Was hilft, wenn Eltern überfordert sind? Armut und Folgen der Corona-Pandemie: Ansatzpunkte für Prävention (05. September 2023)

Was hilft, wenn Eltern überfordert sind?

Armut und Folgen der Corona-Pandemie: Ansatzpunkte für Prävention

05. September 2023 | Tagungsbericht

Eröffnet wurde die Tagung durch Prof. Dr. Karin Zimmer (Universität Vechta) mit Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit zu Corona-Folgen für Familien. Auf der Basis von zwei Befragungswellen (Sommer 2021 und Frühjahr 2022) zeigt die Studie, dass viele Kinder durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stark belastet wurden. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass die entstandenen Belastungen auch nach der vorläufig überwundenen Pandemie weiter nachwirken und zu einem erheblichen Unterstützungsbedarf für Familien führen.

Dr. Irina Volf (Institut für Sozialarbeit & Sozialpädagogik e.V in Frankfurt am Main) stellte markante Daten aus der Armutsforschung vor und verdeutlichte, wie die Handlungsspielräume pädagogischer Fachkräfte genutzt werden können, um ein armutssensibles Handeln in Kindertageseinrichtungen zu stärken. Anhand konkreter Erfahrungen aus dem Projekt „Zukunft früh sichern!“ zeigte Frau Volf, wie Fachkräfte in Kitas einen Beitrag dazu leisten können, durch Armut entstehende Benachteiligungen auszugleichen und Chancengleichheit zu fördern. Denn nach wie vor ist „Armut aus der Perspektive der Betroffenen eine prägende Lebensbedingung. Es ist eine Lebensbedingung, die mit vielen Einschränkungen und Benachteiligung einhergeht“, so Volf.

Im dritten Vortrag stand die Kommunikation mit Eltern in Social Media-Kontexten im Mittelpunkt. Mit der Kampagne #einetrachtliebe verfolgt das Niedersächsische Sozialministerium das Ziel, Eltern für das Thema „Gewaltfreie Erziehung“ zu sensibilisieren. Die Kampagne wurde Ende 2022 gestartet, sie hat aktuell knapp 5.000 Follower und konnte online ca. eine Million Konten erreichen. Anette Stege, Referentin für Kinderschutz im Sozialministerium, zeigte an Beispielen auf, mit welchen Botschaften die Kampagne Eltern erreichen und ermutigen will und wie die Interaktion mit ihnen gelingt.

Die Lebenssituation von Vätern ist Thema des Forschungsprojektes „You don`t need to be superhereos“ von Prof. Dr. Kim Bräuer. In der Studie wurden über 2200 Männer zu ihrer Rolle und ihrem Selbstverständnis innerhalb ihrer Familie befragt.  Die Forschungsergebnisse illustrieren die nach wie vor bestehenden Unterschiede in der Aufgabenteilung zwischen Müttern und Vätern bei der Familienarbeit, Kinderbetreuung und Haushaltsversorgung. Daraus leitete Frau Bräuer die Frage ab, was Väter benötigen, um sich gleichberechtigt in die Versorgung der Kinder und des Haushaltes miteinzubringen. Als Handlungsempfehlungen, die sich auf Basis der Studie für pädagogische Fachkräfte ergeben, formulierte Bräuer: Väter sollten aktiv durch gezielte individuelle und gruppenbezogene Ansprache in den Kita-Alltag einbezogen werden, z. B. im Rahmen von Väter-„Netzwerken“. Für die Diskussion auf politischer Ebene betonte Bräuer „Es wird viel über die Förderung weiblicher Berufstätigkeit im Zuge des Fachkräftemangels gesprochen. Diese Förderung kann aus unserer Sicht nur gelingen, wenn sie Hand in Hand geht mit einer Förderung aktiver Vaterschaft und der Sicherung externer Kinderbetreuung“. (Prof. Dr. Kim Bräuer)

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Anna von Wensiersky (Grafschaft Bentheim) das Projekt Kita-MOVE vor:  Ziel des Projektes ist es, mit Eltern ins Gespräch zu kommen, um Erziehungsfragen zum Thema zu machen und so Reflexionsprozesse und Veränderungen anzuregen. Ob es um die Einhaltung von Bring- und Abholzeiten, mit Süßigkeiten gefüllte Brotdosen, Unterstützungsbedarf in der Sprachentwicklung oder auffällige Verhaltensweisen geht – die zugewandte Haltung pädagogischer Fachkräfte beim Ansprechen der teilweise heiklen Themen macht einen Unterschied. In Verbindung mit Elementen der Motivierenden Gesprächsführung (MI) gelingt es Kita-MOVE auch sonst schwer erreichbare Eltern zu erreichen.

 

10 Jahre Elterntalk Niedersachsen, 27.06.2023

10 Jahre Elterntalk Niedersachsen

Dieser Meilenstein wurde am 27.06.2023 gebührend in der Akademie des Sports in Hannover in Form einer Fachveranstaltung gefeiert. Teilgenommen haben zahlreiche Regionalbeauftragte und Netzwerkpartner*innen, sowie Moderator*innen-Teams der 18 Projekt-Standorte aus Niedersachsen und weiteren pädagogischen Fachkräfte statt. Nach dem Grußwort des Niedersächsischen Sozialministers Dr. Andreas Philippi per Videobotschaft, begrüßte die stellvertretende Leitung der Landesstelle Jugendschutz Eva Hanel die zahlreichen Gäste.

Videobotschaft des Sozialministers Dr. Andreas Philippi

Dr. Bettina Lang vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) ließ die Teilnehmenden zu Beginn durch die kulturelle Brille auf die Elternarbeit blicken beispielhaft anhand vom Aufwachsen von Kindern in verschiedenen Teilen der Welt. Johannes Schopp, Dialogprozess-Begleiter, sorgte anschließend nicht nur mit eigener Musik für die feierliche Rahmung der Veranstaltung, sondern nahm die Anwesenden mit auf eine dialogische Reise nach „NeuSehLand“.

Dr. Susanne Eggert vom JFF in München schloss die Fachveranstaltung mit Ihrem Vortrag zum Thema „Digitale Medien in pädagogisch begleiteten Familien“, der das Spannungsfeld zwischen Stressthema und Freiraum mit einer spannenden Diskussion zwischen den Gästen gelungen abrundete.

Regionalbeauftragte und Moderatorinnen Elterntalk

Zum Abschluss dankten die Projektverantwortlichen der LJS den Regionalbeauftragten und Moderator*innen für ihr jahrelanges Engagement in Niedersachsen in Form von Zertifikaten und kleinen Aufmerksamkeiten. Mit diesem großartigen Netzwerk steht den nächsten 10 Jahren Elterntalk in Niedersachsen nichts mehr im Wege!

 

24 zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen für Niedersachsen, 25.04.2023

24 zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen für Niedersachsen

Hannover / 25.04.2023 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich über 24 pädagogische Fachkräfte, die ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer*innen erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpädagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitägigen Bausteinen informierten sich die Teilnehmenden über Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie führten intensive Diskussionen über Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangeführt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche digitale Spiel, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei Mädchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer Ansätze zur Durchführung der medienpädagogischen Elternkurse ein sowie die Reflektion über die eigene Haltung, mit der die Referierenden Müttern und Vätern begegnen werden.

Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer*innen nach Landkreisen sortiert aufgeführt. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpädagogische Elternveranstaltung zu initiieren.


Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in seit 2006 an. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Projektorganisation:
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
Tel.: 0511 858788
info@jugendschutz-niedersachsen.de

Ansprechpartnerin:
Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Sozialministerin Daniela Behrens zu Besuch bei der Landesstelle Jugendschutz (LJS), 01.06.2022

Sozialministerin Daniela Behrens zu Besuch bei der Landesstelle Jugendschutz (LJS)

Am 1. Juni 2022 informierte sich Sozialministerin Daniela Behrens vor Ort aus erster Hand über die vielfältigen Arbeitsfelder der LJS. Im Gespräch zeigte sie sich beeindruckt von der Fachlichkeit und dem Umfang der Angebote. Neben landesweiten Projekten bietet die LJS jährlich über 50 Seminare und Tagungen an, die sich an pädagogische Fachkräfte aus Jugendhilfe, Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie Aus- und Fortbildungsstätten und Eltern richten.

Am Beispiel einer Auswahl ihrer Projekte stellten die Fachreferentinnen sich und ihre Aufgabenbereiche vor und berichteten über aktuelle Themen und Entwicklungen.

Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogikund Stellvertretende Leiterin, stellte zunächst das Projekt „Digitale Welten – Was nutzt Ihr Kind?“ vor. Die stark nachgefragten Veranstaltungen ermöglichen es Eltern, sich mit verschiedenen Aspekten des Umgangs mit digitalen Medien auseinanderzusetzen. Bei den Elternabenden, die auch online stattfinden können, werden Tipps zur Medienerziehung ausgetauscht und Beratungsangebote vorgestellt.

Eine wesentliche Veränderung bei den Fragen der Eltern, so Eva Hanel, sind weniger die Sorgen vor Gewaltdarstellungen als vielmehr die Unsicherheiten in Bezug auf den Medienkonsum ihrer Kinder, z. B.: Wann ist viel zu viel?

Unterstützt wird die Arbeit der LJS durch externe Mitarbeitende. Dazu stellte Frau Hanel die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in vor, die in diesem Jahr zum 10. Mal durchgeführt wird. Seit 2006 haben 215 pädagogische Fachkräfte die Fortbildung erfolgreich absolviert.

Als Beispiel für die fachübergreifende Zusammenarbeit führte Frau Hanel das Online-Seminar „#Authentizität – Der Einfluss von Influencer*innen auf das Aufwachsen von Mädchen und Jungen“ an. Durch die medienpädagogische und die sexualpädagogische Brille ergeben sich spannende Sichtweisen auf den Einfluss und die Vorbildfunktion von Influencer*innen.

Schnittstellen zwischen Medienpädagogik und der Gewaltprävention finden sich im Projekt Cyber-Mobbing“, das sich mit Inhouse-Schulungen an pädagogische Fachkräfte und mit Workshopangebote an die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen richtet.

Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik, berichtete über den gemeinsam mit dem Suchtbereich konzipierten Gesundheitsparcours „Der optimale Körper“. Dieser kann nach einem praktischen Einführungsseminar von Institutionen ausgeliehen und mit Jugendlichen durchgeführt werden. Ziel ist es, Jugendliche darin zu stärken, die vermeintlich alternativlosen Schönheitsideale zu hinterfragen und gleichzeitig die Expertise vor Ort zu nutzen, um so auch darüber hinaus ansprechbar für die Jugendlichen bleiben zu können.

Irina Kubicki, Projektleitung Elterntalk Niedersachsen, stellte das Konzept der niedrigschwelligen Gespräche zwischen Eltern im privaten Kreis vor. Dabei ist das Besondere, dass die Talks auch in der jeweiligen Muttersprache durchgeführt werden können. Um sich auch während der Corona-Pandemie austauschen zu können, wurden zunehmend digitale Talks durchgeführt. Im Sommer wird das Thema „Familienleben“ eingeführt. Im Fokus dabei steht der Austausch zum Umgang mit dem Körper im Familienalltag.

Dominika Lachowicz, Referentin für Suchtprävention, koordiniert in Niedersachsen das Projekt „MOVE – Motivierende Kurzintervention bei Drogen konsumierenden Jugendlichen“. Es handelt sich um ein Fortbildungsangebot für pädagogische Fachkräfte mit dem Ziel, mit Jugendlichen über ihren Drogenkonsum auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und diesen zu hinterfragen oder bestenfalls zu verändern.

In diesem Jahr findet zudem eine MOVE-Trainer*innen-Ausbildung für interessierte Fachkräfte aus der Sucht- und Jugendhilfe statt, die es ihnen ermöglicht, im Anschluss selbstständig MOVE-Seminare in ihrer Region durchzuführen.

Ein besonderer Jahresabschluss ist die Jahrestagung 2022. Aus aktuellem Anlass liegt ein Fokus auf der geplanten Cannabisregulierung und den damit verbundenen Umsetzungsmöglichkeiten aus Sicht des Kinder- und Jugendschutzes.

Vor dem neuesten Missbrauchsfall in Nordrhein-Westfalen nahm die Projektvorstellung „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ der Koordinatorin Christine Eichholz einen breiten Raum ein. Mehr dazu im separaten Pressebericht des Niedersächsischen Sozialministeriums.

Die LJS und ihre Projekte werden aus Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Imke Schmieta, Leitung der LJS, betonte die kontinuierliche und gute Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium, die Handlungs- und Planungssicherheit gibt. Das ist eine notwendige Basis, um Neues planen zu können und so den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz in Niedersachen zu fördern.

 

Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung übernimmt Schirmherrschaft für MOVE, 07.06.2022

Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung übernimmt Schirmherrschaft für MOVE

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert hat die Schirmherrschaft über das MOVE Programm übernommen. Herr Blienert wird dadurch zu einem wichtigen Botschafter für MOVE:

„Der Konsum von Suchtmitteln stellt insbesondere für Jugendliche ein großes Risiko dar und kann zu gesundheitlichen und psychischen Schwierigkeiten führen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig Hilfe und Unterstützung anzubieten – noch bevor sich ein missbräuchlicher Konsum entwickelt. Hierfür braucht es niedrigschwellige Angebote, die von jungen Menschen auch akzeptiert werden. Das Programm „MOVE – Motivierende Kurzintervention mit konsumierenden Jugendlichen“ gibt pädagogischen Fachkräften ein praxiserprobtes und wirksames Instrumentarium an die Hand, um effektiv über Suchtmittelgebrauch ins Gespräch zu kommen. Dabei werden Reflexionsfähigkeit und Handlungskompetenz junger Menschen gefördert und diese zur Verhaltensänderung motiviert.

MOVE ist seit über 20 Jahren ein wertvoller Baustein der Suchtprävention und leistet einen wichtigen Beitrag zum Gesundheits- und Jugendschutz.“

In Niedersachsen wird MOVE seit 2007 durch die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen umgesetzt. Weitere Informationen zu MOVE in Niedersachsen finden Sie auf www.move-niedersachsen.de.

 


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Uneingeschränkte Aufmerksamkeit für Kinder- und Jugendschutz | Sozialministerin bedankt sich für Präventionsarbeit bei Landesstelle Jugendschutz, 02.06.2022

Uneingeschränkte Aufmerksamkeit für Kinder- und Jugendschutz

Sozialministerin bedankt sich für Präventionsarbeit bei Landesstelle Jugendschutz, 02.06.2022

Ministerin Daniela Behrens hat die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) besucht und sich mit den Expertinnen vor Ort zu Themen des Kinder- und Jugendschutzes ausgetauscht. Im Fokus stand dabei die Fortbildungs- und Präventionsarbeit im Hinblick auf sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

„Die Nachrichten aus Nordrhein-Westfalen zu einem weiteren und offenbar großen Missbrauchskomplex sind erschütternd. Das, was wir bisher über diesen Missbrauchskomplex wissen, verdeutlicht erneut, dass Kindesmissbrauch in der großen Mehrheit der Fälle von Vertrauenspersonen begangen wird. Das zeigt einmal mehr, dass Kinderschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Wir dürfen keine Hinweise auf Missbrauch ignorieren, weil uns das Thema unangenehm ist. Kinder verdienen unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit, kompetente Unterstützung und tatkräftiges Handeln. Dabei brauchen Kinder Erwachsene, die klar und sicher über Missbrauch sprechen können und im Ernstfall handlungssicher sind“, erklärt die Sozialministerin. Die Landesstelle Jugendschutz stärkt mit ihrem Fortbildungsangebot das Wissen und die Handlungskompetenz der pädagogischen Fachkräfte aus Jugendhilfe, Kindertageseinrichtungen, der Schulsozialarbeit oder auch von Eltern. „Ich bedanke mich bei allen Fachkräften, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren. Finanziert aus Landesmitteln bringt die Landesstelle Jugendschutz an der Seite des Landes konsequent den Schutz von Kindern und Jugendlichen voran“, so Behrens weiter.

Die Leiterin der Landesjugendstelle Imke Schmieta stellt fest: „Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist auch für pädagogische Fachkräfte kein leichtes Thema. Deswegen ist das Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ darauf ausgelegt, Teams gemeinsam fortzubilden, – damit sich Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstützen können. Wissen um Präventionsmöglichkeiten und Handlungsoptionen wirkt erleichternd und gibt Mut, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Unsere Erfahrung ist aber auch, dass der Bedarf nicht weniger wird, sondern die Fortbildungsarbeit in diesem Bereich eine dauerhafte Aufgabe bleibt.“


Weiterführende Informationen:
Aufklärung mit altersangemessenen Informationen ist ein wesentlicher Aspekt der Prävention. Das aus Landesmitteln geförderte Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ zielt mit seinen Inhouse-Fortbildungen auf pädagogische Fachkräfte ab. Die Schulungen der LJS werden wissenschaftlich durch die Ostfalia Hochschule begleitet. Der Erklärfilm „Sexueller Missbrauch – Infos für Kids“ ist für die Präventionsarbeit im Grundschulalter geeignet. Einfühlsam und auf kindgerechte Weise wird Mädchen und Jungen erklärt, was sexueller Missbrauch ist, dass sie niemals Schuld an einer solchen Tat tragen und dass sie sich Hilfe suchen und darüber sprechen dürfen. Pädagogische Fachkräfte können das Medium als Anlass nutzen, um mit Kindern über ihre Gefühle, die Überschreitung persönlicher Grenzen und das Thema Kinderrechte ins Gespräch zu kommen.

Zudem hat die Landesstelle Jugendschutz eine Broschüre veröffentlicht: „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen für Prävention und Intervention“. Der Leitfaden erklärt, bei welchen Anhaltspunkten pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden sollten, wie ein Gespräch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Ein zweiter Schwerpunkt der Broschüre sind Anregungen für die Präventionsarbeit mit Kindern. Mit Hinweisen für die praktische Umsetzung im Alltag sowie Literatur- und Materialtipps bietet die Broschüre eine gute Basis für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Broschüre kann kostenfrei bei der Landesstelle Jugendschutz bestellt werden.

Link zum Film:
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch/sexueller-missbrauch-infos-fuer-kids/ 

Link zur Bestellung von Broschüren:
https://jugendschutz-materialien.de/

Allgemeine Informationen zum Kinderschutz:
www.kinderschutz-niedersachsen.de

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Familienleben – Ankündigung des neuen Themas im Projekt Elterntalk, 25.03.2022

Elterntalk ist ein langjähriges niedrigschwelliges Projekt der LJS, basierend auf der dialogischen Gesprächsführung. Die Gesprächsrunden bieten Müttern und Vätern einen Erfahrungsaustausch und finden überwiegend im privaten Rahmen statt. Im Mittelpunkt stehen Medien- und Erziehungsthemen. Die Talks werden von geschulten Müttern und Vätern moderiert. Das Besondere ist: die Talks können auch in der jeweiligen Muttersprache durchgeführt werden.

Im Fokus dabei steht der Austausch zum Umgang mit dem Körper im Familienalltag. Damit wird ein, durchaus sensibles, aber wichtiges Thema angesprochen. Eltern prägen mit ihrem Verhalten auch den Umgang ihrer Kinder mit dem eigenen Körper und können dazu beitragen, dass Kinder einen guten Bezug zu diesem herstellen können. Viele einzelne Situationen im Familienalltag bieten Kindern Orientierung. Einige werden in dem Kartenset aufgegriffen und bilden die Grundlage zu einem Austausch, in dem sich die Teilnehmenden wiederfinden und gleichzeitig den Blick für andere Sichtweisen öffnen können.

Motive zum Thema „Familienleben“
fizkes/Shutterstock.com LightField Studios/Shutterstock.com

Eine Veröffentlichung des neuen Themas ist für das Frühjahr geplant. Zudem werden Aspekte des Themas auch beim „Interkulturellen Kaffeeklatsch“ am 23.06.2022 aufgegriffen.

Für weitere Fragen und Informationen steht Ihnen das Elterntalk-Team zur Verfügung. Erreichen können Sie uns entweder per E-Mail: elterntalk@jugendschutz-niedersachsen.de oder telefonisch unter 0511 858788.

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ANMERKUNGEN ZUM ZWEITEN GESETZ ZUR ÄNDERUNG DES JUGENDSCHUTZGESETZES

Am 1. Mai 2021 ist ein neues Jugendschutzgesetz in Kraft getreten, das in seinen Änderungen vor allem den Jugendmedienschutz fokussiert. Dies hat Auswirkungen auf die Arbeit von pädagogischen Fachkräften, Eltern, Kindern und Jugendlichen. Aus der Sicht der Medienreferent*innen in den Landesstellen Jugendschutz haben  wir einige Anmerkungen zu den neuen Regelungen.

» Zu den Anmerkungen

„22 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen“, 27.7.2021

„22 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer*innen“

Stärkung der medienpädagogischen Elternarbeit in Niedersachsen

Hannover / 23.07.2021 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich über 22 pädagogische Fachkräfte, die im Juli ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer*innen erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpädagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitägigen Bausteinen, drei davon mussten pandemiebedingt online durchgeführt werden, informierten sich die Teilnehmenden über Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie führten intensive Diskussionen über Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangeführt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche Computerspiele, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei Mädchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer Ansätze zur Durchführung der Elternkurse ein sowie die Reflektion über die eigene Haltung, mit der die Referierenden Müttern und Vätern begegnen werden.

Mit den neu zertifizierten Eltern-Medien-Trainer*innen, die u. a. aus Uelzen, Salzgitter, Verden, Holzminden und Cloppenburg stammen, können weitere Landkreise in Niedersachsen auf eine*n Eltern-Medien-Trainer*in zurückgreifen. Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer*innen nach Landkreisen sortiert aufgeführt: netzwerk-jugendschutz.de/referenten-in-niedersachsen-nach-regionen. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpädagogische Elternveranstaltung zu initiieren.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum*zur Eltern-Medien-Trainer*in seit 2006 an. Bis heute wurden 215 pädagogische Fachkräfte für die medienpädagogische Elternarbeit fortgebildet. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

Projektorganisation: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover.
Tel.: 0511 858788, Fax: 0511 2834954
info@jugendschutz-niedersachsen.de

Ansprechpartnerin: Eva Hanel, Medienreferentin LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

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Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche im Netz, 26.05.2021

Mehr Schutz für Kinder und Jugendliche im Netz

(Hannover, 26.05.2021) Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit im Internet, spielen auf ihrem Smartphone oder Tablet. Dabei gibt es etliche Risiken, die nun durch ein neues Jugendschutzgesetz, das ab 1. Mai gilt, minimiert werden sollen.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen hat zu dieser Thematik als Erste einen Onlinevortrag mit rund 160 Teilnehmenden organisiert. „Es ist uns wichtig, pädagogische Fachkräfte über die Änderungen im Jugendschutzgesetz schnellstmöglich zu informieren“, erläutert Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik in der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen. Auch sei es wichtig, pädagogische Fachkräfte fortzubilden und die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren.

Britta Schülke, Juristin in der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW, machte in ihrem Impulsvortrag deutlich, dass das Jugendschutzgesetz seit 2004 keine Änderung mehr erfahren hat. Da Kinder und Jugendliche viel im Internet seien, müssten sie vor Cybermobbing, Kostenfallen und sexuellen Übergriffen geschützt werden. „Spiele und Filme bekommen eine einheitliche Alterskennzeichnung, egal, ob sie im Einzelhandel gekauft oder online gestreamt werden“, benennt Schülke eine weitere Gesetzesänderungen, die Eltern und Pädagogen Orientierung geben sollen. Aber auch Kostenfallen, glücksspielähnliche oder spielstimulierende Mechanismen werden zukünftig bei der Alterskennzeichnung berücksichtigt. Das soll mithilfe von Deskriptoren geschehen, die deutliche Hinweise geben. „Das wurde bisher in Jugendschutzdebatten immer wieder angeregt, aber nie umgesetzt“, erläutert Schülke. Relevante Internetdienste seien zu Voreinstellungen verpflichtet, damit mögliche Interaktionsrisiken minimiert werden.

Wie wichtig dies ist, zeigt ein Fall, der vor Kurzem von der Verbraucherzentrale Niedersachsen geschildert wurde, bei dem ein Siebenjähriger auf dem Smartphone rund 2.700 Euro verspielt habe. „Durch einen präsenteren Hinweis, dass bei einem kostenlosen Spiel In-App-Käufe möglich sind, hätten die Eltern auf dem Smartphone ihres Sohnes in den Jugendschutzeinstellungen In-App-Käufe verbieten können“, kommentierte Eva Hanel den Fall auf der Online-Veranstaltung. Welche Symbole dafür geeignet seien, darüber werde derzeit noch debattiert. Außerdem seien die Anbieter verpflichtet, ein einfaches und leicht verständliches Melde- und Beschwerdemanagement einzuführen, an das Kinder und Jugendliche sich wenden können, wenn sie sich bedroht und bedrängt fühlen. Die am 1. Mai gegründete Bundeszentrale für den Kinder- und Jugendmedienschutz achtet darauf, dass die Regeln umgesetzt werden. Wer sich nicht daran halte, müsse in letzter Konsequenz mit empfindlichen Geldbußen rechnen.

Für Fragen oder vertiefende Informationen ist Eva Hanel unter Telefon: 0511/ 858788 erreichbar. Das komplette Angebot der LJS finden Sie hier: www.jugendschutz-niedersachsen.de


Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
T 0511 – 85 87 88, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Über die LJS

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) ist ein Fachreferat der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen (LAG FW) e.V. und arbeitet zu aktuellen Themen des Kinder- und Jugendschutzes. Die Tätigkeitsfelder sind Fortbildung, Materialentwicklung, Fachberatung, Projektentwicklung sowie die Mitarbeit in Arbeitskreisen und Gremien.

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Positionspapier (Cyber)mobbing, 16.04.2021

Die Landesstellen Jugendschutz haben ihre Position für eine nachhaltige pädagogische Prävention und Intervention bei (Cyber)Mobbing formuliert. Ziel ist, aufzuzeigen, wie Lehrkräfte sowie pädagogische Fachkräfte in Schule, Jugendarbeit und Jugendhilfe (Cyber)Mobbing zwischen Kindern und Jugendlichen verhindern und stoppen können.

» Zum Positionspapier

 

Ausgebremst. Wie Jugendliche in der Corona-Krise klarkommen. Bericht zum Jugendschutz-Fachgespräch, 15.3.2021

Ausgebremst.

Wie Jugendliche in der Corona-Krise klarkommen

Presseinformation I Jugendschutz-Fachgespräch | 15. März 2021

Die Pandemie dauert mittlerweile ein Jahr, eine Zeitspanne, die für Jugendliche eine völlig andere Dimension hat als für Erwachsene. Es liegt auf der Hand, dass gerade junge Menschen unter den aktuellen Lebensumständen besonders zu leiden haben: Zuhause bleiben, soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren, das ist ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was Jugendliche wollen – und von dem, was sie brauchen.

Zwei Wissenschaftlerinnen und ca. 300 Fachkräften aus allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe nahmen an der Veranstaltung teil. Die Wissenschaftlerinnen – Dr. Tanja Rusack (Stiftung Universität Hildesheim) und Prof. Dr. Gunda Voigts (Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg) – plädierten mit Blick auf aktuelle Forschungsbefunde und den 15. Kinder- und Jugendbericht ausdrücklich dafür, die Bedürfnisse von Jugendlichen im Kontext der Pandemie stärker zu berücksichtigen. Ihre Kernaussagen: Jugendliche brauchen auch jetzt Freiräume für Kontakte mit Gleichaltrigen, solche Begegnungen sind essenziell für die persönliche und soziale Entwicklung. Wenn sie fehlen, sind fundamentale Rechte und Entwicklungschancen gefährdet. Die heranwachsende Generation muss in die Gestaltung der aktuellen Situation und ihrer Zukunft miteinbezogen werden.

Die teilnehmenden Fachkräfte teilten die Forderungen von Prof. Dr. Gunda Voigts und Dr. Tanja Rusack. Aus ihrer Sicht fehlt es in Niedersachsen an Strategien und Konzepten, wie die Kinder- und Jugendarbeit derzeit gut und sicher gelingen kann, aber auch an Überlegungen, wie man die bereits ersichtlichen Auswirkungen der Pandemie auffangen kann. Die Praktiker*innen wünschen sich Bündnisse, um sich besser vernetzen und austauschen zu können. Gefordert wurde zudem eine bessere Verzahnung zwischen Schule, Schulsozialarbeit und Kinder- und Jugendhilfe

Die Studien von Gunda Voigts und Tanja Rusack sowie weiterführende Informationen zum Thema Jugend und Corona finden Sie hier:

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„Brille auf, Welt an“ – Bericht zur Jahrestagung 2020, 16.12.2020

Am 03.12.2020 führte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) ihre diesjährige Jahrestagung unter dem Titel „Brille auf, Welt an“ als Online-Veranstaltung durch. Die Fachtagung befasste sich mit der Frage, ob und wie die Freizeitgestaltung in der virtuellen Welt mit ihren Online-Spielen, eSport bis hin zu Online-Glücksspielen unter dem Aspekt des Jugendschutzes mit den Interessen von Kindern und Jugendlichen zu vereinbaren ist.

Das Thema ist hochaktuell. Das zeigte die große Nachfrage an der Fachveranstaltung, an der mehr als 80 pädagogische Fachkräfte teilnahmen. Vorgestellt und diskutiert wurden die neuesten Entwicklungen, die Abschätzung von Risiken und damit verbunden die medienpädagogischen Herausforderungen.

Sozialministerin Carola Reimann dankte in ihrem Grußwort der LJS, die dieses ungewöhnliche Jahr souverän genutzt habe, um ihre vielfältigen Fortbildungsangebote und Präventionsprojekte digital nutzbar zu machen. Auf diese Weise wirke die LJS auch in schwierigen Zeiten unterstützend an der Seite der Jugendeinrichtungen, Schulen oder Kitas und vermittele Handlungssicherheit. Das zeige einmal mehr, dass die LJS immer auf der Höhe der Zeit ist und sich vorausschauend und engagiert neuen Themen und Herausforderungen stelle.

In Folge der Digitalisierung, nicht zuletzt beschleunigt durch Corona und den Kontaktbeschränkungen, nehme die Beliebtheit digitaler Spiele immer weiter zu und damit auch ihr Stellenwert. Digitales Spielen ist unabhängig von Zeit und Ort möglich. Die Abgrenzung zwischen digitaler und physischer Lebenswelt weiche immer weiter auf – beide Aktionsräume verschmelzen im Alltag. Darum begrüße die Ministerin, dass die LJS im Rahmen der heutigen Jahrestagung neben einer medienpädagogischen Betrachtung von Virtueller Realität auch aktuelle Risiken in den Fokus stellt.

Grußwort von Dr. Carola Reimann, Sozialministerin Niedersachsen zur Jahrestagung am 3.12.2020

In ihrem Grußwort betonte Frau Birgit Eckhardt, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V.

„Bei dieser Tagung wird sehr deutlich, dass es um Medienkompetenz geht. Und Medienkompetenz, das wird auch in der Debatte über Homeschooling sehr deutlich, ist heute eine Schlüsselqualifikation zu gesellschaftlicher Teilhabe.“ Eine zentrale Frage sei, wie es gelingt, dass sich Kinder und Jugendliche sicher und mit Spaß in der virtuellen Welt bewegen könnten.

Eva Hanel führte als zuständige Medienpädagogin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen in das Programm der Jahrestagung ein.

Eine Besonderheit dieses Jahres war die Mediennutzung und die Perspektive darauf: Eine Studie der DAK hat auf den dramatischen Anstieg von Gamingzeiten und Internetnutzung bei Jungen und Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren während des Lockdowns hingewiesen. Dabei sind die Gründe, die die befragten Kinder und Jugendlichen angaben, nachvollziehbar: sie wollten sich die Langeweile vertreiben, soziale Kontakte aufrechterhalten und Stress abbauen. Eva Hanel hatte Verständnis dafür und wies darauf hin, nicht allein die Nutzungsdauer zu bewerten, sondern vielmehr die Zunahme im Kontext einer ungewöhnlichen Zeit zu sehen, als unter der Corona-Situation ein normaler Alltag nicht möglich war. Für die pädagogische Arbeit und die Medienerziehung zuhause ist es wichtig die exzessive Beschäftigung von der problematischen Nutzung von suchtartigen Computerspielen abzugrenzen.

Im aktuellen Referentenentwurf des Jugendschutzgesetzes sollen die Interaktionsrisiken und somit auch das problematische Spielen stärker berücksichtigt werden. Mädchen und Jungen sollen unbeschwert und altersgerecht ihre Medienwelten nutzen. Eine Teilhabe im Gleichklang mit dem Schutzgedanken und der Befähigung von Kindern und Jugendlichen.


„Es fühlt sich real an“ – eine medienpsychologische Betrachtung von virtuellen Realitäten

Prof. Dr. Tilo Hartmann, live zugeschaltet von der Universität Amsterdam, stellte die neuesten Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Virtueller Realität (VR) dar und ihren Einfluss auf unsere Wahrnehmung.

Entwickelt wird VR von interdisziplinär arbeitenden Forschungsbereichen mit dem Ziel, „die perfekte Simulation“ zu schaffen – ähnlich oder vergleichbar mit unseren Träumen. Übertragen auf Online-Spiele liegt die Bedeutung von VR im echten Spielerlebnis, von dem nichts ablenkt.

Anders als am Computer oder der Spielekonsole ist die Umgebung durch die Brille ausgeblendet, die Spielenden können sich ganz und gar auf die digitale Spielewelt konzentrieren und in sie eintauchen: Mit allen Sinnen sind die Spiele erfahrbar – man fliegt als Adler über Landschaften, steuert ein Raumschiff im Weltraum oder nimmt im Cockpit eines Sportwagens an Rennen teil. Die virtuelle Simulation ist so realitätsnah, dass die Spielenden intensiv die Gefühle erleben – Spaß ebenso wie Schreckmomente, wenn Aliens bedrohlich nahekommen und angreifen, Asteroide oder Gegenstände auf einen zurasen oder das Klettern am Berghang Schwindel auslöst. Das Spiel „fühlt sich real an“ wie Tilo Hartmann ausführt und diese Form der Visualisierung verändert stark die Wahrnehmung bis hin zu dem Punkt, an dem eine Unterscheidung, was real ist und was virtuell erlebt wurde, verwischt.

Mit Blick auf Jugendliche ist es für Eltern und Pädagogen besonders wichtig, sich der Wirkungsweise von VR bewusst zu werden, um die jugendlichen Nutzer*innen in der Spielewelt zu begleiten und ihnen Orientierung geben zu können. Unterstützt werden Eltern bei der Medienerziehung zuhause durch die Alterskennzeichnungen bei der Auswahl geeigneter Spiele.

VR bietet über die Faszination des Spielens hinaus interessante Trainings- und Lernmöglichkeiten, aber eben auch Gefahren, wie die Flucht aus dem Alltag hinein in die virtuelle Realität. Jugendliche sollten darum in dieser Erlebniswelt nicht allein gelassen, sondern vielmehr informiert und befähigt werden, sicher damit umzugehen.

Tilo Hartmann betont die Notwendigkeit der medienpädagogischen Begleitung von Jugendlichen in der virtuellen Welt. Noch liegen zu wenig Forschungsergebnisse vor, inwiefern Medienkompetenz bei der Gefühlsregulierung unterstützen kann. Gewiss ist jedoch, dass eine Emotionsregulation möglich ist.


eSports

Alexander Hundenborn, Fachstelle für Jugendmedienkultur, Köln

In der Vortrags-Session „eSports“ führte Alexander Hundenborn in die Geschichte des eSport ein. Dabei handelt es sich um wettbewerbsmäßig durchgeführte digitale Spiele. In Deutschlang haben sie eine lange Tradition. Die ersten Online-Spiele, die ein miteinander bzw. gegeneinander ermöglichten, kamen in den 1980er Jahren auf, später, Ende der 90er Jahre entwickelte sich die LAN-Party-Kultur. Mittlerweile gibt es in Deutschland den eSport-Bundesverband (ESBD e.V.) und organisierte Ligen.

Unter den Teilnehmenden entwickelte sich eine angeregte Diskussion darüber, ob eSport wirklich Sport ist. Ein Argument für die Anerkennung wäre, dass die finanziellen und steuerlichen Vorteile mehr Präventionsmittel ermöglichen würden. Zudem würde eine rechtliche Einordnung die gesellschaftliche Anerkennung fördern und dazu führen, dass eSport begeisterte Jugendliche ernst genommen und begleitet werden – ähnlich wie beim Leistungssport.

Rechtlich zumindest hat sich die Bundesregierung dafür ausgesprochen, die Frage zum Status nochmals zu diskutieren und eventuell anzuerkennen.

Für Alexander Hundenborn ist eSport ein Massenphänomen mit schnellem Wachstum und steigenden Preisgeldern. Für Kinder und Jugendliche ist eSport eine faszinierende Freizeitbeschäftigung, der sie allein, gemeinsam vernetzt oder auf Events nachgehen können. Die hohe Attraktivität für die Jugendkultur erklärt Alexander Hundenborn damit, dass Wettbewerb Vergleichbarkeit schafft und wegen der lukrativen Möglichkeiten, eSport professionell zu betreiben.

Offene Fragen und Streitpunkte sieht Alexander Hundenborn noch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für den Jugendschutz. Hier gibt es noch Nachbesserungsbedarf. Nicht geregelt ist beispielsweise der Umgang im öffentlichen Raum. Offen ist z. B. die Frage, ob Mädchen oder Jungen einen eSport-Wettbewerb als Zuschauende besuchen dürfen, wenn dort Spiele gespielt werden, für die sie eigentlich noch zu jung sind?

Alexander Hundenborn benennt auch die problematischen Tendenzen des eSport:

  • Diskriminierung z. B. von Frauen oder gleichgeschlechtliche Orientierungen
  • Suchtgefahr
  • Einhaltung von USK-Freigaben
  • Besuchsregelung von öffentlichen Vorführungen (z. B. Events in Vereinsheimen)

Problematik von Glücksspiel-Wetten bei eSport-Wettbewerben

Alexander Hundenborn betont die Notwendigkeit der pädagogischen Begleitung. Vor allem Eltern sind gefordert, sich zu informieren, um ihre Kinder unterstützen zu können. Das kann auch das Interesse „eSportler*in“ werden zu wollen betreffen, ein Berufswunsch, mit dem sich Eltern und Pädagog*innen zukünftig auseinandersetzen sollten.


Zocken im Netz – Gaming, Gambling und Co.

Dr. Tobias Hayer, Universität Bremen

Tobias Hayer führte die Grundlagen zu Gaming und Gambling aus, ging insbesondere auf das simulierte Glücksspiel im Internet ein und gab Ausblicke auf neue Herausforderungen für die pädagogische Praxis.

Das Spielen an sich ist notwendig für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung und damit erwünscht. Glücksspiel hingegen beginnt mit dem Einsatz von Geld und verspricht Gewinne. Es ist mit zahlreichen Risiken verbunden wie z. B. Suchtproblematiken oder finanziellen Verlusten. Nach der Meinung von Tobias Hayer bedarf es einer Klärung juristischer Einordnungen, Werberestriktionen sowie Warnhinweise zu Risiken und Nebenwirkungen.

In diesem Zusammenhang weist er besorgt auf den sich abzeichnenden Trend hin, dass sich im Internet digitale Spiele zunehmend mit Glücksspieleffekten oder Sportwetten vermischen, die keinen direkten Einsatz von Geld, sondern von virtuellen Währungen erfordern. Für Jugendliche, die an Spielangeboten in sozialen Netzwerken oder Online-Sport-Events teilnehmen, können die nicht immer trennscharfen Übergänge einen Anreiz oder Einstieg ins Glücksspiel begünstigen. Diese Entwicklung wird zudem verstärkt durch die Bewerbung von Glücksspielen und das virale Marketing.

Neben dem Glücksspiel wurden auch internetbezogene Störungen thematisiert: In Deutschlang liegt die Prävalenz internetbezogener Störungen in der Allgemeinbevölkerung geschätzt bei 1 – 2 %, unter Jugendlichen etwas erhöht bei ca. 5 %. Tobias Hayer vermutet jedoch anwachsende Nutzungsraten während des pandemiebedingten Lockdowns. Ein Problem für die Zunahme sieht er in der ständigen Verfügbarkeit von Online-Spielen und -Wetten 24 Stunden lang an 7 Tagen.

Tobias Hayer fordert, die Risiken des simulierten Glücksspiels in die bestehenden Präventionsansätze einzubeziehen und die Medienkompetenz stärker und bereits früher einsetzend zu fördern. Er plädiert dafür, dass Eltern und pädagogische Fachkräfte Kinder und Jugendliche stärker begleiten. Dazu sollten sie sich mehr für die Spiele oder das Spielgeschehen interessieren, vor allem, wenn sie sich selbst nicht mit Online-Games auskennen.


Zwischen Empowerment und Toxicity: Kommunikation im Kontext digitaler Spiele

Nina Kiel, Spielejournalistin, -forscherin und – entwicklerin, Düsseldorf

Der Vortrag von Nina Kiel entfiel wegen einer kurzfristigen Erkrankung. Der Beitrag wird Mitte Januar aufgezeichnet und den Teilnehmenden im internen Bereich zur Nachschau bereitgestellt.

Neue Sprecherin für Niedersachsen, 5.11.2020

Am 4.11.2020 wurde Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), zur Sprecherin der Landesgruppe Niedersachsen bei der GMK e.V. (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur) gewählt.

Der Screenshot hält den Moment beim digitalen Landesgruppentreffen fest: Glückwünsche der Kolleg*innen an Eva Hanel (1. Mitte links) zu ihrem Sprecheramt für Niedersachsen.

 

Die GMK ist ein bundesweiter Fachverband der Bildung, Kultur und Medien, der sich für die Förderung von Medienpädagogik und -kompetenz einsetzt. Die GMK bringt medienpädagogisch Interessierte und Engagierte aus Wissenschaft und Praxis zusammen und sorgt für Information, Austausch und Transfer. Auf Landesebene sind es die Landesgruppen, die als regionale, medienpädagogische Netzwerke medien-, kultur- und bildungspolitische Interessen vertreten

Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch: Landesstelle Jugendschutz (LJS) veröffentlicht einen Handlungsleitfaden für pädagogische Fachkräfte, 20.10.2020

Lehrkräfte, Erzieher*innen oder Schulsozialarbeiter*innen sind neben den Eltern für viele Kinder die ersten Ansprechpartner– wenn es um Alltagsfragen wie Hausaufgaben geht oder bei Konflikten auf dem Schulhof – mitunter aber auch für große und schwere Sorgen. Wenn Kinder sexuellen Missbrauch erleiden, brauchen sie aufmerksame und kompetente Unterstützer*innen.

Viele Kinder trauen sich zunächst nicht, einen Missbrauch offen zu berichten: weil Täter*innen ihnen das verboten haben, weil sie bedroht oder erpresst werden, weil Verlustängste eine Rolle spielen oder weil sie keine Worte finden für das, was ihnen passiert ist. Pädagogische Fachkräfte sind also mit ihrer ganzen Sensibilität und Professionalität gefragt, um Verhaltensweisen oder Andeutungen richtig zu interpretieren. Sie brauchen gute Antennen für die Notsignale von Kindern, die sich nicht trauen zu sprechen – und sie benötigen eine Orientierung, wie sie umsichtig und kompetent mit einem Verdacht oder einer Gewissheit umgehen können, dass ein Missbrauch passiert ist.

Zu diesen Fragen veröffentlicht die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen einen Handlungsleitfaden, der strukturiert und kompakt einen Überblick über Basisinformationen und Handlungsoptionen bietet. Erarbeitet wurde er im Rahmen des landesweiten Präventionsprojektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, das vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert wird.

Anzeichen und Verhaltensänderungen erkennen lernen

Die Broschüre erklärt, bei welchen Anzeichen pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden sollten, wie ein Gespräch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Christine Eichholz, Projektkoordinatorin und Autorin der Broschüre: „Weil Kinder selten von sich aus über einen Missbrauch berichten, sollten Fachkräfte aufmerksam Persönlichkeits- oder Verhaltensveränderungen sein – sozialer Rückzug, Ängste oder Aggressivität können Anzeichen sein. Manche Kinder testen mit vorsichtigen Andeutungen, wie Erzieherinnen und Lehrkräfte reagieren und sprechen erst nach langem Zögern über einen Übergriff.“

Ein zweiter Schwerpunkt der Broschüre betrifft die Prävention. Damit Schulen, Kitas, Jugendzentren sichere Orte für Kinder sind, sollten die Mitarbeiter*innen sich auch grundsätzlich mit dem Thema „Missbrauch“ befassen. In der Broschüre sind deshalb Anregungen für die Präventionsarbeit mit Kindern zusammengeführt. Projekte, Bücher, Spiele zu den zu Themen wie „Gefühle“, „Berührungen“, „Geheimnisse“ und Sexualität sind dabei sinnvolle Ansätze. Mit Hinweisen für die praktische Umsetzung im Alltag sowie weiterführenden Literatur- und Materialtipps bietet die Broschüre eine gute Basis für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Facetten des Themas. Andrea Buskotte, Projektleiterin und Referentin für den Arbeitsschwerpunkt Gewaltprävention: “ Wir wollen mit der Broschüre Fachkräfte informieren und sie ermutigen, das Thema in den Arbeitsalltag zu integrieren. Viele Einrichtungen arbeiten aktuell an eigenen Schutzkonzepten gegen Missbrauch, diese Prozesse wollen wir mit der Broschüre unterstützen.“


Das landesweite Präventions-Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ wird vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projektes unter:
jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch

Bestell-Informationen zur Broschüre „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen für Prävention und Intervention“ (DIN A4, 48 Seiten)

 

 

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ – Land fördert Projekt für Fachkräfte, 19.08.2020

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ – Land fördert Projekt für Fachkräfte Kinder- und Jugendministerin

Zuerst erschienen unter: https://www.ms.niedersachsen.de/startseite/service_kontakt/presseinformationen/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch-land-fordert-projekt-fur-fachkrafte-191714.html

Carola Reimann: „Für einen starken Kinderschutz braucht es ebenso starke und gut qualifizierte Fachkräfte“

„Ob Lügde oder Bergisch Gladbach – hinter diesen Ortsnamen stehen besonders tragische Kinderschutzfälle des vergangenen Jahres. Aber nicht jeder Missbrauchsfall wird medienwirksam. Und doch sind die Taten fern ab des Medienrummels für die betroffenen Kinder nicht weniger schlimm“, sagt Kinder- und Jugendministerin Carola Reimann anlässlich der Vorstellung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ heute in Hannover.

Gehe es darum, Kindesmissbrauch zu erkennen und entsprechend zu handeln, kommt den Fachkräften eine besondere Bedeutung, erklärt Dr. Carola Reimann: „Genau hier setzt das Projekt an – Fachkräfte weiterbilden und miteinander vernetzen. Denn für einen starken Kinderschutz braucht es ebenso starke und gut qualifizierte Fachkräfte. Dazu sind praxisgerechte Fort- und Qualifizierungsangebote und der kontinuierliche Austausch untereinander absolut notwendig.“

Die im Mai veröffentliche polizeiliche Kriminalstatistik zeige das erschreckende Ausmaß von sexuellen Gefährdungen an Kindern und fordere die gesamte Gesellschaft zum konsequenten Handeln auf, betont die Ministerin.

Die Zahl des sexuellen Missbrauchs an Kindern stieg 2019 gegenüber dem Vorjahr um fast neun Prozent an (von 14.606 auf 15.936 Fälle). Zehn Prozent der Tatverdächtigungen von sexuellem Missbrauch an Kindern waren selber unter 14 Jahre alt. Bei der Herstellung, dem Besitz und der Verbreitung von sogenanntem kinderpornografischen Material gibt es in 2019 eine Steigerung um 64,61 Prozent (von 7.449 auf 12.262 Fälle).

„Ich gehe davon aus“, so Dr. Carola Reimann, „dass aufgrund der Corona-Pandemie die Zahl der Kinder ansteigen wird, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Deshalb brauchen wir überall dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sensible Menschen, die ganz genau hinschauen.“

Andrea Buskotte ist die Projektleiterin und fasst die zentralen Inhalte von „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ zusammen: „Sexuelle Grenzverletzungen und Gewalt gegen Kinder sind auch für Fachkräfte kein leichtes Thema. Deswegen ist das Projekt darauf ausgelegt, Teams gemeinsam fortzubilden – damit sich die Kolleginnen und Kollegen gegenseitig unterstützen können – und Einrichtungen die Prävention langfristig verankern können.“ Projektkoordinatorin Christine Eichholz berichtet aus ihren Praxisbegleitung. „In den Fortbildungen wird immer wieder deutlich, dass es wichtig ist, Unsicherheiten der Fachkräfte besprechbar zu machen. Wissen und Handlungssicherheit wirken erleichternd und geben Mut, das Thema sexueller Missbrauch anzugehen.“

Nach den im vergangenen Jahr in Lügde bekannt gewordenen Missbrauchsfällen hat die Landesregierung die Aktivitäten im Kinderschutz ausgeweitet und setzt dabei einen Schwerpunkt auf gut qualifizierte Fachkräfte. Ministerin Reimann betont: „Wir haben die Bedarfe der Fachkräfte noch mal ganz gezielt in den Blick genommen, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen noch wirksamer zu gestalten. Dazu haben wir das Projekt im Oktober 2019 auf den Weg gebracht und werden es auch in 2021 weiter fortführen. Ich bin dankbar, so engagierte Partnerinnen wie die Mitarbeiterinnen der Landesstelle Jugendschutz an der Seite der Landesregierung zu wissen. Denn sie unterstützen Fachkräfte und Teams kompetent und professionell bei diesem sensiblen und belastenden Thema.“

Imke Schmieta leitet die seit 1978 mit Landesmitteln geförderte Landesstelle Jugendschutz. Sie sagt: „Sexueller Missbrauch ist von jeher ein wichtiges Thema der Landesstelle Jugendschutz. Das aktuelle Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ profitiert von dieser langjährigen Erfahrung. Das zeigt die Nachfrage nach den Angeboten, der Beratung und den Materialien, die sehr gut angenommen werden. Unsere Erfahrung ist aber auch, dass der Bedarf an Prävention nicht weniger wird, sondern eine dauerhafte Aufgabe bleibt.“ Neben Fortbildungsveranstaltungen soll insbesondere die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert werden.

Das Land Niedersachsen fördert die Fortführung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ in 2021 mit 93.200 Euro. Für das Projekt im Zeitraum Oktober 2019 – Dezember 2020 stellt das Land insgesamt 122.000 Euro zur Verfügung.

Hintergrund

Niedersachsen verfügt über eine stark ausgeprägte Hilfs- und Beratungsstruktur im Kinder- und Jugendschutz. So gibt es in Niedersachsen aktuell:

  • 21 Beratungsstellen im Bereich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche,
  • 4 Kinderschutzzentren,
  • 43 Gewaltberatungsstellen für Mädchen und Frauen,
  • die Kinderschutzambulanz an der MHH,
  • Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch
  • und zahlreiche weitere Unterstützungsangebote

Sozialministerin Carola Reimann hat in ihrer Amtszeit – ergänzend zu den etablierten Einrichtungen in Hannover und Oldenburg – bereits zwei neue Kinderschutzzentren eröffnet: Das Zentrum in Osnabrück und das Kinderschutzzentrum Nordostniedersachsen mit
Standorten in Lüneburg und Stade. Ein weiteres Kinderschutzzentrum wird entstehen, der Ort steht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest.


Servicehinweis

Menr Informationen zum Projekt:

Weitere Informationen finden Sie unter www.kinderschutz-niedersachsen.de und www.jugendschutz-niedersachsen.de.

Unter

http://www.kinderschutz-niedersachsen.de/?2C9F3AA778BD4055AB89EE0BC16AC8F3

https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-
missbrauch/informationen-und-materialien-zum-kinderschutz-fuer-fachkraefte/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/jugendschutzgesetze/eltern-info-kurzknapp-schutz-vor-sexuellem-missbrauch/

sind zur Verfügung stehende Materialien inkl. Bestellmöglichkeiten abgebildet.


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Bericht über das Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen!“, 25.2.2020

Bericht über das Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen!“

von Merthe Müller, Praktikantin LJS 

Als Praktikantin der Landesstelle Jugendschutz erhielt ich die Möglichkeit, am 25.02.2020 an dem Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen“ teilzunehmen und diesen Bericht zu verfassen. Als Referent*innen führten Axel Herbst (Region Hannover, Fachbereich Gesundheit), Nico Kerski (Landesverband SCHAU, Niedersachsen) sowie Tanja Opitz (LJS, Fachreferentin für Sexualpädagogik) das Seminar durch.

Es begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde mit Namen, Beruf und Pronomen (er, sie, es…). Weshalb nach dem jeweiligen Pronomen der Teilnehmenden gefragt wurde, darauf wird im späteren Verlauf dieses Berichts noch eingegangen. Anschließend sollten wir uns auf einer unsichtbaren Skala positionieren und eine chronologische Reihe bilden: Wer hat bereits viel Berufserfahrung? Wie ist der Wissensstand über STI (sexuell übertragbare Infektionen)? Wie viel ist über sexuelle Vielfalt bekannt? Auf diese Weise wurden die Vorerfahrungen der Teilnehmenden deutlich.

Danach wurde das Thema „sexuelle Selbstbestimmung“ eingeführt und die Teilnehmenden sollten ihre Meinung zu vorgelesenen Beispiel-Situationen ausdrücken: Anhand von auf dem Boden ausgelegten Papierkreise in den Farben rot (stimme ich gar nicht zu), gelb (stimme ich so halb zu) und grün (stimme ich zu) sollte bewertet werden, ob die Situation eine selbstbestimme Haltung widerspiegelt. Sehr schnell wurde deutlich, wie individuell Selbstbestimmung verstanden werden kann und dass viele Einschätzungen von weiteren Informationen bzw. jeweiligen Kontexten abhängig sind. Anschließend referierte Tanja Opitz über sexuelle Rechte, wo diese verankert sind und was daraus für die pädagogische Arbeit geschlossen werden kann.

Nach einer kurzen Pause stieg Nico Kerski mit einer Methode zur Begriffserklärungen verschiedener sexueller Identitäten ein. Hierzu sollten zunächst verschiedene Begriffe erklärt werden und in den richtigen Bereich auf einem Poster eingeordnet werden. Diese Bereiche wurden als „Sexuelle Orientierung“, „Biologisches Geschlecht“, „Geschlechtsidentifikation“ und „Geschlechtsrolle/-ausdruck“ bezeichnet. Dabei ist mir aufgefallen, wie viele Begriffe es tatsächlich gibt und wie viele Wissenslücken unter den Teilnehmenden existierte. Diese Aufteilung in den verschiedenen Bereichen empfand ich als sehr hilfreich.

Im Anschluss referierte Herr Kerski über das Coming-Out-Verhalten in den letzten Jahren. Anhand angeführter Studien wurde deutlich, dass es zunehmend mehr Menschen gibt, die sich als nicht heterosexuell zu erkennen geben. Es war für mich überraschend zu erfahren, dass über 20 % der Schülerschaft bei einer Befragung angab, nicht eindeutig heterosexuell zu sein. Nun wurde uns auch bewusst, weshalb es sinnvoll ist, in einer Vorstellungsrunde zu erfragen mit welchem Pronomen die andere Person angesprochen werden möchte: Nur weil jemand einen Rock anhat, bedeutet dies nicht automatisch, dass dieser Mensch mit „sie“ angesprochen werden möchte. Nach dem Pronomen zu fragen ist die sicherste und höflichste Art und Weise jemanden richtig anzusprechen. Des Weiteren verdeutlichte Herr Kerski, dass es aufgrund von Vorurteilen und Angst vor Mobbing für Jugendliche nicht einfach ist, sich zu outen. Es wurde ersichtlich, dass pädagogische Fachkräfte zur Unterstützung der Jugendlichen Hintergrundwissen und Sensibilität benötigen.

„Kuscheln erwünscht“: Materialien für die Präventionsarbeit.

Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausführliche Einführung über sexuell übertragbare Infektionen. Durch seine Erläuterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die Präventionsarbeit über STI somit auch bei zurückgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist. STI sind Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausführliche Einführung über sexuell übertragbare Infektionen. Durch seine Erläuterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die Präventionsarbeit über STI somit auch bei zurückgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist.

STI sind weiterhin ein aktuelles Thema und ein aufklärendes Gespräch mit Jugendlichen sei wichtig für die Präventionsarbeit, so Herr Herbst. Jugendliche brauchen Hintergrundwissen über mögliche Infektionen und Übertragungswege, – denn nur so können sie sich schützen. Um Infektionen und ihre Verbreitung zu erklären, eignet sich zum Beispiel die Methode „Kuscheln erwünscht“, die Herr Herbst mit uns durchführte: Viren, Parasiten sowie Bakterien wurden in Form von kleinen Kuscheltieren an uns verteilt. Nachdem alle ein Kuscheltier hatten, mussten wir erraten, was wir in der Hand hielten. Die Lösung stand auf dem Etikett des Kuscheltiers. Anschließend sollten alle Personen mit einem Virus in den Händen aufstehen, dann die mit Parasiten und Bakterien. Herr Herbst gab uns dazu weitere Hinweise zu Häufigkeit, Symptomen und Schutzmöglichkeiten. Zusätzliche Hinweise zu möglichen Impfungen und dem Umgang damit in der stationären Jugendhilfe wurden auf die Nachfragen der Teilnehmenden gegeben. Es ist eine unterhaltsame Methode, die Kuscheltiere richtig zuzuordnen. Als Erweiterung wurde vorgeschlagen, dass Teilnehmende mit den Kuscheltieren andere „anstecken“ können, indem sie sich mit den Figuren „anticken“ und so auch Übertragungswege und Schutzmaßnahmen bildlicher thematisiert werden können.

Als letztes ging es darum, wie in tagtäglichen Situationen eingegriffen werden kann, um die Rechte der Jugendlichen zu stärken. Auf einem Flipchart sammelten wir alle unsere Ideen und stellten fest, wie viele gute Ansätze gemeinsam zusammengekommen sind.

Ich konnte anhand des Seminars viele verschiedene Einblicke über die möglichen und vielseitigen Methoden der Prävention im Bezug zu STI sowie Aufklärungsmethoden für sexuelle Identitäten gewinnen. Ebenso ist klar geworden, dass es für eine nachhaltige Prävention und Wissensvermittlung nicht nur reicht, diese Methoden anzuwenden, sondern, dass diese Erfahrungen gemeinsam reflektiert werden müssen.

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Fachtagung „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“, 22.1.2020

PRESSEMITTEILUNG

zur heutigen Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen in Hannover: „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“

(Hannover, 22. Januar 2020) Die Nachfrage ist groß, die Unsicherheit auch: Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte im Abstand von drei Monaten zum zweiten Mal zur Fachtagung „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“ nach Hannover eingeladen. Erneut haben 80 pädagogische Fachkräfte am Mittwoch mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis über den Umgang mit Sexualität in Einrichtungen für Kinder diskutiert. „Mit der Fachtagung möchten wir ein grundsätzliches Verständnis von kindlicher Sexualität vermitteln und auf die Dringlichkeit der fachlichen Auseinandersetzung innerhalb der Einrichtungen, in denen Kinder betreut werden, hinweisen“, betont Tanja Opitz, Fachreferentin für Sexualpädagogik bei der LJS und Leiterin der Tagung.

vlnr: Tanja Opitz, Torsten Linke, Prof. Dr. Sylvia Kägi, Jörg Nitschke

Das große Interesse an der Fachtagung erklärt sich die Expertin vor allem mit fehlenden Aus- und Weiterbildungsangeboten zu dem Thema im Elementarbereich – aber auch mit neuen Herausforderungen im pädagogischen Alltag. „Wir beobachten, dass sich Fachkräfte konkrete Anregungen wünschen, wie sie mit sexualisierter Sprache, Doktorspielen oder sexueller Vielfalt umgehen sollen. Die Beispiele, die wir heute diskutiert haben, verdeutlichen, dass oftmals eine klare und transparente Haltung der Träger fehlt – was dazu führen kann, dass den Bedürfnissen und Fragen der Kinder aus Unsicherheit und Sorge nicht gerecht wird“, berichtete Tanja Opitz am Mittwoch.

Umgang mit Kindlicher Sexualität ist umstritten wie nie
„Kinder sind sexuelle Wesen, dies wird heute allgemein anerkannt. Gleichzeitig ist die Auseinandersetzung um Kindliche Sexualität und deren Begleitung umstritten wie nie. Eine aktive Beschäftigung mit dem Thema hilft einerseits, eigenen Ängsten und Unsicherheiten entgegen zu wirken und andererseits, sich Angriffen aus beispielsweise rechtspopulistischen oder fundamentalistisch-religiösen Kreisen fundiert entgegenzustellen“, sagte Jörg Nitschke, Dozent am Institut für Sexualpädagogik (isp, Dortmund). Der Erziehungswissenschaftler beleuchtete die psychosexuelle Entwicklung von Kindern sowie deren Sexualität im Unterschied zur der von Erwachsenen: „Die Betrachtung der Erwachsenen auf der Grundlage ihrer Vorstellungen von Sexualität führt oft erst zu Sexualisierungen kindlichen Spiels. Dies bedeutet nicht, dass keine Grenzverletzungen oder Übergriffe unter Kindern stattfinden. Eine differenzierte Herangehensweise hilft, eine harmlose Situation von einem Vorgehen mit Handlungsbedarf abzugrenzen.“ Nitschke wirbt dafür, das Thema „aktiv“ auf die Agenda der Kitas zu setzen, bestenfalls auf der Grundlage eines sexualpädagogischen Konzepts. Wenn dieses mit Angeboten für die Eltern versehen und auf deren Partizipation ausgerichtet werde, erzielten die Akteur*innen in der Einrichtung mehr Handlungssicherheit nach innen. Sie erarbeiteten sich zudem ein „wichtiges Handwerkszeug in stürmischen Zeiten“ und würden damit auch sicherer in der (sexual)-politischen Positionierung nach außen.

Eltern informieren und als zentrale Sexualerziehende stärken
Dass Eltern eine entscheidende Rolle für die Sexuelle Bildung spielen, davon ist auch Torsten Linke überzeugt. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Merseburg und forscht dort am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur u.a. zum Thema „Sexualität und Familie“. Grundlage für die professionelle (sozial-)pädagogische Arbeit sei, die Eltern als zentrale und wichtigste Sexualerzieher*innen, die jeweilige familiäre Sexualkultur und die vorhandene gesellschaftliche Pluralität von Familie grundsätzlich anzuerkennen. Dies müsse sich in der täglichen Arbeit und in den pädagogischen Konzepten wiederfinden. Fokussiert auf Sexualität, ergebe sich auch aus der gesetzlichen Situation eine Informationspflicht und die umfassende Einbindung der Eltern bei geplanten sexualpädagogischen Veranstaltungen. „Eine rechtzeitige Information und eine angemessene Transparenz etwa mit Blick auf die geplanten Inhalte, die methodische Umsetzung und die verwendeten Materialien können Befürchtungen der Eltern aufgreifen und diesen entgegenwirken“, betonte Linke. Er plädiert dafür, Sexuelle Bildung mehr an die Eltern zu adressieren. Einerseits nehme dies Eltern und damit die Familie als Sozialisationsinstanz und deren Funktionen wie Aufgaben ernst; andererseits könne auf diese Weise gezielte Unterstützung zu sexuellen Themen, bspw. bei Fragen zur sexuellen Entwicklung von Kindern oder zum Umgang mit digitalen Medien, angeboten werden.

„Igitt, wie schön“
Unter dieser Überschrift stellte Prof. Dr. Sylvia Kägi Strategien vor, wie sexualpädagogischen Herausforderungen im Alltag einer Kindertageseinrichtung begegnet werden können. Die Professorin für Pädagogik der Kindheit und Leiterin des BA-Studiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter an der Fachhochschule Kiel erprobt entsprechende Konzepte in Kindertagesstätten. Nach ihrer Erfahrung sind sexuelle Themen fester Bestandteil in den Einrichtungen. „Der Umgang und die Vielfalt der Themen scheinen dagegen wenig präsent zu sein und stellen Fachkräfte vor große Herausforderungen“, betonte Kägi. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der LJS-Fachtagung erarbeitete die Professorin Anforderungen an eine zeitgemäße Sexualpädagogik in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS), den LJS-Flyer „Elterninfo Sexualität“, den Artikel „Mit Kindern über Sexualität reden?“ der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. AJS, 2018) sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/akjztxtbh82j8zb/AACOjytMyPdlUdDLKhcCU6gsa?dl=0

Mehr Information
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/aids-sex/

Medienkontakt
Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), T: 0511 858788, tanja.opitz@jugendschutz-niedersachsen.de

 

Positive Bilanz LJS-Projekt „Jugendschutz & Flüchtlingshilfe“, 10.12.2019

Positive Bilanz LJS-Projekt „Jugendschutz & Flüchtlingshilfe“

Erfolgreiches Modell für eine wertschätzende interkulturelle Elternarbeit

(Hannover, 10. Dezember 2019) Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hat in den vergangenen drei Jahren wichtige Impulse für den Dialog mit und unter migrierten Eltern gesetzt. Die Leiterin des Projekts „Jugendschutz & Flüchtlingshilfe“ der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Simone Zanjani, hat jetzt eine positive Bilanz gezogen: „Wir haben erfolgreich Materialien und Schulungen erprobt, die einen unkomplizierten, spielerischen Einstieg in wertschätzende Gespräche mit zugewanderten Familien über gesellschaftliche Werte, über Erziehungsfragen und Jugendschutz ermöglichen.“

157 Mal wurden unter der Regie der LJS vom Herbst 2016 bis Oktober dieses Jahres Ehrenamtliche in dialogischer Gesprächsführung geschult, mit diversem Spiel- und Bildmaterial für Eltern und Kinder vertraut gemacht und zu vertiefenden Reflexionstreffen eingeladen. Zusätzlich stehen elf Koordinatorinnen und ein Koordinator, die langjährige Erfahrungen in der niedrigschwelligen Elternarbeit haben, als Multiplikator*innen für alle Interessenten bereit.

„Diese sind bestens darauf vorbereitet, das entsprechende Knowhow in Schulungen weiterzugeben. Sämtliche Einrichtungen, Stellen und Ehrenamtliche in Niedersachsen, die mit Geflüchteten arbeiten, können sich an uns wenden und von unseren Erfahrungen sowie den noch vorhandenen Materialien profitieren“, betont Zanjani. Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat das LJS-Projekt drei Jahre lang mit Fördermitteln nach der Richtlinie zur Stärkung des bürgerlichen Engagements in der Flüchtlingshilfe unterstützt. Jetzt können Kommunen und Ehrenamtliche die Ergebnisse für die praktische Arbeit mit zugewanderten Familien nutzen.

Leicht verständliche Materialien
In vielen Städten und Gemeinden Niedersachsens werden für die Menschen, die verstärkt seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, Willkommenscafés bzw. offene Treffs angeboten, die zu ungezwungenen Begegnungen und zum lockeren Austausch einladen. Oft werden die offenen Angebote von Ehrenamtlichen betreut. Dafür stellt die LJS Spiel- und Bildangebote
u.a. zu Themen des erzieherischen Jugendschutzes bereit. Mit kurzen Spielanleitungen und Impulsfragen etwa zur gesunden Ernährung oder zum Medienkonsum in den Familien wird einfach ins Gespräch gestartet. Dabei kommen unterschiedliche kulturelle Muster, Werte und Vorstellungen zur Sprache. Besonders geeignet sind dafür die Bildpaare des deutsch-arabischen Integrationsspiels „Paaraby“ – eine Art interkulturelles Memory, das ein syrischer Flüchtling als Non-Profit-Projekt mit einer Werbeagentur entwickelt hat. Damit kommen schnell lebhafte Gespräche über schöne Erlebnisse und Erinnerungen der alten und der neuen Heimat in Gang. Vielfach entwickle sich ein intensiver Austausch, oftmals in deutscher Sprache, berichtet Projektleiterin Zanjani. Die meist schwer vermittelbaren Themen rund um das Jugendschutzgesetz hat die LJS in leicht verständliche, bildhafte Materialen „verpackt“ (Bilder s. Dropbox-Link S.2).

Spaß an Spiel, Sport und ausgewogenem Essen
Gesundes Aufwachsen interessiert die hier angekommenen Mütter und Väter. Gemeinsam mit ihren Kindern können die Eltern ein Malbuch mit dem Titel „Gesund ernähren – mit Spaß leben, gestalten und besprechen“ nutzen. Zusätzlich wurden Bälle, Springseile und Seifenblasen angeschafft, um den Nachwuchs während der Elterngespräche sinnvoll zu beschäftigen und mit Bewegungsspielen auf die Themen „Essen, Bewegen, Wohlfühlen“ einzustimmen. Daraus entsteht stets die Frage, welche guten Spiele gibt es für die Kinder? Die LJS hat dazu eine Sammlung mit kleinen Spielen zusammengestellt und eine Broschüre aufgelegt über kostenfreie Möglichkeiten, drinnen und draußen zu spielen. Flankierend können Informationsbroschüren auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Kurdisch, Persisch und Türkisch zu verschiedenen Themen bestellt werden.

Miteinander sprechen – in der neuen Heimat ankommen
„Es ist wichtig, den hier Ankommenden Räume und Gelegenheit zu bieten, in denen sie sich ungestört austauschen können. Unsere Spiel- und Bildmaterialien bieten schnell und unkompliziert Anlässe, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Das fördert das gegenseitige Kennenlernen, aber auch das Verständnis der in Deutschland gelebten Werte und der vielfältigen Strukturen“, betont Zanjani. Wie passgenau das Engagement der LJS für „Jugendschutz & Flüchtlingshilfe“ war, das eng vernetzt ist mit den seit 2013 in Niedersachsen angebotenen „Elterntalks“, zeigen viele positive Reaktionen der Familien, die bisher erreicht wurden. Eine Mutter, die mittlerweile als Multiplikatorin mit anderen Eltern arbeitet, bringt es auf den Punkt: „Es ist nicht einfach, in der deutschen Gesellschaft anzukommen. Der Kontakt mit den hier Lebenden ist wichtig, um die deutschen Traditionen und Gepflogenheiten kennen zu lernen. Nur wenn man diese kennt, können sie geschätzt und anerkannt werden!“


Medienkontakt
Simone Zanjani
Projektleitung „Jugendschutz und Flüchtlingshilfe“ + „Elterntalk Niedersachsen“
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
Tel.: 0511 – 858788
simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

Attraktives Bildmaterial von den Spielen, Bildkarten etc. zur honorarfreien, anlassbezogenen Verwertung bei Quellennennung (Fotos: LJS) finden Sie in dieser Dropbox: https://www.dropbox.com/sh/lutddwk82ohygm4/AAAWNeeJU3zjVbhY4YimZp-Ha?dl=0

Mehr Information/Anfragen
Jugendschutz & Flüchtlingshilfe: https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/fluechtlingshilfe/

Elterntalk Niedersachsen: https://www.elterntalk-niedersachsen.de/

Interkulturelles „Memory“ Paaraby: https://www.paaraby.de/


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Permanent Präsent – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen, 5.12.2019

(Hannover, 5. Dezember 2019) Anzügliche Kommentare, Grapschen, heimliche Fotos von intimen Situationen und sexuelle Belästigungen unter Gleichaltrigen – für viele Jugendliche sind solche Grenzverletzungen alltäglich. Aktuelle Studien bestätigen, dass sie permanent mit dem Thema konfrontiert sind: offline und online, Mädchen häufiger als Jungen. Sexuelle Übergriffe werden zumeist in vertrauter Umgebung, in der Clique, in der Schule, im Verein oder zuhause durch Bekannte, Freunde oder Beziehungspartnern verübt. Jugendliche reagieren darauf verletzt, verunsichert und zumeist sprachlos. In diesen Situationen benötigen sie einfühlsame und ansprechbare Erwachsene. Darin waren sich mehr als 140 Fachkräfte, Expert*innen und Gäste einig, die auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) am Donnerstag die Jahrestagung „Permanent Präsent“ in Hannover besucht haben. Dabei wurden Risikofaktoren für sexuelle Gewalt unter Jugendlichen beleuchtet und Ansatzpunkte für Vorbeugung und Hilfe präsentiert.

LJS Jahrestagung 2019

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„Wir mussten verstehen lernen, dass sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche am häufigsten da passiert, wo sie eigentlich am besten geschützt sein sollten: in Familien, in Schulen, in Jugendhilfeeinrichtungen, in der Kirche. Alle Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden, sind vor diesem Hintergrund gefordert, Prävention und Schutz in ihrer Arbeit so zu verankern, dass Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe nach Möglichkeit verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche verlässliche Beschwerdewege nutzen können, wenn sie sich verunsichert oder bedroht fühlen“, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V., Diözesan-Caritasdirektor Franz Loth in seinem Grußwort. „Zahlreiche Fälle von Missbrauch und sexueller Gewalt gegen Kinder sind allein in diesem Jahr ans Licht gekommen. Daran wird deutlich, wie wichtig es ist, bei dem Thema wach und aufmerksam zu bleiben. Für die betroffenen Kinder müssen wir Hilfe und Unterstützung bereitstellen“, betonte Heiger Scholz, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Ohne Scham über Sexualität, Gefühle und Unsicherheiten sprechen
„Aus unserer Sicht geht es darum, Jugendlichen zu vermitteln, dass sie ein Recht auf Schutz und Unterstützung haben und gleichzeitig den Rechten anderer mit Respekt begegnen müssen. Fachkräfte in Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe, aber auch Eltern und weitere Bezugspersonen sind gefordert, ein vertrauensvolles Klima zu schaffen, damit sich Kinder und Jugendliche ohne Scham an sie wenden und Orientierung finden können“, sagte LJS-Leiterin Imke Schmieta. Dafür bietet die Landesstelle u.a. Schulungen an. Andrea Buskotte, LJS-Referentin für Gewaltprävention, berichtete über das jetzt ausgelaufene Projekt „Nice to meet you“, ein Informations- und Gesprächsangebot für geflüchtete Jungen in Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen über Rechte und Respekt: „Mit diesem Projekt haben wir Methoden für die Prävention und Reflexion erarbeitet. Die LJS wird auch künftig einen Schwerpunkt setzen auf entsprechende Information und Fortbildungen für Fachkräfte in Wohngruppen, für die Schulsozialarbeit und Lehrkräfte“, kündigte Buskotte an.

Hinschauen und Handeln statt Wegducken
Die Hauptreferentin der Fachtagung, Prof. Dr. Sabine Maschke von der Philipps Universität Marburg, stellte die vom hessischen Kultusministerium geförderte Studie „Speak!“ vor. Dazu wurden von 2016 bis 2018 knapp 3.000 14- bis 16-Jährige an allen Schulformen befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend: Fast die Hälfte hat Erfahrungen mit nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt. Knapp ein Viertel, vor allem Mädchen, hat körperliche sexuelle Gewalt bereits erlebt.

Ab dem elften/zwölften Lebensjahr steigen die Erfahrungen mit sexueller Gewalt sprunghaft an. Dabei sind die fünf häufigsten Risikoorte Schule, Internet, der öffentliche Raum, Partys in einer anderen Wohnung oder Zuhause. Nach Angaben von Betroffenen geht die sexuelle Gewalt zu knapp 75 Prozent von 12- bis 18-Jährigen aus. „Weil diese Erfahrungen so alltäglich sind, gehen viele betroffene Jugendliche davon aus, das sei ‚normal‘ und sie dürften über ihre Verletzung nicht sprechen“, berichtete die Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin. Viele wollten auch nicht „petzen“ und suchten deshalb nur selten Hilfe bei Erwachsenen. Eher vertrauten sie sich anderen Jugendlichen an, was zwar im ersten Moment entlasten, für die ins Vertrauen Gezogenen aber zu einer seelischen Belastung werden könne. „Es fehlt an erwachsenen Ansprechpersonen, die Jugendliche als kompetent wahrnehmen und denen sie vertrauen können. Als Erwachsene müssen wir sehr viel stärker Verantwortung übernehmen. Die bittere Realität zu verleugnen bringt uns nicht weiter. Es gilt vielmehr: Hinschauen und Handeln statt Wegducken.“ Gewaltprävention an Schulen müsse darauf zielen, eine achtsame, präventive Haltung und eine schützende Umgebung zu fördern, fordert Mascke.

LJS Jahrestagung 2019, Dr. Tanja Rusack, Uni Hildesheim

Dr. Tanja Rusack, Uni Hildesheim

Mehr Sensibilität und Transparenz in der pädagogischen Praxis
Wie werden junge Menschen von Gewalt in ihren ersten Paarbeziehungen geprägt? Zu diesem Themenkomplex forscht Dr. Tanja Rusack, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim: „Unsere Interviews mit Jugendlichen zeigen, dass es auch in Paarbeziehungen zu Gewalt und sexuellen Übergriffen kommt. Es ist ein Problem, dass viele Jugendliche in solchen Situationen oft keine Chance gesehen haben, sich dann jemanden anzuvertrauen. Abhängigkeit, Scham, Unsicherheit spielen dabei eine Rolle.“ Es bedürfe einer größeren Sensibilität und Transparenz der Themen Sexualität und sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen in der pädagogischen Praxis. Gemeinsam mit Jugendlichen müssten diese Themen bearbeitet und besprochen werden. Dann könnten Verfahren entwickelt werden, die bei den Perspektiven der Jugendlichen ansetzen und ihre höchstpersönlichen Rechte stärken und schützen. Schutzkonzepte und -maßnahmen müssten bei den Interessen sowie Positionierungen von Jugendlichen zu Sexualität und Gewalt ansetzen. Im Rahmen der Förderrichtlinien des Bundesbildungsministeriums „Forschung zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten“ hat die Universität Hildesheim Forschungsprojekte umgesetzt, die aus einer Adressat*innenperspektive die Frage stellen, wie bei der „Peer Violence“ und im Umgang mit Sexualität Grenzen für Jugendliche verlaufen und welche Aushandlungen dabei durchlaufen werden.

Soziale Medien erschweren die Gewaltprävention
Die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die pädagogische Praxis zum fachlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt unter digitalem Medieneinsatz – darauf ist Prof. Dr. Frederic Vobbe, Lehrstuhl für Soziale Arbeit an der Fakultät für Sozial- und Rechtswissenschaften der SRH Hochschule Heidelberg, spezialisiert. In Hannover stellte er sein Forschungsprojekt „Human“ vor. „Der Umgang mit sexualisierten Grenzverletzungen im Kontext digitaler Mediennutzung ist eine aktuelle Herausforderung. Fachliche Dilemmata der Gewaltprävention und der Krisenintervention werden durch den Einsatz sozialer Medien verstärkt. Bisher gibt es in der Beratungspraxis z.B. keinen Konsens für den Umgang mit der begründeten Angst betroffener Jugendlicher, dass Nacktbilder oder Missbrauchsabbildungen mit ihnen existieren bzw. wiederauftauchen.“ Standards professioneller Hilfen müssten daher kritisch hinterfragt und überdacht werden, fordert Vobbe.

LJS Jahrestagung 2019

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Mehr Information: https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/gewalt/


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Eintauchen in die virtuellen Spielewelten von Kindern – Regeln vereinbaren, 15.11.2019

LAN-Party für Eltern

Eintauchen in die virtuellen Spielewelten von Kindern – Regeln vereinbaren

(Hannover, 15. November 2019) Fortnite, Brawl Stars oder Fifa-Computerspiele sind für viele Jungen und Mädchen ein faszinierender Freizeitvertreib. Jungen lassen gerne Fantasy-Welten entstehen, messen sich in Sportspielen und favorisieren Action-Spiele, die als einzige Konfliktlösung die Tötung bzw. das „Auslöschen“ des Feindes anbieten. Mädchen bevorzugen dagegen eher Geschicklichkeits- und Strategiespiele. Computerspiele werden laut der aktuellen KIM-Studie „Kindheit, Internet und Medien“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2018) von 60 Prozent der 6- bis 13-Jährigen täglich oder zumindest mehrmals in der Woche gespielt. Fast zwei Drittel der 12- bis 13-Jährigen spielen regelmäßig. Bei den Mädchen fällt dieser Wert mit 52 Prozent zwar geringer aus. Das zeigt aber, dass sich digitale Spiele auch in den Lebenswelten von Mädchen etabliert haben.

Das Spielen an Konsole oder Smartphone kann zum alltäglichen Streitpunkt in der Familie werden, wenn In-App-Käufe bei Fortnite, Coin Master & Co. das Taschengeld und die Nerven der Eltern sprengen oder die Kids Kontakte in Spielechats knüpfen, bei denen sich kein gutes Gefühl einstellt. Dann ist man in der Medien- und Lebenswelt von heute angekommen. Dabei stellen digitale Medien, insbesondere Computerspiele und Spiele-Apps, Eltern vor die besonderen Herausforderungen, den Anschluss an rasante technische Innovationen nicht zu verlieren, gleichzeitig Vorbild und Vertrauensperson für die eigenen Kinder zu bleiben. Wie ein guter Weg zwischen rigiden Verboten und „laufen lassen“ aussehen kann, erfuhren 90 Mütter und Väter, die am Donnerstag auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) an einer kostenlosen LAN-Party für Eltern in Hannover teilgenommen haben.

Eltern sollten auch in der digitalen Welt Orientierung geben können
In der Akademie des Sports konnten unter professioneller Anleitung an vernetzten Rechnern, Tablets, Spielkonsolen und Virtual-Reality (VR)-Brillen populäre Angebote für unterschiedliche Altersfreigaben und verschiedener Genres bis hin zu sogenannten Ballerspielen ausprobiert werden. Im Expertentalk wurden viele Fragen beantwortet. „Unser Ziel ist es, dass Eltern ihren Kindern Orientierung geben können auch in den digitalen Erlebniswelten, mit denen die junge Generation selbstverständlich aufwächst. Wir laden Mütter und Väter ein, damit sie verstehen, was ihre Kinder daran so fasziniert“, erläuterte LJS-Leiterin Imke Schmieta. Natürlich machten sich Eltern oft Sorgen über das Spielverhalten ihrer Kinder. Dies könne aber den Blick auf Chancen verstellen. Um Kindern und Jugendlichen die notwenige Medienkompetenz zu vermitteln, würden viele Erwachsene benötigt: Pädagogische Fachkräfte in Kindergärten und Schulen, vor allem aber die Eltern. Zu den digitalen Welten bietet die LJS diverse medienpädagogische Projekte an, die Handlungssicherheit vermitteln.

Pure Ballerei oder spannende Abenteuer?
„Die Frage, wieviel Medienzeit für Kinder unbedenklich ist, beschäftigt viele Mütter und Väter. Wenn es nach den Kindern ginge, gäbe es etwa bei Fortnite gar kein Ende“, berichtete Eva Hanel, Medienreferentin der LJS. Ebenso herrsche bei den Eltern große Verunsicherung, ob dieses Spiel altersangemessen ist. Gerade den Müttern und Vätern, die sich selbst nicht für digitale Spiele begeistern könnten, falle es oft schwer, Verständnis für die beliebte Freizeitaktivität zu entwickeln.

„Viele Eltern können nicht nachvollziehen, warum ihre Kinder vom Taschengeld einen Fortnite-Tanz oder eine Kiste Juwelen für einen Fortschritt im Spiel kaufen möchte. Dann sollte man gemeinsam überlegen, ob dies im Rahmen des Taschengeldes möglich ist oder In-App-Käufe sperren, um mögliche Kostenfallen zu vermeiden“, empfiehlt die Medienexpertin.

Kinder auf dem Weg zur kompetenten Mediennutzung begleiten
„Eltern brauchen für die Medienerziehung zu Hause nicht nur Wissen rund um digitale Medien, sondern auch jede Menge alltagspraktisches Geschick, Offenheit und Mut. Mit diesem Paket kann es gelingen, Kinder auf ihrem Weg zu kompetenten Mediennutzern zu begleiten, ohne den lustvollen und neugierigen Blick auf die Medienwelt von morgen zu verstellen“, betonte Dr. Iren Schulz, promovierte Medienpädagogin und selbst Mutter einer neunjährigen Tochter. Neben ihrer Tätigkeit als SCHAU HIN!-Mediencoach gestaltet sie als freie Dozentin im Bereich Medienkompetenz und Medienbildung deutschlandweit Fortbildungen, Workshops und Projekte.


Medienkontakt: Eva Hanel, Referentin für Medien, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen,
T: 0511-858788, E-Mail: Eva.Hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

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Broschüren der LJS zum Thema Computerspielen
HAUPTSACHE ACTION – WAS SPIELT IHR KIND?
Kostenlose Broschüre für Eltern gegen Versandkosten, max. 50 Stück + nur in Niedersachsen bestellbar

COMPUTERSPIELE – INFORMATIONEN FÜR MULTIPLIKATOREN
Broschüre für pädagogische Fachkräfte und andere Multiplikatoren, 10 € zzgl. Versand

Eltern, Kita und Schule müssen Kinder fit machen fürs Internet, 5.11.2019

LJS-Fachtagung „Kinder, die auf Handys starren – Online-Nutzung von Mädchen und Jungen“

Eltern, Kita und Schule müssen Kinder fit machen fürs Internet

(Hannover, 5. November 2019) Aktuell wächst eine Generation heran, die selbstverständlich mit dem Smartphone groß wird, digital lernt, kommuniziert und lebt. Internetfähige Handys und Tablets gehören für immer mehr Kinder schon in frühen Jahren zum Alltag. Das birgt Chancen, aber auch Risiken. In der Onlinewelt können Mädchen und Jungen auf verängstigende, schockierende, selbstgefährdende Inhalte oder auf Einstellungen und Verhaltensweisen treffen, die verrohen und diskriminieren. Ebenso kann die Unerfahrenheit von Kindern durch manipulierende Werbung, Kostenfallen oder das Ausspionieren persönlicher Daten ausgenutzt werden. Zusätzlich wird Druck aufgebaut, unmittelbar auf Nachrichten antworten zu müssen (WhatsApp-Stress) und das perfekte Bild zur Selbstinszenierung auf Instagram zu posten, um absurd überhöhten Schönheitsidealen zu entsprechen.

Nur im Zusammenspiel zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern kann es gelingen, Kinder und Jugendliche zu einem kritischen und selbstbestimmten Handeln im Internet zu befähigen. Darin waren sich gut 80 pädagogische Fachkräfte einig, die am Dienstag mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis unter dem Titel „Kinder, die auf Handys starren“ über Chancen und Risiken der Online-Nutzung von Mädchen und Jungen diskutiert haben. Zu dieser medienpädagogischen Fachtagung hatte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) nach Hannover eingeladen.

Gemeinsam Regeln aufstellen
Viele Eltern kaufen ihren Kindern bereits im Grundschulalter ein Smartphone, da die „digitale Nabelschnur“ Sicherheit suggeriert: Kinder können im Fall der Fälle ihre Eltern erreichen und umgekehrt. „Das darf jedoch nicht dazu führen, dass sich Mädchen und Jungen nicht mehr unbeobachtet entfalten können und in ihrem Bestreben nach Selbstwirksamkeit behindert werden“, fordert Eva Hanel, Fachreferentin für Medienpädagogik der LJS und Tagungsleiterin. Sie empfiehlt, auf dem Smartphone der Kinder Jugendschutzeinstellungen zu aktivieren, um den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu verhindern, sog. In-App-Käufe zu unterbinden und die Privatsphäre der Minderjährigen zu gewährleisten. „Regeln rund um die Smartphone-Nutzung sollten von Eltern und Kindern gemeinsam aufgestellt und deren Einhaltung kontrolliert werden. Medienfreie Zeiten sind wichtig!“ Pädagogische Fachkräfte, die von der LJS fortlaufend als „Eltern-Medien-Trainer“ zertifiziert werden, unterstützen Eltern bei der Medienerziehung zu Hause.

„Zwischen Trampolin und Smartphone“
Unter dieser Überschrift hat die Leiterin der Medienforschung von SUPER RTL, Birgit Guth, am Dienstag die aktuelle Mediennutzung von Kindern beleuchtet: Nach wie vor spielen sie am liebsten mit Freunden, treiben Sport, malen und basteln. Gleichzeitig ist das Fernsehen noch immer das wichtigste Freizeitmedium für Kinder. Dabei gewinnen zielgruppenaffine Inhalte von YouTube, Netflix, Amazon und Mediatheken zunehmend an Bedeutung. Diese agieren in der Medienlandschaft aber anders als die angestammten Unternehmen. „Sie sind technologie-getrieben, interpretieren Werberichtlinien anders und richten sich an ein globales und nicht an ein lokales Publikum. Daraus entsteht eine neue Medienlandschaft und -realität, die einerseits Chancen eröffnet, wenn wir an die digitale Teilhabe von Kindern denken, andererseits Risiken zum Beispiel für den Jugend- oder Datenschutz in sich birgt“, sagt Guth. Sie empfiehlt Eltern und Fachkräften, sich intensiv mit den medialen Bedürfnissen und Vorlieben von Kindern auseinanderzusetzen und diesen mehr Beachtung zu schenken.

Krankmachende Selbstinszenierung mit perfekten Bildern
Wie wichtig dies auch bei Heranwachsenden, besonders für Mädchen ist, beschrieb Dr. Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstitut für das Bildungsfernsehen (IZI). Das soziale Netzwerk Instagram ist derzeit die wichtigste Bühne, auf der sich Mädchen und Jungen selbst inszenieren, Stars oder Influencer*innen folgen und Fotos sowie Videos von anderen kommentieren. Mindestens 85 Prozent der 12- bis 19-Jährigen posten hier aktiv Fotos und Videos. 2018 haben das IZI, die MaLisa Stiftung in Kooperation mit dem Bundesfachverband für Essstörungen untersucht, welche Auswirkungen das Streben nach dem perfekten Bild, nach Anpassung an ein überhöhtes Schönheitsideal haben. Rund die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen nutzt regelmäßig Filter, um die Haare glatter, die Haut reiner oder den Körper schlanker darzustellen. „Damit verschiebt sich nachweislich das Gefühl dafür, was schön und natürlich ist. Dies kann bis in eine Essstörung führen, insbesondere wenn Fitness- und Ernährungs-Influencerinnen regelmäßig verfolgt und zur Orientierung genutzt werden“, warnt Studienleiterin Götz. Sie fordert mehr Medienkompetenz besonders für Mädchen, die mit diesem enormen Druck weitgehend allein gelassen würden. Wenn Influencerinnen wieder mehr von ihrer Individualität zeigten und weniger unerreichbare Ideale als scheinbar erreichbar vorgaukelten, wäre schon viel gewonnen. Ein wichtiger Schritt wäre es, wenn die Konzerne, die Mode- und Lifestyle-Influencerinnen sponsorn, vermehrt Frauen unterstützten, die für die real existierende Vielfältigkeit von Mädchen und Frauen stehen, und weniger an einem Zelebrieren krankmachender Schönheitsideale mitwirken würden, sagt Götz.

Blick hinter die Kulisse lohnt sich
Die Oldenburger Medienpädagogin Christina ter Glane plädierte in ihrem Vortrag dafür, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen Medienkompetenzen entwickeln. Präventionsangebote spielten eine überaus wichtige Rolle, damit Klein und Groß hinter die Kulissen der digitalen Onlinewelt blicken und Stress im Netz vermeiden könnten. Eltern und Lehrkräfte sollten die Schuld für Probleme wie Stress im Klassenchat nicht nur bei den Kindern suchen, sondern Vorbild sein und Orientierung geben. Für sehr hilfreich hält ter Glane die jugendlichen Scouts von JUUUPORT e.V., die sich ehrenamtlich für Respekt und Zivilcourage im Netz einsetzen und Gleichaltrige bei Themen wie Cybermobbing, Abzocke oder Datenklau online beraten.

Vorsicht bei „Kinder-Apps“
Deutliche Forderungen an die Spieleindustrie formulierte Peter Knaak, Redakteur der Zeitschrift „test“, Datenschutzbeauftragter bei der Stiftung Warentest. Im Sommer 2017 hatte die Stiftung Warentest erstmals in Kooperation mit jugendschutz.net 50 besonders umsatzstarke Apps aus den Kategorien „Spiele und Familie“ des Google Play Store und aus „Spiele und Kinder“ des Apple-App-Store geprüft und seither wiederholt getestet – mit niederschmetternden Ergebnissen. „Es ist nicht erkennbar, dass die Spielebranche Kinder und Heranwachsende angemessen schützen will“, berichtet Knaak. Sie müsse u.a. die Kommunikation der Spielenden etwa durch moderierte Chats absichern, zumindest aber barrierefrei zugängliche Möglichkeiten für die Meldung unangemessener Beiträge zulassen. „Kinderaffine Apps sollten keinerlei Tracking enthalten und keine Daten übertragen, die nicht unmittelbar für das Spiel erforderlich sind“, fordert der Experte.

NDR-Bericht vom 5.11.2019, Video


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Motive/Fotos: LJS), sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox:
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Mehr Information
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen LJS: www.jugendschutz-niedersachsen.de/medien/

Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS),
T: 0511 858788, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de


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Neues  Projekt der LJS: „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, 17.10.2019

Neues  Projekt der LJS:

„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“

Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) startet ein neues Präventionsprojekt zum Thema „Sexuelle Gewalt an Kindern“. Das Angebot wendet sich landesweit an Schulen und Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und soll zu einer vertieften Beschäftigung mit dem Thema beitragen.

Denn sexuelle Gewalt an Kindern ist auch nach Jahrzehnten der gesellschaftlichen und fach­lichen Auseinandersetzung mit dem Thema eine Herausforderung. Das zeigt sich an den unverändert hohen Fallzahlen z.B. in der Kriminalstatistik ebenso wie bei der Aufdeckung und Aufarbeitung einzelner Fälle. Betroffene Kinder und Jugendliche stehen in der Regel unter großem Druck. Vielfach werden sie eingeschüchtert oder erpresst, oft hindern gezielt ausgelöste Scham- und Schuldgefühle Kinder daran, sich zu äußern. Viele Täter (und Täterinnen) binden Kinder mit einem ausgeklügelten System aus Zuwendung und Beloh­nungen auf der einen Seite und Drohungen auf der anderen Seite an sich. Kinder in so einer Lage sind darauf angewiesen, dass Erwachsene ihre Notsituation frühzeitig wahrnehmen und richtig reagieren können.

Quelle: Photographee.eu_Shutterstock.com

Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, benötigen Basiswissen über sexuellen Missbrauch, über Täterstrategien und über die Folgen für die Betroffenen. Und sie brauchen ein fachliches und kollegiales Umfeld, das sie bei der Begleitung von betroffenen Kindern gut unterstützt. Die damit zusammenhängenden Problemlagen sollen im Projekt der LJS thematisiert werden. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen und (Inhouse-)Fort­bildungen wollen wir konkrete Fragestellungen bearbeiten – zum Beispiel: Wie kann man mit Kindern über sexuellen Missbrauch sprechen, ohne sie zu überfordern? Wie sollten Fach­kräfte vorgehen, wenn sie sexuellen Missbrauch vermuten? Was ist zu tun, wenn ein Über­griff bekannt geworden ist? Welche Unterstützung brauchen Kinder, die Missbrauch erlebt haben? Wo finden Fachkräfte spezialisierte Beratung und regionale Hilfeangebote?


Interessierte Einrichtungen können sich an die Landesstelle Jugendschutz wenden. Für Rückfragen steht Ihnen Andrea Buskotte zur Verfügung: Telefon: 0511 858788, E-Mail: andrea.buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de.

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Umgang mit kindlicher Sexualität – Strategien für ein brisantes Thema im Kita-Alltag, 1.10.2019

PRESSEMITTEILUNG 

zur Fachtagung „Kindliche Sexualität“ der Landesstelle Jugendschutz (LJS) am heutigen Dienstag (01.10.2019) im Kulturzentrum Pavillon Hannover

LJS-Fachtagung „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“

Gesucht: Handlungsstrategien für ein brisantes Thema im Kita-Alltag

(Hannover, 1. Oktober 2019) Die Nachfrage ist groß, die Unsicherheit auch: Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte zur Fachtagung „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“ eingeladen. Gut 80 pädagogische Fachkräfte haben am Dienstag in Hannover mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis über den Umgang mit Sexualität in Einrichtungen für Kinder diskutiert. Fast ebenso viele Anmeldungen konnten nicht berücksichtigt werden. „Wir beobachten, dass sich Fachkräfte vermehrt Anregungen wünschen, um zeitgemäße Handlungsstrategien für den Kita-Alltag entwickeln zu können. Dabei geht es sowohl um konkrete Situationen im Umgang mit kindlicher Sexualität als auch um die Arbeit mit einer sehr heterogenen Elternschaft zu diesem Thema“, berichtet Tanja Opitz, Fachreferentin für Sexualpädagogik bei der LJS und Leiterin der Tagung.

Referent*innen der heutigen LJS-Fachtagung „Kindliche Sexualität – zwischen Elternwille und Pädagogik“ in Hannover (v. li.): Tanja Opitz, Torsten Linke, Prof. Dr. Sylvia Kägi, Jörg Nitschke (Foto: LJS)

Fehlende Aus- und Weiterbildungsangebote im Elementarbereich hätten zur Folge, dass Kindern in Tageseinrichtungen aus Unsicherheit oder Sorge oft wichtige Erfahrungen verwehrt werden. „Kinder haben das Recht, sich zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu entwickeln. Die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität, eine selbstbewusste und positive Einstellung zum eigenen Körper gehören dazu. Dafür brauchen Kinder altersangemessene Begleitung und Hilfestellung sowohl von den Eltern als auch vom pädagogischen Fachpersonal in den Kindertagesstätten“, betonte Tanja Opitz am Dienstag.

Umgang mit kindlicher Sexualität ist umstritten wie nie
„Kinder sind sexuelle Wesen, dies wird heute allgemein anerkannt. Gleichzeitig ist die Auseinandersetzung um kindliche Sexualität und deren Begleitung umstritten wie nie. Eine aktive Beschäftigung mit dem Thema hilft einerseits, eigenen Ängsten und Unsicherheiten entgegen zu wirken und andererseits, sich Angriffen aus beispielsweise rechtspopulistischen oder fundamentalistisch-religiösen Kreisen fundiert entgegenzustellen“, sagte Jörg Nitschke, Dozent am Institut für Sexualpädagogik (isp, Dortmund). Der Erziehungswissenschaftler beleuchtete die psychosexuelle Entwicklung von Kindern sowie deren Sexualität im Unterschied zur der von Erwachsenen: „Die Betrachtung der Erwachsenen auf der Grundlage ihrer Vorstellungen von Sexualität führt oft erst zu Sexualisierungen kindlichen Spiels. Dies bedeutet nicht, dass keine Grenzverletzungen oder Übergriffe unter Kindern stattfinden. Eine differenzierte Herangehensweise hilft, eine harmlose Situation von einem Vorgehen mit Handlungsbedarf abzugrenzen.“ Nitschke wirbt dafür, das Thema „aktiv“ auf die Agenda der Kitas zu setzen, bestenfalls auf der Grundlage eines sexualpädagogischen Konzepts. Wenn dieses mit Angeboten für die Eltern versehen und auf deren Partizipation ausgerichtet werde, erzielten die Akteur*innen in der Einrichtung mehr Handlungssicherheit nach innen. Sie erarbeiteten sich zudem ein „wichtiges Handwerkszeug in stürmischen Zeiten“ und würden damit auch sicherer in der (sexual)-politischen Positionierung nach außen.

Eltern informieren und als zentrale Sexualerziehende stärken
Dass Eltern eine entscheidende Rolle für die sexuelle Bildung spielen, davon ist auch Torsten Linke überzeugt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Merseburg und forscht dort am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur u.a. zum Thema „Sexualität und Familie“. Grundlage für die professionelle (sozial-)pädagogische Arbeit sei, die Eltern als zentrale und wichtigste Sexualerzieher*innen, die jeweilige familiäre Sexualkultur und die vorhandene gesellschaftliche Pluralität von Familie grundsätzlich anzuerkennen. Dies müsse sich in der täglichen Arbeit und in den pädagogischen Konzepten wiederfinden. Fokussiert auf Sexualität, ergebe sich auch aus der gesetzlichen Situation eine Informationspflicht und die umfassende Einbindung der Eltern bei geplanten sexualpädagogischen Veranstaltungen. „Eine rechtzeitige Information und eine angemessene Transparenz etwa mit Blick auf die geplanten Inhalte, die methodische Umsetzung und die verwendeten Materialien können Befürchtungen der Eltern aufgreifen und diesen entgegenwirken“, betonte Linke. Er plädiert dafür, sexuelle Bildung mehr an die Eltern zu adressieren. Einerseits nehme dies Eltern und damit die Familie als Sozialisationsinstanz und deren Funktionen wie Aufgaben ernst; andererseits könne auf diese Weise gezielte Unterstützung zu sexuellen Themen, bspw. bei Fragen zur sexuellen Entwicklung von Kindern oder zum Umgang mit digitalen Medien, angeboten werden.

„Igitt, wie schön“
Unter dieser Überschrift stellte Prof. Dr. Sylvia Kägi Strategien vor, wie sexualpädagogischen Herausforderungen im Alltag einer Kindertageseinrichtung begegnet werden können. Die Professorin für Pädagogik der Kindheit und Leiterin des BA-Studiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter an der Fachhochschule Kiel erprobt entsprechende Konzepte in Kindertagesstätten. Nach ihrer Erfahrung sind sexuelle Themen fester Bestandteil in den Einrichtungen. „Der Umgang und die Vielfalt der Themen scheinen dagegen wenig präsent zu sein und stellen Fachkräfte vor große Herausforderungen“, betonte Kägi. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der LJS-Fachtagung erarbeitete die Professorin Anforderungen an eine zeitgemäße Sexualpädagogik in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.


Bildmotive von der Fachtagung zur anlassbezogenen honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS), den LJS-Flyer „Elterninfo Sexualität“, Artikel „Mit Kindern über Sexualität reden?“ der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. AJS, 2018) sowie die Pressetexte zur Fachtagung finden Sie in dieser Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/67v29is176vsj39/AABgL30TFq80oQj9a8Kc6B-Aa?dl=0

Mehr Information
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/aids-sex/

Medienkontakt
Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), T: 0511 858788, tanja.opitz@jugendschutz-niedersachsen.de

Vorurteil + gesellschaftliche Macht. Bericht zum LJS-Seminar, September 2019

„Wann, wenn nicht jetzt? Diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen“

 „Eine Diskriminierung kommt selten allein“ – Schon zu Beginn des Seminars wird deutlich: Diskriminierung ist vielfältig und vor allem vielschichtig. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in ihrer Arbeit mit Jugendlichen zu tun und bei allen ist Diskriminierung ein präsentes Thema.

Die eigene Position reflektieren

Die Referentin Verena Meyer

Das Seminar der Referentin Verena Meyer (Trainerin für Empowerment und intersektionale Bildung in der Jugendarbeit, Traumapädagogin) widmete sich unter anderem der Frage, wie diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen aussehen und in welchen Dimensionen Diskriminierung auftreten kann.

Im ersten Teil des Seminars stand Reflexion auf dem Programm. Mit der Methode des „Identitätsmoleküls“ wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu angeregt, über ihre eigenen Gruppenzugehörigkeiten nachzudenken. Gibt es eine Gruppenzugehörigkeit die mir besonders wichtig ist? Gibt es positive oder negative Erfahrungen, die ich mit einer Gruppe verbinde? Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass es oft gar nicht so leicht fällt, sich selbst einer Gruppe zuzuordnen. Genauso zeigte sich aber auch, dass eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit eine Verbindung zwischen ansonsten sehr unterschiedlichen Menschen schaffen kann. Dabei handelt es sich zum Beispiel um das Muttersein, aber auch ein ähnliches Alter oder die Verbindung zum eigenen Geschlecht. Im gleichen Schritt wurde thematisiert, wie man – vielleicht unbewusst oder unabsichtlich – jemanden aufgrund einer unterstellten Zugehörigkeit diskriminiert. Für eine diskriminierungssensible Arbeit hilft es also, die eigene Position und die seiner Mitmenschen mit der „diskriminierungssensiblen Brille“ zu betrachten und dabei auch die eigenen Privilegien zu reflektieren.

Doch worum handelt es sich bei Diskriminierung überhaupt und in welchen Dimensionen tritt sie auf? Neben einer ausführlichen Begriffsklärung gibt die Referentin eine verkürzte Definition: Vorurteil + gesellschaftliche Macht = Diskriminierung. Selten erfolgt Diskriminierung nur aufgrund eines Faktors. Meistens sind zeitgleich mehrere Dimensionen betroffen, zum Beispiel das Geschlecht und der sozialen Status. In diesem Fall spricht man von Intersektionalität. Und was bedeutet all das für die Praxis?

Unter dem Motto „Think big“ sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen darüber nachdenken, wie diskriminierungssensible Jugendarbeit aussehen kann. Von Aktionstagen über thematisch eingerichtete Räume, in denen Jugendliche ihre Probleme besprechen und diese loswerden können, bis hin zu Supervisionen und Strategien, präventiv Vorurteile und Machtmechanismen zu thematisieren und diese immer wieder zu markieren, wurde vieles genannt. Doch diskriminierungssensible Arbeit kann auch schon im Kleinen beginnen: mit der Reflexion des eigenen Verhaltens und dem gemeinsamen darüber Reden.

Laura Wüstefeld, Praktikantin der LJS


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Herzlicher Abschied für Andrea Urban – Langjährige Leiterin der Landesstelle Jugendschutz geht in den Ruhestand, 31.7.2019

31.7.2019

Herzlicher Abschied für Andrea Urban – Langjährige Leiterin der Landesstelle Jugendschutz geht in den Ruhestand

Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsmitglied der LAG FW e.V. | Martin Fischer, Geschäftsführer der LAG FW e.V. | Andrea Urban, bisherige Leiterin der LJS | Imke Schmieta, neue Leiterin der LJS | Otto Drewes, ehem. Vorstandsmitglied der LAG FW e.V.

Respekt und Dank für die Leistungen einer ausgewiesenen Jugendschutz- und Medienexpertin: Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachen (LAG FW) hat am Mittwoch Andrea Urban in den Ruhestand verabschiedet. Urban hat die LJS in den vergangenen 34 Jahren zu einer renommierten Fortbildungsinstitution für pädagogische Fachkräfte und einer landesweit gefragten Informationsstelle für Kitas, Schulen und Eltern geformt. Zum 1. August übergibt Urban die LJS-Leitung an Imke Schmieta, die zuvor viele Jahre die Geschäfte der Aidshilfe Niedersachsen (AHN) geführt hat.

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Neues Thema für Elterntalk Niedersachsen: Spielend die Welt entdecken, 18.2.2019

PRESSEMITTEILUNG

Neues Thema für Elterntalk Niedersachsen

Spielend die Welt entdecken

(Hannover, 18. Februar 2019) „Was soll mein Kind tun, wenn der Computer oder der Fernseher ausgeschaltet ist?“ Als ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war Simone Zanjani sprachlos. „Spielen, malen, basteln, nach draußen gehen?“, dachte die Dipl. Sozialarbeiterin und Pädagogin. Nach und nach wurde ihr deutlich, dass viele Eltern diese Frage ernst meinen und konkrete Antworten darauf erwarten. Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) hat dieses Bedürfnis aufgegriffen und das Thema „Spielend die Welt entdecken“ als zusätzlichen Schwerpunkt in die interkulturelle Initiative „Elterntalk Niedersachsen“ integriert.

Zanjani leitet das Präventionsprojekt der LJS, mit dem pro Jahr mehr als 6000 Mütter und Väter mit Migrationshintergrund in mittlerweile 21 niedersächsischen Kommunen erreicht werden: Zu den Gesprächsrunden laden Eltern andere Eltern zu sich nach Hause ein. Angesprochen werden damit Mütter und Väter mit Kindern von bis zu 14 Jahren, die in der Regel keine öffentlichen Veranstaltungen besuchen, sondern ein privates Umfeld bevorzugen. Ziel ist es, möglichst viele Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung und -kompetenz zu stärken.

Spielen ist elementar für ein gesundes Aufwachsen
„In der heutigen Zeit hat es natürlich einen hohen Stellenwert, sich mit digitalen Medien und deren Konsum im Erziehungsalltag auseinander zu setzen. Elementar für die motorische, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung von Kindern ist es, mit ihnen von Anfang zu spielen“, betont Zanjani. Beim Spielen wird Erlebtes verarbeitet und das Agieren mit anderen vertieft. Dabei ist es nicht wichtig, ob viel Spielzeug vorhanden ist. „Zeigen Sie Ihren Kindern, was und wie noch gespielt werden kann – ohne viel Aufwand und Kosten“, sagt Simone Zanjani. Sie empfiehlt Eltern und Großeltern, sich an ihre Lieblingsspiele zu erinnern und diese weiterzugeben. Das stärkt nicht nur die familiäre Bindung, sondern auch die gemeinsame Identität.

Wie geht das?
Zu den Elterntalks bringen geschulte Moderator/innen einen Postkartensatz mit, auf denen zahlreiche Spielsituationen im Haus und im Freien abgebildet sind: Die Motive reichen von traditionellen Lege-, Brett-, Karten und Würfelspielen über Geschicklichkeits- und Bewegungsspiele bis zu Rollenspielen und digitalen Freizeitbeschäftigungen. Die teilnehmenden Mütter und Väter kommen anhand dieser Karten schnell ins Gespräch, erinnern sich an ihre Kindheit, tauschen sich aus, bekommen neue Ideen und Anregungen für drinnen und draußen. „Gemeinsam Spielen ist Qualitätszeit für die ganze Familie, erzeugt Nähe und gute Stimmung, selbst wenn es nur eine halbe Stunde dauert und beim Verlieren schon mal Tränchen fließen oder Spielsteine fliegen“, sagt Zanjani.

Elterntalk Niedersachsen
Das Projekt ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppen sind Mütter und Väter, die klassische Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen. Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahezukommen, werden die Gesprächsrunden im privaten Rahmen organisiert. Angeleitet werden die lockeren Gesprächsrunden von Moderatorinnen und Moderatoren, die Eltern sind und in dialogischer Gesprächsführung ausgebildet wurden. Sie kommen aus der Türkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren Ländern. Die Initiative wird seit 2012 unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Elterntalks werden in Kooperation mit Standortpartnern in ganz Niedersachsen angeboten – dazu zählen Kommunen, Verbände und freie Träger. Das Land Niedersachsen unterstützt mit einer Anschubfinanzierung. Nach drei Jahren werden die Elterntalks an den mittlerweile mehr als 20 Standorten in Kooperation mit Sponsoren finanziert. Vor Ort organisieren Regionalbeauftragte die Elterntalks. Weitere Information und eine Übersicht der Elterntalk-Standorte finden Sie hier: www.elterntalk-niedersachsen.de


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Medienkontakt
Simone Zanjani | Projektleitung Elterntalk Niedersachsen
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
Tel. 0511 – 85 87 88 | simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

 

40 Jahre LJS | 2018

40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen

Fachliche Impulse für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern

(Hannover, 5. Dezember 2018) Sekten waren bei der Gründung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen vor 40 Jahren eines der drängenden Themen. Zombiefilme, Ecstasy und rechtsradikale Orientierungen dominierten den Jugendschutz in den 1980-er und frühen 1990-er Jahren. Gleichzeitig rückten die Gewalt und der sexuelle Missbrauch im familiären Umfeld in den Fokus des Kinder- und Jugendschutzes. Heute stehen neben der Gewalt- und Suchtprävention sowie der Gesundheitsförderung die allgegenwärtigen Verlockungen der Online-Welten und die damit einhergehenden Gefährdungen im Zentrum der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Mit der Jahrtausendwende zog das Internet in viele Haushalte ein. Smartphones und Tablets erlauben mittlerweile einen individualisierten Medienkonsum, der weder zeit- noch ortsabhängig ist. „Die potentiellen Gefährdungen lagen damit erstmals direkt in den Händen der Kinder und jenseits der Kontrolle durch Erwachsene. Die Präventionsarbeit musste sich wandeln, um Mobbing im Internet, gewalthaltige Inhalte oder exzessive Nutzung und pornografische Angebote mit Kindern besprechen zu können“, betonte Andrea Urban, seit 1985 Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), am Mittwoch zu Beginn der Jubiläumstagung „Du willst es! Du kriegst es!“ im Hannover Congress Centrum.

Beeindruckende Bilanz
Unter der Überschrift „40 ist das neue 20!“ gab es für die zahlreichen Gäste und Mitstreiter/innen eine provokant-informative Sammlung von Postkarten zu dem vielfältigen Programm der LJS. Die Landesstelle Jugendschutz bietet pro Jahr mehr als 50 Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an, bildet Teamer/innen für aktuelle Präventionsprojekte aus, informiert in 120 Elternveranstaltungen über die digitalen Welten der Kinder, bringt in mehr als 1.000 Elterntalks Menschen unterschiedlicher Herkunft über Erziehungsfragen ins Gespräch und erprobt in „Peer-to-Peer“-Projekten neue Präventionsansätze mit Jugendlichen. Die LJS hat mittlerweile 190 pädagogische Fachkräfte als „Eltern-Medien-Trainer/innen“ zertifiziert.

Engagierte und erfolgreiche Arbeit
Der für Jugendschutz zuständige Abteilungsleiter im Niedersächsischen Sozialministerium, Dr. Hans-Joachim Heuer, und der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW), Dr. Ralf Selbach, lobten am Mittwoch die vielen fachlichen Impulse, die die LJS für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit vier Jahrzehnten setzt. Selbach erinnerte daran, dass die LAG FW im Jahr 1978 mit dem Kultusministerium als damalige Vertretung für das Land Niedersachsen den Vertrag über die Einrichtung einer Landesstelle Jugendschutz abgeschlossen hatte. Er bedankte sich bei Urban und ihrem Team für die „überaus engagierte und erfolgreiche Arbeit“. Heuer übermittelte den besonderen Dank des Sozialministeriums „für 40 Jahre engagiertes und tatkräftiges Wirken im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Land Niedersachsen.“

Wucht intelligenter Werbung wird unterschätzt
Aus Urbans Sicht reichen die Vermittlung von Medienkompetenz und eine vielfach beschworene „digitale Bildung“ allein nicht aus, um „der unterschätzten Wucht intelligenter Werbeformen“ im Internet und den Lockangeboten von Influencern wirksam zu begegnen und den kritischen Umgang damit zu beflügeln. „Wir müssen uns noch stärker in die digitalen Welten von Kindern und Jugendlichen begeben und zwar mit Angeboten, die glaubwürdig und frech sind, ohne zu pädagogisieren“, meint die Expertin. „Mädchen und Jungen wollen Bewertungen hören, aber möglichst auf der Grundlage von Kenntnissen ohne moralische Urteile“, lautet ihr Fazit nach mehr als 30 Jahren Erfahrungen mit Jugendschutz und Mediennutzung. Urban wirbt für „neue Ideen“, die einen anderen, reflektierenden Umgang mit Angeboten in und außerhalb des Internets ermöglichen. Konsumkritische Bewegungen etwa für eine gemäßigte Mediennutzung (Digital Detox), zur Förderung nachhaltiger Mode (Slow Fashion) oder für die Müllvermeidung im Alltag (Zero Waste) seien durchaus attraktiv für junge Menschen und könnten vielfältige Ansätze für die pädagogische Arbeit bieten.


Die komplette Pressemappe, Postkarten und Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS) finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/e1rz81mfmszhy5m/AADBOTGsLRIqtaBWVKOT4CjYa?dl=0

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40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, 5.12.2018

40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen

Fachliche Impulse für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern

(Hannover, 5. Dezember 2018) Sekten waren bei der Gründung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen vor 40 Jahren eines der drängenden Themen. Zombiefilme, Ecstasy und rechtsradikale Orientierungen dominierten den Jugendschutz in den 1980-er und frühen 1990-er Jahren. Gleichzeitig rückten die Gewalt und der sexuelle Missbrauch im familiären Umfeld in den Fokus des Kinder- und Jugendschutzes. Heute stehen neben der Gewalt- und Suchtprävention sowie der Gesundheitsförderung die allgegenwärtigen Verlockungen der Online-Welten und die damit einhergehenden Gefährdungen im Zentrum der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Mit der Jahrtausendwende zog das Internet in viele Haushalte ein. Smartphones und Tablets erlauben mittlerweile einen individualisierten Medienkonsum, der weder zeit- noch ortsabhängig ist. „Die potentiellen Gefährdungen lagen damit erstmals direkt in den Händen der Kinder und jenseits der Kontrolle durch Erwachsene. Die Präventionsarbeit musste sich wandeln, um Mobbing im Internet, gewalthaltige Inhalte oder exzessive Nutzung und pornografische Angebote mit Kindern besprechen zu können“, betonte Andrea Urban, seit 1985 Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), am Mittwoch zu Beginn der Jubiläumstagung „Du willst es! Du kriegst es!“ im Hannover Congress Centrum.

Beeindruckende Bilanz
Unter der Überschrift „40 ist das neue 20!“ gab es für die zahlreichen Gäste und Mitstreiter/innen eine provokant-informative Sammlung von Postkarten zu dem vielfältigen Programm der LJS. Die Landesstelle Jugendschutz bietet pro Jahr mehr als 50 Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an, bildet Teamer/innen für aktuelle Präventionsprojekte aus, informiert in 120 Elternveranstaltungen über die digitalen Welten der Kinder, bringt in mehr als 1.000 Elterntalks Menschen unterschiedlicher Herkunft über Erziehungsfragen ins Gespräch und erprobt in „Peer-to-Peer“-Projekten neue Präventionsansätze mit Jugendlichen. Die LJS hat mittlerweile 190 pädagogische Fachkräfte als „Eltern-Medien-Trainer/innen“ zertifiziert.

Engagierte und erfolgreiche Arbeit
Der für Jugendschutz zuständige Abteilungsleiter im Niedersächsischen Sozialministerium, Dr. Hans-Joachim Heuer, und der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW), Dr. Ralf Selbach, lobten am Mittwoch die vielen fachlichen Impulse, die die LJS für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit vier Jahrzehnten setzt. Selbach erinnerte daran, dass die LAG FW im Jahr 1978 mit dem Kultusministerium als damalige Vertretung für das Land Niedersachsen den Vertrag über die Einrichtung einer Landesstelle Jugendschutz abgeschlossen hatte. Er bedankte sich bei Urban und ihrem Team für die „überaus engagierte und erfolgreiche Arbeit“. Heuer übermittelte den besonderen Dank des Sozialministeriums „für 40 Jahre engagiertes und tatkräftiges Wirken im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Land Niedersachsen.“

Wucht intelligenter Werbung wird unterschätzt
Aus Urbans Sicht reichen die Vermittlung von Medienkompetenz und eine vielfach beschworene „digitale Bildung“ allein nicht aus, um „der unterschätzten Wucht intelligenter Werbeformen“ im Internet und den Lockangeboten von Influencern wirksam zu begegnen und den kritischen Umgang damit zu beflügeln. „Wir müssen uns noch stärker in die digitalen Welten von Kindern und Jugendlichen begeben und zwar mit Angeboten, die glaubwürdig und frech sind, ohne zu pädagogisieren“, meint die Expertin. „Mädchen und Jungen wollen Bewertungen hören, aber möglichst auf der Grundlage von Kenntnissen ohne moralische Urteile“, lautet ihr Fazit nach mehr als 30 Jahren Erfahrungen mit Jugendschutz und Mediennutzung. Urban wirbt für „neue Ideen“, die einen anderen, reflektierenden Umgang mit Angeboten in und außerhalb des Internets ermöglichen. Konsumkritische Bewegungen etwa für eine gemäßigte Mediennutzung (Digital Detox), zur Förderung nachhaltiger Mode (Slow Fashion) oder für die Müllvermeidung im Alltag (Zero Waste) seien durchaus attraktiv für junge Menschen und könnten vielfältige Ansätze für die pädagogische Arbeit bieten.


Die komplette Pressemappe, Postkarten und Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS) finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/e1rz81mfmszhy5m/AADBOTGsLRIqtaBWVKOT4CjYa?dl=0

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Medienkontakt:
Andrea Urban, Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
T 0511 – 85 87 88, andrea.urban@jugendschutz-niedersachsen.de

23 neu zertifizierte Eltern-Medien-Trainer, 30.10.2018

Stärkung der medienpädagogischen Elternarbeit in Niedersachsen

Hannover / 30.10.2018 Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen freut sich über 23 pädagogische Fachkräfte, die im Oktober ihr Zertifikat als Eltern-Medien-Trainer erworben haben und als Referentinnen und Referenten in der medienpädagogischen Elternarbeit aktiv werden.

In den vorangegangenen vier zweitägigen Bausteinen informierten sich die Teilnehmenden über Medieninhalte, Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte. Sie führten intensive Diskussionen über Mediennutzungszeiten und ab welchem Alter Kinder aktiv an die Medien herangeführt werden sollten. Sie erprobten zahlreiche Computerspiele, erlebten mit der Virtual Reality-Brille neue Welten und sichteten bei Mädchen und Jungen beliebte Fernsehserien. Die Bedeutung des Smartphones und der sozialen Netzwerke wurde kontrovers diskutiert. Einen großen Raum nahm die Erprobung methodischer Ansätze zur Durchführung der Elternkurse ein sowie die Reflektion über die eigene Haltung, mit der die Referierenden Müttern und Vätern begegnen werden.

Mit den neu zertifizierten Eltern-Medien-Trainern, die u.a. aus Osterholz, Cloppenburg, Cuxhaven, Schaumburg und Wolfenbüttel stammen, können weitere Landkreise in Niedersachsen auf einen Eltern-Medien-Trainer zurückgreifen. Auf der Netzwerkkarte sind alle Eltern-Medien-Trainer nach Landkreisen sortiert aufgeführt: https://www.netzwerk-jugendschutz.de/referenten-in-niedersachsen-nach-regionen/. Die dort hinterlegten Daten ermöglichen einen direkten Kontakt, um vor Ort eine medienpädagogische Elternveranstaltung zu initiieren.

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet die Fortbildung zum Eltern-Medien-Trainer seit 2006 an. Bis heute wurden 190 pädagogische Fachkräfte für die medienpädagogische Elternarbeit fortgebildet. Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung gefördert.

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Projektorganisation: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover.
Tel.: 0511-858788, Fax: 0511- 2834954
info@jugendschutz-niedersachsen.de; www.jugendschutz-niedersachsen.de


Ansprechpartnerin:
Eva Hanel, Medienreferentin LJS, eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Digitale Spuren – Medienpädagogische Tagung zur Online-Nutzung von Mädchen und Jungen, 17.10.2018

Digitale Spuren – Medienpädagogische Tagung zur Online-Nutzung von Mädchen und Jungen

Jugendliche sollten sich kritisch mit YouTubern und Influencern auseinandersetzen

(Hannover, 17. Oktober 2018) Die meisten Jugendlichen installieren eine breite Palette von Apps und anderen Online-Angeboten auf ihren Smartphones. Täglich bewegen sie sich auf Kommunikations-, Foto- und Videoplattformen, nutzen Spiele sowie Film- und Musikstreaming-Dienste. Häufig ist jungen Menschen nicht bewusst, wie viele Daten sie dabei von sich preisgeben und dass sie durch Fake News manipuliert, von Online-Werbung, YouTubern und Influencern beeinflusst werden. Wie können Jungen und Mädchen dazu motiviert werden, kritisch und selbstbestimmt durch das Internet zu surfen?

Auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) haben sich am Mittwoch 80 Pädagoginnen und Pädagogen während der Tagung „Digitale Spuren“ in Hannover über zeitgemäße Strategien der Online-Nutzung von Mädchen und Jungen auseinandergesetzt. Mit aktuellen Forschungsergebnissen und Workshops zu Big Data, Fake News, Online-Werbung und YouTube-Stars haben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis den Fachkräften Information und konkrete Anregungen an die Hand gegeben, damit Jugendliche sie als kompetente und vertrauenswürdige Ansprechpartner bei medienpädagogischen Fragestellungen wahrnehmen.

Problematisches Streben nach normierter Schönheit
Mädchen und Jungen nutzen für die eigene Identitätsfindung zunehmend Vorbilder in den Sozialen Medien. Stars und vermeintlich prominenten Trendsettern zu folgen, ist in den digitalen Netzwerken so einfach wie nie zuvor. Vor allem Mädchen wird dabei geradezu eingeimpft, dass gutes Aussehen und das Streben nach dem angesagten Schönheitsideal Erfolg verspricht. Die Botschaften sind: Schönheit ist „herstellbar“ und bedeutet persönliches Glück. Wer nicht schön ist, ist selbst schuld. „Pädagogische Fachkräfte sind aufgefordert, diese Entwicklung kritisch zu verfolgen, um den Anschluss an die Lebenswirklichkeit von Mädchen und Jungen nicht zu verpassen“, sagt Eva Hanel, LJS-Medienreferentin und Tagungsleiterin.

Influencer verschmelzen Lebenswelten und Werbung
In ihrem Vortrag über aktuelle Trends und Marketingstrategien in den Sozialen Medien erläuterte Prof. Dr. Sonja Ganguin von der Universität Leipzig, wie Facebook, Instagram, YouTube, Steam oder Twitch und selbst Messenger wie WhatsApp oder Telegram neue Kommunikationsformen und öffentliche Räume mit eigenen Normen schaffen. Für Werbende seien dabei insbesondere solche Formate interessant, die die Grenzen zwischen Mediennutzung und Werbung, zwischen Lebenswelt und Marketing verschwimmen lassen. Dabei spielten die sogenannten Influencer – zumeist jüngere Menschen, die allein durch ihre große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage sind, die öffentliche Meinung mitzugestalten – eine zunehmende Rolle. Die Professorin empfiehlt Eltern und Fachkräften, die digitalen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen, sie als Expertinnen und Experten zu betrachten und nicht den Anschluss zu verlieren. „Das stärkste pädagogische Instrument bleibt, Kinder und Jugendliche bis zu einem gewissen Punkt bei ihren Medienerfahrungen zu begleiten und Aspekte wie Marketingintentionen aufzugreifen, ohne dabei Dogmen zu installieren“, betont Ganguin.

Fake News-App lässt Filterblasen platzen
Jugendliche informieren sich häufig in sozialen Netzwerken über aktuelle Ereignisse. Dabei werden sie mit einer Vielzahl von Meldungen konfrontiert. Nicht alle sind seriös. Mit Fake News werden Unwahrheiten verbreitet oder systematisch Stimmung gemacht gegen Fremde, gegen Flüchtlinge etc. Das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) Hildesheim hat in Kooperation mit dem Verein Neue Wege des Lernens eine Fake News Check-App entwickelt, um tendenziöse und gefälschte Meldungen leichter zu entlarven. Dr. Nina Köberer, Referentin für Medienethik und Politische Bildung am NLQ, hat die App am Mittwoch vorgestellt. „Ziel ist es, dass Jugendliche ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichtenquellen und Inhalten nicht immer gegeben ist“, betont Köberer. Dazu müssen sie deren Herkunft kennen, deren Wahrhaftigkeit einschätzen können und für „Filterblasen“ und Algorithmen sensibilisiert werden, die Themen selektieren und setzen: „Nutzerinnen und Nutzern können mit der App Angebote selbst auf die Wahrhaftigkeit und Authentizitätüberprüfen. Mit gezielten Fragen und durch angeleitetes Recherchieren werden Kinder und Jugendliche für den kritischen Umgang mit Nachrichten sensibilisiert.“

Privatsphäre definieren und schützen
Smartphones sind ständige Begleiter von „digitale natives“. Die Leichtigkeit, mit der Kinder und Jugendliche diese Geräte nutzen, eröffnet viele Chancen, verschleiert aber auch die vielfältigen Interessen Dritter. „Junge Menschen müssen lernen, für sich Privatsphäre zu definieren und sollten wissen, wie sie diese schützen können. Der allgemeine Begriff Datenschutz ist vielfach nicht identisch mit der Definition, die Kinder und Jugendliche haben“, sagt Stefan Schaper, Medienreferent aus Braunschweig. Er präsentierte das Praxisprojekt „Die Jagd auf R. Stilzchen“. Mit diesem Live-Rollenspiel tauchen 10- bis 14-Jährige unterhaltsam in das Thema Big Data ein.

Verbraucherbildung für junge Menschen
Online-Werbung ist im Vergleich zu anderen Werbeformaten wesentlich „raffinierter“ gestaltet. Mädchen und Jungen fällt es nicht leicht, dahinterliegende Geschäftsmodelle sozialer Netzwerke oder die Produktplatzierungen von Influencern und YouTube-Stars zu decodieren. Dieses Wissen bildet jedoch eine wichtige Grundlage für mündiges Handeln im Internet. Konkrete Anregungen für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen bieten unter anderem die Arbeitsmaterialien „Online-Werbung mit Jugendlichen zum Thema machen“, die das Institut für Medienpädagogik JFF (München) entwickelt hat. JFF-Referentin Jana Schreiner stellte sie am Mittwoch vor.

Von Let’s Play-Videos lernen
Ein Videospiel kommentieren und parallel die Spielszenen aufzeichnen, um das Ergebnis auf YouTube zu veröffentlichen – so entstehen Let’s Play-Videos. Die Ergebnisse werden millionenfach von Kindern und Jugendlichen geklickt. Die auf diesem Feld aktiven YouTuber gelten in der jungen Zielgruppe oft als Kultfiguren. „Grund genug für Pädagogen und Eltern, sich damit auseinanderzusetzen“, findet Stefan Berendes, Medienpädagoge bei der Landesarbeitsgemeinschaft LAG Jugend und Film Niedersachsen. Er empfiehlt, Let’s Plays auf YouTube als Anknüpfungspunkte für die medienpädagogische und -praktische Arbeit mit Jugendlichen zu nutzen. In ihrer Projektreihe „Hauptsache Action“ bietet die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen Let’s Play-Workshops an. Dabei können sich Jugendliche selbst als Spielkommentatoren versuchen (www.jugendschutz-niedersachsen.de/Hautpsache-Action) und dabei einiges über die Mechanismen von YouTube herausfinden.


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Medienkontakt
Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
T: 0511-858788
eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de

Neues Thema für den Elterntalk: Spielen(d) lernen, 28.8.2018

5. Interkultureller Kaffeeklatsch zu Jugendschutz und Migration

Neues Thema für den Elterntalk: Spielen(d) lernen

(Hannover, 28. August 2018) „Was soll mein Kind tun, wenn der Computer oder der Fernseher ausgeschaltet ist?“ Als ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war Simone Zanjani sprachlos. „Spielen, malen, basteln, nach draußen gehen?“, dachte die Dipl. Sozialarbeiterin und Pädagogin. Nach und nach wurde ihr deutlich, dass viele Eltern diese Frage ernst meinen und konkrete Antworten darauf erwarten. Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) hat dieses Be­dürfnis jetzt aufgegriffen und wird das Thema als zusätzlichen Schwerpunkt in die interkultu­relle Initiative „Elterntalk Niedersachsen“ integrieren.

Zanjani leitet das Präventionsprojekt der LJS, mit dem pro Jahr mehr als 3.000 Mütter und Vä­ter mit Migrationshintergrund erreicht werden: Geschulte mehrsprachige Moderatoren und Mode­ratorinnen aus der Türkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren Ländern laden in privater Runde zu Tee und lockeren, wertschätzenden Gesprächen über Erziehungsfragen wie Mediennutzung oder gesunde Ernährung ein.

Interkultureller Kaffeeklatsch zu Erziehungsfragen
Aus dem Projekt hat sich seit 2016 ein „Interkultureller Kaffeeklatsch“ zu aktuellen Erziehungs­fragen entwickelt, der Eltern mit Migrationshintergrund und Menschen in sozialen Institutionen und Behörden zusammenbringt. Am Dienstag haben sich etwa 60 pädagogische Fachkräfte, Mo­deratorinnen und zum ersten Mal auch Ehrenamtliche in Hannover getroffen. Sie bieten in 20 niedersächsischen Landkreisen und Städten Elterntalks oder offene Gesprächsrunden in Flücht­lingsheimen an. Im Mittelpunkt des 5. Interkulturellen Kaffeeklatsches im Kulturzentrum Pavillon stand die Bedeutung von Spielen für die Entwicklung von Kindern.

„In der heutigen Zeit ist es natürlich wichtig, sich mit digitalen Medien und deren Konsum im Er­ziehungsalltag auseinander zu setzen. Ebenso wichtig ist es aber, unseren Kindern zu zeigen und beizubringen, was und wie noch gespielt werden kann“, sagt Simone Zanjani. Sie empfiehlt El­tern, auch die Lieblingsspiele aus der eigenen Kindheit weiterzugeben.

Erfahrungen bündeln
„Mit dem interkulturellen Kaffeeklatsch bringen wir die Erfahrungen von pädagogischen Fachkräf­ten mit denen der Moderatorinnen des erfolgreichen Elterntalkprojekts zusammen. Dieses Veran­staltungsformat erlaubt den vertieften Austausch zu jeweils einem Erziehungsthema, das je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich bewertet wird“, betont Andrea Urban, Leiterin der LJS: „Dieser Diskurs ist einmalig und soll auf jeden Fall beibehalten werden.“

In diesem Jahr hat die Landesstelle Jugendschutz erstmals Ehrenamtliche und freiwillig Enga­gierte hinzugebeten, die mit geflüchteten Familien arbeiten.

Plädoyer für „wilde Bildung“
„Kinder brauchen keinen Spielplatz, sondern Platz und Natur zum Spielen. Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern mehr Zeug zum Spielen“, sagt Thomas Wodzicki, Spiel- und Kulturpädagoge der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile, Dozent an der Hochschule Jena. Unter dem Titel „Wie den Kindern die Welt verloren geht“ hielt er am Dienstag ein Plädoyer für „wilde Bildung“ und Spiel. Wilde Bildung geschieht immer da, wo Kinder autonom, ohne Erwachsene oder päd­agogisch betreut, ihre eigenen Erfahrungen gestalten, miteinander eigene Regeln aufstellen und einschätzbare Risiken eingehen. Wodzicki hält die angeborene Kraft, Neugier, Freude und Lust von Kindern für lebensnotwendig, damit sie sich die Welt aneignen und einen eigenen unver­wechselbaren Platz in ihr finden können. Da Kinder sich aber nur noch selten aktiv und frei in der Natur bewegen, drohe ihnen der Mut und die Fähigkeit, mit Risiken umzugehen und eigene Entscheidungen zu treffen, verloren zu gehen.


Medienkontakt: Simone Zanjani, Projektleitung Elterntalk Niedersachsen | Landesstelle Jugend­schutz Niedersachsen (LJS) | Tel. 0511 – 85 87 88 |simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de

Die Referent/innen Urban, Zanjani und Wodzicki stehen Ihnen am Dienstag von 12 bis 13 Uhr für Fragen/Telefoninterviews zur Verfügung: Tagungshandy 0176 – 98291197


Über Elterntalk Niedersachsen
Elterntalk ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppe sind Familien, die klassi­sche Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen. Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahe­zukommen, werden die Gesprächsrunden im privaten Rahmen organisiert. Die Gesprächsrunden werden von Moderatorinnen und Moderatoren angeleitet, die ebenfalls Eltern sind und in dialogischer Gesprächs­führung ausgebildet wurden. Sie kommen aus der Türkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren Ländern. Die Initiative wird seit 2012 unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Eine Übersicht der Standorte und weitere Informationen bietet die Webseite:

elterntalk-niedersachsen.de


Über Jugendschutz und Flüchtlingshilfe

Seit fast eineinhalb Jahren bietet die Landesstelle das Projekt „Jugendschutz und Flüchtlingshilfe“ in Nie­dersachsen an. Dabei schulen Moderatorinnen und Regionalbeauftragte des Projekts Elterntalk Ehrenamtli­che, die mit geflüchteten Familien arbeiten. Ziel ist es, Themen und (Spiel-)Materialien des Jugendschut­zes etwa in offenen Treffpunkten für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen und mit ihnen darüber ins Ge­spräch zu kommen. Themen sind unter anderem das Jugendschutzgesetz, Gesundes Aufwachsen, Medien­konsum. Dabei wird auch das deutsch-arabische Integrationsspiel „Paaraby“ eingesetzt, das ähnlich wie Memory funktioniert und dazu beiträgt, den Alltag in Deutschland besser zu verstehen.

jugendschutz-niedersachsen.de/fluechtlingshilfe/

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Mit mir nicht! 11.04.2018

Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz zu sexuellen Übergriffen im Internet

Mit mir nicht!

(Hannover, 11. April 2018) Unfreiwillige sexuelle Kontakte finden täglich in den sozialen Netzwerken, über Messenger- und Community-Apps, aber auch in den Chatforen beliebter Online-Spiele statt. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass fast jeder fünfte Teenager in Deutschland schon einmal betroffen war. Zu den Übergriffen gehören Exhibitionismus, verbale Belästigung, die Weiterleitung von intimen Fotos, die Konfrontation mit pornografischem Material oder Cyber-Grooming – also das gezielte Ansprechen von Minderjährigen mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Internetaktivitäten zu verbieten, ist keine Lösung. Kinder und Jugendliche brauchen die aktive Unterstützung von gut informierten, gesprächsbereiten Erwachsenen. Dann können sie sich selbstbestimmt in der virtuellen Welt bewegen, ohne Schaden zu nehmen oder die Grenzen anderer zu verletzen.

Darin waren sich mehr als 90 Fachkräfte aus Jugendarbeit und Schule einig, die am Mittwoch auf Einladung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) in Hannover mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis über zeitgemäße Präventionsstrategien diskutiert haben. Titel der Fortbildung: „Mit mir nicht!“ Nach Erfahrung von Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention der LJS und Leiterin der Fachtagung, scheuen sich Jugendliche, die von sexuellen Übergriffen betroffen sind, oft, mit jemanden darüber zu sprechen und Hilfe zu suchen, auch wenn das Geschehen sie sehr belastet. „Jugendarbeit und Schule, aber auch Eltern müssen sich diesem vielschichtigen Thema stellen, sich mit den Online-Aktivitäten Jugendlicher auskennen und zeigen, dass sie helfen können. Die Fachtagung ist ein weiterer Baustein der LJS, um wichtige Leitplanken für die Unterstützung, Begleitung und den Schutz junger Menschen einzuziehen“, betonte Buskotte am Mittwoch in Hannover.

Belästigungen sind überall im Netz möglich
Die in Mainz angesiedelte Beschwerdestelle „jugendschutz.net“ erstellt Konzepte und Handreichungen für die Praxis, damit Kinder und Jugendliche sicher im Netz unterwegs sein können. Die Internetseite www.jugendschutz.net bietet dazu zahlreiche Tipps. Referentin Sarah Dobner wies während der Fachtagung auf die wichtige Rolle hin, die Gleichaltrige bei der Sensibilisierung für Online-Risiken spielen. Daher verfolge jugendschutz.net den Ansatz der „Peer Education“. Im Zentrum steht die Vermittlung von Informationen und Kompetenzen für die kritische Reflexion von Mediennutzung. Dobner warnte vor sexuellen Belästigungen, die zum Beispiel in der globalen Video-Selbstdarstellungs-Community „musical.ly“ zu beobachten sind: In Livestreams werden explizite Fragen zu sexuellen Erfahrungen oder Aktivitäten von Zuschauern an minderjährige Streamer gerichtet.

Grenzachtende Online-Kommunikationskultur fördern
Die Medienpädagogin Dr. Verena Vogelsang plädiert dafür, Jugendliche nicht nur für mögliche Gefahren zu sensibilisieren und deren Medienkompetenz zu stärken, sondern auch eine „grenzachtende Online-Kommunikationskultur“ zu fördern. Dann könnten junge Menschen das Web 2.0 positiv zur Entwicklung ihrer sexuellen Identität nutzen. „Die Anonymität im Netz schützt die Täter, aber sie verschafft Jugendlichen auch die Möglichkeit, im Schutz von Anonymität unverbindliche Flirtstrategien auszuprobieren“, betonte Vogelsang. Sie ist Expertin für Sexuelle Viktimisierung, Pornografie und Sexting und evaluiert Präventionsmaterialien für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Vogelsang empfiehlt neben einschlägigen Kinder- und Jugendschutz-Portalen wie „save-me-online.de“ oder „klicksafe.de“, Heranwachsende zur Reflexion ihrer Geschlechterrollen anzuregen und geschützte Erfahrungsräume zu schaffen: Darin können Rollenbilder jenseits stereotyper Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit erprobt werden.

Neue Herausforderungen für Prävention und Jugendmedienschutz
„Der sexuellen Belästigung von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum sind sowohl Mädchen als auch Jungen ausgesetzt“, berichtet der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger. Er lehrt und forscht am Institut für Polizeiwissenschaft der Polizei-Fachhochschule (IfP) des Landes Brandenburg zu Cyberkriminalität. Rüdiger fordert eine Reform der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die den Schutz Minderjähriger an die digitalen Risiken anpasst und die konsequente Ahndung von Übergriffen im Netz ermöglicht. Der Cyberkriminologe beklagt einen „sehr geringen“ Wissensstand und Sensibilisierungsgrad bei sämtlichen gesellschaftlichen Akteuren. Er fordert, dass Erwachsene sich durch die Eigennutzung von Onlinespielen, Instant Messenger, Videoplattformen & Co. als Ansprechpartner qualifizieren sollten, um mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
„Und wir müssen uns von der Vorstellung der alten Täter, die vor dem Rechner sitzen, lösen. Immer häufiger sind die Täter selbst Kinder und Jugendliche.“ Mittlerweile richte sich fast jede dritte Strafanzeige wegen Cyber-Groomings gegen ein Kind oder einen Jugendlichen. Dies stelle sowohl die Prävention als auch den Jugendmedienschutz vor ganz neue Herausforderungen. Rüdiger empfiehlt unter anderem, dem Beispiel der niederländischen Polizei zu folgen, die eine virtuelle Wache in dem beliebten Online-Spiel „Habbo Hotel“ eingerichtet hat. Dort bieten sich echte Beamte als erkennbare Polizei-Avatare für Sprechstunden an.

Zuhören und Ernstnehmen
Die Hamburger Diplom-Pädagogin und erfahrene Fachberaterin Carmen Kerger-Ladleif ist davon überzeugt, dass Mädchen und Jungen verlässliche Fachkräfte brauchen, die bereit sind, sich mit den Grundlagen digitaler Kommunikation zu befassen und deren Faszination und Risiken zu erkennen.
„Hilfe für die Betroffenen digitaler Gewalt bedeutet, ernstgenommen zu werden und das eigene Leben und die Selbstbestimmtheit wiederzuerlangen“, betonte Kerger-Ladleif.

Mehr Information

FAQ zum Thema Gewalt
www.jugendschutz-niedersachsen.de/wir-ueber-uns/faqs/

LJS-Materialien zum Thema „sexuelle Übergriffe“
https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzgebiete-sexuelle-uebergriffe-unter-jugendlichen/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzgebiete-sexuelle-uebergriffe-unter-jugendlichen-arbeitshilfe/

https://jugendschutz-materialien.de/shop/gewaltpraevention/grenzverletzungen/

Online-Infos für Jugendliche
https://www.was-geht-zu-weit.de

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Medienkontakt
Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover, T: 0511 – 858788, andrea.buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de

Motivierende Elternarbeit auf Augenhöhe, 19.6.2018

Fachtagung Prävention im Kita-Alltag

Motivierende Elternarbeit auf Augenhöhe

(Hannover, 19. Juni 2018) Schon kleine Anzeichen wie verspätetes Bringen und Abholen, Chips und Süßigkeiten in der Brotdose, zu dünne oder zu warme Kleidung, mangelnde Körperhygiene können für pädagogische Fachkräfte in Krippen und Kindertagesstätten Hinweise dafür sein, dass es in manchen Familien nicht „rund läuft“. Oft müssen Erzieherinnen und Erzieher darauf reagieren, das Gespräch mit den Eltern suchen und diese zu Veränderungen motivieren. Wie kann eine Zusammen-arbeit von Eltern und Kita gelingen, ohne Druck, hartnäckige Blockaden und Konflikte auszulösen? Darüber haben sich am Dienstag in Hannover Fachkräfte aus Pädagogik und Sozialarbeit mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auseinandergesetzt.

Die konstruktive Elternarbeit ist ein wesentlicher Baustein für eine gute frühkindliche Entwicklung. Dieser Qualitätsaspekt geht in der aktuellen Diskussion um Beitragsfreiheit, Personalschlüssel und Bildungsinhalte weitgehend unter – obwohl die Kommunikation mit Müttern und Vätern grundsätzlich ein sensibles Thema ist: Die Erziehungsberechtigung liegt bei den Eltern. Die Verantwortung für eine zunehmend anspruchsvolle frühkindliche Bildung ist in den vergangenen 15 Jahren weitgehend an die Betreuungseinrichtungen delegiert worden. „Um Kinder bestmöglich zu fördern, sollten sich Eltern und pädagogische Fachkräfte als Verbündete bei der Erziehung und Bildung der Kinder verstehen. Idealerweise entwickeln und verfolgen sie gemeinsame Erziehungs- und Entwicklungsziele“, sagt Dominika Lachowicz, Referentin für Suchtprävention bei der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS). Sie hatte zur Fachtagung „Prävention im Kita-Alltag“ eingeladen.

Motivierende Kurzinterventionen
Neben Hintergrundwissen und Impulsen zur praktischen Arbeit stand das bundesweite Projekt „Kita-MOVE – Motivierende KurzinterVEntion mit Eltern im Elementarbereich“ im Zentrum der Fachtagung. Die „ginko Stiftung für Prävention“ der nordrhein-westfälischen Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung hat dieses Fortbildungsprogramm für Fachkräfte aus der Pädagogik und Sozialarbeit entwickelt. Im Auftrag der LJS koordiniert Dominika Lachowicz die Verbreitung von Kita-MOVE in Niedersachsen. Es bietet Unterstützung und Entlastung für Fachkräfte im täglichen Eltern-Kontakt und beim Führen heikler Gespräche. Zudem werden Multiplikatoren-Tandems aus Sozialarbeit und Pädagogik fortgebildet, die das Personal in Krippen und Kitas schulen. Ziel ist es, in jedem Landkreis ein Kita-MOVE-Team zu installieren. In der Stadt und in der Region Hannover sowie im Harz sind diese bereits aktiv.

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft
„Entscheidend für eine gelingende Zusammenarbeit von Eltern und Kita ist ein Dialog auf Augenhöhe, der von Austausch, Offenheit, Gleichberechtigung, Anerkennung und Motivation geprägt ist“, sagt Katja Zehbe. Die Diplom-Rehabilitationspädagogin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen der Stiftung Universität Hildesheim. Sie wirbt eindringlich für die kontinuierliche Arbeit an „Erziehungs- und Bildungspartnerschaften“, die eine paritätische Verteilung zwischen Fachkräften und Eltern von Verantwortung für die Bildung, Betreuung und Erziehung gewährleisten. Auf dieser Grundlage ließen sich sowohl die Kompetenzen der Kinder als auch die der Eltern stärken.

Widerstand in Motivation umwandeln
Wie hilfreich dabei die motivierende Gesprächsführung ist, erläuterte der Erzieher und Psychotherapeut Dr. Georg Kremer (Bodelschwingsche Stiftungen Bethel, Bielefeld). Der Mitbegründer des MOVE-Konzepts sieht darin einen Motor, um Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Grundprinzipien dabei sind: Dem Reflex widerstehen, das Gegenüber zu korrigieren und ungefragt Ratschläge zu erteilen. Die Motivation von Eltern verstehen, aktiv oder reflektierend zuhören und stärken. „Rechthaberische Debatten sind uneffektiv und erschöpfen sich im Austausch von Beweisen und Gegenbeweisen“, warnt Kremer. „Schauen Sie sich stattdessen im ‚Haus‘ der Klienten um – also auf deren Befindlichkeiten, Nöte und Ressourcen, aber bewerten Sie diese nicht.“ So eröffneten sich Wege, mit Widerstand „geschmeidig“ umzugehen und diesen in Motivation zur Verhaltensänderung zu verwandeln.

Kleine Schritte gemeinsam gehen
Die Diplom-Sozialpädagogin Frauke Sonnenberg koordiniert Kita-MOVE bundesweit im Auftrag der ginko Stiftung. Sie erinnerte daran, dass in der Frühen Kindheit die Weichen für Konsummuster, für das Gesundheits-, Freizeit-, Sozial- und Konflikt-Verhalten gestellt werden. Dabei hätten Eltern den größten Einfluss. Mit dem Kita-MOVE-Konzept– Mitgehen, Offen sein, Verstehen, Ermutigen – würden auch unsichere oder überforderte Mütter und Väter in ihrem täglichen Leben erreicht, machten sich durch die motivierende Ansprache der pädagogischen Fachkräfte selbstständig auf den Weg und/oder nähmen Unterstützung an: „Empathie und Wertschätzung statt Konfrontation. Die Eltern bestimmen selbst das Tempo. Kleine Schritte sind wertvoll. Entlastung statt Erfolgsdruck.“

www.move-niedersachsen.de

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Medienkontakt und Rückfragen:
Dominika Lachowicz
Referentin für Suchtprävention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
0511 – 858788, dominika.lachowicz@jugendschutz-niedersachsen.de

Jahrestagung: Kein Alkohol ist auch keine Lösung, 6.12.2017

Jahrestagung der Landesstelle Jugendschutz LJS zur Alkoholprävention

Kein Alkohol ist auch keine Lösung

(Hannover, 6. Dezember 2017) Über zeitgemäße Strategien der Alkoholprävention für Kinder und Jugendliche haben sich mehr als 100 niedersächsische Fachkräfte, die in der Jugend- und Schulsozialarbeit, der Jugend- und Suchthilfe, im kommunalen Jugendschutz, in Beratungsstellen oder bei der Polizei tätig sind, am Nikolaustag in Hannover mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auseinandergesetzt. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hatte zu ihrer traditionellen Jahrestagung unter dem diesjährigen Titel „Kein Alkohol ist auch keine Lösung – Grenzen akzeptierender Prävention“ eingeladen. Dabei zeigte sich, dass die in der Suchthilfe diskutierte Forderung, die Altersgrenze für die Abgabe von alkoholhaltigen Getränken einheitlich auf 18 Jahre anzuheben, sehr umstritten ist.

„Jugend und Alkohol“ wird in der Öffentlichkeit zumeist mit „Komasaufen“ oder dem „Vorglühen“ durch hochprozentige Getränke assoziiert. In der vergangenen Woche meldete eine Krankenkasse, dass im vergangenen Jahr zwei Prozent mehr Kinder und Jugendliche als im Vorjahr mit einer Alkoholvergiftung in niedersächsischen Kliniken behandelt wurden. Besonders gravierend sei der Anstieg bei Jungen im Alter von 10 bis 15 Jahren. Experten gehen davon aus, dass zwei Drittel der in Deutschland lebenden 12- bis 17-Jährigen bereits Erfahrungen mit Alkohol haben und jede/r vierte der 16- bis 17-Jährigen regelmäßig mindestens einmal pro Woche trinkt. Diese Zahlen bilden die Lebenswelten junger Menschen aber nur ungenügend ab.

Entwicklungsaufgabe „Alkoholmündigkeit“
In Gesellschaften, in denen Alkohol als beliebteste und akzeptierte Droge gilt, müssten sich Jugendliche zwangsläufig damit auseinandersetzen. Dies gehöre zu den wesentlichen Entwicklungsaufgaben, vor denen junge Menschen in modernen Gesellschaften stünden, sagte Prof. Dr. Gundula Barsch, die über „Drogen und Soziale Arbeit“ an der Hochschule Merseburg lehrt und forscht. Die Fixierung auf die konsumierte Substanz helfe für einen sachgerechten Umgang mit jugendlichem Trinken nicht weiter. Stattdessen seien „weit tiefere Einblicke in die Trinksitten unter Jugendlichen“ notwendig. Alternativ zu Verboten und Kontrollen fordert die Soziologin ein gezieltes pädagogisches Wirken und Üben, um den Jugendlichen „die Chance für die Entwicklung von Alkoholmündigkeit“ einzuräumen.

Für Dr. Sara Landolt, die als Sozialgeographin an der Universität Zürich lehrt und forscht, verdeckt der Blick auf „Vermeiden oder Vermindern“, dass viele Jugendliche einen kompetenten Umgang mit Alkohol haben und entweder gar nicht oder maßvoll konsumieren. Dies werde oft ebenso vergessen wie die vielen und unterschiedlichen Bedeutungen, die Alkohol für Jugendliche haben könne. Auf der Grundlage von verschiedenen Forschungsprojekten in der Schweiz berichtete Landolt darüber, dass mit dem Konsum, aber auch im Sprechen darüber und beim Wiedererzählen von gemeinsam erlebten Alkohol- und Ausgeherlebnissen Zugehörigkeiten hergestellt und Abgrenzungen zwischen Gruppen vorgenommen werden: „Jugendliche positionieren sich dabei und werden zugleich positioniert.“ Es gehe um Freundschaft und um Spaß, aber auch um Kontrolle und Kontrollverlust, um Verletzlichkeit und Unsicherheiten.

Junge Flüchtlinge konsumieren anders
Dass der Konsum von Alkohol und Cannabis auch innerhalb der Gruppe minderjähriger Flüchtlinge sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, berichtete Siegfried Gift. Der Diplom-Sozialpädagoge und Fachtherapeut für Psychotherapie entwickelt für den Münchener Verein „Condrobs“, der etwa 330 minderjährige geflüchtete Menschen betreut, suchtspezifische Angebote. Nach seinen Erfahrungen konsumiert knapp ein Drittel der jugendlichen Flüchtlinge anfangs stark Alkohol und/oder Cannabis. Je nach kulturellem und religiösem Hintergrund sei dies sehr verschieden. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass sich der Alkohol- und Cannabiskonsum mit zunehmender Integration deutlich verringere. In jüngster Zeit gebe es eine leichte Stagnation, was vielleicht einerseits auf vermehrt unsichere Bleibeperspektiven zurück zu führen sei, andererseits auch mit der zweiten Phase der Integration zusammen hängen könne, also mit der Erkenntnis, dass vieles doch nicht „so rosig“ aussehe wie zunächst gedacht.

Spielerischer Perspektivwechsel
Damit Jugendliche sich jenseits der klassischen Präventionsarbeit und Intervention aktiv und kritisch mit Risiken und verschiedenen Sichtweisen des Themas „Alkohol“ auseinandersetzen können, hat die Aktion Jugendschutz (aj) der Landesarbeitsstelle Bayern das Planspiel „Die Anhörung“ entwickelt. Es kann ab 14 Jahren mit Gruppen zwischen neun und 30 Personen in Schulen, der Jugendarbeit oder der Jugendhilfe gespielt werden. „Mit diesem Perspektivwechsel wird der Prozess der politischen Meinungsbildung bei den Jugendlichen anhand eines Themas, das sie direkt betrifft, erlebbar und nachvollziehbar“, erläuterte Rupert Duerdoth, bei der aj zuständig für Suchtprävention. Das Planspiel simuliert unter professioneller Anleitung eine Anhörung im Bundestag, in der die Jugendlichen als Sachverständige begründen, warum § 9 Jugendschutzgesetz (JuSchG) verschärft, liberalisiert oder beibehalten werden soll.

Zweifel an härteren Gesetzen
Deutlich gegen eine Verschärfung des Jugendschutzgesetzes positionierte sich Sebastian Gutknecht. Der Jurist ist verantwortlich für Grundsatzfragen des Kinder- und Jugendschutzrechts bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) Landesstelle Nordrhein-Westfalen e.V. in Köln. „Wenn Minderjährige mehr oder weniger offen vorgelebt bekommen, dass Alkohol in Maßen kein Problem darstellt oder gar zum Erwachsenwerden dazugehört, dann kann dies durch eine über den jetzigen Grad hinausgehende Gesetzesverschärfung nur schwer verändert werden“, sagte er. Das Augenmerk sollte eher auf die effektive Umsetzung der bestehenden Regelungen gelenkt werden, um nicht das gelegentliche Glas Bier bei 17-Jährigen, sondern exzessives Wodkatrinken bei 14-Jährigen zu verhindern.

Auch die Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), Andrea Urban, hält weitere Verbote für wenig sinnvoll. „Damit erreichen wir bei den jungen Konsumenten nicht viel. Da das Trinken häufig etwas mit gewollter Grenzüberschreitung zu tun hat, sollten wir in der Präventionsarbeit den Blick für die eigenen Grenzen stärken“, sagte sie. „Um einen möglichst risikoarmen und kompetenten Umgang mit Alkohol zu fördern, müssen wir Jugendlichen zutrauen, dass sie ihren eigenen, ganz individuellen Umgang mit Alkohol erlernen und eine eigene Haltung zum Trinken entwickeln. Unsere Aufgabe ist es, Jugendliche dabei zu begleiten, offen auf sie zuzugehen und das Gespräch anzubieten, wenn wir den Eindruck haben, dass sie Aufmerksamkeit, Krisenhilfe oder einen vertrauensvollen Ansprechpartner brauchen“, betonte die LJS-Suchtpräventionsexpertin Dominika Lachowicz, die die Jahrestagung leitete.

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 Medienkontakt und Rückfragen:
Dominika Lachowicz
Referentin für Suchtprävention der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover
0511 – 858788, dominika.lachowicz@jugendschutz-niedersachsen.de


5 Jahre Elterntalk Niedersachsen – und 3.000 Gründe, zu feiern, November 2017

Moderierter Austausch zu Erziehungsfragen hat im November 2017 Jubiläum

Niedersachsenweites Angebot mit großem Zulauf: Über 3000 Talks seit November 2012

Hannover, 26.10.2017. In kleiner Runde zusammensitzen, sich zu Erziehungsfragen austauschen und Tee trinken: Teilnehmer von Elterntalks können in entspannter Atmosphäre über Familienthemen wie  Mediennutzung und gesunde Ernährung  oder Erziehungsregeln sprechen. Für Mütter und Väter, die klassische Angebote der Familienarbeit schon aus sprachlichen Gründen nicht wahrnehmen, ist diese Gelegenheit einzigartig. Elterntalk Niedersachsen ist ein Angebot der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) zur Stärkung der Medien- und Erziehungskompetenz.

Mit rund 3.000 Elterntalks wurden in fünf Jahren 15.400 Eltern in Niedersachsen erreicht. Simone Zanjani, Referentin für Elterntalk bei der LJS: „Wir schaffen in den Gesprächsrunden eine Atmosphäre, in der ein ehrlicher Austausch auch über schwierige Themen möglich ist. Als wir 2012 mit Elterntalk Niedersachsen starteten, war es eine besondere Herausforderung, erst einmal Vertrauen aufzubauen. Unsere Zielgruppe wird über klassische Angebote der Elternarbeit kaum erreicht – oft sind Verständigungsschwierigkeiten der Grund.“ Hier setzt die LJS an: Die Runden können in verschiedenen Sprachen durchgeführt werden, darunter Arabisch und Türkisch. Ein weiteres Plus ist die niedrigschwellige Ansprache über kleine Netzwerke in Städten und Kommunen.

Elterntalk Niedersachsen wird bis Ende 2018 durch das Niedersächsische Sozialministerium finanziert. Aktuell übersteigt die Nachfrage bei weitem das Angebot. Besonders an Standorten wie Hannover, Oldenburg, Hildesheim, Delmenhorst und Northeim sieht sich Zanjani bereits gezwungen, auf die Bremse zu treten, denn für mehr als 80 jährliche Elterntalks pro Standort reicht das Budget nicht. Als wichtigen Grund für den Elterntalk-Erfolg nennt Gülden Kalayci, selber Moderatorin und inzwischen Regionalbeauftragte, den Respekt vor der Erziehungskompetenz anderer Eltern: „Eine wertschätzende Haltung den Familien und ihrem Erziehungsalltag gegenüber ist die Basis für einen offenen und ehrlichen Austausch – und nur so können Eltern dazulernen.“

Über Elterntalk Niedersachsen:

Elterntalk ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppe sind Familien, die klassische Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen.
Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahezukommen, werden die Gesprächsrunden im privaten Rahmen organisiert. Die Gesprächsrunden werden von Moderatorinnen und Moderatoren angeleitet, die ebenfalls Eltern sind und in dialogischer Gesprächsführung ausgebildet wurden. Die Initiative wird seit 2012 unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Eine Übersicht der Standorte und weitere Informationen bietet die Webseite www.elterntalk-niedersachsen.de.

Themen und Inhalte:
Bei den Elterntalks werden die Themen Fernsehen, Internet, Computerspiele, Handy, soziale Netzwerke, Erziehungsregeln,  gesundes Aufwachsen und Bildung und Gleichberechtigung – die Rechte unserer Kinder behandelt. Die Adressierung von Vätern im Rahmen der Elterntalks bildet seit 2016 einen Schwerpunkt im Rahmen des Gesamtprojektes.  Anhand von Bildkarten werden die Eltern von der Moderatorin ermutigt, eigene Erziehungsfragen anzusprechen und sich untereinander auszutauschen.

Mehrsprachige Angebote:
Nach Absprache können Elterntalks auch in der jeweiligen Muttersprache der Eltern durchgeführt werden. Arbeitsmaterialien und Hintergrundinformationen stehen auf Arabisch, Deutsch, Kurdisch, Russisch und Türkisch zur Verfügung.

Organisation:
Elterntalks werden in Kooperation mit Standortpartnern in ganz Niedersachsen durchgeführt – dazu zählen Kommunen, Verbände und freie Träger. Das Land Niedersachsen unterstützt mit einer Anschubfinanzierung. Nach drei Jahren werden die Elterntalks von den Standorten in Kooperation mit Sponsoren finanziert. Die Organisation der Elterntalks vor Ort wird durch die Regionalbeauftragten der Standortpartner in ganz Niedersachsen organisiert. Aktuell bieten 17 Standorte in ganz Niedersachsen Elterntalks an.

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 Pressekontakt und Rückfragen:
Ulrike Beckmann, Juni*Kommunikation,
Palmaille 55, 22767 Hamburg, ub@junikommunikation.de, Tel. 040 2847 1483


Touchen oder Wischen – Mediennutzung von Mädchen und Jungen kinderleicht? 28.09.2017

Smartphone & Co – Kinderleicht? Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz in Hannover zur Mediennutzung von Kindern

Hannover, 28.09.2017. Mit dem allgegenwärtigen Smartphone von Mama oder dem Tablet von Papa spielen – für viele Mädchen und Jungen ist das Alltag: Bereits 62 Prozent der Zwei- bis Dreijährigen nutzen ein bis zwei Mal pro Woche interaktive digitale Spiele. Bei den Vier- bis Fünfjährigen sind es schon 76 Prozent, wie eine 2015 veröffentlichte Basisuntersuchung zum Medienumgang in dieser Altersgruppe (miniKIM-Studie) zeigt. Die weit verbreitete Sorglosigkeit von Eltern und die vermeintlich kinderleichte Bedienung der mobilen Alleskönner täuschen darüber hinweg, dass Mädchen und Jungen Medienanfänger sind. Sie brauchen eine behutsame, altersgerechte Anleitung von Erwachsenen beim Einstieg in die digitale Welt. Das setzt vor allem einen bewussten Umgang mit Medien in Gegenwart von Kindern voraus. Darin waren sich die fast 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung „Touchen oder Wischen – Mediennutzung von Mädchen und Jungen kinderleicht?“ am Donnerstag einig. Eingeladen hatte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS).

Die hannoversche Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Cristiane Bockelmann schilderte, wie prägend die uneingeschränkte Erreichbarkeit der Bezugsperson(en) für die emotionale Sicherheit von Babys und Kleinkindern ist: „Die emotionale Bindung ist ein System, welches das Überleben sichert, weil die Bindungsperson automatisch reagiert.“ Eltern, die unablässig mit dem Smartphone hantieren, sind aber nicht erreichbar, können die Signale ihres Kindes nicht wahrnehmen und auch nicht prompt und angemessen darauf reagieren. Auf Dauer könne die grundsätzliche Nichtbeachtung der kindlichen Bedürfnisse zu frühen Störungen der Entwicklung führen, etwa zu einer verminderten Stresstoleranz oder zu ADHS, mahnt Bockelmann.

Prof. Dr. Tanja Witting von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (Wolfenbüttel) vermisst „belastbare Konzepte“ zur Medienerziehung in der frühen Kindheit. Anstatt Kleinkinder generell von digitalen Medien fernzuhalten, plädiert sie für eine altersgerechte Anleitung, Unterstützung und Begleitung durch Eltern und weitere Bezugspersonen. Die Bedienung von Tablets, Konsolen etc. sei weder „kinderleicht“ noch erschließe sich diese für Medieneinsteiger intuitiv, wie oft fälschlicherweise angenommen werde, berichtet Witting. Als Orientierungshilfe für die ersten Schritte in die digitale Welt empfiehlt die Medienpädagogin die Datenbank für werbefreie, altersgekennzeichnete „Kinder-Apps“, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) angelegt hat (www.dji.de/index.php?id=43348).

Zahlreiche Tipps für das „werbekompetente Kind“ hat die Frankfurter Diplom-Medienberaterin Vera Borngässer. Da es jüngeren Kindern noch schwer fällt, Werbung von redaktionellen Inhalten zu unterscheiden empfiehlt sie, dies an kommerziellen Angeboten wie www.spieleaffe.de oder www.toggo.de zu trainieren. So können Klicks auf kommerzielle und nicht altersadäquate Inhalte vermieden werden. Für die ersten digitalen Spielerlebnisse eigenen sich altersgerechte werbefreie Plattformen wie beispielsweise www.wdrmaus.de/spiel-und-spass, www.kika.de/spielen, www.blindekuh.de/spiele oder www.internet-abc.de. Grundsätzlich reduziert der Kauf kostenpflichtiger Spiele-Apps die Werbung. Empfehlenswerte, mitunter kostenpflichtige Spiele-Apps finden sich unter www.klicktipps.net/kinderapps.

Unter der Überschrift „Wenn Spielzeuge zu viel wissen“ warnt der IT-Sicherheitsexperte Stefan Hessel (Universität des Saarlandes) vor „smarten“ Lern- und Unterhaltungsspielzeugen, mit denen Kinder ausgeforscht, ihre Daten abgegriffen und die Einstellungen von Mädchen und Jungen beeinflusst werden können. Puppen wie „My friend Calya“, der  Spielzeugroboter „I-Que“ oder „My friend Freddy Bear“ haben nach Hessels Schilderung Sicherheitslücken durch offene Bluetooth-Schnittstellen. Über diese könne im Umkreis von etwa zehn Metern auf Mikrofone und Lautsprecher der Spielzeuge zugegriffen werden. Dadurch sei sogar eine direkte Kommunikation mit dem Kind möglich. Auch bei sogenannten Kinder-Tablets gebe es Sicherheitslücken. Hessel fordert eindeutige gesetzliche Regelungen für mehr ITSicherheit von Smart Toys, Lern- und Unterhaltungscomputern.

Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik bei der LJS, plädiert dafür, Kindern erst nach der Grundschulzeit die Nutzung eines Smartphones zu erlauben. Sie empfiehlt Eltern außerdem, auf allen digitalen Geräten, die einen Zugang zum Internet ermöglichen, sogenannte Jugendschutz-Einstellungen zu aktivieren. Wie das beispielsweise beim Smartphone eingerichtet werden kann, wird unter www.klicksafe.de erklärt.

Pressekontakt und Rückfragen: Tagungshandy 0176 – 98291197

Druckfähige Bildmotive zur honorarfreien Verwendung finden Sie hier (bitte Quelle nennen: Landesstelle für
Jugendschutz Niedersachsen): https://www.dropbox.com/sh/4r8ftdz0ga1crce/AAA4MZPg6IXDYQ02Eo_rZnm9a?dl=0

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Der optimale Körper LJS-Fachtagung zu Körperidealen bei Jugendlichen in Hannover am 1. Juni 2017

Hannover, 17.05. 2017

Makellos schön, durchtrainiert und kein Gramm Fett zu viel auf der Waage – um dem Anspruch an einen perfekten Körper gerecht zu werden, probieren Mädchen und Jungen vieles aus. Hungern per App und intensives Training zum Muskelaufbau, aber auch Modetrends, Tattoos und Piercings verdeutlichen die starke Fokussierung auf den Körper und das Aussehen. Doch wie viel Bodystyling ist noch gesund? Welche Experimente mit dem Körper sind im Jugendalter „normal“? An welchem Punkt sollten Erwachsene eingreifen? Der Umgang junger Menschen mit Schönheitsidealen steht im Zentrum der LJS-Fachtagung „Der optimale Körper“ am 1. Juni 2017 in Hannover. Wir unterstützen gern Ihre Berichterstattung und laden Sie zur Tagung ein.

Nahezu die Hälfte aller Mädchen und ein Drittel aller Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren sind mit ihrem Körper unzufrieden.¹ Familiär vorgelebte und medial vermittelte Schönheitsideale setzen zunehmend auch Jüngere unter Druck. So werden Styling und die Kontrolle des Gewichtes für viele zur täglichen Routine, denn Jugendliche lernen früh, dass in unserer Gesellschaft gutes Aussehen auch als Gradmesser für Leistung betrachtet wird. 78 Prozent² aller Mädchen und Jungen sind überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen „Dünnsein“ und Beliebtheit gibt. Der Druck, dazu zu gehören, Vorbildern zu entsprechen und den eigenen Körper zu perfektionieren kann extreme Züge annehmen und damit die Identitätsentwicklung beeinträchtigen. Um vermeintliche Schönheitsideale zu hinterfragen, benötigen viele Jungen und Mädchen Begleitung und Unterstützung. „Wir möchten pädagogische Fachkräfte dazu ermutigen, sich des Themas stärker anzunehmen,“ hält Dominika Lachowicz, LJS-Referentin für Suchtprävention, fest. „Ein wichtiger Schutzfaktor ist ein positives Körpergefühl.“

Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik bei der LJS, ergänzt: „Sport- und bewegungsorientierte Angebote, die unabhängig von Leistung und Aussehen das Wahrnehmen und Erleben des eigenen Körpers ermöglichen, sind eine wirksame Prävention.“ Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Dr. Melanie Sanyal führt in ihrem Auftaktvortrag aus, wie stark der Körper und das Aussehen vermarktet werden und dass Manipulationen und Modifikationen eine lange Geschichte haben. Prof. Dr. Konrad Weller von der Universität Merseburg zeigt im Anschluss, welchen Einfluss gesellschaftliche Normen auf die Identitätsentwicklung haben. Wenn Jugendliche die vermeintlichen Erwartungen und Haltungen zum Thema Schönheit verinnerlichen, können erste intime Erfahrungen als belastend empfunden werden – oder sie finden gar nicht erst statt. Prof. Dr. Janine Trunk erörtert schließlich, welche Körpermodifikationen für Jugendliche eine Rolle spielen und benennt die damit verbundenen Risiken. Am Nachmittag werden in einer interaktiven Workshop-Phase die Themen exzessiver Sport, Essstörungen und die Rolle der Medien bei der Herstellung von Schönheitsidealen vertieft und praxisorientiert diskutiert.

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¹ ² Quelle aller Daten ist die Dr. Sommer Studie 2016, https://www.bauermedia.com/presse/archiv/artikel/dr-sommer-studie-2016-die-erste-diaet-mit-elf-die-ersten-selfies-im-netz-mit-zwoelf-der-erste-sex-mit-17-bravo-veroeffentlicht-studie-zu-aufklaerung-liebe-koerper-und-sexualitaet/controller/2016/1/25/

Gemeinsam gegenhalten – Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen zu Hate Speech und Prävention am 11.05.2017 in Hannover

Gemeinsam gegenhalten – Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen zu Hate Speech und Prävention am 11.05.2017 in Hannover

Hannover, 27.04.2017. Abwertende Kommentare, verbale Bedrohungen, diskriminierende Posts – Hetze und Hass im Netz, so genannte Hate Speech, zielt auf Ausgrenzung. Wer attackiert wird, fühlt sich oft verletzt und ohnmächtig. Verächtliche Äußerungen und Hasskommentare verunsichern Mädchen und Jungen auch, wenn sie nicht direkt betroffen sind. Auf der LJS-Fachtagung am 11. Mai 2017 in Hannover befassen sich Expertinnen aus Pädagogik, Psychologie und Medienforschung mit der Frage, wie Jugendliche mit Online-Attacken und Hassposts umgehen und wie sie sich schützen können.

Einführend stellt Aycha Riffi vom Grimme-Institut in Marl eine aktuelle Studie zum Umgang mit Hasskommentaren vor und zeigt in diesem Kontext, wie wichtig feste Regeln und eine redaktionelle Begleitung in Online-Foren sind, um Attacken wirksam zu begegnen.

Die Berliner Psychologin Dorothee Scholz erläutert im Anschluss, dass die emotionalen Folgen von aggressiven Online-Kommentaren oft vergleichbar mit Reaktionen auf „echte“ Übergriffe sind. Ähnlich wie nach direkten physischen Bedrohungen fühlen sich die Betroffenen bloßgestellt und gedemütigt.

Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention bei der LJS, betont, dass angesichts von Drohungen und Hate Speech eine Prävention wichtig ist, die Jugendliche motiviert, Haltung zu beziehen und sich einzumischen. In der Arbeit mit Jugendlichen gehe es deshalb darum, soziale Kompetenz zu vermitteln, so Buskotte: „Jugendliche sollten lernen, dass online die gleichen Verhaltensregeln und Werte gelten, die auch unser Zusammenleben offline prägen.“

Auch Cornelia Heyken von der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin hebt hervor, wie wichtig Zivilcourage im Netz ist. Wer rechtsextremistische oder rassistische Kommentare erhält oder mitliest, kann dagegenhalten und sich von solchen Äußerungen abgrenzen. Eine stabile Community, die sich entschlossen gegen Hass- posts positioniert, stärkt den Betroffenen den Rücken und hat eine wichtige Außenwirkung.

Abwertung und Ausgrenzung werden auch in manchen Online-Spielen und Gaming-Communities artikuliert.

Maike Groen von der Technischen Hochschule Köln hat sexistische Äußerungen in der Gaming-Szene untersucht. Sie zeigt in ihrem Vortrag, welche Dynamik sexistische Posts entwickeln – und was Sexismus für die Betroffenen bedeutet.

Für Eva Hanel, Referentin für Medien bei der LJS, gilt: „Wer in sozialen Netzwerken aktiv ist, sollte Stellung beziehen, wenn Einzelne oder Gruppen diskriminiert werden.“ Fakten posten, dagegenhalten, humorvoll reagieren – eine wirkungsvolle Counter Speech ist auf vielen Ebenen möglich. „Wenn User freundlich, aber klar Stellung beziehen, ist das eine äußerst hilfreiche digitale Rückendeckung für die Betroffenen“, hält Eva Hanel fest. Um gute Beispiele für die digitale Gegenrede wird es deshalb auf der Tagung ebenfalls gehen. Wir laden Sie herzlich ein und unterstützen gern Ihre Berichterstattung.

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Sexualität im Netz, LJS-Fachtagung am 06.04.2017

Hannover, 23. März 2017

Sexualität im Netz – wie geht Aufklärung heute? LJS-Fachtagung zu Chancen und Schwächen der Online-Aufklärung am 06.04.2017

Auf der LJS-Fachtagung zum Thema „Sexualaufklärung Online“ geht es am 6. April 2017 in Hannover um die Informationsbedürfnisse von Mädchen und Jungen zum Thema Sexualität. Zwar ist die persönliche Aufklärung durch Eltern und Schule für Jugendliche weiterhin von großer Bedeutung – doch bei konkreten sexuellen Fragen werden Onlinemedien immer wichtiger. Welche Themen Online-Beratungen für Jugendliche anbieten und wie jugendaffine Sexualaufklärung aussehen sollte, wird anhand von Praxisbeispielen diskutiert.

Jugendliche sind heute besser über Sexualität informiert als je zuvor: Über 80% aller Mädchen und Jungen halten sich nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)* in sexuellen Fragen für gut aufgeklärt. Bei der Wissensvermittlung kommt den Medien eine erhebliche Bedeutung zu – mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen möchte weitere Informationen am liebsten über das Internet erhalten. Gleichzeitig sind Gespräche über Sexualität in Elternhaus und Schule wichtig. „Beide Instanzen haben großen Anteil an der Sexualaufklärung. Doch ihre konkreten Fragen recherchieren viele Mädchen und Jungen im Netz, denn wenn es persönlich wird, möchten sie weder den Biolehrer noch die Mutter fragen“, so Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik bei der LJS. „Wie geht Selbstbefriedigung?“, „Ist mein Penis zu klein?“, „Darf ich mit 13 schon Sex haben?“ – Fragen wie diese beantworten beispielsweise die Online-Angebote Sextra.de und sexundso.de von pro familia. Hier gibt es auch die Möglichkeit, persönliche Fragen im anonymen Chat zu stellen und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Helmut Paschen, Leiter der profamilia.sextra-Onlineberatung in Flensburg, hält fest: „Wenn Jugendliche bei der Recherche im Netz nicht weiterkommen, nutzen viele die Online-Beratung, denn hier können sie anonym rund um die Uhr Fragen stellen.“ Schnelle Antworten auf brisante Fragen – der schriftliche Austausch ist oft hilfreich, schafft aber auch Raum für Missverständnisse. „Eine anonyme Beratung per Mail kann die konkreten Fragen erfassen – aber nicht das Bedürfnis dahinter“, hält Tanja Opitz fest. So verberge sich gerade hinter vorgeblich technischen Fragen zur Sexualität oft die Angst, zu versagen – was aber im Mailkontakt nicht immer erkannt werden könne.

Im Unterschied zur schriftlichen Mailberatung spricht Kristina Weitkamp auf dem YouTube-Kanal „Fickt euch – ist doch nur Sex“ offen über Themen wie den „richtigen Blowjob“, „Selbstbefriedigung“ oder „meine größten Sexfehler“. Das erfolgreiche Angebot setzt auf klare Worte durch eine authentische Protagonistin. Mit steigendem Alter nutzen Jugendliche und junge Erwachsene häufiger auch Sexfilme als Informationsquelle – so die Ergebnisse der BZgA-Studie. Knapp die Hälfte der Jungen und jungen Männer sowie 16 Prozent der Mädchen und jungen Frauen geben an, dass sie in Sexfilmen etwas erfahren haben, was für sie wichtig ist. Sie werden dort mit Bildern von Sexualität konfrontiert, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Vor allem für jüngere Nutzer und Nutzerinnen, die über wenig eigene sexuelle Erfahrungen verfügen, kann das problematisch werden. Im Rahmen der Fachtagung wird diskutiert, welche Aufgaben und Themen pädagogische Angebote zukünftig abdecken sollten, um einschlägigen pornografischen Inhalten und damit verbundenen Falschinformationen zu begegnen. Über eine Berichterstattung freuen wir uns und laden Pressevertreter herzlich zur Tagung ein.

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* Link zur Studie der BZgA


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„Radikalisierung im Blick“ – LJS-Fachtagung am 30.03. 2017

Hannover, 16. März 2017

„Radikalisierung im Blick“ – LJS-Fachtagung am 30.03. 2017 zeigt Strategien für den Umgang mit extremistischen Orientierungen auf

Auf der Fachtagung „Radikalisierung im Blick“ am 30. März 2017 in Hannover thematisiert die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) die Hintergründe von Extremismus und Islamismus bei Jugendlichen. Hinter einer Radikalisierung stehen oft Erfahrungen von Abwertung und Ausgrenzung. Anhand von Projektbeispielen wird deutlich, wie Fachkräfte in Schule und Jugendarbeit präventiv arbeiten und bei der Entwicklung islamistischer Haltungen intervenieren können. Die Tagung wird in Kooperation mit der katholischen Jugendsozialarbeit Nord gGmbH (KJS) durchgeführt.

In der Schule, im Rahmen von Gruppen oder bei der Jobsuche – Diskriminierungserfahrungen sind vielfältig. Zurückweisungen und Ausgrenzung können bei Jugendlichen mit und ohne Migrationsgeschichte die Hinwendung zu extremen Gruppierungen fördern. „Wer sich diskriminiert fühlt, ist eher offen für vermeintlich stärkere Persönlichkeiten – hier liegt ein Anknüpfungspunkt für islamistische und salafistische Ansprachen“, hält Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention bei der LJS, fest. Fachkräfte in Schule und Jugendarbeit müssen Ausgrenzungsprozessen eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit schenken und Handlungsnotwendigkeiten erkennen. „Junge Menschen haben ein Recht, vor Gefährdungen geschützt zu werden – auch dann, wenn sie dabei sind, sich und andere in Gefahr zu bringen. Für Fachkräfte bedeutet dies eine große Herausforderung, denn sie müssen bei Ausgrenzungsprozessen beide Seiten im Blick haben“, betont die Expertin.

Wer mit Jugendlichen arbeitet, sollte die Signale einer Radikalisierung wahrnehmen und die Hintergründe für fundamentalistische Haltungen erkennen können. In ihrem Einführungsvortrag zeigt deshalb Michaela Glaser vom Deutschen Jugendinstitut in München, welche Motive für die Hinwendung zum Islamismus im Jugendalter eine Rolle spielen. Dr. Nils Schuhmacher, Universität Hamburg, thematisiert Diskriminierungserfahrungen von Jugendlichen und zeigt in diesem Kontext Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit auf. Dass es bei Jugendlichen, die auf eine salafistische Ansprache reagieren, oft wirkungsvoll ist, die Vorteile demokratischer Entscheidungsprozesse zu benennen, zeigt die Politologin Mirjam Gläser vom Berliner Verein ufuq e.V. anhand ihrer eigenen Präventionsarbeit.

Um bei bereits laufenden Radikalisierungsprozessen erfolgreich zu intervenieren, ist ein guter Kontakt zu den Jugendlichen und ihrem Umfeld wichtig. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen zwei Projekte am Nachmittag. Das Bremer Projekt JAMIL adressiert im Rahmen der Straßensozialarbeit junge Menschen, die beginnen, sich am Islamismus zu orientieren.

Christian Hantel von BeRATen in Hannover zeigt abschließend anhand von Beispielen aus Niedersachsen, wie wichtig die Kooperation mit Eltern und Angehörigen ist, wenn Jugendliche radikale Haltungen entwickeln.

Wir freuen uns über eine Berichterstattung und laden Medienvertreter zur Teilnahme an der Fachtagung ein.

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Elterntalk Niedersachsen setzt Kinderrechte auf die Agenda, 14.3.2017

Hannover, 14. März 2017

Elterntalk Niedersachsen setzt Kinderrechte auf die Agenda

Im Rahmen des landesweiten Projektes Elterntalk Niedersachsen geht es zukünftig auch um die Themen Bildung und Gleichberechtigung. In den moderierten Gesprächsrunden können Fragen zu den Rechten von Kindern diskutiert werden. Im Mittelpunkt stehen die Werte und Regelungen unserer Gesellschaft. Bildkarten und Impulsfragen zum Recht auf Gleichheit und Bildung oder zu Kinderrechten auf Freizeit und Spielen sollen den Austausch von Müttern und Vätern anregen.

Im Rahmen von Elterntalk Niedersachsen können Eltern sich zu Medien- und Erziehungsthemen austauschen. Entspannt und in häuslicher Umgebung werden dabei Fragen angesprochen, die im Familienalltag oft keinen Raum finden. Eine Moderatorin begleitet das Gespräch und gibt Anregungen. Organisatorin des 2012 gestarteten Projektes ist die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen. Elterntalk Niedersachsen setzt auf den Austausch im privaten Rahmen und erfährt landesweit großen Zuspruch – so haben allein 2016 mehr als 5000 Mütter und Väter in ganz Niedersachsen an den Gesprächsrunden teilgenommen.

Warum gibt es Klassenräte?
Seit Beginn der Flüchtlingswelle werden auch die Werte und Gesetze unserer Gesellschaft verstärkt diskutiert. Vor diesem Hintergrund geht es in den Elterntalks nun auch um die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Projektleiterin Simone Zanjani: „Wir möchten Eltern aus verschiedenen Kulturkreisen dazu anregen, sich mit den Rechten, die Kinder hierzulande haben, auseinanderzusetzen und sie auch für die eigene Familie zu übernehmen.“ Das Themenspektrum reicht dabei von der Teilnahme an Klassenfahrten bis zur Frage, warum es in Deutschland Klassenräte gibt. Im Austausch mit anderen Familien können Mütter und Väter aus unterschiedlichen Kulturkreisen lernen, die Anforderungen von Schule und Gesellschaft und das Recht auf Bildung mit ihren eigenen Wertvorstellungen zu vereinbaren. Der Austausch im privaten Rahmen adressiert auch Familien, die auf Einladungen zu öffentlichen Veranstaltungen selten reagieren.
Für die Umsetzung kooperiert die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen mit derzeit 16 regionalen Standortpartnern, die Elterntalks durchführen. Hierfür sind landesweit mehr als 70 Moderatorinnen und Moderatoren im Einsatz.

Über Elterntalk Niedersachsen
Elterntalk Niedersachsen ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen und will Eltern als Experten in Erziehungsfragen ansprechen. Im Zentrum stehen die Themen Fernsehen, Internet, Computerspiele, Handy, soziale Netzwerke, Erziehungsregeln, gesundes Aufwachsen sowie Bildung und Gleichberechtigung. Um möglichst viele Familien zu erreichen, werden die Gesprächsrunden im privaten Rahmen und mehrsprachig organisiert. Arbeitsmaterialien und Hintergrundinformationen sind auf arabisch, deutsch, kurdisch, russisch und türkisch erhältlich. Angesprochen werden Eltern mit Kindern bis 14 Jahren. Seit dem Start des Projektes im Oktober 2012 haben mehr als 12.500 Mütter und Väter in ganz Niedersachsen an Elterntalks teilgenommen. Die Initiative wird unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

www.elterntalk-niedersachsen.de

www.jugendschutz-niedersachsen.de/projekt-elterntalk

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Wir unterstützen gern Ihre Berichterstattung. Nach Absprache besteht auch die Möglichkeit zur Pressebegleitung eines Elterntalks. Auf Wunsch vermitteln wir einen Kontakt zu den Standortpartnern in Ihrer Region.

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Neuer Online-Service der LJS: Referenten zum Thema Medienerziehung in Niedersachsen finden, 7.2.2017

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) bietet auf der neuen Website www.netzwerk-jugendschutz.de eine Übersicht und die Kontaktdaten von Expertinnen und Experten zu Medienthemen in ganz Niedersachsen. Mit dem neuen Service können Elternabende und Info-Veranstaltungen zum Thema Medien und Jugendschutz geplant werden. Alle Referenten sind durch die LJS speziell fortgebildet und zertifiziert worden.

Der neue Online-Service erleichtert die Organisation von Fortbildungen und Seminaren zum Medienumgang. Interessierte können mit Hilfe einer interaktiven Karte geeignete Experten in ihrer Region finden, sich über ihre Schwerpunkte informieren und direkt Kontakt aufnehmen. Zusätzlich können sie auf www.netzwerk-jugendschutz.de Angebote zu den inhaltlichen Schwerpunkten „Hauptsache Action – Computerspiele in der Jugendarbeit“ und „Trickfilmchen“ abrufen.

Das Online-Angebot hilft auch bei der Themenfindung für Elternabende. So können Veranstaltungen in den Bereichen Film und Fernsehen, soziale Netzwerke, Internet, Computerspiele und Smartphones geplant und spezielle Trainer angefragt werden, die Elternabende anbieten. Diese „Eltern-Medien-Trainer“ geben Tipps und Impulse für die Medienerziehung zu Hause.  Sie wurden von der LJS fortgebildet und stehen in allen Regionen Niedersachsens zur Verfügung. Andrea Urban, Leiterin der LJS, erläutert: „Mit der Netzwerkkarte stellen wir die durch die LJS fortgebildeten Referentinnen und Referenten vor, zeigen deren Schwerpunkte und geben Hinweise für mögliche Medienveranstaltungen.“ Das interaktive Angebot beinhaltet eine Suchfunktion, mit der sich nach individuellen Stichworten Veranstaltungen zu Medienthemen finden lassen.

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Frei ab 6 – mit Kindern Trickfilme drehen, 22.2.2017

LJS bietet eintägige Fortbildung für pädagogische Fachkräfte aus dem Elementarbereich in Hannover an

Hannover, 12.01.2017. Mit Kindern selbständig Filmideen entwickeln und eigene Trickfilme gestalten – gewusst wie: Im Februar 2017 können pädagogische Fachkräfte an einem Tag lernen, wie man gemeinsam mit Mädchen und Jungen Ideen für Trickfilme entwickelt und umsetzt. Die medienpädagogische Fortbildung wird in Hannover am 22. Februar 2017 von der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) angeboten.

Wenn Kinder zu Regisseuren, Drehbuchautoren und Animateuren werden, sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt – gerade bei Trickfilmen herrscht völlige Gestaltungsfreiheit. Märchen wie der „Wettstreit zwischen Hase und Igel“ oder „Der süße Brei“ der Gebrüder Grimm werden gerne als Anregungen für eine Filmidee genutzt, mit der Kinder die Figuren lebendig werden lassen. Auch religiöse Feste wie Ostern oder Ramadan können in kleinen filmischen Geschichten auf kindliche Art und Weise anschaulich erklärt werden.

„Eigene Film-Ideen zu entwickeln und selber einen Film zu gestalten ist ein wichtiger Schritt für den Aufbau von Medienkompetenz“, so LJS-Referentin und Projektleiterin Eva Hanel. „Auch Enwicklungsthemen, die für Kinder wichtig sind, zum Beispiel ´Freundschaft` und die `Welt verstehen` eignen sich gut als Themen für kleine Filme“, so die Expertin.

Im Zentrum des Tagesseminars stehen neben der praktischen Hilfestellung für die Entwicklung von Filmideen auch technische Tipps zur Umsetzung.

Hintergrundinformationen zu Medienvorlieben und Sehgewohnheiten von Mädchen und Jungen und Informationen über Medienwirkungen und Jugendschutzaspekte runden die Fortbildung ab. Im Anschluss an das Seminar besteht die Möglichkeit, das Projekt in der eigenen Einrichtung umzusetzen. Die Teilnahme am Seminar kostet 60,00 Euro. Für die pädagogische Begleitung, die Ausleihe der Technik, die Filmbearbeitung, das Überlassen der Filme auf einem Datenträger und die Durchführung einer Elternveranstaltung fällt eine Kostenbeteiligung in Höhe von 100,- Eur an.

Weitere Informationen bietet die Webseite www.trickfilmchen.de

Projektorganisation und Seminaranmeldungen:
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Eva Hanel
Leisewitzstr. 26, 30175 Hannover. Tel.: 0511-858788, Fax: 0511- 2834954 eva.hanel@jugendschutz-niedersachsen.de


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Big Data – Der Spion in uns, 6.12.2016

LJS-Jahrestagung am 6. 12. 2016 im HCC Hannover zum Schutz der Privatsphäre bei Kindern und Jugendlichen

Hannover, 29.11. 2016. Einblick in Fotoalben, Zugriff auf Kontaktlisten, Informationen zu Standorten – Anbieter von Apps und sozialen Netzwerken verlangen ihren Kunden einiges ab. Viele der vermeintlich kostenfreien Dienste leben von den Daten ihrer Nutzer. Auf ihrer Jahrestagung am 6.12. behandelt die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen die Praxis der Datensammler. Verbunden damit geht es im Kreis von Experten darum, wie Kinder und Jugendliche ein kritisches und verantwortungsbewusstes Medienhandeln erlernen können. Zum Auftakt der Tagung begrüßt Jörg Röhmann, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, die Gäste.

Mädchen und Jungen nutzen Suchmaschinen und Plattformen wie YouTube oder Messenger-Dienste wie WhatsApp, um sich zu informieren und auszutauschen. Ihre Vorlieben und die von ihnen beim Download von Filmen und Apps preisgegebenen Daten bieten den Anbietern Einsichten in ihre Interessen und ihren Alltag. Auf dieser Basis sorgen Algorithmen für persönliche Trefferlisten, Streams und Feeds. Wie Dr. Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut Hamburg zeigt, werden Jugendliche in ihrer personalisierten Filterblase so fortlaufend in ihrem früheren Verhalten und ihren vorgefassten Meinungen bestärkt. Sein Appell: Bildungsreinrichtungen sollten diese Veränderungen berücksichtigen – und Jugendliche motivieren, die ihnen angezeigten Inhalte kritisch zu reflektieren.

Um Nutzer auf ein Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten, stellt Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart in ihrem Vortrag eine „medienethische Roadmap“ vor. In einem mehrstufigen Prozess sollen Jugendliche ein Bewusstsein für die Bedeutung von Privatheit entwickeln, die Dynamik des Datensammelns verstehen und eine eigene ethische Haltung zu diesem Thema aufbauen. Auf dieser Basis soll es ihnen möglich sein, reflektiert mit ihren Daten umzugehen und die Verantwortung für den Schutz ihrer Privatsphäre wahrzunehmen.
In diesem Zusammenhang fordert Eva Hanel, Referentin für Medienpädagogik bei der LJS, Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen, damit sie lernen, wie sie ihre privaten Daten schützen können.
„In der Jugendphase ist es wichtig, sich zu orientieren und neue Rollen auszuprobieren – das darf aber nicht dazu führen, dass Mädchen und Jungen frühere Posts, Kommentare oder Bilder nicht löschen können. Es geht nicht nur um Medienkompetenz, sondern es sind auch regulatorische Schritte in Hinblick auf die Anbieter nötig, denn Jugendliche haben ein Recht darauf, dass ihre Daten nicht lebenslang gespeichert werden.“

Zu einer Teilnahme an der Tagung und einer Berichterstattung möchten wir Sie einladen.

 

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Rauchen, Kiffen, Komasaufen – wie man konsumierende Jugendliche erreicht, 3.11.2016

LJS–Fachtagung zu Suchtprävention am 3.11. 2016 in Hannover

Hannover, 25. Oktober 2016. Weil es Spaß macht, auf Partys dazu gehört, weil es alle tun oder um Probleme zu vergessen – es gibt viele Gründe, warum Jugendliche trinken, rauchen oder chemische Drogen konsumieren. Doch bei einem langfristigen Konsum kann es zu Suchteffekten kommen und übermäßiger Alkoholkonsum im Jugendalter schädigt die Entwicklung des Gehirns nachhaltig. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen widmet sich auf ihrer Fachtagung am 3.11.2016 im Expertenkreis neuen Erkenntnissen zum Drogenkonsum Jugendlicher in Niedersachsen. Überdies geht es um die Frage, wie man mit Mädchen und Jungen über ihren Drogenkonsum ins Gespräch kommt – denn eine bewusste Reflektion des Drogengebrauchs ist die Voraussetzung dafür, dass Jugendliche ihr Verhalten ändern.

Einführend stellt Prof. Dr. Tielking von der Hochschule Enden/Leer neue Ergebnisse aus kommunalen Studien zum Drogenkonsum vor. Wie eine moderne Suchtprävention aussieht, thematisiert im Anschluss Andrea Rodiek vom SuchtPräventionsZentrum Hamburg.
Jugendliche, die Drogen konsumieren, sind nur selten zu einem offenen Gespräch bereit. Es gilt, Gelegenheiten „zwischen Tür und Angel“ zu nutzen – welche Techniken hier hilfreich sein können, zeigt Angelika Fiedler von der ginko Stiftung für Prävention in Mühlheim. Dominika Lachowicz, Referentin für Suchtprävention bei der LJS: „Fachkräfte aus Schule und Jugendarbeit sollten die Dinge nicht einfach so laufen lassen, sondern auf konsumierende Mädchen und Jungen zugehen und mit ihnen Kontakt aufnehmen.“ Nur wenn es gelingt, den eigenen Konsum zu reflektieren, ist eine Veränderung möglich.
Am Nachmittag werden in Arbeitsgruppen Ansätze für eine wirksame Präventionsarbeit und praktische Übungen zum Konzept der „Motivierenden Kurzintervention“ vorgestellt.

Gern laden wir Sie zur Tagung ein und unterstützen Ihre Berichterstattung.

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Jugendschutz für geflüchtete Jugendliche – Beziehungen zählen am 25.10.2016

LJS stellt am 25. 10. 2016 neue Erkenntnisse zur Situation jugendlicher Geflüchteter vor und sieht zusätzliche Aufgaben für den Jugendschutz

Hannover, 13.10.2016. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen thematisiert auf ihrer Fachtagung in Hannover am 25.10.2016 die Situation geflüchteter Kinder und Jugendlicher. Im Mittelpunkt stehen dabei die Herausforderungen, denen sich Jungen und Mädchen mit Fluchterfahrung stellen müssen. Damit verbunden sind auch neue Aufgaben für den Jugendschutz.

Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist seit 2015 stark gestiegen und liegt aktuell bei 52.000. Parallel wächst auch die Zahl der Kinder, die mit ihren Familien geflüchtet sind. Viele junge Menschen sind traumatisiert und besonders schutzbedürftig. Aber auch der normale Alltag bringt Schwierigkeiten mit sich: „Nach den Risiken der Flucht und den Erfahrungen von Stress und Gewalt kommen die Jungen und Mädchen in einer für sie unbekannten Gesellschaft an – allein das Zurechtfinden mit den neuen Regeln und Institutionen ist für sie eine große Aufgabe“, konstatiert Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention bei der LJS. Hinzu kommen kulturell geprägte Rollenbilder – und damit verbunden eine grundsätzliche Verunsicherung. „Wir sind besorgt angesichts der Berichte über Übergriffe, die jugendliche Geflüchtete begehen, aber auch wegen der Ablehnung und Diskriminierungen, die sie hier erfahren“, so Buskotte. Gerade unbegleitete Jungen und Mädchen brauchen tragfähige und verlässliche Beziehungsangebote – und eine empathische Haltung der Fachkräfte, die sie betreuen.

Die Referenten gehen der Frage nach, welche Möglichkeiten die Jugendlichen haben, ihre Erfahrungen angemessen zu verarbeiten und welche Begleitung durch Jugendhilfe und Schule dabei notwendig sind. Einführend stellt Joachim Glaum vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie gemeinsam mit Reinhold Gravelmann vom AFET Bundesverband für Erziehungshilfe die Situation junger Flüchtlinge in Niedersachsen vor. Dr. Claudia Lechner und Dr. Diana Willems vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München veranschaulichen anhand aktueller Daten aus einer Studie des DJI die Erfahrungen jugendlicher Geflüchteter mit den Institutionen in Deutschland und analysieren dabei insbesondere Gewaltrisiken der Jugendlichen.
Im zweiten Tagungsteil wird es darum gehen, wie Fachkräfte die Jungen und Mädchen unterstützen können, ein positives Selbstbild und Handlungskompetenzen zu entwickeln.

Dazu berichtet Christoph Müller von der Leibniz Universität Hannover aus einem aktuellen Projekt, in dem Beziehungsförderung als entscheidender Aspekt der pädagogischen Arbeit mit jungen Flüchtlingen erprobt wird.
Orgun Özcan von der Universität Marburg bezieht sich auf Diskriminierungserfahrungen und stellt Strategien vor, mit diesen umzugehen.
Im Abschlussvortrag thematisiert Hannah von Grönheim von der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in Hildesheim die Bedeutung professioneller Kompetenz und persönlicher Haltung im Umgang mit Menschen verschiedener Kulturen. In diesem Zusammenhang verweist Simone Zanjani, Referentin für Migration und Elternarbeit bei der LJS, auf das Potential, das mit den Fluchterfahrungen verbunden sein kann: „Man sollte hier immer beide Seiten sehen und prüfen, ob die Mädchen und Jungen nicht auch besonders gestärkt aus ihren Fluchterfahrungen hervorgehen – und sich den Entwicklungsaufgaben ihrer Altersphase besser stellen können.“ Über eine Berichterstattung zur Tagung freuen wir uns.

Links:
Studie des DJI: https://www.dji.de/index.php?id=43785&L=0
Angaben zur Anzahl minderjähriger Flüchtlinge:
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/minderjaehrige.html
https://www.b-umf.de/images/160906_PM_Auswertung_UMF_Zahlen.pdf

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Mit Jugendlichen, die Drogen nehmen, in´s Gespräch kommen, 29.8.2016

LJS bildet Trainer für die Gesprächstechnik Motivierende Kurzintervention (MOVE) aus

Hannover, 29. August 2016. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hat Trainerinnen und Trainer ausgebildet, die zukünftig vermitteln, wie man mit Drogen konsumierenden Jugendlichen auch „zwischen Tür und Angel“ in´s Gespräch kommt. Grundlage hierfür ist die Gesprächstechnik der Motivierenden Kurzintervention (MOVE). Sie gibt Impulse für Veränderungen und zeigt, wie man mit Jugendlichen über´s Trinken, Kiffen oder Sniefen sprechen kann. Ab sofort können die MOVE-Trainerinnen und Trainer auch für pädagogische Fortbildungen gebucht werden.

Mädchen und Jungen, die Alkohol trinken, rauchen oder kiffen haben oft gar kein Interesse daran, etwas an ihrem Konsumverhalten zu ändern. Im offenen Gespräch mit Pädagoginnen und Pädagogen kann sich der einzelne Jugendliche mit dem eigenen Konsum und dessen Risiken auseinandersetzen. „Das Besondere an MOVE ist, dass die pädagogischen Fachkräfte lernen, auf Mädchen und Jungen gezielt zuzugehen, wenn sie ein riskantes Konsumverhalten beobachten“, hält Dominika Lachowicz, Referentin für Suchtprävention bei der LJS, fest. „Manchmal ist es hilfreich, ein Gespräch spontan zu beginnen – MOVE vermittelt auch hierfür die richtigen Anknüpfungspunkte.“

Die Trainerinnen und Trainer der Sucht- und Jugendhilfe bieten ab sofort MOVE-Trainings an. Sie vermitteln in ganz Niedersachsen, wie man mit Jugendlichen Gespräche beginnt, ihnen Denkanstöße gibt und Impulse zum Reflektieren des Konsumverhaltens setzt.
Fachkräfte der Jugendarbeit, die die Folgen von übermäßigem Alkohol- oder Drogenkonsum wahrnehmen und bisher nicht eingreifen konnten, lernen in den MOVE-Trainings, wie man ein Gespräch mit auffälligen Jugendlichen beginnt und wann eine Kurzintervention angeraten ist.

Zielgruppe für das neue Angebot sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Jugendarbeit, Jugendhilfe, Jugendschutz und Schule. Über die Website www.move-niedersachsen.de können Sie sich über das Projekt sowie aktuelle Seminartermine informieren.

www.move-niedersachsen.de

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MOVE Niedersachsen: 14 Teilnehmende haben die dreitägige MOVE-Trainerausbildung unter der Leitung von Angelika Fiedler uns Hans-Jürgen Haak absolviert.

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„Sexting“ unter Jugendlichen – LJS-Tagung am 25.08.2016

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen diskutiert sexualisierte Selbstdarstellung und Strategien für „Safer Sexting“

Hannover, 04.08.2016. Facebook-Selfies in Unterwäsche, Striptease vor der Webcam oder Nacktbilder als Geschenk für die Liebsten – für viele Jugendliche ist das Internet auch sexuell ein sozialer Erfahrungsraum. Mädchen und Jungen testen mit freizügigen Selbstporträts die Reaktionen anderer, messen ihren „Marktwert“ oder verstehen die sexy Selfies als Scherz. Doch was einmal im Netz ist, lässt sich nicht kontrollieren – und so kommt es auch zu unerwünschten Reaktionen und problematischen Folgen. Mal wird ein privates Bild aus Rache veröffentlicht, mal will jemand mit einem Nacktfoto der (Ex-Freundin angeben. Und oft genug werden solche Bilder gedankenlos weitergeschickt und bilden die Grundlage für Peinlichkeiten oder Mobbing. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) diskutiert am 25. August 2016 mit Experten sexualisierte Selbstdarstellungen im Netz und zeigt, wie man Jugendlichen beim „Safer Sexting“ unterstützen kann.

Die Tagung beleuchtet die Hintergründe und Motive für Sexting aus sexualwissenschaftlicher und aus medienpädagogischer Sicht und zeigt Perspektiven für die Prävention auf. Studienergebnisse, die im Rahmen der Tagung vorgestellt werden, weisen darauf hin, dass Mädchen und Jungen Sexting im Rahmen von Flirts und Beziehungen ausprobieren. Wie Dr. phil. Urszula Martyniuk vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erläutert, nutzen die meisten Jugendlichen diese Online-Kommunikation neugierig und unbefangen. Gleichzeitig sind sich einige Jugendliche der Gefahr, bloßgestellt zu werden, durchaus bewusst – als Schutzmaßnahme legen sie Wert auf die Wechselseitigkeit des Bilderaustauschs.

Wenn freizügige Fotos dennoch in falsche Hände geraten, ist es schwer, sie wieder einzufangen. Im zweiten Schwerpunkt der Tagung geht es deshalb um Risikominimierung und um die Frage, wie Jugendliche motiviert werden können, vorsichtig mit eigenen Bildern und denen anderer umzugehen. Verena Vogelsang von der Katholischen Fachhochschule Münster stellt Strategien zum „Safer Sexting“ vor, denn: „Appelle, einfach auf Sexting zu verzichten, funktionieren nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sexy Fotos machen kann, ohne darauf erkennbar zu sein“. Was Jugendliche und pädagogische Fachkräfte außerdem beachten sollten: Das Verschicken und Weiterleiten von freizügigen Fotos kann Persönlichkeitsrechte verletzen und strafbar sein. Abschließend geht es auf der Veranstaltung deswegen um rechtliche Fragen zum Umgang mit privaten Bildern.

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