Bericht über das Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen!“, 25.2.2020

Bericht über das Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen!“

von Merthe Müller, Praktikantin LJS 

Als Praktikantin der Landesstelle Jugendschutz erhielt ich die Möglichkeit, am 25.02.2020 an dem Seminar „Nur wer sich schätzt, will sich schützen“ teilzunehmen und diesen Bericht zu verfassen. Als Referent*innen führten Axel Herbst (Region Hannover, Fachbereich Gesundheit), Nico Kerski (Landesverband SCHAU, Niedersachsen) sowie Tanja Opitz (LJS, Fachreferentin für Sexualpädagogik) das Seminar durch.

Es begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde mit Namen, Beruf und Pronomen (er, sie, es…). Weshalb nach dem jeweiligen Pronomen der Teilnehmenden gefragt wurde, darauf wird im späteren Verlauf dieses Berichts noch eingegangen. Anschließend sollten wir uns auf einer unsichtbaren Skala positionieren und eine chronologische Reihe bilden: Wer hat bereits viel Berufserfahrung? Wie ist der Wissensstand über STI (sexuell übertragbare Infektionen)? Wie viel ist über sexuelle Vielfalt bekannt? Auf diese Weise wurden die Vorerfahrungen der Teilnehmenden deutlich.

Danach wurde das Thema „sexuelle Selbstbestimmung“ eingeführt und die Teilnehmenden sollten ihre Meinung zu vorgelesenen Beispiel-Situationen ausdrücken: Anhand von auf dem Boden ausgelegten Papierkreise in den Farben rot (stimme ich gar nicht zu), gelb (stimme ich so halb zu) und grün (stimme ich zu) sollte bewertet werden, ob die Situation eine selbstbestimme Haltung widerspiegelt. Sehr schnell wurde deutlich, wie individuell Selbstbestimmung verstanden werden kann und dass viele Einschätzungen von weiteren Informationen bzw. jeweiligen Kontexten abhängig sind. Anschließend referierte Tanja Opitz über sexuelle Rechte, wo diese verankert sind und was daraus für die pädagogische Arbeit geschlossen werden kann.

Nach einer kurzen Pause stieg Nico Kerski mit einer Methode zur Begriffserklärungen verschiedener sexueller Identitäten ein. Hierzu sollten zunächst verschiedene Begriffe erklärt werden und in den richtigen Bereich auf einem Poster eingeordnet werden. Diese Bereiche wurden als „Sexuelle Orientierung“, „Biologisches Geschlecht“, „Geschlechtsidentifikation“ und „Geschlechtsrolle/-ausdruck“ bezeichnet. Dabei ist mir aufgefallen, wie viele Begriffe es tatsächlich gibt und wie viele Wissenslücken unter den Teilnehmenden existierte. Diese Aufteilung in den verschiedenen Bereichen empfand ich als sehr hilfreich.

Im Anschluss referierte Herr Kerski über das Coming-Out-Verhalten in den letzten Jahren. Anhand angeführter Studien wurde deutlich, dass es zunehmend mehr Menschen gibt, die sich als nicht heterosexuell zu erkennen geben. Es war für mich überraschend zu erfahren, dass über 20 % der Schülerschaft bei einer Befragung angab, nicht eindeutig heterosexuell zu sein. Nun wurde uns auch bewusst, weshalb es sinnvoll ist, in einer Vorstellungsrunde zu erfragen mit welchem Pronomen die andere Person angesprochen werden möchte: Nur weil jemand einen Rock anhat, bedeutet dies nicht automatisch, dass dieser Mensch mit „sie“ angesprochen werden möchte. Nach dem Pronomen zu fragen ist die sicherste und höflichste Art und Weise jemanden richtig anzusprechen. Des Weiteren verdeutlichte Herr Kerski, dass es aufgrund von Vorurteilen und Angst vor Mobbing für Jugendliche nicht einfach ist, sich zu outen. Es wurde ersichtlich, dass pädagogische Fachkräfte zur Unterstützung der Jugendlichen Hintergrundwissen und Sensibilität benötigen.

„Kuscheln erwünscht“: Materialien für die Präventionsarbeit.

Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausführliche Einführung über sexuell übertragbare Infektionen. Durch seine Erläuterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die Präventionsarbeit über STI somit auch bei zurückgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist. STI sind Nach der Mittagspause erhielten wir von Axel Herbst eine ausführliche Einführung über sexuell übertragbare Infektionen. Durch seine Erläuterungen der Neudiagnosen wurde deutlich, dass – auch wenn die gesamte Zahl der neuen Diagnosen abnimmt – eine hohe Zahl Erkrankter bestehen bleibt und die Präventionsarbeit über STI somit auch bei zurückgehenden Neudiagnosen weiterhin wichtig ist.

STI sind weiterhin ein aktuelles Thema und ein aufklärendes Gespräch mit Jugendlichen sei wichtig für die Präventionsarbeit, so Herr Herbst. Jugendliche brauchen Hintergrundwissen über mögliche Infektionen und Übertragungswege, – denn nur so können sie sich schützen. Um Infektionen und ihre Verbreitung zu erklären, eignet sich zum Beispiel die Methode „Kuscheln erwünscht“, die Herr Herbst mit uns durchführte: Viren, Parasiten sowie Bakterien wurden in Form von kleinen Kuscheltieren an uns verteilt. Nachdem alle ein Kuscheltier hatten, mussten wir erraten, was wir in der Hand hielten. Die Lösung stand auf dem Etikett des Kuscheltiers. Anschließend sollten alle Personen mit einem Virus in den Händen aufstehen, dann die mit Parasiten und Bakterien. Herr Herbst gab uns dazu weitere Hinweise zu Häufigkeit, Symptomen und Schutzmöglichkeiten. Zusätzliche Hinweise zu möglichen Impfungen und dem Umgang damit in der stationären Jugendhilfe wurden auf die Nachfragen der Teilnehmenden gegeben. Es ist eine unterhaltsame Methode, die Kuscheltiere richtig zuzuordnen. Als Erweiterung wurde vorgeschlagen, dass Teilnehmende mit den Kuscheltieren andere „anstecken“ können, indem sie sich mit den Figuren „anticken“ und so auch Übertragungswege und Schutzmaßnahmen bildlicher thematisiert werden können.

Als letztes ging es darum, wie in tagtäglichen Situationen eingegriffen werden kann, um die Rechte der Jugendlichen zu stärken. Auf einem Flipchart sammelten wir alle unsere Ideen und stellten fest, wie viele gute Ansätze gemeinsam zusammengekommen sind.

Ich konnte anhand des Seminars viele verschiedene Einblicke über die möglichen und vielseitigen Methoden der Prävention im Bezug zu STI sowie Aufklärungsmethoden für sexuelle Identitäten gewinnen. Ebenso ist klar geworden, dass es für eine nachhaltige Prävention und Wissensvermittlung nicht nur reicht, diese Methoden anzuwenden, sondern, dass diese Erfahrungen gemeinsam reflektiert werden müssen.

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