„Da musst Du zurückschlagen …“ Gewaltakzeptanz – Gewaltdistanz – Gewaltprävention

Presseinformation und Einladung zur Fachtagung

Hannover, 1. 9. 2010

„Da musst Du zurückschlagen …“
Gewaltakzeptanz – Gewaltdistanz  – Gewaltprävention

Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen am 16. September 2010 in der Akademie des Sports, Hannover, 10.00 bis 17.00 Uhr

Mobbing, Prügeleien, manchmal sogar blindwütiges Zuschlagen – für viele Jugendliche ist  Gewalthandeln Teil ihrer normalen Interaktion. Wie entstehen Gewaltsituationen, unter welchen Umständen wird Gewalt akzeptiert und wie lässt sich frühzeitig eingreifen? Im Rahmen einer Fachveranstaltung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen geht es um die Hintergründe von Aggressionen bei Jungen und Mädchen und um ihre Einstellungen zur Gewalt. In einem zweiten Teil werden anhand von Praxisbeispielen die Möglichkeiten und Strategien konkreter Gewaltprävention erörtert.

„Es geht der Landesstelle darum, sich sehr genau mit der Entstehung von Gewalthandeln zu befassen. Nach welchen Regeln entwickeln sich Gewaltsituationen, wann wird aggressives Verhalten akzeptiert – und wann nicht?“, so Andrea Buskotte, Referentin für Gewaltprävention bei der LJS. „Nur so können wir sinnvolle und effektive Konzepte für die Arbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen anbieten. Natürlich müssen dabei geschlechtspezifische Unterschiede beachtet und eine jugendgerechte Ansprache gefunden werden.“

Gewalt als Mittel der Herstellung von Dominanz und die Konsequenzen für die Bildungschancen stehen im Mittelpunkt des ersten Vortrags von Prof. Dr. Cornelia Helfferich von der ev. Hochschule Freiburg. Gerade für Jungen aus prekären gesellschaftlichen Verhältnissen bedeuten Gewalt und Aggression einen Zugewinn an Männlichkeit und Macht. Die entsprechende Gewaltakzeptanz geht einher mit der Abwertung von Bildung und schulischem Ehrgeiz. Während Mädchen einander gute schulische Leistungen zugestehen können, werden ehrgeizige Jungen als „Streber“ gemobbt. Gewalt und Bildungsdistanz werden kultiviert, um eigene Defizite auszugleichen und ihr Selbstwertgefühl zu erhalten.

Entsprechend sollte bei einer Präventionsarbeit mit Jungen auf alternative Konzepte zur Herstellung von Überlegenheit gesetzt werden: Schlauheit, Gerechtigkeit, Witz, Ausdauer und außerschulische Qualifikationen können als alternative Strategien zur Herstellung von Männlichkeit positiv besetzt und in der schulischen und außerschulischen Arbeit genutzt werden. Hierbei spielt die Auseinandersetzung mit Gewalt „auf Augenhöhe“ eine entscheidende Rolle. Dr. Dirk Rohr von der Universität Köln berichtet über das systematische Anti-Gewalt-Training von Jugendlichen durch Gleichaltrige, die selber gewalttägig waren. Im Rahmen seines erfolgreichen „Peer-to-Peer“ – Projektes „Schlag.fertig“ gelingt es, einen veränderten Umgang mit Gewalt jugendgerecht, effektiv und glaubwürdig an Jugendliche zu vermitteln.

In einem weiteren Vortrag stellt Dr. Mirja Silkenbeumer von der Universität Hannover genderspezifische Angebote zur Gewaltprävention vor. Dabei richtet sie den Blick auch auf die Gewaltakzeptanz und das Gewaltverhalten von Mädchen und jungen Frauen.

Am Nachmittag folgen Beispiele aus der Praxis. In Arbeitsgruppen wird geprüft, inwieweit die vorgestellten Konzepte sich für die eigene Arbeit mit gewaltbereiten Jugendlichen einsetzen lassen.

Über eine Berichterstattung zu unserer Veranstaltung würden wir uns freuen. Gern laden wir Sie zur Fachtagung ein und stehen für Rückfragen und Interviewwünsche zur Verfügung.

Fachtagung der LJS „Da musst Du zurückschlagen“ am 16. September 2010 in der Akademie des Sports, Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10, 30169 Hannover, Beginn: 10.00 Uhr, Ende: 17.00 Uhr.

Kontakt:
Andrea Buskotte, Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Tel. 0511 – 85 87 88,
Andrea.Buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de

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