Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen diskutiert sexualisierte Selbstdarstellung und Strategien für „Safer Sexting“
Hannover, 04.08.2016. Facebook-Selfies in Unterwäsche, Striptease vor der Webcam oder Nacktbilder als Geschenk für die Liebsten – für viele Jugendliche ist das Internet auch sexuell ein sozialer Erfahrungsraum. Mädchen und Jungen testen mit freizügigen Selbstporträts die Reaktionen anderer, messen ihren „Marktwert“ oder verstehen die sexy Selfies als Scherz. Doch was einmal im Netz ist, lässt sich nicht kontrollieren – und so kommt es auch zu unerwünschten Reaktionen und problematischen Folgen. Mal wird ein privates Bild aus Rache veröffentlicht, mal will jemand mit einem Nacktfoto der (Ex-Freundin angeben. Und oft genug werden solche Bilder gedankenlos weitergeschickt und bilden die Grundlage für Peinlichkeiten oder Mobbing. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) diskutiert am 25. August 2016 mit Experten sexualisierte Selbstdarstellungen im Netz und zeigt, wie man Jugendlichen beim „Safer Sexting“ unterstützen kann.
Die Tagung beleuchtet die Hintergründe und Motive für Sexting aus sexualwissenschaftlicher und aus medienpädagogischer Sicht und zeigt Perspektiven für die Prävention auf. Studienergebnisse, die im Rahmen der Tagung vorgestellt werden, weisen darauf hin, dass Mädchen und Jungen Sexting im Rahmen von Flirts und Beziehungen ausprobieren. Wie Dr. phil. Urszula Martyniuk vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erläutert, nutzen die meisten Jugendlichen diese Online-Kommunikation neugierig und unbefangen. Gleichzeitig sind sich einige Jugendliche der Gefahr, bloßgestellt zu werden, durchaus bewusst – als Schutzmaßnahme legen sie Wert auf die Wechselseitigkeit des Bilderaustauschs.
Wenn freizügige Fotos dennoch in falsche Hände geraten, ist es schwer, sie wieder einzufangen. Im zweiten Schwerpunkt der Tagung geht es deshalb um Risikominimierung und um die Frage, wie Jugendliche motiviert werden können, vorsichtig mit eigenen Bildern und denen anderer umzugehen. Verena Vogelsang von der Katholischen Fachhochschule Münster stellt Strategien zum „Safer Sexting“ vor, denn: „Appelle, einfach auf Sexting zu verzichten, funktionieren nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sexy Fotos machen kann, ohne darauf erkennbar zu sein“. Was Jugendliche und pädagogische Fachkräfte außerdem beachten sollten: Das Verschicken und Weiterleiten von freizügigen Fotos kann Persönlichkeitsrechte verletzen und strafbar sein. Abschließend geht es auf der Veranstaltung deswegen um rechtliche Fragen zum Umgang mit privaten Bildern.
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