40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, 5.12.2018

40 Jahre Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen

Fachliche Impulse für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern

(Hannover, 5. Dezember 2018) Sekten waren bei der Gründung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen vor 40 Jahren eines der drängenden Themen. Zombiefilme, Ecstasy und rechtsradikale Orientierungen dominierten den Jugendschutz in den 1980-er und frühen 1990-er Jahren. Gleichzeitig rückten die Gewalt und der sexuelle Missbrauch im familiären Umfeld in den Fokus des Kinder- und Jugendschutzes. Heute stehen neben der Gewalt- und Suchtprävention sowie der Gesundheitsförderung die allgegenwärtigen Verlockungen der Online-Welten und die damit einhergehenden Gefährdungen im Zentrum der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern.

Mit der Jahrtausendwende zog das Internet in viele Haushalte ein. Smartphones und Tablets erlauben mittlerweile einen individualisierten Medienkonsum, der weder zeit- noch ortsabhängig ist. „Die potentiellen Gefährdungen lagen damit erstmals direkt in den Händen der Kinder und jenseits der Kontrolle durch Erwachsene. Die Präventionsarbeit musste sich wandeln, um Mobbing im Internet, gewalthaltige Inhalte oder exzessive Nutzung und pornografische Angebote mit Kindern besprechen zu können“, betonte Andrea Urban, seit 1985 Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), am Mittwoch zu Beginn der Jubiläumstagung „Du willst es! Du kriegst es!“ im Hannover Congress Centrum.

Beeindruckende Bilanz
Unter der Überschrift „40 ist das neue 20!“ gab es für die zahlreichen Gäste und Mitstreiter/innen eine provokant-informative Sammlung von Postkarten zu dem vielfältigen Programm der LJS. Die Landesstelle Jugendschutz bietet pro Jahr mehr als 50 Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an, bildet Teamer/innen für aktuelle Präventionsprojekte aus, informiert in 120 Elternveranstaltungen über die digitalen Welten der Kinder, bringt in mehr als 1.000 Elterntalks Menschen unterschiedlicher Herkunft über Erziehungsfragen ins Gespräch und erprobt in „Peer-to-Peer“-Projekten neue Präventionsansätze mit Jugendlichen. Die LJS hat mittlerweile 190 pädagogische Fachkräfte als „Eltern-Medien-Trainer/innen“ zertifiziert.

Engagierte und erfolgreiche Arbeit
Der für Jugendschutz zuständige Abteilungsleiter im Niedersächsischen Sozialministerium, Dr. Hans-Joachim Heuer, und der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW), Dr. Ralf Selbach, lobten am Mittwoch die vielen fachlichen Impulse, die die LJS für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit vier Jahrzehnten setzt. Selbach erinnerte daran, dass die LAG FW im Jahr 1978 mit dem Kultusministerium als damalige Vertretung für das Land Niedersachsen den Vertrag über die Einrichtung einer Landesstelle Jugendschutz abgeschlossen hatte. Er bedankte sich bei Urban und ihrem Team für die „überaus engagierte und erfolgreiche Arbeit“. Heuer übermittelte den besonderen Dank des Sozialministeriums „für 40 Jahre engagiertes und tatkräftiges Wirken im Sinne der Kinder und Jugendlichen im Land Niedersachsen.“

Wucht intelligenter Werbung wird unterschätzt
Aus Urbans Sicht reichen die Vermittlung von Medienkompetenz und eine vielfach beschworene „digitale Bildung“ allein nicht aus, um „der unterschätzten Wucht intelligenter Werbeformen“ im Internet und den Lockangeboten von Influencern wirksam zu begegnen und den kritischen Umgang damit zu beflügeln. „Wir müssen uns noch stärker in die digitalen Welten von Kindern und Jugendlichen begeben und zwar mit Angeboten, die glaubwürdig und frech sind, ohne zu pädagogisieren“, meint die Expertin. „Mädchen und Jungen wollen Bewertungen hören, aber möglichst auf der Grundlage von Kenntnissen ohne moralische Urteile“, lautet ihr Fazit nach mehr als 30 Jahren Erfahrungen mit Jugendschutz und Mediennutzung. Urban wirbt für „neue Ideen“, die einen anderen, reflektierenden Umgang mit Angeboten in und außerhalb des Internets ermöglichen. Konsumkritische Bewegungen etwa für eine gemäßigte Mediennutzung (Digital Detox), zur Förderung nachhaltiger Mode (Slow Fashion) oder für die Müllvermeidung im Alltag (Zero Waste) seien durchaus attraktiv für junge Menschen und könnten vielfältige Ansätze für die pädagogische Arbeit bieten.


Die komplette Pressemappe, Postkarten und Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Quellennennung (Foto: LJS) finden Sie hier: https://www.dropbox.com/sh/e1rz81mfmszhy5m/AADBOTGsLRIqtaBWVKOT4CjYa?dl=0

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Medienkontakt:
Andrea Urban, Leiterin der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS)
T 0511 – 85 87 88, andrea.urban@jugendschutz-niedersachsen.de