5. Interkultureller Kaffeeklatsch zu Jugendschutz und Migration
Neues Thema für den Elterntalk: Spielen(d) lernen
(Hannover, 28. August 2018) „Was soll mein Kind tun, wenn der Computer oder der Fernseher ausgeschaltet ist?“ Als ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt wurde, war Simone Zanjani sprachlos. „Spielen, malen, basteln, nach draußen gehen?“, dachte die Dipl. Sozialarbeiterin und Pädagogin. Nach und nach wurde ihr deutlich, dass viele Eltern diese Frage ernst meinen und konkrete Antworten darauf erwarten. Die Landesstelle Jugendschutz (LJS) hat dieses Bedürfnis jetzt aufgegriffen und wird das Thema als zusätzlichen Schwerpunkt in die interkulturelle Initiative „Elterntalk Niedersachsen“ integrieren.
Zanjani leitet das Präventionsprojekt der LJS, mit dem pro Jahr mehr als 3.000 Mütter und Väter mit Migrationshintergrund erreicht werden: Geschulte mehrsprachige Moderatoren und Moderatorinnen aus der Türkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren Ländern laden in privater Runde zu Tee und lockeren, wertschätzenden Gesprächen über Erziehungsfragen wie Mediennutzung oder gesunde Ernährung ein.
Interkultureller Kaffeeklatsch zu Erziehungsfragen
Aus dem Projekt hat sich seit 2016 ein „Interkultureller Kaffeeklatsch“ zu aktuellen Erziehungsfragen entwickelt, der Eltern mit Migrationshintergrund und Menschen in sozialen Institutionen und Behörden zusammenbringt. Am Dienstag haben sich etwa 60 pädagogische Fachkräfte, Moderatorinnen und zum ersten Mal auch Ehrenamtliche in Hannover getroffen. Sie bieten in 20 niedersächsischen Landkreisen und Städten Elterntalks oder offene Gesprächsrunden in Flüchtlingsheimen an. Im Mittelpunkt des 5. Interkulturellen Kaffeeklatsches im Kulturzentrum Pavillon stand die Bedeutung von Spielen für die Entwicklung von Kindern.
„In der heutigen Zeit ist es natürlich wichtig, sich mit digitalen Medien und deren Konsum im Erziehungsalltag auseinander zu setzen. Ebenso wichtig ist es aber, unseren Kindern zu zeigen und beizubringen, was und wie noch gespielt werden kann“, sagt Simone Zanjani. Sie empfiehlt Eltern, auch die Lieblingsspiele aus der eigenen Kindheit weiterzugeben.
Erfahrungen bündeln
„Mit dem interkulturellen Kaffeeklatsch bringen wir die Erfahrungen von pädagogischen Fachkräften mit denen der Moderatorinnen des erfolgreichen Elterntalkprojekts zusammen. Dieses Veranstaltungsformat erlaubt den vertieften Austausch zu jeweils einem Erziehungsthema, das je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich bewertet wird“, betont Andrea Urban, Leiterin der LJS: „Dieser Diskurs ist einmalig und soll auf jeden Fall beibehalten werden.“
In diesem Jahr hat die Landesstelle Jugendschutz erstmals Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte hinzugebeten, die mit geflüchteten Familien arbeiten.
Plädoyer für „wilde Bildung“
„Kinder brauchen keinen Spielplatz, sondern Platz und Natur zum Spielen. Kinder brauchen kein Spielzeug, sondern mehr Zeug zum Spielen“, sagt Thomas Wodzicki, Spiel- und Kulturpädagoge der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile, Dozent an der Hochschule Jena. Unter dem Titel „Wie den Kindern die Welt verloren geht“ hielt er am Dienstag ein Plädoyer für „wilde Bildung“ und Spiel. Wilde Bildung geschieht immer da, wo Kinder autonom, ohne Erwachsene oder pädagogisch betreut, ihre eigenen Erfahrungen gestalten, miteinander eigene Regeln aufstellen und einschätzbare Risiken eingehen. Wodzicki hält die angeborene Kraft, Neugier, Freude und Lust von Kindern für lebensnotwendig, damit sie sich die Welt aneignen und einen eigenen unverwechselbaren Platz in ihr finden können. Da Kinder sich aber nur noch selten aktiv und frei in der Natur bewegen, drohe ihnen der Mut und die Fähigkeit, mit Risiken umzugehen und eigene Entscheidungen zu treffen, verloren zu gehen.
Medienkontakt: Simone Zanjani, Projektleitung Elterntalk Niedersachsen | Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) | Tel. 0511 – 85 87 88 |simone.zanjani@jugendschutz-niedersachsen.de
Die Referent/innen Urban, Zanjani und Wodzicki stehen Ihnen am Dienstag von 12 bis 13 Uhr für Fragen/Telefoninterviews zur Verfügung: Tagungshandy 0176 – 98291197
- Motivbilder frei zur Veröffentlichung ausschließlich im Zusammenhang mit dem Projekt „Elterntalk“ der LJS. Bitte Nennung der Quelle: Foto LJS, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen: elterntalk-niedersachsen.de/presse.html
- Porträtfotos der Referent/innen Fotos Urban + Zanjani (LJS), Wodzicki (privat):
https://www.dropbox.com/sh/82luew7und69byp/AABtb0CecjECOYTqe_XN-4BAa?dl=0xxxxxx - Materialien Elterntalk: elterntalk-niedersachsen.de/materialien.html
Über Elterntalk Niedersachsen
Elterntalk ist eine Initiative der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS), die Eltern als Experten in Erziehungsfragen anspricht und zum Erfahrungsaustausch motiviert. Zielgruppe sind Familien, die klassische Angebote zur Elternbildung selten wahrnehmen. Um der Lebenswirklichkeit in vielen Familien nahezukommen, werden die Gesprächsrunden im privaten Rahmen organisiert. Die Gesprächsrunden werden von Moderatorinnen und Moderatoren angeleitet, die ebenfalls Eltern sind und in dialogischer Gesprächsführung ausgebildet wurden. Sie kommen aus der Türkei, Iran, Russland, Syrien und weiteren Ländern. Die Initiative wird seit 2012 unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Eine Übersicht der Standorte und weitere Informationen bietet die Webseite:
Über Jugendschutz und Flüchtlingshilfe
Seit fast eineinhalb Jahren bietet die Landesstelle das Projekt „Jugendschutz und Flüchtlingshilfe“ in Niedersachsen an. Dabei schulen Moderatorinnen und Regionalbeauftragte des Projekts Elterntalk Ehrenamtliche, die mit geflüchteten Familien arbeiten. Ziel ist es, Themen und (Spiel-)Materialien des Jugendschutzes etwa in offenen Treffpunkten für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Themen sind unter anderem das Jugendschutzgesetz, Gesundes Aufwachsen, Medienkonsum. Dabei wird auch das deutsch-arabische Integrationsspiel „Paaraby“ eingesetzt, das ähnlich wie Memory funktioniert und dazu beiträgt, den Alltag in Deutschland besser zu verstehen.
jugendschutz-niedersachsen.de/fluechtlingshilfe/