Hannover, 16. März 2017
„Radikalisierung im Blick“ – LJS-Fachtagung am 30.03. 2017 zeigt Strategien für den Umgang mit extremistischen Orientierungen auf
Auf der Fachtagung „Radikalisierung im Blick“ am 30. März 2017 in Hannover thematisiert die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) die Hintergründe von Extremismus und Islamismus bei Jugendlichen. Hinter einer Radikalisierung stehen oft Erfahrungen von Abwertung und Ausgrenzung. Anhand von Projektbeispielen wird deutlich, wie Fachkräfte in Schule und Jugendarbeit präventiv arbeiten und bei der Entwicklung islamistischer Haltungen intervenieren können. Die Tagung wird in Kooperation mit der katholischen Jugendsozialarbeit Nord gGmbH (KJS) durchgeführt.
In der Schule, im Rahmen von Gruppen oder bei der Jobsuche – Diskriminierungserfahrungen sind vielfältig. Zurückweisungen und Ausgrenzung können bei Jugendlichen mit und ohne Migrationsgeschichte die Hinwendung zu extremen Gruppierungen fördern. „Wer sich diskriminiert fühlt, ist eher offen für vermeintlich stärkere Persönlichkeiten – hier liegt ein Anknüpfungspunkt für islamistische und salafistische Ansprachen“, hält Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention bei der LJS, fest. Fachkräfte in Schule und Jugendarbeit müssen Ausgrenzungsprozessen eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit schenken und Handlungsnotwendigkeiten erkennen. „Junge Menschen haben ein Recht, vor Gefährdungen geschützt zu werden – auch dann, wenn sie dabei sind, sich und andere in Gefahr zu bringen. Für Fachkräfte bedeutet dies eine große Herausforderung, denn sie müssen bei Ausgrenzungsprozessen beide Seiten im Blick haben“, betont die Expertin.
Wer mit Jugendlichen arbeitet, sollte die Signale einer Radikalisierung wahrnehmen und die Hintergründe für fundamentalistische Haltungen erkennen können. In ihrem Einführungsvortrag zeigt deshalb Michaela Glaser vom Deutschen Jugendinstitut in München, welche Motive für die Hinwendung zum Islamismus im Jugendalter eine Rolle spielen. Dr. Nils Schuhmacher, Universität Hamburg, thematisiert Diskriminierungserfahrungen von Jugendlichen und zeigt in diesem Kontext Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit auf. Dass es bei Jugendlichen, die auf eine salafistische Ansprache reagieren, oft wirkungsvoll ist, die Vorteile demokratischer Entscheidungsprozesse zu benennen, zeigt die Politologin Mirjam Gläser vom Berliner Verein ufuq e.V. anhand ihrer eigenen Präventionsarbeit.
Um bei bereits laufenden Radikalisierungsprozessen erfolgreich zu intervenieren, ist ein guter Kontakt zu den Jugendlichen und ihrem Umfeld wichtig. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen zwei Projekte am Nachmittag. Das Bremer Projekt JAMIL adressiert im Rahmen der Straßensozialarbeit junge Menschen, die beginnen, sich am Islamismus zu orientieren.
Christian Hantel von BeRATen in Hannover zeigt abschließend anhand von Beispielen aus Niedersachsen, wie wichtig die Kooperation mit Eltern und Angehörigen ist, wenn Jugendliche radikale Haltungen entwickeln.
Wir freuen uns über eine Berichterstattung und laden Medienvertreter zur Teilnahme an der Fachtagung ein.
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