĂ€uterte LJS-Leiterin Imke Schmieta. NatĂŒrlich machten sich Eltern oft Sorgen ĂŒber das Spielverhalten ihrer Kinder. Dies könne aber den Blick auf Chancen verstellen. Um Kindern und Jugendlichen die notwenige Medienkompetenz zu vermitteln, wĂŒrden viele Erwachsene benötigt: PĂ€dagogische FachkrĂ€fte in KindergĂ€rten und Schulen, vor allem aber die Eltern. Zu den digitalen Welten bietet die LJS diverse medienpĂ€dagogische Projekte an, die Handlungssicherheit vermitteln.

Pure Ballerei oder spannende Abenteuer?
„Die Frage, wieviel Medienzeit fĂŒr Kinder unbedenklich ist, beschĂ€ftigt viele MĂŒtter und VĂ€ter. Wenn es nach den Kindern ginge, gĂ€be es etwa bei Fortnite gar kein Ende“, berichtete Eva Hanel, Medienreferentin der LJS. Ebenso herrsche bei den Eltern große Verunsicherung, ob dieses Spiel altersangemessen ist. Gerade den MĂŒttern und VĂ€tern, die sich selbst nicht fĂŒr digitale Spiele begeistern könnten, falle es oft schwer, VerstĂ€ndnis fĂŒr die beliebte FreizeitaktivitĂ€t zu entwickeln.

„Viele Eltern können nicht nachvollziehen, warum ihre Kinder vom Taschengeld einen Fortnite-Tanz oder eine Kiste Juwelen fĂŒr einen Fortschritt im Spiel kaufen möchte. Dann sollte man gemeinsam ĂŒberlegen, ob dies im Rahmen des Taschengeldes möglich ist oder In-App-KĂ€ufe sperren, um mögliche Kostenfallen zu vermeiden“, empfiehlt die Medienexpertin.

Kinder auf dem Weg zur kompetenten Mediennutzung begleiten
„Eltern brauchen fĂŒr die Medienerziehung zu Hause nicht nur Wissen rund um digitale Medien, sondern auch jede Menge alltagspraktisches Geschick, Offenheit und Mut. Mit diesem Paket kann es gelingen, Kinder auf ihrem Weg zu kompetenten Mediennutzern zu begleiten, ohne den lustvollen und neugierigen Blick auf die Medienwelt von morgen zu verstellen“, betonte Dr. Iren Schulz, promovierte MedienpĂ€dagogin und selbst Mutter einer neunjĂ€hrigen Tochter. Neben ihrer TĂ€tigkeit als SCHAU HIN!-Mediencoach gestaltet sie als freie Dozentin im Bereich Medienkompetenz und Medienbildung deutschlandweit Fortbildungen, Workshops und Projekte.


Medienkontakt: Eva Hanel, Referentin fĂŒr Medien, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen,
T: 0511-858788, E-Mail: Eva.Hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Bildmotive und Logos zur anlassbezogenen, honorarfreien Verwendung (Quelle: LJS) finden Sie in dieser Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/1wgtaef9ufszpt3/AADlGqB4HfdliqrA5MKHbY9Ha?dl=0

BroschĂŒren der LJS zum Thema Computerspielen
HAUPTSACHE ACTION – WAS SPIELT IHR KIND?
Kostenlose BroschĂŒre fĂŒr Eltern gegen Versandkosten, max. 50 StĂŒck + nur in Niedersachsen bestellbar

COMPUTERSPIELE – INFORMATIONEN FÜR MULTIPLIKATOREN
BroschĂŒre fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte und andere Multiplikatoren, 10 € zzgl. Versand

Eltern, Kita und Schule mĂŒssen Kinder fit machen fĂŒrs Internet, 5.11.2019

LJS-Fachtagung „Kinder, die auf Handys starren – Online-Nutzung von MĂ€dchen und Jungen“

Eltern, Kita und Schule mĂŒssen Kinder fit machen fĂŒrs Internet

(Hannover, 5. November 2019) Aktuell wĂ€chst eine Generation heran, die selbstverstĂ€ndlich mit dem Smartphone groß wird, digital lernt, kommuniziert und lebt. InternetfĂ€hige Handys und Tablets gehören fĂŒr immer mehr Kinder schon in frĂŒhen Jahren zum Alltag. Das birgt Chancen, aber auch Risiken. In der Onlinewelt können MĂ€dchen und Jungen auf verĂ€ngstigende, schockierende, selbstgefĂ€hrdende Inhalte oder auf Einstellungen und Verhaltensweisen treffen, die verrohen und diskriminieren. Ebenso kann die Unerfahrenheit von Kindern durch manipulierende Werbung, Kostenfallen oder das Ausspionieren persönlicher Daten ausgenutzt werden. ZusĂ€tzlich wird Druck aufgebaut, unmittelbar auf Nachrichten antworten zu mĂŒssen (WhatsApp-Stress) und das perfekte Bild zur Selbstinszenierung auf Instagram zu posten, um absurd ĂŒberhöhten Schönheitsidealen zu entsprechen.

Nur im Zusammenspiel zwischen pĂ€dagogischen FachkrĂ€ften und Eltern kann es gelingen, Kinder und Jugendliche zu einem kritischen und selbstbestimmten Handeln im Internet zu befĂ€higen. Darin waren sich gut 80 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte einig, die am Dienstag mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis unter dem Titel „Kinder, die auf Handys starren“ ĂŒber Chancen und Risiken der Online-Nutzung von MĂ€dchen und Jungen diskutiert haben. Zu dieser medienpĂ€dagogischen Fachtagung hatte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) nach Hannover eingeladen.

Gemeinsam Regeln aufstellen
Viele Eltern kaufen ihren Kindern bereits im Grundschulalter ein Smartphone, da die „digitale Nabelschnur“ Sicherheit suggeriert: Kinder können im Fall der FĂ€lle ihre Eltern erreichen und umgekehrt. „Das darf jedoch nicht dazu fĂŒhren, dass sich MĂ€dchen und Jungen nicht mehr unbeobachtet entfalten können und in ihrem Bestreben nach Selbstwirksamkeit behindert werden“, fordert Eva Hanel, Fachreferentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik der LJS und Tagungsleiterin. Sie empfiehlt, auf dem Smartphone der Kinder Jugendschutzeinstellungen zu aktivieren, um den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu verhindern, sog. In-App-KĂ€ufe zu unterbinden und die PrivatsphĂ€re der MinderjĂ€hrigen zu gewĂ€hrleisten. „Regeln rund um die Smartphone-Nutzung sollten von Eltern und Kindern gemeinsam aufgestellt und deren Einhaltung kontrolliert werden. Medienfreie Zeiten sind wichtig!“ PĂ€dagogische FachkrĂ€fte, die von der LJS fortlaufend als „Eltern-Medien-Trainer“ zertifiziert werden, unterstĂŒtzen Eltern bei der Medienerziehung zu Hause.

„Zwischen Trampolin und Smartphone“
Unter dieser Überschrift hat die Leiterin der Medienforschung von SUPER RTL, Birgit Guth, am Dienstag die aktuelle Mediennutzung von Kindern beleuchtet: Nach wie vor spielen sie am liebsten mit Freunden, treiben Sport, malen und basteln. Gleichzeitig ist das Fernsehen noch immer das wichtigste Freizeitmedium fĂŒr Kinder. Dabei gewinnen zielgruppenaffine Inhalte von YouTube, Netflix, Amazon und Mediatheken zunehmend an Bedeutung. Diese agieren in der Medienlandschaft aber anders als die angestammten Unternehmen. „Sie sind technologie-getrieben, interpretieren Werberichtlinien anders und richten sich an ein globales und nicht an ein lokales Publikum. Daraus entsteht eine neue Medienlandschaft und -realitĂ€t, die einerseits Chancen eröffnet, wenn wir an die digitale Teilhabe von Kindern denken, andererseits Risiken zum Beispiel fĂŒr den Jugend- oder Datenschutz in sich birgt“, sagt Guth. Sie empfiehlt Eltern und FachkrĂ€ften, sich intensiv mit den medialen BedĂŒrfnissen und Vorlieben von Kindern auseinanderzusetzen und diesen mehr Beachtung zu schenken.

Krankmachende Selbstinszenierung mit perfekten Bildern
Wie wichtig dies auch bei Heranwachsenden, besonders fĂŒr MĂ€dchen ist, beschrieb Dr. Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstitut fĂŒr das Bildungsfernsehen (IZI). Das soziale Netzwerk Instagram ist derzeit die wichtigste BĂŒhne, auf der sich MĂ€dchen und Jungen selbst inszenieren, Stars oder Influencer*innen folgen und Fotos sowie Videos von anderen kommentieren. Mindestens 85 Prozent der 12- bis 19-JĂ€hrigen posten hier aktiv Fotos und Videos. 2018 haben das IZI, die MaLisa Stiftung in Kooperation mit dem Bundesfachverband fĂŒr Essstörungen untersucht, welche Auswirkungen das Streben nach dem perfekten Bild, nach Anpassung an ein ĂŒberhöhtes Schönheitsideal haben. Rund die HĂ€lfte der 12- bis 19-JĂ€hrigen nutzt regelmĂ€ĂŸig Filter, um die Haare glatter, die Haut reiner oder den Körper schlanker darzustellen. „Damit verschiebt sich nachweislich das GefĂŒhl dafĂŒr, was schön und natĂŒrlich ist. Dies kann bis in eine Essstörung fĂŒhren, insbesondere wenn Fitness- und ErnĂ€hrungs-Influencerinnen regelmĂ€ĂŸig verfolgt und zur Orientierung genutzt werden“, warnt Studienleiterin Götz. Sie fordert mehr Medienkompetenz besonders fĂŒr MĂ€dchen, die mit diesem enormen Druck weitgehend allein gelassen wĂŒrden. Wenn Influencerinnen wieder mehr von ihrer IndividualitĂ€t zeigten und weniger unerreichbare Ideale als scheinbar erreichbar vorgaukelten, wĂ€re schon viel gewonnen. Ein wichtiger Schritt wĂ€re es, wenn die Konzerne, die Mode- und Lifestyle-Influencerinnen sponsorn, vermehrt Frauen unterstĂŒtzten, die fĂŒr die real existierende VielfĂ€ltigkeit von MĂ€dchen und Frauen stehen, und weniger an einem Zelebrieren krankmachender Schönheitsideale mitwirken wĂŒrden, sagt Götz.

Blick hinter die Kulisse lohnt sich
Die Oldenburger MedienpĂ€dagogin Christina ter Glane plĂ€dierte in ihrem Vortrag dafĂŒr, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen Medienkompetenzen entwickeln. PrĂ€ventionsangebote spielten eine ĂŒberaus wichtige Rolle, damit Klein und Groß hinter die Kulissen der digitalen Onlinewelt blicken und Stress im Netz vermeiden könnten. Eltern und LehrkrĂ€fte sollten die Schuld fĂŒr Probleme wie Stress im Klassenchat nicht nur bei den Kindern suchen, sondern Vorbild sein und Orientierung geben. FĂŒr sehr hilfreich hĂ€lt ter Glane die jugendlichen Scouts von JUUUPORT e.V., die sich ehrenamtlich fĂŒr Respekt und Zivilcourage im Netz einsetzen und Gleichaltrige bei Themen wie Cybermobbing, Abzocke oder Datenklau online beraten.

Vorsicht bei „Kinder-Apps“
Deutliche Forderungen an die Spieleindustrie formulierte Peter Knaak, Redakteur der Zeitschrift „test“, Datenschutzbeauftragter bei der Stiftung Warentest. Im Sommer 2017 hatte die Stiftung Warentest erstmals in Kooperation mit jugendschutz.net 50 besonders umsatzstarke Apps aus den Kategorien „Spiele und Familie“ des Google Play Store und aus „Spiele und Kinder“ des Apple-App-Store geprĂŒft und seither wiederholt getestet – mit niederschmetternden Ergebnissen. „Es ist nicht erkennbar, dass die Spielebranche Kinder und Heranwachsende angemessen schĂŒtzen will“, berichtet Knaak. Sie mĂŒsse u.a. die Kommunikation der Spielenden etwa durch moderierte Chats absichern, zumindest aber barrierefrei zugĂ€ngliche Möglichkeiten fĂŒr die Meldung unangemessener BeitrĂ€ge zulassen. „Kinderaffine Apps sollten keinerlei Tracking enthalten und keine Daten ĂŒbertragen, die nicht unmittelbar fĂŒr das Spiel erforderlich sind“, fordert der Experte.

NDR-Bericht vom 5.11.2019, Video


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Motive/Fotos: LJS), sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox:
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Mehr Information
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen LJS: www.jugendschutz-niedersachsen.de/medien/

Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS),
T: 0511 858788, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de


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Neues  Projekt der LJS: „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, 17.10.2019

Neues  Projekt der LJS:

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“

Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) startet ein neues PrĂ€ventionsprojekt zum Thema „Sexuelle Gewalt an Kindern“. Das Angebot wendet sich landesweit an Schulen und Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und soll zu einer vertieften BeschĂ€ftigung mit dem Thema beitragen.

Denn sexuelle Gewalt an Kindern ist auch nach Jahrzehnten der gesellschaftlichen und fach­lichen Auseinandersetzung mit dem Thema eine Herausforderung. Das zeigt sich an den unverĂ€ndert hohen Fallzahlen z.B. in der Kriminalstatistik ebenso wie bei der Aufdeckung und Aufarbeitung einzelner FĂ€lle. Betroffene Kinder und Jugendliche stehen in der Regel unter großem Druck. Vielfach werden sie eingeschĂŒchtert oder erpresst, oft hindern gezielt ausgelöste Scham- und SchuldgefĂŒhle Kinder daran, sich zu Ă€ußern. Viele TĂ€ter (und TĂ€terinnen) binden Kinder mit einem ausgeklĂŒgelten System aus Zuwendung und Beloh­nungen auf der einen Seite und Drohungen auf der anderen Seite an sich. Kinder in so einer Lage sind darauf angewiesen, dass Erwachsene ihre Notsituation frĂŒhzeitig wahrnehmen und richtig reagieren können.

Quelle: Photographee.eu_Shutterstock.com

FachkrĂ€fte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, benötigen Basiswissen ĂŒber sexuellen Missbrauch, ĂŒber TĂ€terstrategien und ĂŒber die Folgen fĂŒr die Betroffenen. Und sie brauchen ein fachliches und kollegiales Umfeld, das sie bei der Begleitung von betroffenen Kindern gut unterstĂŒtzt. Die damit zusammenhĂ€ngenden Problemlagen sollen im Projekt der LJS thematisiert werden. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen und (Inhouse-)Fort­bildungen wollen wir konkrete Fragestellungen bearbeiten – zum Beispiel: Wie kann man mit Kindern ĂŒber sexuellen Missbrauch sprechen, ohne sie zu ĂŒberfordern? Wie sollten Fach­krĂ€fte vorgehen, wenn sie sexuellen Missbrauch vermuten? Was ist zu tun, wenn ein Über­griff bekannt geworden ist? Welche UnterstĂŒtzung brauchen Kinder, die Missbrauch erlebt haben? Wo finden FachkrĂ€fte spezialisierte Beratung und regionale Hilfeangebote?


Interessierte Einrichtungen können sich an die Landesstelle Jugendschutz wenden. FĂŒr RĂŒckfragen steht Ihnen Andrea Buskotte zur VerfĂŒgung: Telefon: 0511 858788, E-Mail: andrea.buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de.

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Umgang mit kindlicher SexualitĂ€t – Strategien fĂŒr ein brisantes Thema im Kita-Alltag, 1.10.2019

PRESSEMITTEILUNG 

zur Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t“ der Landesstelle Jugendschutz (LJS) am heutigen Dienstag (01.10.2019) im Kulturzentrum Pavillon Hannover

LJS-Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“

Gesucht: Handlungsstrategien fĂŒr ein brisantes Thema im Kita-Alltag

(Hannover, 1. Oktober 2019) Die Nachfrage ist groß, die Unsicherheit auch: Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte zur Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“ eingeladen. Gut 80 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte haben am Dienstag in Hannover mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis ĂŒber den Umgang mit SexualitĂ€t in Einrichtungen fĂŒr Kinder diskutiert. Fast ebenso viele Anmeldungen konnten nicht berĂŒcksichtigt werden. „Wir beobachten, dass sich FachkrĂ€fte vermehrt Anregungen wĂŒnschen, um zeitgemĂ€ĂŸe Handlungsstrategien fĂŒr den Kita-Alltag entwickeln zu können. Dabei geht es sowohl um konkrete Situationen im Umgang mit kindlicher SexualitĂ€t als auch um die Arbeit mit einer sehr heterogenen Elternschaft zu diesem Thema“, berichtet Tanja Opitz, Fachreferentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik bei der LJS und Leiterin der Tagung.

Referent*innen der heutigen LJS-Fachtagung „Kindliche SexualitĂ€t – zwischen Elternwille und PĂ€dagogik“ in Hannover (v. li.): Tanja Opitz, Torsten Linke, Prof. Dr. Sylvia KĂ€gi, Jörg Nitschke (Foto: LJS)

Fehlende Aus- und Weiterbildungsangebote im Elementarbereich hĂ€tten zur Folge, dass Kindern in Tageseinrichtungen aus Unsicherheit oder Sorge oft wichtige Erfahrungen verwehrt werden. „Kinder haben das Recht, sich zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfĂ€higen Persönlichkeit zu entwickeln. Die Entwicklung einer selbstbestimmten SexualitĂ€t, eine selbstbewusste und positive Einstellung zum eigenen Körper gehören dazu. DafĂŒr brauchen Kinder altersangemessene Begleitung und Hilfestellung sowohl von den Eltern als auch vom pĂ€dagogischen Fachpersonal in den KindertagesstĂ€tten“, betonte Tanja Opitz am Dienstag.

Umgang mit kindlicher SexualitÀt ist umstritten wie nie
„Kinder sind sexuelle Wesen, dies wird heute allgemein anerkannt. Gleichzeitig ist die Auseinandersetzung um kindliche SexualitĂ€t und deren Begleitung umstritten wie nie. Eine aktive BeschĂ€ftigung mit dem Thema hilft einerseits, eigenen Ängsten und Unsicherheiten entgegen zu wirken und andererseits, sich Angriffen aus beispielsweise rechtspopulistischen oder fundamentalistisch-religiösen Kreisen fundiert entgegenzustellen“, sagte Jörg Nitschke, Dozent am Institut fĂŒr SexualpĂ€dagogik (isp, Dortmund). Der Erziehungswissenschaftler beleuchtete die psychosexuelle Entwicklung von Kindern sowie deren SexualitĂ€t im Unterschied zur der von Erwachsenen: „Die Betrachtung der Erwachsenen auf der Grundlage ihrer Vorstellungen von SexualitĂ€t fĂŒhrt oft erst zu Sexualisierungen kindlichen Spiels. Dies bedeutet nicht, dass keine Grenzverletzungen oder Übergriffe unter Kindern stattfinden. Eine differenzierte Herangehensweise hilft, eine harmlose Situation von einem Vorgehen mit Handlungsbedarf abzugrenzen.“ Nitschke wirbt dafĂŒr, das Thema „aktiv“ auf die Agenda der Kitas zu setzen, bestenfalls auf der Grundlage eines sexualpĂ€dagogischen Konzepts. Wenn dieses mit Angeboten fĂŒr die Eltern versehen und auf deren Partizipation ausgerichtet werde, erzielten die Akteur*innen in der Einrichtung mehr Handlungssicherheit nach innen. Sie erarbeiteten sich zudem ein „wichtiges Handwerkszeug in stĂŒrmischen Zeiten“ und wĂŒrden damit auch sicherer in der (sexual)-politischen Positionierung nach außen.

Eltern informieren und als zentrale Sexualerziehende stÀrken
Dass Eltern eine entscheidende Rolle fĂŒr die sexuelle Bildung spielen, davon ist auch Torsten Linke ĂŒberzeugt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Merseburg und forscht dort am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur u.a. zum Thema „SexualitĂ€t und Familie“. Grundlage fĂŒr die professionelle (sozial-)pĂ€dagogische Arbeit sei, die Eltern als zentrale und wichtigste Sexualerzieher*innen, die jeweilige familiĂ€re Sexualkultur und die vorhandene gesellschaftliche PluralitĂ€t von Familie grundsĂ€tzlich anzuerkennen. Dies mĂŒsse sich in der tĂ€glichen Arbeit und in den pĂ€dagogischen Konzepten wiederfinden. Fokussiert auf SexualitĂ€t, ergebe sich auch aus der gesetzlichen Situation eine Informationspflicht und die umfassende Einbindung der Eltern bei geplanten sexualpĂ€dagogischen Veranstaltungen. „Eine rechtzeitige Information und eine angemessene Transparenz etwa mit Blick auf die geplanten Inhalte, die methodische Umsetzung und die verwendeten Materialien können BefĂŒrchtungen der Eltern aufgreifen und diesen entgegenwirken“, betonte Linke. Er plĂ€diert dafĂŒr, sexuelle Bildung mehr an die Eltern zu adressieren. Einerseits nehme dies Eltern und damit die Familie als Sozialisationsinstanz und deren Funktionen wie Aufgaben ernst; andererseits könne auf diese Weise gezielte UnterstĂŒtzung zu sexuellen Themen, bspw. bei Fragen zur sexuellen Entwicklung von Kindern oder zum Umgang mit digitalen Medien, angeboten werden.

„Igitt, wie schön“
Unter dieser Überschrift stellte Prof. Dr. Sylvia KĂ€gi Strategien vor, wie sexualpĂ€dagogischen Herausforderungen im Alltag einer Kindertageseinrichtung begegnet werden können. Die Professorin fĂŒr PĂ€dagogik der Kindheit und Leiterin des BA-Studiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter an der Fachhochschule Kiel erprobt entsprechende Konzepte in KindertagesstĂ€tten. Nach ihrer Erfahrung sind sexuelle Themen fester Bestandteil in den Einrichtungen. „Der Umgang und die Vielfalt der Themen scheinen dagegen wenig prĂ€sent zu sein und stellen FachkrĂ€fte vor große Herausforderungen“, betonte KĂ€gi. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der LJS-Fachtagung erarbeitete die Professorin Anforderungen an eine zeitgemĂ€ĂŸe SexualpĂ€dagogik in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS), den LJS-Flyer „Elterninfo SexualitĂ€t“, Artikel „Mit Kindern ĂŒber SexualitĂ€t reden?“ der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. AJS, 2018) sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/67v29is176vsj39/AABgL30TFq80oQj9a8Kc6B-Aa?dl=0

Mehr Information
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/aids-sex/

Medienkontakt
Tanja Opitz, Referentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), T: 0511 858788, tanja.opitz@jugendschutz-niedersachsen.de

Vorurteil + gesellschaftliche Macht. Bericht zum LJS-Seminar, September 2019

„Wann, wenn nicht jetzt? Diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen“

 „Eine Diskriminierung kommt selten allein“ – Schon zu Beginn des Seminars wird deutlich: Diskriminierung ist vielfĂ€ltig und vor allem vielschichtig. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in ihrer Arbeit mit Jugendlichen zu tun und bei allen ist Diskriminierung ein prĂ€sentes Thema.

Die eigene Position reflektieren

Die Referentin Verena Meyer

Das Seminar der Referentin Verena Meyer (Trainerin fĂŒr Empowerment und intersektionale Bildung in der Jugendarbeit, TraumapĂ€dagogin) widmete sich unter anderem der Frage, wie diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen aussehen und in welchen Dimensionen Diskriminierung auftreten kann.

Im ersten Teil des Seminars stand Reflexion auf dem Programm. Mit der Methode des „IdentitĂ€tsmolekĂŒls“ wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu angeregt, ĂŒber ihre eigenen Gruppenzugehörigkeiten nachzudenken. Gibt es eine Gruppenzugehörigkeit die mir besonders wichtig ist? Gibt es positive oder negative Erfahrungen, die ich mit einer Gruppe verbinde? Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass es oft gar nicht so leicht fĂ€llt, sich selbst einer Gruppe zuzuordnen. Genauso zeigte sich aber auch, dass eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit eine Verbindung zwischen ansonsten sehr unterschiedlichen Menschen schaffen kann. Dabei handelt es sich zum Beispiel um das Muttersein, aber auch ein Ă€hnliches Alter oder die Verbindung zum eigenen Geschlecht. Im gleichen Schritt wurde thematisiert, wie man – vielleicht unbewusst oder unabsichtlich – jemanden aufgrund einer unterstellten Zugehörigkeit diskriminiert. FĂŒr eine diskriminierungssensible Arbeit hilft es also, die eigene Position und die seiner Mitmenschen mit der „diskriminierungssensiblen Brille“ zu betrachten und dabei auch die eigenen Privilegien zu reflektieren.

Doch worum handelt es sich bei Diskriminierung ĂŒberhaupt und in welchen Dimensionen tritt sie auf? Neben einer ausfĂŒhrlichen BegriffsklĂ€rung gibt die Referentin eine verkĂŒrzte Definition: Vorurteil + gesellschaftliche Macht = Diskriminierung. Selten erfolgt Diskriminierung nur aufgrund eines Faktors. Meistens sind zeitgleich mehrere Dimensionen betroffen, zum Beispiel das Geschlecht und der sozialen Status. In diesem Fall spricht man von IntersektionalitĂ€t. Und was bedeutet all das fĂŒr die Praxis?

Unter dem Motto „Think big“ sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen darĂŒber nachdenken, wie diskriminierungssensible Jugendarbeit aussehen kann. Von Aktionstagen ĂŒber thematisch eingerichtete RĂ€ume, in denen Jugendliche ihre Probleme besprechen und diese loswerden können, bis hin zu Supervisionen und Strategien, prĂ€ventiv Vorurteile und Machtmechanismen zu thematisieren und diese immer wieder zu markieren, wurde vieles genannt. Doch diskriminierungssensible Arbeit kann auch schon im Kleinen beginnen: mit der Reflexion des eigenen Verhaltens und dem gemeinsamen darĂŒber Reden.

Laura WĂŒstefeld, Praktikantin der LJS


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Herzlicher Abschied fĂŒr Andrea Urban – LangjĂ€hrige Leiterin der Landesstelle Jugendschutz geht in den Ruhestand, 31.7.2019

31.7.2019

Herzlicher Abschied fĂŒr Andrea Urban – LangjĂ€hrige Leiterin der Landesstelle Jugendschutz geht in den Ruhestand

Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsmitglied der LAG FW e.V. | Martin Fischer, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der LAG FW e.V. | Andrea Urban, bisherige Leiterin der LJS | Imke Schmieta, neue Leiterin der LJS | Otto Drewes, ehem. Vorstandsmitglied der LAG FW e.V.

Respekt und Dank fĂŒr die Leistungen einer ausgewiesenen Jugendschutz- und Medienexpertin: Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachen (LAG FW) hat am Mittwoch Andrea Urban in den Ruhestand verabschiedet. Urban hat die LJS in den vergangenen 34 Jahren zu einer renommierten Fortbildungsinstitution fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte und einer landesweit gefragten Informationsstelle fĂŒr Kitas, Schulen und Eltern geformt. Zum 1. August ĂŒbergibt Urban die LJS-Leitung an Imke Schmieta, die zuvor viele Jahre die GeschĂ€fte der Aidshilfe Niedersachsen (AHN) gefĂŒhrt hat.

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Neues Thema fĂŒr Elterntalk Niedersachsen: Spielend die Welt entdecken, 18.2.2019

PRESSEMITTEILUNG

Neues Thema fĂŒr Elterntalk Niedersachsen

Spielend die Welt entdecken

(Hannover, 18. Februar 2019) „Was soll mein Kind tun, wenn der Computer oder der Fernseher ausgeschaltet ist?“ Als ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war Simone Zanjani sprachlos. „Spielen, malen, basteln, nach draußen gehen?“, dachte die Dipl. Sozialarbeiterin und PĂ€dagogin. Nach und nach wurde ihr deutlich, dass viele Eltern diese Frage ernst meinen und konkrete Antworten darauf erwarten. Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) hat dieses BedĂŒrfnis aufgegriffen und das Thema „Spielend die Welt entdecken“ als zusĂ€tzlichen Schwerpunkt in die interkulturelle Initiative „Elterntalk Niedersachsen“ integriert.

Zanjani leitet das PrĂ€ventionsprojekt der LJS, mit dem pro Jahr mehr als 6000 MĂŒtter und VĂ€ter mit Migrationshintergrund in mittlerweile 21 niedersĂ€chsischen Kommunen erreicht werden: Zu den GesprĂ€chsrunden laden Eltern andere Eltern zu sich nach Hause ein. Angesprochen werden damit MĂŒtter und VĂ€ter mit Kindern von bis zu 14 Jahren, die in der Regel keine öffentlichen Veranstaltungen besuchen, sondern ein privates Umfeld bevorzugen. Ziel ist es, möglichst viele Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung und -kompetenz zu stĂ€rken.

Spielen ist elementar fĂŒr ein gesundes Aufwachsen
„In der heutigen Zeit hat es natĂŒrlich einen hohen Stellenwert, sich mit digitalen Medien und deren Konsum im Erziehungsalltag auseinander zu setzen. Elementar fĂŒr die motorische, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern ist es, mit ihnen von Anfang zu spielen“, betont Zanjani. Beim Spielen wird Erlebtes verarbeitet und das Agieren mit anderen vertieft. Dabei ist es nicht wichtig, ob viel Spielzeug vorhanden ist. „Zeigen Sie Ihren Kindern, was und wie noch gespielt werden kann – ohne viel Aufwand und Kosten“, sagt Simone Zanjani. Sie empfiehlt Eltern und Großeltern, sich an ihre Lieblingsspiele zu erinnern und diese weiterzugeben. Das stĂ€rkt nicht nur die familiĂ€re Bindung, sondern auch die gemeinsame IdentitĂ€t.

Wie geht das?
Zu den Elterntalks bringen geschulte Moderator/innen einen Postkartensatz mit, auf denen zahlreiche Spielsituationen im Haus und im Freien abgebildet sind: Die Motive reichen von traditionellen Lege-, Brett-, Karten und WĂŒrfelspielen ĂŒber Geschicklichkeits- und Bewegungsspiele bis zu Rollenspielen und digitalen FreizeitbeschĂ€ftigungen. Die teilnehmenden MĂŒtter und VĂ€ter kommen anhand dieser Karten schnell ins GesprĂ€ch, erinnern sich an ihre Kindheit, tauschen sich aus, bekommen neue Ideen und Anregungen fĂŒr drinnen und draußen. „Gemeinsam Spielen ist QualitĂ€tszeit fĂŒr die ganze Familie, erzeugt NĂ€he und gute Stimmung, selbst wenn es nur eine halbe Stunde dauert und beim Verlieren schon mal TrĂ€nchen fließen oder Spielsteine fliegen“, sagt Zanjani.

Elterntalk Niedersachsen
Das Projekt ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppen sind MĂŒtter und VĂ€ter, die klassische Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen. Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahezukommen, werden die GesprĂ€chsrunden im privaten Rahmen organisiert. Angeleitet werden die lockeren GesprĂ€chsrunden von Moderatorinnen und Moderatoren, die Eltern sind und in dialogischer GesprĂ€chsfĂŒhrung ausgebildet wurden. Sie kommen aus der TĂŒrkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren LĂ€ndern. Die Initiative wird seit 2012 unterstĂŒtzt vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Elterntalks werden in Kooperation mit Standortpartnern in ganz Niedersachsen angeboten – dazu zĂ€hlen Kommunen, VerbĂ€nde und freie TrĂ€ger. Das Land Niedersachsen unterstĂŒtzt mit einer Anschubfinanzierung. Nach drei Jahren werden die Elterntalks an den mittlerweile mehr als 20 Standorten in Kooperation mit Sponsoren finanziert. Vor Ort organisieren Regionalbeauftragte die Elterntalks. Weitere Information und eine Übersicht der Elterntalk-Standorte finden Sie hier: www.elterntalk-niedersachsen.de


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Medienkontakt
Simone Zanjani | Projektleitung Elterntalk Niedersachsen
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
Tel. 0511 – 85 87 88 | simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

 

40 Jahre LJS | 2018

40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen

Fachliche Impulse fĂŒr die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern

(Hannover, 5. Dezember 2018) Sekten waren bei der GrĂŒndung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen vor 40 Jahren eines der drĂ€ngenden Themen. Zombiefilme, Ecstasy und rechtsradikale Orientierungen dominierten den Jugendschutz in den 1980-er und frĂŒhen 1990-er Jahren. Gleichzeitig rĂŒckten die Gewalt und der sexuelle Missbrauch im familiĂ€ren Umfeld in den Fokus des Kinder- und Jugendschutzes. Heute stehen neben der Gewalt- und SuchtprĂ€vention sowie der Gesundheitsförderung die allgegenwĂ€rtigen Verlockungen der Online-Welten und die damit einhergehenden GefĂ€hrdungen im Zentrum der pĂ€dagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Mit der Jahrtausendwende zog das Internet in viele Haushalte ein. Smartphones und Tablets erlauben mittlerweile einen individualisierten Medienkonsum, der weder zeit- noch ortsabhĂ€ngig ist. „Die potentiellen GefĂ€hrdungen lagen damit erstmals direkt in den HĂ€nden der Kinder und jenseits der Kontrolle durch Erwachsene. Die PrĂ€ventionsarbeit musste sich wandeln, um Mobbing im Internet, gewalthaltige Inhalte oder exzessive Nutzung und pornografische Angebote mit Kindern besprechen zu können“, betonte Andrea Urban, seit 1985 Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), am Mittwoch zu Beginn der JubilĂ€umstagung „Du willst es! Du kriegst es!“ im Hannover Congress Centrum.

Beeindruckende Bilanz
Unter der Überschrift „40 ist das neue 20!“ gab es fĂŒr die zahlreichen GĂ€ste und Mitstreiter/innen eine provokant-informative Sammlung von Postkarten zu dem vielfĂ€ltigen Programm der LJS. Die Landesstelle Jugendschutz bietet pro Jahr mehr als 50 Fortbildungen fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte an, bildet Teamer/innen fĂŒr aktuelle PrĂ€ventionsprojekte aus, informiert in 120 Elternveranstaltungen ĂŒber die digitalen Welten der Kinder, bringt in mehr als 1.000 Elterntalks Menschen unterschiedlicher Herkunft ĂŒber Erziehungsfragen ins GesprĂ€ch und erprobt in „Peer-to-Peer“-Projekten neue PrĂ€ventionsansĂ€tze mit Jugendlichen. Die LJS hat mittlerweile 190 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte als „Eltern-Medien-Trainer/innen“ zertifiziert.

Engagierte und erfolgreiche Arbeit
Der fĂŒr Jugendschutz zustĂ€ndige Abteilungsleiter im NiedersĂ€chsischen Sozialministerium, Dr. Hans-Joachim Heuer, und der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW), Dr. Ralf Selbach, lobten am Mittwoch die vielen fachlichen Impulse, die die LJS fĂŒr die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit vier Jahrzehnten setzt. Selbach erinnerte daran, dass die LAG FW im Jahr 1978 mit dem Kultusministerium als damalige Vertretung fĂŒr das Land Niedersachsen den Vertrag ĂŒber die Einrichtung einer Landesstelle Jugendschutz abgeschlossen hatte. Er bedankte sich bei Urban und ihrem Team fĂŒr die â€žĂŒberaus engagierte und erfolgreiche Arbeit“. Heuer ĂŒbermittelte den besonderen Dank des Sozialministeriums „fĂŒr 40 Jahre engagiertes und tatkrĂ€ftiges Wirken im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Land Niedersachsen.“

Wucht intelligenter Werbung wird unterschÀtzt
Aus Urbans Sicht reichen die Vermittlung von Medienkompetenz und eine vielfach beschworene „digitale Bildung“ allein nicht aus, um „der unterschĂ€tzten Wucht intelligenter Werbeformen“ im Internet und den Lockangeboten von Influencern wirksam zu begegnen und den kritischen Umgang damit zu beflĂŒgeln. „Wir mĂŒssen uns noch stĂ€rker in die digitalen Welten von Kindern und Jugendlichen begeben und zwar mit Angeboten, die glaubwĂŒrdig und frech sind, ohne zu pĂ€dagogisieren“, meint die Expertin. „MĂ€dchen und Jungen wollen Bewertungen hören, aber möglichst auf der Grundlage von Kenntnissen ohne moralische Urteile“, lautet ihr Fazit nach mehr als 30 Jahren Erfahrungen mit Jugendschutz und Mediennutzung. Urban wirbt fĂŒr „neue Ideen“, die einen anderen, reflektierenden Umgang mit Angeboten in und außerhalb des Internets ermöglichen. Konsumkritische Bewegungen etwa fĂŒr eine gemĂ€ĂŸigte Mediennutzung (Digital Detox), zur Förderung nachhaltiger Mode (Slow Fashion) oder fĂŒr die MĂŒllvermeidung im Alltag (Zero Waste) seien durchaus attraktiv fĂŒr junge Menschen und könnten vielfĂ€ltige AnsĂ€tze fĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit bieten.


Die komplette Pressemappe, Postkarten und Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS) finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/e1rz81mfmszhy5m/AADBOTGsLRIqtaBWVKOT4CjYa?dl=0

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40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, 5.12.2018

40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen

Fachliche Impulse fĂŒr die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern

(Hannover, 5. Dezember 2018) Sekten waren bei der GrĂŒndung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen vor 40 Jahren eines der drĂ€ngenden Themen. Zombiefilme, Ecstasy und rechtsradikale Orientierungen dominierten den Jugendschutz in den 1980-er und frĂŒhen 1990-er Jahren. Gleichzeitig rĂŒckten die Gewalt und der sexuelle Missbrauch im familiĂ€ren Umfeld in den Fokus des Kinder- und Jugendschutzes. Heute stehen neben der Gewalt- und SuchtprĂ€vention sowie der Gesundheitsförderung die allgegenwĂ€rtigen Verlockungen der Online-Welten und die damit einhergehenden GefĂ€hrdungen im Zentrum der pĂ€dagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Mit der Jahrtausendwende zog das Internet in viele Haushalte ein. Smartphones und Tablets erlauben mittlerweile einen individualisierten Medienkonsum, der weder zeit- noch ortsabhĂ€ngig ist. „Die potentiellen GefĂ€hrdungen lagen damit erstmals direkt in den HĂ€nden der Kinder und jenseits der Kontrolle durch Erwachsene. Die PrĂ€ventionsarbeit musste sich wandeln, um Mobbing im Internet, gewalthaltige Inhalte oder exzessive Nutzung und pornografische Angebote mit Kindern besprechen zu können“, betonte Andrea Urban, seit 1985 Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), am Mittwoch zu Beginn der JubilĂ€umstagung „Du willst es! Du kriegst es!“ im Hannover Congress Centrum.

Beeindruckende Bilanz
Unter der Überschrift „40 ist das neue 20!“ gab es fĂŒr die zahlreichen GĂ€ste und Mitstreiter/innen eine provokant-informative Sammlung von Postkarten zu dem vielfĂ€ltigen Programm der LJS. Die Landesstelle Jugendschutz bietet pro Jahr mehr als 50 Fortbildungen fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte an, bildet Teamer/innen fĂŒr aktuelle PrĂ€ventionsprojekte aus, informiert in 120 Elternveranstaltungen ĂŒber die digitalen Welten der Kinder, bringt in mehr als 1.000 Elterntalks Menschen unterschiedlicher Herkunft ĂŒber Erziehungsfragen ins GesprĂ€ch und erprobt in „Peer-to-Peer“-Projekten neue PrĂ€ventionsansĂ€tze mit Jugendlichen. Die LJS hat mittlerweile 190 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte als „Eltern-Medien-Trainer/innen“ zertifiziert.

Engagierte und erfolgreiche Arbeit
Der fĂŒr Jugendschutz zustĂ€ndige Abteilungsleiter im NiedersĂ€chsischen Sozialministerium, Dr. Hans-Joachim Heuer, und der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW), Dr. Ralf Selbach, lobten am Mittwoch die vielen fachlichen Impulse, die die LJS fĂŒr die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit vier Jahrzehnten setzt. Selbach erinnerte daran, dass die LAG FW im Jahr 1978 mit dem Kultusministerium als damalige Vertretung fĂŒr das Land Niedersachsen den Vertrag ĂŒber die Einrichtung einer Landesstelle Jugendschutz abgeschlossen hatte. Er bedankte sich bei Urban und ihrem Team fĂŒr die â€žĂŒberaus engagierte und erfolgreiche Arbeit“. Heuer ĂŒbermittelte den besonderen Dank des Sozialministeriums „fĂŒr 40 Jahre engagiertes und tatkrĂ€ftiges Wirken im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Land Niedersachsen.“

Wucht intelligenter Werbung wird unterschÀtzt
Aus Urbans Sicht reichen die Vermittlung von Medienkompetenz und eine vielfach beschworene „digitale Bildung“ allein nicht aus, um „der unterschĂ€tzten Wucht intelligenter Werbeformen“ im Internet und den Lockangeboten von Influencern wirksam zu begegnen und den kritischen Umgang damit zu beflĂŒgeln. „Wir mĂŒssen uns noch stĂ€rker in die digitalen Welten von Kindern und Jugendlichen begeben und zwar mit Angeboten, die glaubwĂŒrdig und frech sind, ohne zu pĂ€dagogisieren“, meint die Expertin. „MĂ€dchen und Jungen wollen Bewertungen hören, aber möglichst auf der Grundlage von Kenntnissen ohne moralische Urteile“, lautet ihr Fazit nach mehr als 30 Jahren Erfahrungen mit Jugendschutz und Mediennutzung. Urban wirbt fĂŒr „neue Ideen“, die einen anderen, reflektierenden Umgang mit Angeboten in und außerhalb des Internets ermöglichen. Konsumkritische Bewegungen etwa fĂŒr eine gemĂ€ĂŸigte Mediennutzung (Digital Detox), zur Förderung nachhaltiger Mode (Slow Fashion) oder fĂŒr die MĂŒllvermeidung im Alltag (Zero Waste) seien durchaus attraktiv fĂŒr junge Menschen und könnten vielfĂ€ltige AnsĂ€tze fĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit bieten.


Die komplette Pressemappe, Postkarten und Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS) finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/e1rz81mfmszhy5m/AADBOTGsLRIqtaBWVKOT4CjYa?dl=0

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Medienkontakt:
Andrea Urban, Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
T 0511 – 85 87 88, andrea.urban@jugendschutz-niedersachsen.de

23 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer, 30.10.2018

StÀrkung der medienpÀdagogischen Elternarbeit in Niedersachsen

Hannover / 30.10.2018 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich ĂŒber 23 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte, die im Oktober ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpĂ€dagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitĂ€gigen Bausteinen informierten sich die Teilnehmenden ĂŒber Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie fĂŒhrten intensive Diskussionen ĂŒber Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangefĂŒhrt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche Computerspiele, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei MĂ€dchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer AnsĂ€tze zur DurchfĂŒhrung der Elternkurse ein sowie die Reflektion ĂŒber die eigene Haltung, mit der die Referierenden MĂŒttern und VĂ€tern begegnen werden.

Mit den neu zertifizierten Eltern-Medien-Trainern, die u.a. aus Osterholz, Cloppenburg, Cuxhaven, Schaumburg und WolfenbĂŒttel stammen, können weitere Landkreise in Niedersachsen auf einen Eltern-Medien-Trainer zurĂŒckgreifen. Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer nach Landkreisen sortiert aufgefĂŒhrt: https://www.netzwerk-jugendschutz.de/referenten-in-niedersachsen-nach-regionen/. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpĂ€dagogische Elternveranstaltung zu initiieren.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum Eltern-Medien-Trainer seit 2006 an. Bis heute wurden 190 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte fĂŒr die medienpĂ€dagogische Elternarbeit fortgebildet. Das Projekt wird vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

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Projektorganisation: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover.
Tel.: 0511-858788, Fax: 0511- 2834954
info@jugendschutz-niedersachsen.de; www.jugendschutz-niedersachsen.de


Ansprechpartnerin:
Eva Hanel, Medienreferentin LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Digitale Spuren – MedienpĂ€dagogische Tagung zur Online-Nutzung von MĂ€dchen und Jungen, 17.10.2018

Digitale Spuren – MedienpĂ€dagogische Tagung zur Online-Nutzung von MĂ€dchen und Jungen

Jugendliche sollten sich kritisch mit YouTubern und Influencern auseinandersetzen

(Hannover, 17. Oktober 2018) Die meisten Jugendlichen installieren eine breite Palette von Apps und anderen Online-Angeboten auf ihren Smartphones. TÀglich bewegen sie sich auf Kommunikations-, Foto- und Videoplattformen, nutzen Spiele sowie Film- und Musikstreaming-Dienste. HÀufig ist jungen Menschen nicht bewusst, wie viele Daten sie dabei von sich preisgeben und dass sie durch Fake News manipuliert, von Online-Werbung, YouTubern und Influencern beeinflusst werden. Wie können Jungen und MÀdchen dazu motiviert werden, kritisch und selbstbestimmt durch das Internet zu surfen?

Auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) haben sich am Mittwoch 80 PĂ€dagoginnen und PĂ€dagogen wĂ€hrend der Tagung „Digitale Spuren“ in Hannover ĂŒber zeitgemĂ€ĂŸe Strategien der Online-Nutzung von MĂ€dchen und Jungen auseinandergesetzt. Mit aktuellen Forschungsergebnissen und Workshops zu Big Data, Fake News, Online-Werbung und YouTube-Stars haben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis den FachkrĂ€ften Information und konkrete Anregungen an die Hand gegeben, damit Jugendliche sie als kompetente und vertrauenswĂŒrdige Ansprechpartner bei medienpĂ€dagogischen Fragestellungen wahrnehmen.

Problematisches Streben nach normierter Schönheit
MĂ€dchen und Jungen nutzen fĂŒr die eigene IdentitĂ€tsfindung zunehmend Vorbilder in den Sozialen Medien. Stars und vermeintlich prominenten Trendsettern zu folgen, ist in den digitalen Netzwerken so einfach wie nie zuvor. Vor allem MĂ€dchen wird dabei geradezu eingeimpft, dass gutes Aussehen und das Streben nach dem angesagten Schönheitsideal Erfolg verspricht. Die Botschaften sind: Schönheit ist „herstellbar“ und bedeutet persönliches GlĂŒck. Wer nicht schön ist, ist selbst schuld. „PĂ€dagogische FachkrĂ€fte sind aufgefordert, diese Entwicklung kritisch zu verfolgen, um den Anschluss an die Lebenswirklichkeit von MĂ€dchen und Jungen nicht zu verpassen“, sagt Eva Hanel, LJS-Medienreferentin und Tagungsleiterin.

Influencer verschmelzen Lebenswelten und Werbung
In ihrem Vortrag ĂŒber aktuelle Trends und Marketingstrategien in den Sozialen Medien erlĂ€uterte Prof. Dr. Sonja Ganguin von der UniversitĂ€t Leipzig, wie Facebook, Instagram, YouTube, Steam oder Twitch und selbst Messenger wie WhatsApp oder Telegram neue Kommunikationsformen und öffentliche RĂ€ume mit eigenen Normen schaffen. FĂŒr Werbende seien dabei insbesondere solche Formate interessant, die die Grenzen zwischen Mediennutzung und Werbung, zwischen Lebenswelt und Marketing verschwimmen lassen. Dabei spielten die sogenannten Influencer – zumeist jĂŒngere Menschen, die allein durch ihre große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage sind, die öffentliche Meinung mitzugestalten – eine zunehmende Rolle. Die Professorin empfiehlt Eltern und FachkrĂ€ften, die digitalen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen, sie als Expertinnen und Experten zu betrachten und nicht den Anschluss zu verlieren. „Das stĂ€rkste pĂ€dagogische Instrument bleibt, Kinder und Jugendliche bis zu einem gewissen Punkt bei ihren Medienerfahrungen zu begleiten und Aspekte wie Marketingintentionen aufzugreifen, ohne dabei Dogmen zu installieren“, betont Ganguin.

Fake News-App lÀsst Filterblasen platzen
Jugendliche informieren sich hĂ€ufig in sozialen Netzwerken ĂŒber aktuelle Ereignisse. Dabei werden sie mit einer Vielzahl von Meldungen konfrontiert. Nicht alle sind seriös. Mit Fake News werden Unwahrheiten verbreitet oder systematisch Stimmung gemacht gegen Fremde, gegen FlĂŒchtlinge etc. Das NiedersĂ€chsische Landesinstitut fĂŒr schulische QualitĂ€tsentwicklung (NLQ) Hildesheim hat in Kooperation mit dem Verein Neue Wege des Lernens eine Fake News Check-App entwickelt, um tendenziöse und gefĂ€lschte Meldungen leichter zu entlarven. Dr. Nina Köberer, Referentin fĂŒr Medienethik und Politische Bildung am NLQ, hat die App am Mittwoch vorgestellt. „Ziel ist es, dass Jugendliche ein Bewusstsein dafĂŒr entwickeln, dass die VertrauenswĂŒrdigkeit von Nachrichtenquellen und Inhalten nicht immer gegeben ist“, betont Köberer. Dazu mĂŒssen sie deren Herkunft kennen, deren Wahrhaftigkeit einschĂ€tzen können und fĂŒr „Filterblasen“ und Algorithmen sensibilisiert werden, die Themen selektieren und setzen: „Nutzerinnen und Nutzern können mit der App Angebote selbst auf die Wahrhaftigkeit und AuthentizitĂ€tĂŒberprĂŒfen. Mit gezielten Fragen und durch angeleitetes Recherchieren werden Kinder und Jugendliche fĂŒr den kritischen Umgang mit Nachrichten sensibilisiert.“

PrivatsphĂ€re definieren und schĂŒtzen
Smartphones sind stĂ€ndige Begleiter von „digitale natives“. Die Leichtigkeit, mit der Kinder und Jugendliche diese GerĂ€te nutzen, eröffnet viele Chancen, verschleiert aber auch die vielfĂ€ltigen Interessen Dritter. „Junge Menschen mĂŒssen lernen, fĂŒr sich PrivatsphĂ€re zu definieren und sollten wissen, wie sie diese schĂŒtzen können. Der allgemeine Begriff Datenschutz ist vielfach nicht identisch mit der Definition, die Kinder und Jugendliche haben“, sagt Stefan Schaper, Medienreferent aus Braunschweig. Er prĂ€sentierte das Praxisprojekt „Die Jagd auf R. Stilzchen“. Mit diesem Live-Rollenspiel tauchen 10- bis 14-JĂ€hrige unterhaltsam in das Thema Big Data ein.

Verbraucherbildung fĂŒr junge Menschen
Online-Werbung ist im Vergleich zu anderen Werbeformaten wesentlich „raffinierter“ gestaltet. MĂ€dchen und Jungen fĂ€llt es nicht leicht, dahinterliegende GeschĂ€ftsmodelle sozialer Netzwerke oder die Produktplatzierungen von Influencern und YouTube-Stars zu decodieren. Dieses Wissen bildet jedoch eine wichtige Grundlage fĂŒr mĂŒndiges Handeln im Internet. Konkrete Anregungen fĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit mit Jugendlichen bieten unter anderem die Arbeitsmaterialien „Online-Werbung mit Jugendlichen zum Thema machen“, die das Institut fĂŒr MedienpĂ€dagogik JFF (MĂŒnchen) entwickelt hat. JFF-Referentin Jana Schreiner stellte sie am Mittwoch vor.

Von Let’s Play-Videos lernen
Ein Videospiel kommentieren und parallel die Spielszenen aufzeichnen, um das Ergebnis auf YouTube zu veröffentlichen – so entstehen Let’s Play-Videos. Die Ergebnisse werden millionenfach von Kindern und Jugendlichen geklickt. Die auf diesem Feld aktiven YouTuber gelten in der jungen Zielgruppe oft als Kultfiguren. „Grund genug fĂŒr PĂ€dagogen und Eltern, sich damit auseinanderzusetzen“, findet Stefan Berendes, MedienpĂ€dagoge bei der Landesarbeitsgemeinschaft LAG Jugend und Film Niedersachsen. Er empfiehlt, Let’s Plays auf YouTube als AnknĂŒpfungspunkte fĂŒr die medienpĂ€dagogische und -praktische Arbeit mit Jugendlichen zu nutzen. In ihrer Projektreihe „Hauptsache Action“ bietet die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen Let’s Play-Workshops an. Dabei können sich Jugendliche selbst als Spielkommentatoren versuchen (www.jugendschutz-niedersachsen.de/Hautpsache-Action) und dabei einiges ĂŒber die Mechanismen von YouTube herausfinden.


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Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
T: 0511-858788
eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Neues Thema fĂŒr den Elterntalk: Spielen(d) lernen, 28.8.2018

5. Interkultureller Kaffeeklatsch zu Jugendschutz und Migration

Neues Thema fĂŒr den Elterntalk: Spielen(d) lernen

(Hannover, 28. August 2018) „Was soll mein Kind tun, wenn der Computer oder der Fernseher ausgeschaltet ist?“ Als ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war Simone Zanjani sprachlos. „Spielen, malen, basteln, nach draußen gehen?“, dachte die Dipl. Sozialarbeiterin und PĂ€dagogin. Nach und nach wurde ihr deutlich, dass viele Eltern diese Frage ernst meinen und konkrete Antworten darauf erwarten. Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) hat dieses Be­dĂŒrfnis jetzt aufgegriffen und wird das Thema als zusĂ€tzlichen Schwerpunkt in die interkultu­relle Initiative „Elterntalk Niedersachsen“ integrieren.

Zanjani leitet das PrĂ€ventionsprojekt der LJS, mit dem pro Jahr mehr als 3.000 MĂŒtter und VÀ­ter mit Migrationshintergrund erreicht werden: Geschulte mehrsprachige Moderatoren und Mode­ratorinnen aus der TĂŒrkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren LĂ€ndern laden in privater Runde zu Tee und lockeren, wertschĂ€tzenden GesprĂ€chen ĂŒber Erziehungsfragen wie Mediennutzung oder gesunde ErnĂ€hrung ein.

Interkultureller Kaffeeklatsch zu Erziehungsfragen
Aus dem Projekt hat sich seit 2016 ein „Interkultureller Kaffeeklatsch“ zu aktuellen Erziehungs­fragen entwickelt, der Eltern mit Migrationshintergrund und Menschen in sozialen Institutionen und Behörden zusammenbringt. Am Dienstag haben sich etwa 60 pĂ€dagogische FachkrĂ€fte, Mo­deratorinnen und zum ersten Mal auch Ehrenamtliche in Hannover getroffen. Sie bieten in 20 niedersĂ€chsischen Landkreisen und StĂ€dten Elterntalks oder offene GesprĂ€chsrunden in FlĂŒcht­lingsheimen an. Im Mittelpunkt des 5. Interkulturellen Kaffeeklatsches im Kulturzentrum Pavillon stand die Bedeutung von Spielen fĂŒr die Entwicklung von Kindern.

„In der heutigen Zeit ist es natĂŒrlich wichtig, sich mit digitalen Medien und deren Konsum im Er­ziehungsalltag auseinander zu setzen. Ebenso wichtig ist es aber, unseren Kindern zu zeigen und beizubringen, was und wie noch gespielt werden kann“, sagt Simone Zanjani. Sie empfiehlt El­tern, auch die Lieblingsspiele aus der eigenen Kindheit weiterzugeben.

Erfahrungen bĂŒndeln
„Mit dem interkulturellen Kaffeeklatsch bringen wir die Erfahrungen von pĂ€dagogischen FachkrĂ€f­ten mit denen der Moderatorinnen des erfolgreichen Elterntalkprojekts zusammen. Dieses Veran­staltungsformat erlaubt den vertieften Austausch zu jeweils einem Erziehungsthema, das je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich bewertet wird“, betont Andrea Urban, Leiterin der LJS: „Dieser Diskurs ist einmalig und soll auf jeden Fall beibehalten werden.“

In diesem Jahr hat die Landesstelle Jugendschutz erstmals Ehrenamtliche und freiwillig Enga­gierte hinzugebeten, die mit geflĂŒchteten Familien arbeiten.

PlĂ€doyer fĂŒr „wilde Bildung“
„Kinder brauchen keinen Spielplatz, sondern Platz und Natur zum Spielen. Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern mehr Zeug zum Spielen“, sagt Thomas Wodzicki, Spiel- und KulturpĂ€dagoge der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile, Dozent an der Hochschule Jena. Unter dem Titel „Wie den Kindern die Welt verloren geht“ hielt er am Dienstag ein PlĂ€doyer fĂŒr „wilde Bildung“ und Spiel. Wilde Bildung geschieht immer da, wo Kinder autonom, ohne Erwachsene oder pĂ€d­agogisch betreut, ihre eigenen Erfahrungen gestalten, miteinander eigene Regeln aufstellen und einschĂ€tzbare Risiken eingehen. Wodzicki hĂ€lt die angeborene Kraft, Neugier, Freude und Lust von Kindern fĂŒr lebensnotwendig, damit sie sich die Welt aneignen und einen eigenen unver­wechselbaren Platz in ihr finden können. Da Kinder sich aber nur noch selten aktiv und frei in der Natur bewegen, drohe ihnen der Mut und die FĂ€higkeit, mit Risiken umzugehen und eigene Entscheidungen zu treffen, verloren zu gehen.


Medienkontakt: Simone Zanjani, Projektleitung Elterntalk Niedersachsen | Landesstelle Jugend­schutz Niedersachsen (LJS) | Tel. 0511 – 85 87 88 |simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

Die Referent/innen Urban, Zanjani und Wodzicki stehen Ihnen am Dienstag von 12 bis 13 Uhr fĂŒr Fragen/Telefoninterviews zur VerfĂŒgung: Tagungshandy 0176 – 98291197


Über Elterntalk Niedersachsen
Elterntalk ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppe sind Familien, die klassi­sche Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen. Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahe­zukommen, werden die GesprĂ€chsrunden im privaten Rahmen organisiert. Die GesprĂ€chsrunden werden von Moderatorinnen und Moderatoren angeleitet, die ebenfalls Eltern sind und in dialogischer GesprĂ€chs­fĂŒhrung ausgebildet wurden. Sie kommen aus der TĂŒrkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren LĂ€ndern. Die Initiative wird seit 2012 unterstĂŒtzt vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Eine Übersicht der Standorte und weitere Informationen bietet die Webseite:

elterntalk-niedersachsen.de


Über Jugendschutz und FlĂŒchtlingshilfe

Seit fast eineinhalb Jahren bietet die Landesstelle das Projekt „Jugendschutz und FlĂŒchtlingshilfe“ in Nie­dersachsen an. Dabei schulen Moderatorinnen und Regionalbeauftragte des Projekts Elterntalk Ehrenamtli­che, die mit geflĂŒchteten Familien arbeiten. Ziel ist es, Themen und (Spiel-)Materialien des Jugendschut­zes etwa in offenen Treffpunkten fĂŒr GeflĂŒchtete zur VerfĂŒgung zu stellen und mit ihnen darĂŒber ins Ge­sprĂ€ch zu kommen. Themen sind unter anderem das Jugendschutzgesetz, Gesundes Aufwachsen, Medien­konsum. Dabei wird auch das deutsch-arabische Integrationsspiel „Paaraby“ eingesetzt, das Ă€hnlich wie Memory funktioniert und dazu beitrĂ€gt, den Alltag in Deutschland besser zu verstehen.

jugendschutz-niedersachsen.de/fluechtlingshilfe/

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Mit mir nicht! 11.04.2018

Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz zu sexuellen Übergriffen im Internet

Mit mir nicht!

(Hannover, 11. April 2018) Unfreiwillige sexuelle Kontakte finden tĂ€glich in den sozialen Netzwerken, ĂŒber Messenger- und Community-Apps, aber auch in den Chatforen beliebter Online-Spiele statt. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass fast jeder fĂŒnfte Teenager in Deutschland schon einmal betroffen war. Zu den Übergriffen gehören Exhibitionismus, verbale BelĂ€stigung, die Weiterleitung von intimen Fotos, die Konfrontation mit pornografischem Material oder Grooming" aria-describedby="tt" data-cmtooltip="cmtt_993487ff03dcce8f033908ac91edf10c" href="https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/glossar/cyber-grooming/" data-gt-translate-attributes='[{"attribute":"data-cmtooltip", "format":"html"}]' tabindex='0' role='link'>Cyber-Grooming – also das gezielte Ansprechen von MinderjĂ€hrigen mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. InternetaktivitĂ€ten zu verbieten, ist keine Lösung. Kinder und Jugendliche brauchen die aktive UnterstĂŒtzung von gut informierten, gesprĂ€chsbereiten Erwachsenen. Dann können sie sich selbstbestimmt in der virtuellen Welt bewegen, ohne Schaden zu nehmen oder die Grenzen anderer zu verletzen.

Darin waren sich mehr als 90 FachkrĂ€fte aus Jugendarbeit und Schule einig, die am Mittwoch auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) in Hannover mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis ĂŒber zeitgemĂ€ĂŸe PrĂ€ventionsstrategien diskutiert haben. Titel der Fortbildung: „Mit mir nicht!“ Nach Erfahrung von Andrea Buskotte, Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention der LJS und Leiterin der Fachtagung, scheuen sich Jugendliche, die von sexuellen Übergriffen betroffen sind, oft, mit jemanden darĂŒber zu sprechen und Hilfe zu suchen, auch wenn das Geschehen sie sehr belastet. „Jugendarbeit und Schule, aber auch Eltern mĂŒssen sich diesem vielschichtigen Thema stellen, sich mit den Online-AktivitĂ€ten Jugendlicher auskennen und zeigen, dass sie helfen können. Die Fachtagung ist ein weiterer Baustein der LJS, um wichtige Leitplanken fĂŒr die UnterstĂŒtzung, Begleitung und den Schutz junger Menschen einzuziehen“, betonte Buskotte am Mittwoch in Hannover.

BelĂ€stigungen sind ĂŒberall im Netz möglich
Die in Mainz angesiedelte Beschwerdestelle „jugendschutz.net“ erstellt Konzepte und Handreichungen fĂŒr die Praxis, damit Kinder und Jugendliche sicher im Netz unterwegs sein können. Die Internetseite www.jugendschutz.net bietet dazu zahlreiche Tipps. Referentin Sarah Dobner wies wĂ€hrend der Fachtagung auf die wichtige Rolle hin, die Gleichaltrige bei der Sensibilisierung fĂŒr Online-Risiken spielen. Daher verfolge jugendschutz.net den Ansatz der „Peer Education“. Im Zentrum steht die Vermittlung von Informationen und Kompetenzen fĂŒr die kritische Reflexion von Mediennutzung. Dobner warnte vor sexuellen BelĂ€stigungen, die zum Beispiel in der globalen Video-Selbstdarstellungs-Community „musical.ly“ zu beobachten sind: In Livestreams werden explizite Fragen zu sexuellen Erfahrungen oder AktivitĂ€ten von Zuschauern an minderjĂ€hrige Streamer gerichtet.

Grenzachtende Online-Kommunikationskultur fördern
Die MedienpĂ€dagogin Dr. Verena Vogelsang plĂ€diert dafĂŒr, Jugendliche nicht nur fĂŒr mögliche Gefahren zu sensibilisieren und deren Medienkompetenz zu stĂ€rken, sondern auch eine „grenzachtende Online-Kommunikationskultur“ zu fördern. Dann könnten junge Menschen das Web 2.0 positiv zur Entwicklung ihrer sexuellen IdentitĂ€t nutzen. „Die AnonymitĂ€t im Netz schĂŒtzt die TĂ€ter, aber sie verschafft Jugendlichen auch die Möglichkeit, im Schutz von AnonymitĂ€t unverbindliche Flirtstrategien auszuprobieren“, betonte Vogelsang. Sie ist Expertin fĂŒr Sexuelle Viktimisierung, Pornografie und Sexting und evaluiert PrĂ€ventionsmaterialien fĂŒr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Vogelsang empfiehlt neben einschlĂ€gigen Kinder- und Jugendschutz-Portalen wie „save-me-online.de“ oder „klicksafe.de“, Heranwachsende zur Reflexion ihrer Geschlechterrollen anzuregen und geschĂŒtzte ErfahrungsrĂ€ume zu schaffen: Darin können Rollenbilder jenseits stereotyper Vorstellungen von Weiblichkeit und MĂ€nnlichkeit erprobt werden.

Neue Herausforderungen fĂŒr PrĂ€vention und Jugendmedienschutz
„Der sexuellen BelĂ€stigung von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum sind sowohl MĂ€dchen als auch Jungen ausgesetzt“, berichtet der Kriminologe Thomas-Gabriel RĂŒdiger. Er lehrt und forscht am Institut fĂŒr Polizeiwissenschaft der Polizei-Fachhochschule (IfP) des Landes Brandenburg zu CyberkriminalitĂ€t. RĂŒdiger fordert eine Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die den Schutz MinderjĂ€hriger an die digitalen Risiken anpasst und die konsequente Ahndung von Übergriffen im Netz ermöglicht. Der Cyberkriminologe beklagt einen „sehr geringen“ Wissensstand und Sensibilisierungsgrad bei sĂ€mtlichen gesellschaftlichen Akteuren. Er fordert, dass Erwachsene sich durch die Eigennutzung von Onlinespielen, Instant Messenger, Videoplattformen & Co. als Ansprechpartner qualifizieren sollten, um mit Kindern und Jugendlichen ins GesprĂ€ch zu kommen.
„Und wir mĂŒssen uns von der Vorstellung der alten TĂ€ter, die vor dem Rechner sitzen, lösen. Immer hĂ€ufiger sind die TĂ€ter selbst Kinder und Jugendliche.“ Mittlerweile richte sich fast jede dritte Strafanzeige wegen Cyber-Groomings gegen ein Kind oder einen Jugendlichen. Dies stelle sowohl die PrĂ€vention als auch den Jugendmedienschutz vor ganz neue Herausforderungen. RĂŒdiger empfiehlt unter anderem, dem Beispiel der niederlĂ€ndischen Polizei zu folgen, die eine virtuelle Wache in dem beliebten Online-Spiel „Habbo Hotel“ eingerichtet hat. Dort bieten sich echte Beamte als erkennbare Polizei-Avatare fĂŒr Sprechstunden an.

Zuhören und Ernstnehmen
Die Hamburger Diplom-PĂ€dagogin und erfahrene Fachberaterin Carmen Kerger-Ladleif ist davon ĂŒberzeugt, dass MĂ€dchen und Jungen verlĂ€ssliche FachkrĂ€fte brauchen, die bereit sind, sich mit den Grundlagen digitaler Kommunikation zu befassen und deren Faszination und Risiken zu erkennen.
„Hilfe fĂŒr die Betroffenen digitaler Gewalt bedeutet, ernstgenommen zu werden und das eigene Leben und die Selbstbestimmtheit wiederzuerlangen“, betonte Kerger-Ladleif.

Mehr Information

FAQ zum Thema Gewalt
www.jugendschutz-niedersachsen.de/wir-ueber-uns/faqs/

LJS-Materialien zum Thema „sexuelle Übergriffe“
https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzgebiete-sexuelle-uebergriffe-unter-jugendlichen/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzgebiete-sexuelle-uebergriffe-unter-jugendlichen-arbeitshilfe/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzverletzungen/

Online-Infos fĂŒr Jugendliche
https://www.was-geht-zu-weit.de

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Medienkontakt
Andrea Buskotte, Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover, T: 0511 – 858788, andrea.buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de

Motivierende Elternarbeit auf Augenhöhe, 19.6.2018

Fachtagung PrÀvention im Kita-Alltag

Motivierende Elternarbeit auf Augenhöhe

(Hannover, 19. Juni 2018) Schon kleine Anzeichen wie verspĂ€tetes Bringen und Abholen, Chips und SĂŒĂŸigkeiten in der Brotdose, zu dĂŒnne oder zu warme Kleidung, mangelnde Körperhygiene können fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte in Krippen und KindertagesstĂ€tten Hinweise dafĂŒr sein, dass es in manchen Familien nicht „rund lĂ€uft“. Oft mĂŒssen Erzieherinnen und Erzieher darauf reagieren, das GesprĂ€ch mit den Eltern suchen und diese zu VerĂ€nderungen motivieren. Wie kann eine Zusammen-arbeit von Eltern und Kita gelingen, ohne Druck, hartnĂ€ckige Blockaden und Konflikte auszulösen? DarĂŒber haben sich am Dienstag in Hannover FachkrĂ€fte aus PĂ€dagogik und Sozialarbeit mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auseinandergesetzt.

Die konstruktive Elternarbeit ist ein wesentlicher Baustein fĂŒr eine gute frĂŒhkindliche Entwicklung. Dieser QualitĂ€tsaspekt geht in der aktuellen Diskussion um Beitragsfreiheit, PersonalschlĂŒssel und Bildungsinhalte weitgehend unter – obwohl die Kommunikation mit MĂŒttern und VĂ€tern grundsĂ€tzlich ein sensibles Thema ist: Die Erziehungsberechtigung liegt bei den Eltern. Die Verantwortung fĂŒr eine zunehmend anspruchsvolle frĂŒhkindliche Bildung ist in den vergangenen 15 Jahren weitgehend an die Betreuungseinrichtungen delegiert worden. „Um Kinder bestmöglich zu fördern, sollten sich Eltern und pĂ€dagogische FachkrĂ€fte als VerbĂŒndete bei der Erziehung und Bildung der Kinder verstehen. Idealerweise entwickeln und verfolgen sie gemeinsame Erziehungs- und Entwicklungsziele“, sagt Dominika Lachowicz, Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention bei der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS). Sie hatte zur Fachtagung „PrĂ€vention im Kita-Alltag“ eingeladen.

Motivierende Kurzinterventionen
Neben Hintergrundwissen und Impulsen zur praktischen Arbeit stand das bundesweite Projekt „Kita-MOVE – Motivierende KurzinterVEntion mit Eltern im Elementarbereich“ im Zentrum der Fachtagung. Die „ginko Stiftung fĂŒr PrĂ€vention“ der nordrhein-westfĂ€lischen Landeskoordinierungsstelle fĂŒr Suchtvorbeugung hat dieses Fortbildungsprogramm fĂŒr FachkrĂ€fte aus der PĂ€dagogik und Sozialarbeit entwickelt. Im Auftrag der LJS koordiniert Dominika Lachowicz die Verbreitung von Kita-MOVE in Niedersachsen. Es bietet UnterstĂŒtzung und Entlastung fĂŒr FachkrĂ€fte im tĂ€glichen Eltern-Kontakt und beim FĂŒhren heikler GesprĂ€che. Zudem werden Multiplikatoren-Tandems aus Sozialarbeit und PĂ€dagogik fortgebildet, die das Personal in Krippen und Kitas schulen. Ziel ist es, in jedem Landkreis ein Kita-MOVE-Team zu installieren. In der Stadt und in der Region Hannover sowie im Harz sind diese bereits aktiv.

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft
„Entscheidend fĂŒr eine gelingende Zusammenarbeit von Eltern und Kita ist ein Dialog auf Augenhöhe, der von Austausch, Offenheit, Gleichberechtigung, Anerkennung und Motivation geprĂ€gt ist“, sagt Katja Zehbe. Die Diplom-RehabilitationspĂ€dagogin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum FrĂŒhe Kindheit Niedersachsen der Stiftung UniversitĂ€t Hildesheim. Sie wirbt eindringlich fĂŒr die kontinuierliche Arbeit an „Erziehungs- und Bildungspartnerschaften“, die eine paritĂ€tische Verteilung zwischen FachkrĂ€ften und Eltern von Verantwortung fĂŒr die Bildung, Betreuung und Erziehung gewĂ€hrleisten. Auf dieser Grundlage ließen sich sowohl die Kompetenzen der Kinder als auch die der Eltern stĂ€rken.

Widerstand in Motivation umwandeln
Wie hilfreich dabei die motivierende GesprĂ€chsfĂŒhrung ist, erlĂ€uterte der Erzieher und Psychotherapeut Dr. Georg Kremer (Bodelschwingsche Stiftungen Bethel, Bielefeld). Der MitbegrĂŒnder des MOVE-Konzepts sieht darin einen Motor, um VerĂ€nderungsprozesse in Gang zu setzen. Grundprinzipien dabei sind: Dem Reflex widerstehen, das GegenĂŒber zu korrigieren und ungefragt RatschlĂ€ge zu erteilen. Die Motivation von Eltern verstehen, aktiv oder reflektierend zuhören und stĂ€rken. „Rechthaberische Debatten sind uneffektiv und erschöpfen sich im Austausch von Beweisen und Gegenbeweisen“, warnt Kremer. „Schauen Sie sich stattdessen im ‚Haus‘ der Klienten um – also auf deren Befindlichkeiten, Nöte und Ressourcen, aber bewerten Sie diese nicht.“ So eröffneten sich Wege, mit Widerstand „geschmeidig“ umzugehen und diesen in Motivation zur VerhaltensĂ€nderung zu verwandeln.

Kleine Schritte gemeinsam gehen
Die Diplom-SozialpĂ€dagogin Frauke Sonnenberg koordiniert Kita-MOVE bundesweit im Auftrag der ginko Stiftung. Sie erinnerte daran, dass in der FrĂŒhen Kindheit die Weichen fĂŒr Konsummuster, fĂŒr das Gesundheits-, Freizeit-, Sozial- und Konflikt-Verhalten gestellt werden. Dabei hĂ€tten Eltern den grĂ¶ĂŸten Einfluss. Mit dem Kita-MOVE-Konzept– Mitgehen, Offen sein, Verstehen, Ermutigen – wĂŒrden auch unsichere oder ĂŒberforderte MĂŒtter und VĂ€ter in ihrem tĂ€glichen Leben erreicht, machten sich durch die motivierende Ansprache der pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte selbststĂ€ndig auf den Weg und/oder nĂ€hmen UnterstĂŒtzung an: „Empathie und WertschĂ€tzung statt Konfrontation. Die Eltern bestimmen selbst das Tempo. Kleine Schritte sind wertvoll. Entlastung statt Erfolgsdruck.“

www.move-niedersachsen.de

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Medienkontakt und RĂŒckfragen:
Dominika Lachowicz
Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
0511 – 858788, dominika.lachowicz@jugendschutz-niedersachsen.de

Jahrestagung: Kein Alkohol ist auch keine Lösung, 6.12.2017

Jahrestagung der Landesstelle Jugendschutz LJS zur AlkoholprÀvention

Kein Alkohol ist auch keine Lösung

(Hannover, 6. Dezember 2017) Über zeitgemĂ€ĂŸe Strategien der AlkoholprĂ€vention für Kinder und Jugendliche haben sich mehr als 100 niedersĂ€chsische FachkrĂ€fte, die in der Jugend- und Schulsozialarbeit, der Jugend- und Suchthilfe, im kommunalen Jugendschutz, in Beratungsstellen oder bei der Polizei tĂ€tig sind, am Nikolaustag in Hannover mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auseinandergesetzt. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte zu ihrer traditionellen Jahrestagung unter dem diesjĂ€hrigen Titel „Kein Alkohol ist auch keine Lösung – Grenzen akzeptierender PrĂ€vention“ eingeladen. Dabei zeigte sich, dass die in der Suchthilfe diskutierte Forderung, die Altersgrenze für die Abgabe von alkoholhaltigen GetrĂ€nken einheitlich auf 18 Jahre anzuheben, sehr umstritten ist.

„Jugend und Alkohol“ wird in der Öffentlichkeit zumeist mit „Komasaufen“ oder dem „Vorglühen“ durch hochprozentige GetrĂ€nke assoziiert. In der vergangenen Woche meldete eine Krankenkasse, dass im vergangenen Jahr zwei Prozent mehr Kinder und Jugendliche als im Vorjahr mit einer Alkoholvergiftung in niedersĂ€chsischen Kliniken behandelt wurden. Besonders gravierend sei der Anstieg bei Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren. Experten gehen davon aus, dass zwei Drittel der in Deutschland lebenden 12- bis 17-JĂ€hrigen bereits Erfahrungen mit Alkohol haben und jede/r vierte der 16- bis 17-JĂ€hrigen regelmĂ€ĂŸig mindestens einmal pro Woche trinkt. Diese Zahlen bilden die Lebenswelten junger Menschen aber nur ungenĂŒgend ab.

Entwicklungsaufgabe „AlkoholmĂŒndigkeit“
In Gesellschaften, in denen Alkohol als beliebteste und akzeptierte Droge gilt, müssten sich Jugendliche zwangslĂ€ufig damit auseinandersetzen. Dies gehöre zu den wesentlichen Entwicklungsaufgaben, vor denen junge Menschen in modernen Gesellschaften stünden, sagte Prof. Dr. Gundula Barsch, die über „Drogen und Soziale Arbeit“ an der Hochschule Merseburg lehrt und forscht. Die Fixierung auf die konsumierte Substanz helfe für einen sachgerechten Umgang mit jugendlichem Trinken nicht weiter. Stattdessen seien „weit tiefere Einblicke in die Trinksitten unter Jugendlichen“ notwendig. Alternativ zu Verboten und Kontrollen fordert die Soziologin ein gezieltes pĂ€dagogisches Wirken und Üben, um den Jugendlichen „die Chance fĂŒr die Entwicklung von AlkoholmĂŒndigkeit“ einzurĂ€umen.

FĂŒr Dr. Sara Landolt, die als Sozialgeographin an der UniversitĂ€t Zürich lehrt und forscht, verdeckt der Blick auf „Vermeiden oder Vermindern“, dass viele Jugendliche einen kompetenten Umgang mit Alkohol haben und entweder gar nicht oder maßvoll konsumieren. Dies werde oft ebenso vergessen wie die vielen und unterschiedlichen Bedeutungen, die Alkohol fĂŒr Jugendliche haben könne. Auf der Grundlage von verschiedenen Forschungsprojekten in der Schweiz berichtete Landolt darüber, dass mit dem Konsum, aber auch im Sprechen darüber und beim WiedererzĂ€hlen von gemeinsam erlebten Alkohol- und Ausgeherlebnissen Zugehörigkeiten hergestellt und Abgrenzungen zwischen Gruppen vorgenommen werden: „Jugendliche positionieren sich dabei und werden zugleich positioniert.“ Es gehe um Freundschaft und um Spaß, aber auch um Kontrolle und Kontrollverlust, um Verletzlichkeit und Unsicherheiten.

Junge FlĂŒchtlinge konsumieren anders
Dass der Konsum von Alkohol und Cannabis auch innerhalb der Gruppe minderjĂ€hriger FlĂŒchtlinge sehr unterschiedlich ausgeprĂ€gt sein kann, berichtete Siegfried Gift. Der Diplom-SozialpĂ€dagoge und Fachtherapeut für Psychotherapie entwickelt für den Münchener Verein „Condrobs“, der etwa 330 minderjĂ€hrige geflüchtete Menschen betreut, suchtspezifische Angebote. Nach seinen Erfahrungen konsumiert knapp ein Drittel der jugendlichen Flüchtlinge anfangs stark Alkohol und/oder Cannabis. Je nach kulturellem und religiösem Hintergrund sei dies sehr verschieden. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass sich der Alkohol- und Cannabiskonsum mit zunehmender Integration deutlich verringere. In jüngster Zeit gebe es eine leichte Stagnation, was vielleicht einerseits auf vermehrt unsichere Bleibeperspektiven zurück zu führen sei, andererseits auch mit der zweiten Phase der Integration zusammen hĂ€ngen könne, also mit der Erkenntnis, dass vieles doch nicht „so rosig“ aussehe wie zunĂ€chst gedacht.

Spielerischer Perspektivwechsel
Damit Jugendliche sich jenseits der klassischen PrĂ€ventionsarbeit und Intervention aktiv und kritisch mit Risiken und verschiedenen Sichtweisen des Themas „Alkohol“ auseinandersetzen können, hat die Aktion Jugendschutz (aj) der Landesarbeitsstelle Bayern das Planspiel „Die Anhörung“ entwickelt. Es kann ab 14 Jahren mit Gruppen zwischen neun und 30 Personen in Schulen, der Jugendarbeit oder der Jugendhilfe gespielt werden. „Mit diesem Perspektivwechsel wird der Prozess der politischen Meinungsbildung bei den Jugendlichen anhand eines Themas, das sie direkt betrifft, erlebbar und nachvollziehbar“, erlĂ€uterte Rupert Duerdoth, bei der aj zustĂ€ndig fĂŒr SuchtprĂ€vention. Das Planspiel simuliert unter professioneller Anleitung eine Anhörung im Bundestag, in der die Jugendlichen als SachverstĂ€ndige begründen, warum § 9 Jugendschutzgesetz (JuSchG) verschĂ€rft, liberalisiert oder beibehalten werden soll.

Zweifel an hÀrteren Gesetzen
Deutlich gegen eine VerschĂ€rfung des Jugendschutzgesetzes positionierte sich Sebastian Gutknecht. Der Jurist ist verantwortlich für Grundsatzfragen des Kinder- und Jugendschutzrechts bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) Landesstelle Nordrhein-Westfalen e.V. in Köln. „Wenn MinderjĂ€hrige mehr oder weniger offen vorgelebt bekommen, dass Alkohol in Maßen kein Problem darstellt oder gar zum Erwachsenwerden dazugehört, dann kann dies durch eine über den jetzigen Grad hinausgehende GesetzesverschĂ€rfung nur schwer verĂ€ndert werden“, sagte er. Das Augenmerk sollte eher auf die effektive Umsetzung der bestehenden Regelungen gelenkt werden, um nicht das gelegentliche Glas Bier bei 17-JĂ€hrigen, sondern exzessives Wodkatrinken bei 14-JĂ€hrigen zu verhindern.

Auch die Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Andrea Urban, hĂ€lt weitere Verbote für wenig sinnvoll. „Damit erreichen wir bei den jungen Konsumenten nicht viel. Da das Trinken hĂ€ufig etwas mit gewollter Grenzüberschreitung zu tun hat, sollten wir in der PrĂ€ventionsarbeit den Blick für die eigenen Grenzen stĂ€rken“, sagte sie. „Um einen möglichst risikoarmen und kompetenten Umgang mit Alkohol zu fördern, müssen wir Jugendlichen zutrauen, dass sie ihren eigenen, ganz individuellen Umgang mit Alkohol erlernen und eine eigene Haltung zum Trinken entwickeln. Unsere Aufgabe ist es, Jugendliche dabei zu begleiten, offen auf sie zuzugehen und das GesprĂ€ch anzubieten, wenn wir den Eindruck haben, dass sie Aufmerksamkeit, Krisenhilfe oder einen vertrauensvollen Ansprechpartner brauchen“, betonte die LJS-SuchtprĂ€ventionsexpertin Dominika Lachowicz, die die Jahrestagung leitete.

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 Medienkontakt und RĂŒckfragen:
Dominika Lachowicz
Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
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5 Jahre Elterntalk Niedersachsen – und 3.000 GrĂŒnde, zu feiern, November 2017

Moderierter Austausch zu Erziehungsfragen hat im November 2017 JubilÀum

Niedersachsenweites Angebot mit großem Zulauf: Über 3000 Talks seit November 2012

Hannover, 26.10.2017. In kleiner Runde zusammensitzen, sich zu Erziehungsfragen austauschen und Tee trinken: Teilnehmer von Elterntalks können in entspannter AtmosphĂ€re ĂŒber Familienthemen wie  Mediennutzung und gesunde ErnĂ€hrung  oder Erziehungsregeln sprechen. FĂŒr MĂŒtter und VĂ€ter, die klassische Angebote der Familienarbeit schon aus sprachlichen GrĂŒnden nicht wahrnehmen, ist diese Gelegenheit einzigartig. Elterntalk Niedersachsen ist ein Angebot der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) zur StĂ€rkung der Medien- und Erziehungskompetenz.

Mit rund 3.000 Elterntalks wurden in fĂŒnf Jahren 15.400 Eltern in Niedersachsen erreicht. Simone Zanjani, Referentin fĂŒr Elterntalk bei der LJS: „Wir schaffen in den GesprĂ€chsrunden eine AtmosphĂ€re, in der ein ehrlicher Austausch auch ĂŒber schwierige Themen möglich ist. Als wir 2012 mit Elterntalk Niedersachsen starteten, war es eine besondere Herausforderung, erst einmal Vertrauen aufzubauen. Unsere Zielgruppe wird ĂŒber klassische Angebote der Elternarbeit kaum erreicht – oft sind VerstĂ€ndigungsschwierigkeiten der Grund.“ Hier setzt die LJS an: Die Runden können in verschiedenen Sprachen durchgefĂŒhrt werden, darunter Arabisch und TĂŒrkisch. Ein weiteres Plus ist die niedrigschwellige Ansprache ĂŒber kleine Netzwerke in StĂ€dten und Kommunen.

Elterntalk Niedersachsen wird bis Ende 2018 durch das NiedersĂ€chsische Sozialministerium finanziert. Aktuell ĂŒbersteigt die Nachfrage bei weitem das Angebot. Besonders an Standorten wie Hannover, Oldenburg, Hildesheim, Delmenhorst und Northeim sieht sich Zanjani bereits gezwungen, auf die Bremse zu treten, denn fĂŒr mehr als 80 jĂ€hrliche Elterntalks pro Standort reicht das Budget nicht. Als wichtigen Grund fĂŒr den Elterntalk-Erfolg nennt GĂŒlden Kalayci, selber Moderatorin und inzwischen Regionalbeauftragte, den Respekt vor der Erziehungskompetenz anderer Eltern: „Eine wertschĂ€tzende Haltung den Familien und ihrem Erziehungsalltag gegenĂŒber ist die Basis fĂŒr einen offenen und ehrlichen Austausch – und nur so können Eltern dazulernen.“

Über Elterntalk Niedersachsen:

Elterntalk ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppe sind Familien, die klassische Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen.
Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahezukommen, werden die GesprĂ€chsrunden im privaten Rahmen organisiert. Die GesprĂ€chsrunden werden von Moderatorinnen und Moderatoren angeleitet, die ebenfalls Eltern sind und in dialogischer GesprĂ€chsfĂŒhrung ausgebildet wurden. Die Initiative wird seit 2012 unterstĂŒtzt vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Eine Übersicht der Standorte und weitere Informationen bietet die Webseite www.elterntalk-niedersachsen.de.

Themen und Inhalte:
Bei den Elterntalks werden die Themen Fernsehen, Internet, Computerspiele, Handy, soziale Netzwerke, Erziehungsregeln,  gesundes Aufwachsen und Bildung und Gleichberechtigung – die Rechte unserer Kinder behandelt. Die Adressierung von VĂ€tern im Rahmen der Elterntalks bildet seit 2016 einen Schwerpunkt im Rahmen des Gesamtprojektes.  Anhand von Bildkarten werden die Eltern von der Moderatorin ermutigt, eigene Erziehungsfragen anzusprechen und sich untereinander auszutauschen.

Mehrsprachige Angebote:
Nach Absprache können Elterntalks auch in der jeweiligen Muttersprache der Eltern durchgefĂŒhrt werden. Arbeitsmaterialien und Hintergrundinformationen stehen auf Arabisch, Deutsch, Kurdisch, Russisch und TĂŒrkisch zur VerfĂŒgung.

Organisation:
Elterntalks werden in Kooperation mit Standortpartnern in ganz Niedersachsen durchgefĂŒhrt – dazu zĂ€hlen Kommunen, VerbĂ€nde und freie TrĂ€ger. Das Land Niedersachsen unterstĂŒtzt mit einer Anschubfinanzierung. Nach drei Jahren werden die Elterntalks von den Standorten in Kooperation mit Sponsoren finanziert. Die Organisation der Elterntalks vor Ort wird durch die Regionalbeauftragten der Standortpartner in ganz Niedersachsen organisiert. Aktuell bieten 17 Standorte in ganz Niedersachsen Elterntalks an.

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Touchen oder Wischen – Mediennutzung von MĂ€dchen und Jungen kinderleicht? 28.09.2017

Smartphone & Co – Kinderleicht? Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz in Hannover zur Mediennutzung von Kindern

Hannover, 28.09.2017. Mit dem allgegenwĂ€rtigen Smartphone von Mama oder dem Tablet von Papa spielen – fĂŒr viele MĂ€dchen und Jungen ist das Alltag: Bereits 62 Prozent der Zwei- bis DreijĂ€hrigen nutzen ein bis zwei Mal pro Woche interaktive digitale Spiele. Bei den Vier- bis FĂŒnfjĂ€hrigen sind es schon 76 Prozent, wie eine 2015 veröffentlichte Basisuntersuchung zum Medienumgang in dieser Altersgruppe (miniKIM-Studie) zeigt. Die weit verbreitete Sorglosigkeit von Eltern und die vermeintlich kinderleichte Bedienung der mobilen Alleskönner tĂ€uschen darĂŒber hinweg, dass MĂ€dchen und Jungen MedienanfĂ€nger sind. Sie brauchen eine behutsame, altersgerechte Anleitung von Erwachsenen beim Einstieg in die digitale Welt. Das setzt vor allem einen bewussten Umgang mit Medien in Gegenwart von Kindern voraus. Darin waren sich die fast 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung „Touchen oder Wischen – Mediennutzung von MĂ€dchen und Jungen kinderleicht?“ am Donnerstag einig. Eingeladen hatte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS).

Die hannoversche Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Cristiane Bockelmann schilderte, wie prĂ€gend die uneingeschrĂ€nkte Erreichbarkeit der Bezugsperson(en) fĂŒr die emotionale Sicherheit von Babys und Kleinkindern ist: „Die emotionale Bindung ist ein System, welches das Überleben sichert, weil die Bindungsperson automatisch reagiert.“ Eltern, die unablĂ€ssig mit dem Smartphone hantieren, sind aber nicht erreichbar, können die Signale ihres Kindes nicht wahrnehmen und auch nicht prompt und angemessen darauf reagieren. Auf Dauer könne die grundsĂ€tzliche Nichtbeachtung der kindlichen Bedürfnisse zu frĂŒhen Störungen der Entwicklung fĂŒhren, etwa zu einer verminderten Stresstoleranz oder zu ADHS, mahnt Bockelmann.

Prof. Dr. Tanja Witting von der Ostfalia Hochschule fĂŒr angewandte Wissenschaften (WolfenbĂŒttel) vermisst „belastbare Konzepte“ zur Medienerziehung in der frĂŒhen Kindheit. Anstatt Kleinkinder generell von digitalen Medien fernzuhalten, plĂ€diert sie fĂŒr eine altersgerechte Anleitung, Unterstützung und Begleitung durch Eltern und weitere Bezugspersonen. Die Bedienung von Tablets, Konsolen etc. sei weder „kinderleicht“ noch erschließe sich diese fĂŒr Medieneinsteiger intuitiv, wie oft fĂ€lschlicherweise angenommen werde, berichtet Witting. Als Orientierungshilfe fĂŒr die ersten Schritte in die digitale Welt empfiehlt die MedienpĂ€dagogin die Datenbank fĂŒr werbefreie, altersgekennzeichnete „Kinder-Apps“, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) angelegt hat (www.dji.de/index.php?id=43348).

Zahlreiche Tipps fĂŒr das „werbekompetente Kind“ hat die Frankfurter Diplom-Medienberaterin Vera BorngĂ€sser. Da es jĂŒngeren Kindern noch schwer fĂ€llt, Werbung von redaktionellen Inhalten zu unterscheiden empfiehlt sie, dies an kommerziellen Angeboten wie www.spieleaffe.de oder www.toggo.de zu trainieren. So können Klicks auf kommerzielle und nicht altersadĂ€quate Inhalte vermieden werden. FĂŒr die ersten digitalen Spielerlebnisse eigenen sich altersgerechte werbefreie Plattformen wie beispielsweise www.wdrmaus.de/spiel-und-spass, www.kika.de/spielen, www.blindekuh.de/spiele oder www.internet-abc.de. GrundsĂ€tzlich reduziert der Kauf kostenpflichtiger Spiele-Apps die Werbung. Empfehlenswerte, mitunter kostenpflichtige Spiele-Apps finden sich unter www.klicktipps.net/kinderapps.

Unter der Überschrift „Wenn Spielzeuge zu viel wissen“ warnt der IT-Sicherheitsexperte Stefan Hessel (UniversitĂ€t des Saarlandes) vor „smarten“ Lern- und Unterhaltungsspielzeugen, mit denen Kinder ausgeforscht, ihre Daten abgegriffen und die Einstellungen von MĂ€dchen und Jungen beeinflusst werden können. Puppen wie „My friend Calya“, der  Spielzeugroboter „I-Que“ oder „My friend Freddy Bear“ haben nach Hessels Schilderung SicherheitslĂŒcken durch offene Bluetooth-Schnittstellen. Über diese könne im Umkreis von etwa zehn Metern auf Mikrofone und Lautsprecher der Spielzeuge zugegriffen werden. Dadurch sei sogar eine direkte Kommunikation mit dem Kind möglich. Auch bei sogenannten Kinder-Tablets gebe es SicherheitslĂŒcken. Hessel fordert eindeutige gesetzliche Regelungen fĂŒr mehr ITSicherheit von Smart Toys, Lern- und Unterhaltungscomputern.

Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik bei der LJS, plĂ€diert dafĂŒr, Kindern erst nach der Grundschulzeit die Nutzung eines Smartphones zu erlauben. Sie empfiehlt Eltern außerdem, auf allen digitalen GerĂ€ten, die einen Zugang zum Internet ermöglichen, sogenannte Jugendschutz-Einstellungen zu aktivieren. Wie das beispielsweise beim Smartphone eingerichtet werden kann, wird unter www.klicksafe.de erklĂ€rt.

Pressekontakt und RĂŒckfragen: Tagungshandy 0176 – 98291197

DruckfĂ€hige Bildmotive zur honorarfreien Verwendung finden Sie hier (bitte Quelle nennen: Landesstelle fĂŒr
Jugendschutz Niedersachsen): https://www.dropbox.com/sh/4r8ftdz0ga1crce/AAA4MZPg6IXDYQ02Eo_rZnm9a?dl=0

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Der optimale Körper LJS-Fachtagung zu Körperidealen bei Jugendlichen in Hannover am 1. Juni 2017

Hannover, 17.05. 2017

Makellos schön, durchtrainiert und kein Gramm Fett zu viel auf der Waage – um dem Anspruch an einen perfekten Körper gerecht zu werden, probieren MĂ€dchen und Jungen vieles aus. Hungern per App und intensives Training zum Muskelaufbau, aber auch Modetrends, Tattoos und Piercings verdeutlichen die starke Fokussierung auf den Körper und das Aussehen. Doch wie viel Bodystyling ist noch gesund? Welche Experimente mit dem Körper sind im Jugendalter „normal“? An welchem Punkt sollten Erwachsene eingreifen? Der Umgang junger Menschen mit Schönheitsidealen steht im Zentrum der LJS-Fachtagung „Der optimale Körper“ am 1. Juni 2017 in Hannover. Wir unterstĂŒtzen gern Ihre Berichterstattung und laden Sie zur Tagung ein.

Nahezu die HĂ€lfte aller MĂ€dchen und ein Drittel aller Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren sind mit ihrem Körper unzufrieden.Âč FamiliĂ€r vorgelebte und medial vermittelte Schönheitsideale setzen zunehmend auch JĂŒngere unter Druck. So werden Styling und die Kontrolle des Gewichtes fĂŒr viele zur tĂ€glichen Routine, denn Jugendliche lernen frĂŒh, dass in unserer Gesellschaft gutes Aussehen auch als Gradmesser fĂŒr Leistung betrachtet wird. 78 ProzentÂČ aller MĂ€dchen und Jungen sind ĂŒberzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen „DĂŒnnsein“ und Beliebtheit gibt. Der Druck, dazu zu gehören, Vorbildern zu entsprechen und den eigenen Körper zu perfektionieren kann extreme ZĂŒge annehmen und damit die IdentitĂ€tsentwicklung beeintrĂ€chtigen. Um vermeintliche Schönheitsideale zu hinterfragen, benötigen viele Jungen und MĂ€dchen Begleitung und UnterstĂŒtzung. „Wir möchten pĂ€dagogische FachkrĂ€fte dazu ermutigen, sich des Themas stĂ€rker anzunehmen,“ hĂ€lt Dominika Lachowicz, LJS-Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention, fest. „Ein wichtiger Schutzfaktor ist ein positives KörpergefĂŒhl.“

Tanja Opitz, Referentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik bei der LJS, ergĂ€nzt: „Sport- und bewegungsorientierte Angebote, die unabhĂ€ngig von Leistung und Aussehen das Wahrnehmen und Erleben des eigenen Körpers ermöglichen, sind eine wirksame PrĂ€vention.“ Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Dr. Melanie Sanyal fĂŒhrt in ihrem Auftaktvortrag aus, wie stark der Körper und das Aussehen vermarktet werden und dass Manipulationen und Modifikationen eine lange Geschichte haben. Prof. Dr. Konrad Weller von der UniversitĂ€t Merseburg zeigt im Anschluss, welchen Einfluss gesellschaftliche Normen auf die IdentitĂ€tsentwicklung haben. Wenn Jugendliche die vermeintlichen Erwartungen und Haltungen zum Thema Schönheit verinnerlichen, können erste intime Erfahrungen als belastend empfunden werden – oder sie finden gar nicht erst statt. Prof. Dr. Janine Trunk erörtert schließlich, welche Körpermodifikationen fĂŒr Jugendliche eine Rolle spielen und benennt die damit verbundenen Risiken. Am Nachmittag werden in einer interaktiven Workshop-Phase die Themen exzessiver Sport, Essstörungen und die Rolle der Medien bei der Herstellung von Schönheitsidealen vertieft und praxisorientiert diskutiert.

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Âč ÂČ Quelle aller Daten ist die Dr. Sommer Studie 2016, https://www.bauermedia.com/presse/archiv/artikel/dr-sommer-studie-2016-die-erste-diaet-mit-elf-die-ersten-selfies-im-netz-mit-zwoelf-der-erste-sex-mit-17-bravo-veroeffentlicht-studie-zu-aufklaerung-liebe-koerper-und-sexualitaet/controller/2016/1/25/

Gemeinsam gegenhalten – Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen zu Hate Speech und PrĂ€vention am 11.05.2017 in Hannover

Gemeinsam gegenhalten – Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen zu Hate Speech und PrĂ€vention am 11.05.2017 in Hannover

Hannover, 27.04.2017. Abwertende Kommentare, verbale Bedrohungen, diskriminierende Posts – Hetze und Hass im Netz, so genannte Hate Speech, zielt auf Ausgrenzung. Wer attackiert wird, fĂŒhlt sich oft verletzt und ohnmĂ€chtig. VerĂ€chtliche Äußerungen und Hasskommentare verunsichern MĂ€dchen und Jungen auch, wenn sie nicht direkt betroffen sind. Auf der LJS-Fachtagung am 11. Mai 2017 in Hannover befassen sich Expertinnen aus PĂ€dagogik, Psychologie und Medienforschung mit der Frage, wie Jugendliche mit Online-Attacken und Hassposts umgehen und wie sie sich schĂŒtzen können.

EinfĂŒhrend stellt Aycha Riffi vom Grimme-Institut in Marl eine aktuelle Studie zum Umgang mit Hasskommentaren vor und zeigt in diesem Kontext, wie wichtig feste Regeln und eine redaktionelle Begleitung in Online-Foren sind, um Attacken wirksam zu begegnen.

Die Berliner Psychologin Dorothee Scholz erlĂ€utert im Anschluss, dass die emotionalen Folgen von aggressiven Online-Kommentaren oft vergleichbar mit Reaktionen auf „echte“ Übergriffe sind. Ähnlich wie nach direkten physischen Bedrohungen fĂŒhlen sich die Betroffenen bloßgestellt und gedemĂŒtigt.

Andrea Buskotte, Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention bei der LJS, betont, dass angesichts von Drohungen und Hate Speech eine PrĂ€vention wichtig ist, die Jugendliche motiviert, Haltung zu beziehen und sich einzumischen. In der Arbeit mit Jugendlichen gehe es deshalb darum, soziale Kompetenz zu vermitteln, so Buskotte: „Jugendliche sollten lernen, dass online die gleichen Verhaltensregeln und Werte gelten, die auch unser Zusammenleben offline prĂ€gen.“

Auch Cornelia Heyken von der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin hebt hervor, wie wichtig Zivilcourage im Netz ist. Wer rechtsextremistische oder rassistische Kommentare erhĂ€lt oder mitliest, kann dagegenhalten und sich von solchen Äußerungen abgrenzen. Eine stabile Community, die sich entschlossen gegen Hass- posts positioniert, stĂ€rkt den Betroffenen den RĂŒcken und hat eine wichtige Außenwirkung.

Abwertung und Ausgrenzung werden auch in manchen Online-Spielen und Gaming-Communities artikuliert.

Maike Groen von der Technischen Hochschule Köln hat sexistische Äußerungen in der Gaming-Szene untersucht. Sie zeigt in ihrem Vortrag, welche Dynamik sexistische Posts entwickeln – und was Sexismus fĂŒr die Betroffenen bedeutet.

FĂŒr Eva Hanel, Referentin fĂŒr Medien bei der LJS, gilt: „Wer in sozialen Netzwerken aktiv ist, sollte Stellung beziehen, wenn Einzelne oder Gruppen diskriminiert werden.“ Fakten posten, dagegenhalten, humorvoll reagieren – eine wirkungsvolle Counter Speech ist auf vielen Ebenen möglich. „Wenn User freundlich, aber klar Stellung beziehen, ist das eine Ă€ußerst hilfreiche digitale RĂŒckendeckung fĂŒr die Betroffenen“, hĂ€lt Eva Hanel fest. Um gute Beispiele fĂŒr die digitale Gegenrede wird es deshalb auf der Tagung ebenfalls gehen. Wir laden Sie herzlich ein und unterstĂŒtzen gern Ihre Berichterstattung.

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SexualitÀt im Netz, LJS-Fachtagung am 06.04.2017

Hannover, 23. MĂ€rz 2017

SexualitĂ€t im Netz – wie geht AufklĂ€rung heute? LJS-Fachtagung zu Chancen und SchwĂ€chen der Online-AufklĂ€rung am 06.04.2017

Auf der LJS-Fachtagung zum Thema „SexualaufklĂ€rung Online“ geht es am 6. April 2017 in Hannover um die InformationsbedĂŒrfnisse von MĂ€dchen und Jungen zum Thema SexualitĂ€t. Zwar ist die persönliche AufklĂ€rung durch Eltern und Schule fĂŒr Jugendliche weiterhin von großer Bedeutung – doch bei konkreten sexuellen Fragen werden Onlinemedien immer wichtiger. Welche Themen Online-Beratungen fĂŒr Jugendliche anbieten und wie jugendaffine SexualaufklĂ€rung aussehen sollte, wird anhand von Praxisbeispielen diskutiert.

Jugendliche sind heute besser ĂŒber SexualitĂ€t informiert als je zuvor: Über 80% aller MĂ€dchen und Jungen halten sich nach einer Studie der Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung (BZgA)* in sexuellen Fragen fĂŒr gut aufgeklĂ€rt. Bei der Wissensvermittlung kommt den Medien eine erhebliche Bedeutung zu – mehr als die HĂ€lfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen möchte weitere Informationen am liebsten ĂŒber das Internet erhalten. Gleichzeitig sind GesprĂ€che ĂŒber SexualitĂ€t in Elternhaus und Schule wichtig. „Beide Instanzen haben großen Anteil an der SexualaufklĂ€rung. Doch ihre konkreten Fragen recherchieren viele MĂ€dchen und Jungen im Netz, denn wenn es persönlich wird, möchten sie weder den Biolehrer noch die Mutter fragen“, so Tanja Opitz, Referentin fĂŒr SexualpĂ€dagogik bei der LJS. „Wie geht Selbstbefriedigung?“, „Ist mein Penis zu klein?“, „Darf ich mit 13 schon Sex haben?“ – Fragen wie diese beantworten beispielsweise die Online-Angebote Sextra.de und sexundso.de von pro familia. Hier gibt es auch die Möglichkeit, persönliche Fragen im anonymen Chat zu stellen und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Helmut Paschen, Leiter der profamilia.sextra-Onlineberatung in Flensburg, hĂ€lt fest: „Wenn Jugendliche bei der Recherche im Netz nicht weiterkommen, nutzen viele die Online-Beratung, denn hier können sie anonym rund um die Uhr Fragen stellen.“ Schnelle Antworten auf brisante Fragen – der schriftliche Austausch ist oft hilfreich, schafft aber auch Raum fĂŒr MissverstĂ€ndnisse. „Eine anonyme Beratung per Mail kann die konkreten Fragen erfassen – aber nicht das BedĂŒrfnis dahinter“, hĂ€lt Tanja Opitz fest. So verberge sich gerade hinter vorgeblich technischen Fragen zur SexualitĂ€t oft die Angst, zu versagen – was aber im Mailkontakt nicht immer erkannt werden könne.

Im Unterschied zur schriftlichen Mailberatung spricht Kristina Weitkamp auf dem YouTube-Kanal „Fickt euch – ist doch nur Sex“ offen ĂŒber Themen wie den „richtigen Blowjob“, „Selbstbefriedigung“ oder „meine grĂ¶ĂŸten Sexfehler“. Das erfolgreiche Angebot setzt auf klare Worte durch eine authentische Protagonistin. Mit steigendem Alter nutzen Jugendliche und junge Erwachsene hĂ€ufiger auch Sexfilme als Informationsquelle – so die Ergebnisse der BZgA-Studie. Knapp die HĂ€lfte der Jungen und jungen MĂ€nner sowie 16 Prozent der MĂ€dchen und jungen Frauen geben an, dass sie in Sexfilmen etwas erfahren haben, was fĂŒr sie wichtig ist. Sie werden dort mit Bildern von SexualitĂ€t konfrontiert, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Vor allem fĂŒr jĂŒngere Nutzer und Nutzerinnen, die ĂŒber wenig eigene sexuelle Erfahrungen verfĂŒgen, kann das problematisch werden. Im Rahmen der Fachtagung wird diskutiert, welche Aufgaben und Themen pĂ€dagogische Angebote zukĂŒnftig abdecken sollten, um einschlĂ€gigen pornografischen Inhalten und damit verbundenen Falschinformationen zu begegnen. Über eine Berichterstattung freuen wir uns und laden Pressevertreter herzlich zur Tagung ein.

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* Link zur Studie der BZgA


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„Radikalisierung im Blick“ – LJS-Fachtagung am 30.03. 2017

Hannover, 16. MĂ€rz 2017

„Radikalisierung im Blick“ – LJS-Fachtagung am 30.03. 2017 zeigt Strategien fĂŒr den Umgang mit extremistischen Orientierungen auf

Auf der Fachtagung „Radikalisierung im Blick“ am 30. MĂ€rz 2017 in Hannover thematisiert die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) die HintergrĂŒnde von Extremismus und Islamismus bei Jugendlichen. Hinter einer Radikalisierung stehen oft Erfahrungen von Abwertung und Ausgrenzung. Anhand von Projektbeispielen wird deutlich, wie FachkrĂ€fte in Schule und Jugendarbeit prĂ€ventiv arbeiten und bei der Entwicklung islamistischer Haltungen intervenieren können. Die Tagung wird in Kooperation mit der katholischen Jugendsozialarbeit Nord gGmbH (KJS) durchgefĂŒhrt.

In der Schule, im Rahmen von Gruppen oder bei der Jobsuche – Diskriminierungserfahrungen sind vielfĂ€ltig. ZurĂŒckweisungen und Ausgrenzung können bei Jugendlichen mit und ohne Migrationsgeschichte die Hinwendung zu extremen Gruppierungen fördern. „Wer sich diskriminiert fĂŒhlt, ist eher offen fĂŒr vermeintlich stĂ€rkere Persönlichkeiten – hier liegt ein AnknĂŒpfungspunkt fĂŒr islamistische und salafistische Ansprachen“, hĂ€lt Andrea Buskotte, Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention bei der LJS, fest. FachkrĂ€fte in Schule und Jugendarbeit mĂŒssen Ausgrenzungsprozessen eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit schenken und Handlungsnotwendigkeiten erkennen. „Junge Menschen haben ein Recht, vor GefĂ€hrdungen geschĂŒtzt zu werden – auch dann, wenn sie dabei sind, sich und andere in Gefahr zu bringen. FĂŒr FachkrĂ€fte bedeutet dies eine große Herausforderung, denn sie mĂŒssen bei Ausgrenzungsprozessen beide Seiten im Blick haben“, betont die Expertin.

Wer mit Jugendlichen arbeitet, sollte die Signale einer Radikalisierung wahrnehmen und die HintergrĂŒnde fĂŒr fundamentalistische Haltungen erkennen können. In ihrem EinfĂŒhrungsvortrag zeigt deshalb Michaela Glaser vom Deutschen Jugendinstitut in MĂŒnchen, welche Motive fĂŒr die Hinwendung zum Islamismus im Jugendalter eine Rolle spielen. Dr. Nils Schuhmacher, UniversitĂ€t Hamburg, thematisiert Diskriminierungserfahrungen von Jugendlichen und zeigt in diesem Kontext AnknĂŒpfungspunkte fĂŒr die pĂ€dagogische Arbeit auf. Dass es bei Jugendlichen, die auf eine salafistische Ansprache reagieren, oft wirkungsvoll ist, die Vorteile demokratischer Entscheidungsprozesse zu benennen, zeigt die Politologin Mirjam GlĂ€ser vom Berliner Verein ufuq e.V. anhand ihrer eigenen PrĂ€ventionsarbeit.

Um bei bereits laufenden Radikalisierungsprozessen erfolgreich zu intervenieren, ist ein guter Kontakt zu den Jugendlichen und ihrem Umfeld wichtig. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen zwei Projekte am Nachmittag. Das Bremer Projekt JAMIL adressiert im Rahmen der Straßensozialarbeit junge Menschen, die beginnen, sich am Islamismus zu orientieren.

Christian Hantel von BeRATen in Hannover zeigt abschließend anhand von Beispielen aus Niedersachsen, wie wichtig die Kooperation mit Eltern und Angehörigen ist, wenn Jugendliche radikale Haltungen entwickeln.

Wir freuen uns ĂŒber eine Berichterstattung und laden Medienvertreter zur Teilnahme an der Fachtagung ein.

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Elterntalk Niedersachsen setzt Kinderrechte auf die Agenda, 14.3.2017

Hannover, 14. MĂ€rz 2017

Elterntalk Niedersachsen setzt Kinderrechte auf die Agenda

Im Rahmen des landesweiten Projektes Elterntalk Niedersachsen geht es zukĂŒnftig auch um die Themen Bildung und Gleichberechtigung. In den moderierten GesprĂ€chsrunden können Fragen zu den Rechten von Kindern diskutiert werden. Im Mittelpunkt stehen die Werte und Regelungen unserer Gesellschaft. Bildkarten und Impulsfragen zum Recht auf Gleichheit und Bildung oder zu Kinderrechten auf Freizeit und Spielen sollen den Austausch von MĂŒttern und VĂ€tern anregen.

Im Rahmen von Elterntalk Niedersachsen können Eltern sich zu Medien- und Erziehungsthemen austauschen. Entspannt und in hĂ€uslicher Umgebung werden dabei Fragen angesprochen, die im Familienalltag oft keinen Raum finden. Eine Moderatorin begleitet das GesprĂ€ch und gibt Anregungen. Organisatorin des 2012 gestarteten Projektes ist die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen. Elterntalk Niedersachsen setzt auf den Austausch im privaten Rahmen und erfĂ€hrt landesweit großen Zuspruch – so haben allein 2016 mehr als 5000 MĂŒtter und VĂ€ter in ganz Niedersachsen an den GesprĂ€chsrunden teilgenommen.

Warum gibt es KlassenrÀte?
Seit Beginn der FlĂŒchtlingswelle werden auch die Werte und Gesetze unserer Gesellschaft verstĂ€rkt diskutiert. Vor diesem Hintergrund geht es in den Elterntalks nun auch um die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Projektleiterin Simone Zanjani: „Wir möchten Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen dazu anregen, sich mit den Rechten, die Kinder hierzulande haben, auseinanderzusetzen und sie auch fĂŒr die eigene Familie zu übernehmen.“ Das Themenspektrum reicht dabei von der Teilnahme an Klassenfahrten bis zur Frage, warum es in Deutschland KlassenrĂ€te gibt. Im Austausch mit anderen Familien können MĂŒtter und VĂ€ter aus unterschiedlichen Kulturkreisen lernen, die Anforderungen von Schule und Gesellschaft und das Recht auf Bildung mit ihren eigenen Wertvorstellungen zu vereinbaren. Der Austausch im privaten Rahmen adressiert auch Familien, die auf Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen selten reagieren.
FĂŒr die Umsetzung kooperiert die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen mit derzeit 16 regionalen Standortpartnern, die Elterntalks durchfĂŒhren. HierfĂŒr sind landesweit mehr als 70 Moderatorinnen und Moderatoren im Einsatz.

Über Elterntalk Niedersachsen
Elterntalk Niedersachsen ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen und will Eltern als Experten in Erziehungsfragen ansprechen. Im Zentrum stehen die Themen Fernsehen, Internet, Computerspiele, Handy, soziale Netzwerke, Erziehungsregeln, gesundes Aufwachsen sowie Bildung und Gleichberechtigung. Um möglichst viele Familien zu erreichen, werden die GesprĂ€chsrunden im privaten Rahmen und mehrsprachig organisiert. Arbeitsmaterialien und Hintergrundinformationen sind auf arabisch, deutsch, kurdisch, russisch und türkisch erhĂ€ltlich. Angesprochen werden Eltern mit Kindern bis 14 Jahren. Seit dem Start des Projektes im Oktober 2012 haben mehr als 12.500 MĂŒtter und VĂ€ter in ganz Niedersachsen an Elterntalks teilgenommen. Die Initiative wird unterstĂŒtzt vom NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

www.elterntalk-niedersachsen.de

www.jugendschutz-niedersachsen.de/projekt-elterntalk

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Wir unterstĂŒtzen gern Ihre Berichterstattung. Nach Absprache besteht auch die Möglichkeit zur Pressebegleitung eines Elterntalks. Auf Wunsch vermitteln wir einen Kontakt zu den Standortpartnern in Ihrer Region.

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Neuer Online-Service der LJS: Referenten zum Thema Medienerziehung in Niedersachsen finden, 7.2.2017

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet auf der neuen Website www.netzwerk-jugendschutz.de eine Übersicht und die Kontaktdaten von Expertinnen und Experten zu Medienthemen in ganz Niedersachsen. Mit dem neuen Service können Elternabende und Info-Veranstaltungen zum Thema Medien und Jugendschutz geplant werden. Alle Referenten sind durch die LJS speziell fortgebildet und zertifiziert worden.

Der neue Online-Service erleichtert die Organisation von Fortbildungen und Seminaren zum Medienumgang. Interessierte können mit Hilfe einer interaktiven Karte geeignete Experten in ihrer Region finden, sich ĂŒber ihre Schwerpunkte informieren und direkt Kontakt aufnehmen. ZusĂ€tzlich können sie auf www.netzwerk-jugendschutz.de Angebote zu den inhaltlichen Schwerpunkten „Hauptsache Action – Computerspiele in der Jugendarbeit“ und „Trickfilmchen“ abrufen.

Das Online-Angebot hilft auch bei der Themenfindung fĂŒr Elternabende. So können Veranstaltungen in den Bereichen Film und Fernsehen, soziale Netzwerke, Internet, Computerspiele und Smartphones geplant und spezielle Trainer angefragt werden, die Elternabende anbieten. Diese „Eltern-Medien-Trainer“ geben Tipps und Impulse fĂŒr die Medienerziehung zu Hause.  Sie wurden von der LJS fortgebildet und stehen in allen Regionen Niedersachsens zur VerfĂŒgung. Andrea Urban, Leiterin der LJS, erlĂ€utert: „Mit der Netzwerkkarte stellen wir die durch die LJS fortgebildeten Referentinnen und Referenten vor, zeigen deren Schwerpunkte und geben Hinweise fĂŒr mögliche Medienveranstaltungen.“ Das interaktive Angebot beinhaltet eine Suchfunktion, mit der sich nach individuellen Stichworten Veranstaltungen zu Medienthemen finden lassen.

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Frei ab 6 – mit Kindern Trickfilme drehen, 22.2.2017

LJS bietet eintĂ€gige Fortbildung fĂŒr pĂ€dagogische FachkrĂ€fte aus dem Elementarbereich in Hannover an

Hannover, 12.01.2017. Mit Kindern selbstĂ€ndig Filmideen entwickeln und eigene Trickfilme gestalten – gewusst wie: Im Februar 2017 können pĂ€dagogische FachkrĂ€fte an einem Tag lernen, wie man gemeinsam mit MĂ€dchen und Jungen Ideen fĂŒr Trickfilme entwickelt und umsetzt. Die medienpĂ€dagogische Fortbildung wird in Hannover am 22. Februar 2017 von der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) angeboten.

Wenn Kinder zu Regisseuren, Drehbuchautoren und Animateuren werden, sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt – gerade bei Trickfilmen herrscht völlige Gestaltungsfreiheit. MĂ€rchen wie der „Wettstreit zwischen Hase und Igel“ oder „Der sĂŒĂŸe Brei“ der GebrĂŒder Grimm werden gerne als Anregungen fĂŒr eine Filmidee genutzt, mit der Kinder die Figuren lebendig werden lassen. Auch religiöse Feste wie Ostern oder Ramadan können in kleinen filmischen Geschichten auf kindliche Art und Weise anschaulich erklĂ€rt werden.

„Eigene Film-Ideen zu entwickeln und selber einen Film zu gestalten ist ein wichtiger Schritt fĂŒr den Aufbau von Medienkompetenz“, so LJS-Referentin und Projektleiterin Eva Hanel. „Auch Enwicklungsthemen, die fĂŒr Kinder wichtig sind, zum Beispiel ÂŽFreundschaft` und die `Welt verstehen` eignen sich gut als Themen fĂŒr kleine Filme“, so die Expertin.

Im Zentrum des Tagesseminars stehen neben der praktischen Hilfestellung fĂŒr die Entwicklung von Filmideen auch technische Tipps zur Umsetzung.

Hintergrundinformationen zu Medienvorlieben und Sehgewohnheiten von MĂ€dchen und Jungen und Informationen ĂŒber Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte runden die Fortbildung ab. Im Anschluss an das Seminar besteht die Möglichkeit, das Projekt in der eigenen Einrichtung umzusetzen. Die Teilnahme am Seminar kostet 60,00 Euro. FĂŒr die pĂ€dagogische Begleitung, die Ausleihe der Technik, die Filmbearbeitung, das Überlassen der Filme auf einem DatentrĂ€ger und die DurchfĂŒhrung einer Elternveranstaltung fĂ€llt eine Kostenbeteiligung in Höhe von 100,- Eur an.

Weitere Informationen bietet die Webseite www.trickfilmchen.de

Projektorganisation und Seminaranmeldungen:
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Eva Hanel
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover. Tel.: 0511-858788, Fax: 0511- 2834954 eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de


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Big Data – Der Spion in uns, 6.12.2016

LJS-Jahrestagung am 6. 12. 2016 im HCC Hannover zum Schutz der PrivatsphÀre bei Kindern und Jugendlichen

Hannover, 29.11. 2016. Einblick in Fotoalben, Zugriff auf Kontaktlisten, Informationen zu Standorten – Anbieter von Apps und sozialen Netzwerken verlangen ihren Kunden einiges ab. Viele der vermeintlich kostenfreien Dienste leben von den Daten ihrer Nutzer. Auf ihrer Jahrestagung am 6.12. behandelt die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen die Praxis der Datensammler. Verbunden damit geht es im Kreis von Experten darum, wie Kinder und Jugendliche ein kritisches und verantwortungsbewusstes Medienhandeln erlernen können. Zum Auftakt der Tagung begrĂŒĂŸt Jörg Röhmann, StaatssekretĂ€r im NiedersĂ€chsischen Ministerium fĂŒr Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, die GĂ€ste.

MĂ€dchen und Jungen nutzen Suchmaschinen und Plattformen wie YouTube oder Messenger-Dienste wie WhatsApp, um sich zu informieren und auszutauschen. Ihre Vorlieben und die von ihnen beim Download von Filmen und Apps preisgegebenen Daten bieten den Anbietern Einsichten in ihre Interessen und ihren Alltag. Auf dieser Basis sorgen Algorithmen fĂŒr persönliche Trefferlisten, Streams und Feeds. Wie Dr. Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut Hamburg zeigt, werden Jugendliche in ihrer personalisierten Filterblase so fortlaufend in ihrem frĂŒheren Verhalten und ihren vorgefassten Meinungen bestĂ€rkt. Sein Appell: Bildungsreinrichtungen sollten diese VerĂ€nderungen berĂŒcksichtigen – und Jugendliche motivieren, die ihnen angezeigten Inhalte kritisch zu reflektieren.

Um Nutzer auf ein Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten, stellt Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart in ihrem Vortrag eine „medienethische Roadmap“ vor. In einem mehrstufigen Prozess sollen Jugendliche ein Bewusstsein fĂŒr die Bedeutung von Privatheit entwickeln, die Dynamik des Datensammelns verstehen und eine eigene ethische Haltung zu diesem Thema aufbauen. Auf dieser Basis soll es ihnen möglich sein, reflektiert mit ihren Daten umzugehen und die Verantwortung fĂŒr den Schutz ihrer PrivatsphĂ€re wahrzunehmen.
In diesem Zusammenhang fordert Eva Hanel, Referentin fĂŒr MedienpĂ€dagogik bei der LJS, StĂ€rkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen, damit sie lernen, wie sie ihre privaten Daten schĂŒtzen können.
„In der Jugendphase ist es wichtig, sich zu orientieren und neue Rollen auszuprobieren – das darf aber nicht dazu fĂŒhren, dass MĂ€dchen und Jungen frĂŒhere Posts, Kommentare oder Bilder nicht löschen können. Es geht nicht nur um Medienkompetenz, sondern es sind auch regulatorische Schritte in Hinblick auf die Anbieter nötig, denn Jugendliche haben ein Recht darauf, dass ihre Daten nicht lebenslang gespeichert werden.“

Zu einer Teilnahme an der Tagung und einer Berichterstattung möchten wir Sie einladen.

 

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Rauchen, Kiffen, Komasaufen – wie man konsumierende Jugendliche erreicht, 3.11.2016

LJS–Fachtagung zu SuchtprĂ€vention am 3.11. 2016 in Hannover

Hannover, 25. Oktober 2016. Weil es Spaß macht, auf Partys dazu gehört, weil es alle tun oder um Probleme zu vergessen – es gibt viele GrĂŒnde, warum Jugendliche trinken, rauchen oder chemische Drogen konsumieren. Doch bei einem langfristigen Konsum kann es zu Suchteffekten kommen und ĂŒbermĂ€ĂŸiger Alkoholkonsum im Jugendalter schĂ€digt die Entwicklung des Gehirns nachhaltig. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen widmet sich auf ihrer Fachtagung am 3.11.2016 im Expertenkreis neuen Erkenntnissen zum Drogenkonsum Jugendlicher in Niedersachsen. Überdies geht es um die Frage, wie man mit MĂ€dchen und Jungen ĂŒber ihren Drogenkonsum ins GesprĂ€ch kommt – denn eine bewusste Reflektion des Drogengebrauchs ist die Voraussetzung dafĂŒr, dass Jugendliche ihr Verhalten Ă€ndern.

EinfĂŒhrend stellt Prof. Dr. Tielking von der Hochschule Enden/Leer neue Ergebnisse aus kommunalen Studien zum Drogenkonsum vor. Wie eine moderne SuchtprĂ€vention aussieht, thematisiert im Anschluss Andrea Rodiek vom SuchtPrĂ€ventionsZentrum Hamburg.‹Jugendliche, die Drogen konsumieren, sind nur selten zu einem offenen GesprĂ€ch bereit. Es gilt, Gelegenheiten „zwischen TĂŒr und Angel“ zu nutzen – welche Techniken hier hilfreich sein können, zeigt Angelika Fiedler von der ginko Stiftung fĂŒr PrĂ€vention in MĂŒhlheim. Dominika Lachowicz, Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention bei der LJS: „FachkrĂ€fte aus Schule und Jugendarbeit sollten die Dinge nicht einfach so laufen lassen, sondern auf konsumierende MĂ€dchen und Jungen zugehen und mit ihnen Kontakt aufnehmen.“ Nur wenn es gelingt, den eigenen Konsum zu reflektieren, ist eine VerĂ€nderung möglich.‹Am Nachmittag werden in Arbeitsgruppen AnsĂ€tze fĂŒr eine wirksame PrĂ€ventionsarbeit und praktische Übungen zum Konzept der „Motivierenden Kurzintervention“ vorgestellt.

Gern laden wir Sie zur Tagung ein und unterstĂŒtzen Ihre Berichterstattung.

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Jugendschutz fĂŒr geflĂŒchtete Jugendliche – Beziehungen zĂ€hlen am 25.10.2016

LJS stellt am 25. 10. 2016 neue Erkenntnisse zur Situation jugendlicher GeflĂŒchteter vor und sieht zusĂ€tzliche Aufgaben fĂŒr den Jugendschutz

Hannover, 13.10.2016. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen thematisiert auf ihrer Fachtagung in Hannover am 25.10.2016 die Situation geflĂŒchteter Kinder und Jugendlicher. Im Mittelpunkt stehen dabei die Herausforderungen, denen sich Jungen und MĂ€dchen mit Fluchterfahrung stellen mĂŒssen. Damit verbunden sind auch neue Aufgaben fĂŒr den Jugendschutz.

Die Zahl der unbegleiteten minderjĂ€hrigen FlĂŒchtlinge ist seit 2015 stark gestiegen und liegt aktuell bei 52.000. Parallel wĂ€chst auch die Zahl der Kinder, die mit ihren Familien geflĂŒchtet sind. Viele junge Menschen sind traumatisiert und besonders schutzbedĂŒrftig. Aber auch der normale Alltag bringt Schwierigkeiten mit sich: „Nach den Risiken der Flucht und den Erfahrungen von Stress und Gewalt kommen die Jungen und MĂ€dchen in einer fĂŒr sie unbekannten Gesellschaft an – allein das Zurechtfinden mit den neuen Regeln und Institutionen ist fĂŒr sie eine große Aufgabe“, konstatiert Andrea Buskotte, Referentin fĂŒr GewaltprĂ€vention bei der LJS. Hinzu kommen kulturell geprĂ€gte Rollenbilder – und damit verbunden eine grundsĂ€tzliche Verunsicherung. „Wir sind besorgt angesichts der Berichte ĂŒber Übergriffe, die jugendliche Geflüchtete begehen, aber auch wegen der Ablehnung und Diskriminierungen, die sie hier erfahren“, so Buskotte. Gerade unbegleitete Jungen und MĂ€dchen brauchen tragfĂ€hige und verlĂ€ssliche Beziehungsangebote – und eine empathische Haltung der FachkrĂ€fte, die sie betreuen.

Die Referenten gehen der Frage nach, welche Möglichkeiten die Jugendlichen haben, ihre Erfahrungen angemessen zu verarbeiten und welche Begleitung durch Jugendhilfe und Schule dabei notwendig sind. EinfĂŒhrend stellt Joachim Glaum vom NiedersĂ€chsischen Landesamt fĂŒr Soziales, Jugend und Familie gemeinsam mit Reinhold Gravelmann vom AFET Bundesverband fĂŒr Erziehungshilfe die Situation junger FlĂŒchtlinge in Niedersachsen vor. Dr. Claudia Lechner und Dr. Diana Willems vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in MĂŒnchen veranschaulichen anhand aktueller Daten aus einer Studie des DJI die Erfahrungen jugendlicher GeflĂŒchteter mit den Institutionen in Deutschland und analysieren dabei insbesondere Gewaltrisiken der Jugendlichen.
Im zweiten Tagungsteil wird es darum gehen, wie FachkrĂ€fte die Jungen und MĂ€dchen unterstĂŒtzen können, ein positives Selbstbild und Handlungskompetenzen zu entwickeln.

Dazu berichtet Christoph MĂŒller von der Leibniz UniversitĂ€t Hannover aus einem aktuellen Projekt, in dem Beziehungsförderung als entscheidender Aspekt der pĂ€dagogischen Arbeit mit jungen FlĂŒchtlingen erprobt wird.
Orgun Özcan von der UniversitĂ€t Marburg bezieht sich auf Diskriminierungserfahrungen und stellt Strategien vor, mit diesen umzugehen.
Im Abschlussvortrag thematisiert Hannah von Grönheim von der Hochschule fĂŒr angewandte Wissenschaften und Kunst in Hildesheim die Bedeutung professioneller Kompetenz und persönlicher Haltung im Umgang mit Menschen verschiedener Kulturen. In diesem Zusammenhang verweist Simone Zanjani, Referentin fĂŒr Migration und Elternarbeit bei der LJS, auf das Potential, das mit den Fluchterfahrungen verbunden sein kann: „Man sollte hier immer beide Seiten sehen und prĂŒfen, ob die MĂ€dchen und Jungen nicht auch besonders gestĂ€rkt aus ihren Fluchterfahrungen hervorgehen – und sich den Entwicklungsaufgaben ihrer Altersphase besser stellen können.“ Über eine Berichterstattung zur Tagung freuen wir uns.

Links:
Studie des DJI: https://www.dji.de/index.php?id=43785&L=0
Angaben zur Anzahl minderjĂ€hriger Flüchtlinge:
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/minderjaehrige.html
https://www.b-umf.de/images/160906_PM_Auswertung_UMF_Zahlen.pdf

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Mit Jugendlichen, die Drogen nehmen, inŽs GesprÀch kommen, 29.8.2016

LJS bildet Trainer fĂŒr die GesprĂ€chstechnik Motivierende Kurzintervention (MOVE) aus

Hannover, 29. August 2016. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hat Trainerinnen und Trainer ausgebildet, die zukünftig vermitteln, wie man mit Drogen konsumierenden Jugendlichen auch „zwischen TĂŒr und Angel“ inÂŽs GesprĂ€ch kommt. Grundlage hierfĂŒr ist die GesprĂ€chstechnik der Motivierenden Kurzintervention (MOVE). Sie gibt Impulse fĂŒr VerĂ€nderungen und zeigt, wie man mit Jugendlichen ĂŒberÂŽs Trinken, Kiffen oder Sniefen sprechen kann. Ab sofort können die MOVE-Trainerinnen und Trainer auch für pĂ€dagogische Fortbildungen gebucht werden.

MĂ€dchen und Jungen, die Alkohol trinken, rauchen oder kiffen haben oft gar kein Interesse daran, etwas an ihrem Konsumverhalten zu Ă€ndern. Im offenen GesprĂ€ch mit PĂ€dagoginnen und PĂ€dagogen kann sich der einzelne Jugendliche mit dem eigenen Konsum und dessen Risiken auseinandersetzen. „Das Besondere an MOVE ist, dass die pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte lernen, auf MĂ€dchen und Jungen gezielt zuzugehen, wenn sie ein riskantes Konsumverhalten beobachten“, hĂ€lt Dominika Lachowicz, Referentin fĂŒr SuchtprĂ€vention bei der LJS, fest. „Manchmal ist es hilfreich, ein GesprĂ€ch spontan zu beginnen – MOVE vermittelt auch hierfĂŒr die richtigen AnknĂŒpfungspunkte.“

Die Trainerinnen und Trainer der Sucht- und Jugendhilfe bieten ab sofort MOVE-Trainings an. Sie vermitteln in ganz Niedersachsen, wie man mit Jugendlichen GesprĂ€che beginnt, ihnen DenkanstĂ¶ĂŸe gibt und Impulse zum Reflektieren des Konsumverhaltens setzt.
FachkrĂ€fte der Jugendarbeit, die die Folgen von übermĂ€ĂŸigem Alkohol- oder Drogenkonsum wahrnehmen und bisher nicht eingreifen konnten, lernen in den MOVE-Trainings, wie man ein GesprĂ€ch mit auffĂ€lligen Jugendlichen beginnt und wann eine Kurzintervention angeraten ist.

Zielgruppe fĂŒr das neue Angebot sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Jugendarbeit, Jugendhilfe, Jugendschutz und Schule. Über die Website www.move-niedersachsen.de können Sie sich ĂŒber das Projekt sowie aktuelle Seminartermine informieren.

www.move-niedersachsen.de

move_team

MOVE Niedersachsen: 14 Teilnehmende haben die dreitĂ€gige MOVE-Trainerausbildung unter der Leitung von Angelika Fiedler uns Hans-JĂŒrgen Haak absolviert.

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„Sexting“ unter Jugendlichen – LJS-Tagung am 25.08.2016

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen diskutiert sexualisierte Selbstdarstellung und Strategien fĂŒr „Safer Sexting“

Hannover, 04.08.2016. Facebook-Selfies in UnterwĂ€sche, Striptease vor der Webcam oder Nacktbilder als Geschenk fĂŒr die Liebsten – fĂŒr viele Jugendliche ist das Internet auch sexuell ein sozialer Erfahrungsraum. MĂ€dchen und Jungen testen mit freizĂŒgigen SelbstportrĂ€ts die Reaktionen anderer, messen ihren „Marktwert“ oder verstehen die sexy Selfies als Scherz. Doch was einmal im Netz ist, lĂ€sst sich nicht kontrollieren – und so kommt es auch zu unerwĂŒnschten Reaktionen und problematischen Folgen. Mal wird ein privates Bild aus Rache veröffentlicht, mal will jemand mit einem Nacktfoto der (Ex-Freundin angeben. Und oft genug werden solche Bilder gedankenlos weitergeschickt und bilden die Grundlage fĂŒr Peinlichkeiten oder Mobbing. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) diskutiert am 25. August 2016 mit Experten sexualisierte Selbstdarstellungen im Netz und zeigt, wie man Jugendlichen beim „Safer Sexting“ unterstĂŒtzen kann.

Die Tagung beleuchtet die HintergrĂŒnde und Motive fĂŒr Sexting aus sexualwissenschaftlicher und aus medienpĂ€dagogischer Sicht und zeigt Perspektiven fĂŒr die PrĂ€vention auf. Studienergebnisse, die im Rahmen der Tagung vorgestellt werden, weisen darauf hin, dass MĂ€dchen und Jungen Sexting im Rahmen von Flirts und Beziehungen ausprobieren. Wie Dr. phil. Urszula Martyniuk vom UniversitĂ€tsklinikum Hamburg-Eppendorf erlĂ€utert, nutzen die meisten Jugendlichen diese Online-Kommunikation neugierig und unbefangen. Gleichzeitig sind sich einige Jugendliche der Gefahr, bloßgestellt zu werden, durchaus bewusst – als Schutzmaßnahme legen sie Wert auf die Wechselseitigkeit des Bilderaustauschs.

Wenn freizĂŒgige Fotos dennoch in falsche HĂ€nde geraten, ist es schwer, sie wieder einzufangen. Im zweiten Schwerpunkt der Tagung geht es deshalb um Risikominimierung und um die Frage, wie Jugendliche motiviert werden können, vorsichtig mit eigenen Bildern und denen anderer umzugehen. Verena Vogelsang von der Katholischen Fachhochschule MĂŒnster stellt Strategien zum „Safer Sexting“ vor, denn: „Appelle, einfach auf Sexting zu verzichten, funktionieren nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, sich Gedanken darĂŒber zu machen, wie man sexy Fotos machen kann, ohne darauf erkennbar zu sein“. Was Jugendliche und pĂ€dagogische FachkrĂ€fte außerdem beachten sollten: Das Verschicken und Weiterleiten von freizĂŒgigen Fotos kann Persönlichkeitsrechte verletzen und strafbar sein. Abschließend geht es auf der Veranstaltung deswegen um rechtliche Fragen zum Umgang mit privaten Bildern.

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