„Wann, wenn nicht jetzt? Diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen“
„Eine Diskriminierung kommt selten allein“ – Schon zu Beginn des Seminars wird deutlich: Diskriminierung ist vielfältig und vor allem vielschichtig. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in ihrer Arbeit mit Jugendlichen zu tun und bei allen ist Diskriminierung ein präsentes Thema.
Die eigene Position reflektieren
Das Seminar der Referentin Verena Meyer (Trainerin für Empowerment und intersektionale Bildung in der Jugendarbeit, Traumapädagogin) widmete sich unter anderem der Frage, wie diskriminierungssensible Arbeit mit Jugendlichen aussehen und in welchen Dimensionen Diskriminierung auftreten kann.
Im ersten Teil des Seminars stand Reflexion auf dem Programm. Mit der Methode des „Identitätsmoleküls“ wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu angeregt, über ihre eigenen Gruppenzugehörigkeiten nachzudenken. Gibt es eine Gruppenzugehörigkeit die mir besonders wichtig ist? Gibt es positive oder negative Erfahrungen, die ich mit einer Gruppe verbinde? Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass es oft gar nicht so leicht fällt, sich selbst einer Gruppe zuzuordnen. Genauso zeigte sich aber auch, dass eine gemeinsame Gruppenzugehörigkeit eine Verbindung zwischen ansonsten sehr unterschiedlichen Menschen schaffen kann. Dabei handelt es sich zum Beispiel um das Muttersein, aber auch ein ähnliches Alter oder die Verbindung zum eigenen Geschlecht. Im gleichen Schritt wurde thematisiert, wie man – vielleicht unbewusst oder unabsichtlich – jemanden aufgrund einer unterstellten Zugehörigkeit diskriminiert. Für eine diskriminierungssensible Arbeit hilft es also, die eigene Position und die seiner Mitmenschen mit der „diskriminierungssensiblen Brille“ zu betrachten und dabei auch die eigenen Privilegien zu reflektieren.
Doch worum handelt es sich bei Diskriminierung überhaupt und in welchen Dimensionen tritt sie auf? Neben einer ausführlichen Begriffsklärung gibt die Referentin eine verkürzte Definition: Vorurteil + gesellschaftliche Macht = Diskriminierung. Selten erfolgt Diskriminierung nur aufgrund eines Faktors. Meistens sind zeitgleich mehrere Dimensionen betroffen, zum Beispiel das Geschlecht und der sozialen Status. In diesem Fall spricht man von Intersektionalität. Und was bedeutet all das für die Praxis?
Unter dem Motto „Think big“ sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen darüber nachdenken, wie diskriminierungssensible Jugendarbeit aussehen kann. Von Aktionstagen über thematisch eingerichtete Räume, in denen Jugendliche ihre Probleme besprechen und diese loswerden können, bis hin zu Supervisionen und Strategien, präventiv Vorurteile und Machtmechanismen zu thematisieren und diese immer wieder zu markieren, wurde vieles genannt. Doch diskriminierungssensible Arbeit kann auch schon im Kleinen beginnen: mit der Reflexion des eigenen Verhaltens und dem gemeinsamen darüber Reden.
Laura Wüstefeld, Praktikantin der LJS