Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch: Landesstelle Jugendschutz (LJS) veröffentlicht einen Handlungsleitfaden für pädagogische Fachkräfte, 20.10.2020

Lehrkräfte, Erzieher*innen oder Schulsozialarbeiter*innen sind neben den Eltern für viele Kinder die ersten Ansprechpartner– wenn es um Alltagsfragen wie Hausaufgaben geht oder bei Konflikten auf dem Schulhof – mitunter aber auch für große und schwere Sorgen. Wenn Kinder sexuellen Missbrauch erleiden, brauchen sie aufmerksame und kompetente Unterstützer*innen.

Viele Kinder trauen sich zunächst nicht, einen Missbrauch offen zu berichten: weil Täter*innen ihnen das verboten haben, weil sie bedroht oder erpresst werden, weil Verlustängste eine Rolle spielen oder weil sie keine Worte finden für das, was ihnen passiert ist. Pädagogische Fachkräfte sind also mit ihrer ganzen Sensibilität und Professionalität gefragt, um Verhaltensweisen oder Andeutungen richtig zu interpretieren. Sie brauchen gute Antennen für die Notsignale von Kindern, die sich nicht trauen zu sprechen – und sie benötigen eine Orientierung, wie sie umsichtig und kompetent mit einem Verdacht oder einer Gewissheit umgehen können, dass ein Missbrauch passiert ist.

Zu diesen Fragen veröffentlicht die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen einen Handlungsleitfaden, der strukturiert und kompakt einen Überblick über Basisinformationen und Handlungsoptionen bietet. Erarbeitet wurde er im Rahmen des landesweiten Präventionsprojektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, das vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert wird.

Anzeichen und Verhaltensänderungen erkennen lernen

Die Broschüre erklärt, bei welchen Anzeichen pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden sollten, wie ein Gespräch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Christine Eichholz, Projektkoordinatorin und Autorin der Broschüre: „Weil Kinder selten von sich aus über einen Missbrauch berichten, sollten Fachkräfte aufmerksam Persönlichkeits- oder Verhaltensveränderungen sein – sozialer Rückzug, Ängste oder Aggressivität können Anzeichen sein. Manche Kinder testen mit vorsichtigen Andeutungen, wie Erzieherinnen und Lehrkräfte reagieren und sprechen erst nach langem Zögern über einen Übergriff.“

Ein zweiter Schwerpunkt der Broschüre betrifft die Prävention. Damit Schulen, Kitas, Jugendzentren sichere Orte für Kinder sind, sollten die Mitarbeiter*innen sich auch grundsätzlich mit dem Thema „Missbrauch“ befassen. In der Broschüre sind deshalb Anregungen für die Präventionsarbeit mit Kindern zusammengeführt. Projekte, Bücher, Spiele zu den zu Themen wie „Gefühle“, „Berührungen“, „Geheimnisse“ und Sexualität sind dabei sinnvolle Ansätze. Mit Hinweisen für die praktische Umsetzung im Alltag sowie weiterführenden Literatur- und Materialtipps bietet die Broschüre eine gute Basis für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Facetten des Themas. Andrea Buskotte, Projektleiterin und Referentin für den Arbeitsschwerpunkt Gewaltprävention: “ Wir wollen mit der Broschüre Fachkräfte informieren und sie ermutigen, das Thema in den Arbeitsalltag zu integrieren. Viele Einrichtungen arbeiten aktuell an eigenen Schutzkonzepten gegen Missbrauch, diese Prozesse wollen wir mit der Broschüre unterstützen.“


Das landesweite Präventions-Projekt „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ wird vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projektes unter:
jugendschutz-niedersachsen.de/gemeinsam-gegen-sexuellen-missbrauch

Bestell-Informationen zur Broschüre „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen für Prävention und Intervention“ (DIN A4, 48 Seiten)