Es geht darum, was man tun kann, wenn andere bedroht oder angegriffen werden.
… und darum, wie man sich selbst wehren kann.
… und darum, was man tun kann, wenn man schon Gewalt erlebt hat, um die Hilfsangebote und um die Rechte, die man hat.
… und um Stärke und Schwäche – und darum, das eine nicht mit dem anderen zu verwechseln.
Vor allem geht es um Mut, um Selbstbewusstsein, um Selbstbehauptung, um Durchsetzungsfähigkeit – also um Mittel gegen Gewalt und um Wege aus der Gewalt.
Mehr dazu steht in dieser Broschüre
- Was ist Gewalt?
- Gewalt hat viele Gesichter
- Täter, Opfer – und die anderen
- Wie kann man helfen?
- Tipps für den Umgang mit Gewalt…
- Wenn man Gewalt erlebt hat…
- Informationen und Beratungsstellen
Was ist Gewalt?
Manchmal beginnen Attacken ganz harmlos: mit einem Spaß, einer spöttischen Bemerkung, einer Grimasse, einem kleinen Schubs. Aber irgendwann fühlt es sich nicht mehr harmlos und witzig an, sondern gemein und brutal. Und man fragt sich: Wo fängt Gewalt eigentlich an?
Wann der Spaß aufhört und die Gewalt beginnt, bestimmt jeder für sich!
Nicht alle Menschen haben dabei dieselbe Grenze – aber jeder hat das Recht, dass die eigene Grenze respektiert wird.
Gewalt hat viele Gesichter
Es ist Gewalt, jemanden zu verprügeln, herumzuschubsen oder mit einer Waffe zu bedrohen. Das ist eigentlich jedem klar. Schwerer zu erkennen ist Gewalt, wenn sie mit Worten, Blicken und Gesten ausgeübt wird:
- mit sexuellen Anspielungen oder wenn jemand gegen seinen Willen angefasst oder geküsst wird,
- wenn man andere dazu auffordert, jemanden zu verprügeln – und wenn man das dann filmt oder fotografiert,
- wenn einzelne in der Gruppe ständig verspottet und niedergemacht werden,
- wenn die ganze Klasse einzelne Mädchen und Jungen einfach ignoriert und wie Luft behandelt,
- wenn peinliche Fotos oder Filmchen über andere ins Internet gestellt werden, um jemanden zu demütigen oder sich zu rächen,
- wenn man Gerüchte über jemanden verbreitet, um ihn schlecht aussehen zu lassen und lächerlich zu machen…
Mobbing und Cybermobbing sind kein Spaß, sondern Gewalt.
Täter, Opfer – und die anderen
Täter können Anführer oder Mitläufer sein, Mitläufer können freiwillig dabei sein oder von anderen gezwungen worden sein. Das ändert nichts daran, dass diejenigen, die zuschlagen, zutreten oder auf andere Art Gewalt ausüben, immer selbst dafür verantwortlich sind, was sie tun. Für Gewalt gibt es vielleicht eine Erklärung, aber niemals eine Rechtfertigung.
Opfer haben manchmal das Gefühl, dass sie selbst schuld an den Übergriffen sind. Das kann verschiedene Gründe haben: die Täter behaupten, dass sie sich falsch verhalten haben; oder andere Menschen geben ihnen das Gefühl, dass sie die Attacken provoziert haben… Aber: Niemand wird Opfer, weil mit ihm oder ihr etwas nicht stimmt, sondern weil die Täter einfach Gewalt ausüben wollen. Dafür finden sie dann immer einen Grund.
Zuschauer sind keine Unbeteiligten. Wer bei einer Gewalttat anwesend ist, spielt dabei auch eine Rolle – auch wenn er oder sie passiv bleibt: Wer nur zuschaut und nichts tut, signalisiert dem Täter, dass er ungestört weiter machen kann und zeigt dem Angegriffenen, dass für ihn keine Hilfe zu erwarten ist. Wer nichts tut, macht mit!
Wie kann man helfen?
Oft passieren miese Dinge, viele Leute sehen dabei zu, ohne einzugreifen. „Sind ja auch noch andere da …”, denken offenbar alle und niemand unternimmt etwas. Oder die Leute befürchten, dass sie selbst etwas abkriegen, wenn sie sich einmischen. Es ist also nicht einfach, bei Gewalt einzugreifen, aber es ist auf jeden Fall wichtig, dass jemand reagiert.
- Wenn die Situation nicht zu gefährlich ist, können Zuschauer helfen, indem sie den Angreifer ansprechen. „Hör auf damit“ ist eine klare Ansage. Und sie zeigt dem Opfer, dass sich jemand einsetzt. Man kann auch den Angegriffenen ansprechen und fragen, ob er Hilfe braucht …
- Wenn man Freunde dabei hat, kann man gemeinsam eingreifen. Für die Täter wird damit klar, dass es riskant wäre, ihr Vorhaben umzusetzen, weil sie mit Widerstand rechnen müssen.
- Hilfe holen ist nicht Petzen! Deswegen ist es ok und wichtig, darüber zu sprechen, wenn Gewalt passiert ist – z.B. mit den Eltern, mit Lehrern oder wem Du sonst noch vertraust. Denn wenn so ein Vorfall geheim bleibt, bekommt das Opfer keine Unterstützung und der oder die Täter keine Grenze gezeigt.
Was man immer tun kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen…
- Genau beobachten, was passiert: sich Details über das Aussehen, die Kleidung oder das Verhalten des Täters merken
- Hilfe organisieren: in öffentlichen Verkehrmitteln den Fahrer oder Aufsichtsbeamte ansprechen, die Polizei anrufen
- Wenn der Täter schon weg ist: Das Opfer ansprechen, Hilfe anbieten.
Tipps für den Umgang mit Gewalt…
- Bei verbaler Anmache: Warte nicht, bis aus der Anmache eine Handgreiflichkeit wird. Reagiere möglichst ruhig und selbstbewusst. Versuch, Abstand zum Angreifer zu halten, sag’ laut „Stopp!“ oder einen anderen kurzen Abwehr-Satz.
- Wenn Leute in der Nähe sind, die helfen können: Mach ihnen klar, dass das kein privater Streit ist, sondern dass du angriffen wirst. Sag’ ihnen, um was es geht, z.B.: „Die beiden bedrohen mich, bitte rufen Sie die Polizei”. Wenn weitere Personen eingeschaltet sind, muss ein Täter sein Risiko neu kalkulieren und oft kommt er zu dem Schluss, dass Weitermachen zu riskant ist, weil er mit Widerstand rechnen muss.
- Keine Beleidigungen, keine Provokationen: Bleib dem Täter gegenüber sachlich; wenn es ein Erwachsener ist, sieze ihn. Aber besteh’ darauf, dass er dich in Ruhe lassen soll.
- Weglaufen ist nicht feige, sondern oft das Vernünftigste – zum Beispiel, wenn man gerade niemanden als Unterstützung dabei hat. Denn körperliche Gegenwehr kann auch gefährlich werden. Tu´ im Zweifelsfall lieber, was der Angreifer verlangt, z.B. deine Jacke hergeben.
Und wenn das alles nicht hilft:
- Laut schreien!! „Hilfe” rufen kostet viel Kraft – besser ist Kreischen, das macht den Täter mürbe und bringt ihn aus dem Konzept. Außerdem erregt es Aufmerksamkeit.
Wenn man Gewalt erlebt hat…
Nach einer Gewalttat oder wenn man gemobbt wird, fühlt man sich irgendwie schlecht: wütend, hilflos, aggressiv, einsam. Man könnte schreien oder heulen, man möchte zurückschlagen und sich rächen. Manche Leute haben das Gefühl, dass sie etwas falsch gemacht haben und dass sie den Angriff irgendwie hätten vermeiden können und fühlen sich deswegen schlecht. Auch solche Gefühle sind ziemlich normal. Aber niemand kann etwas dafür, wenn er oder sie angegriffen worden ist. Verantwortlich für die Gewalt sind die Täter, nicht die Opfer.
Es ist also nicht deine Schuld, wenn das passiert ist, und es braucht dir auch nicht peinlich zu sein. Sprich mit jemandem darüber, dem du vertraust: Eltern, Freunde, Geschwister, Lehrer. Das kann wichtig sein, um das Erlebnis und die miesen Gefühle besser zu verarbeiten, aber auch, um zu überlegen, was du jetzt unternehmen willst, z.B. eine Anzeige erstatten oder mit Profis in einer Beratungsstelle oder einem Beratungsforum im Internet reden.
Informationen und Beratungsstellen
Wer Informationen und Hilfe bei Gewaltproblemen sucht, kann sich an Beratungsstellen wenden. An vielen Orten gib es Jugendberatung oder Gewaltberatung oder allgemeine Familien- und Erziehungsberatungsstellen.
Wie findet man Beratungsstellen in der Nähe?
- Man kann sich Im Jugendzentrum, bei der Stadt- oder Landkreisverwaltung erkundigen, welche speziellen Beratungsstellen oder Ansprechpartner es für Jugendliche gibt.
- Unter www.dajeb.de kann man die Beratungsstellen am eigenen Wohnort recherchieren! (Viele Adressen von Beratungsstellen in Niedersachsen lassen sich auch in der Karte recherchieren. )
Beratungsstellen sind kostenlos. Ob man seinen Namen sagen muss oder ob die Beratung anonym ist, kann man am Telefon klären. Man kann eine Freundin oder einen Freund zu dem Termin mitbringen. Und es ist auch in Ordnung, wenn Du nicht willst, dass Deine Eltern von dem Gespräch erfahren. Sag´ dann einfach, dass Du eine vertrauliche Beratung willst.
Gewaltberatungsstellen und Jugendberatungsstellen haben auch Ansprechpartner für Jugendliche, die Probleme mit ihren Aggressionen haben oder Gewalt ausüben! Es gibt Anti-Aggressivitäts-Trainings, in denen man Alternativen zu Gewalt lernen kann.
Helplines und Beratung im Internet
Internet-Seiten zu Gewalt und Mobbing