Nils Bahlo, Westfälische Wilhelms-Universität Münster „Gangbang, Blowjob, MILF: Sexualisierte Sprache und Lebenswelt von Jugendlichen“

Kurzinhalt:
Nicht nur für Pädagogen und Jugendschützer ist es schwer, die oft vulgäre Jugendsprache einzuordnen. Auch für Jugendliche selber, so die zentrale These des Autors, ist es eine Herausforderung, ihr eigenes Sprechen zu reflektieren. Genau hier sieht er eine zentrale didaktische Aufgabe.

„Scheinbar häufig bedient sich die Jugendsprache einer großen Fülle an Vulgarismen, die einem sexualisierten Register entstammen“, so Bahlo. Sprache in Verbindung mit Sexualität erscheine enttabuisiert und finde einen Niederschlag im Fernsehen, im Internet und in der Musik. Die akademische Reflexion des Themas „Sexualität und Sprache“ nimmt aber nur eine Randposition ein. Dabei liefert die linguistische Forschung wichtige Hinweise: Wie sie seit den 80er Jahren zeigt, betreiben Jugendliche durch das Spiel mit Sprache Identitätsbildung. Für heutige Jugendliche gibt es durch die Medien viele Berührungspunkte mit sexualisierten Inhalten – von denen viele gar nicht in ihrer ganzen Bedeutung verstanden werden. Weil sie gleichzeitig, ebenfalls bedingt durch die mediale Umwelt, an „Unterhaltung und Wettbewerb“ orientiert sind, schaffen sich Jugendliche durch ihren Sprachgebrauch Freiräume, in denen sie mit Sanktionsgrenzen und Tabus experimentieren.

Ausgehend von dieser Überlegung plädiert Bahlo für das didaktische Ziel einer Sprachreflektion: Jugendliche sollten sich zu ihrem Sprachgebrauch äußern und die Besonderheiten ihrer Sprache reflektieren können. Durch die Etablierung eines „fundamentierten Sprachbewusstseins“ sollen sie erkennen, dass Sprache unterschiedliche Reaktionen auslöst – je nach Kontext und Gegenüber – und dass vulgäres Sprechen über Sexualität in manchen Situationen nicht angemessen ist.

Kontakt und weitere Informationen:
Nils Bahlo, Westfälische Wilhelms-Universität, n.bahlo@uni-muenster.de

Download Bahlo, Nils – Vortrag Gangbang, Blowjob, MILF

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