Geschlechtsidentität und Vielfalt

Glossar

Sexuelle Orientierung

Trans*

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

Queer

Inter*

LGBTQ*

Geschlechtliche Identität

Coming-out

Gender_gap oder *

Cisgeschlechtlich

Heteronormativität

Die sexuelle Orientierung beschreibt die (meist) überdauernden, individuell unterschiedlichen Interessen eines Menschen bezogen auf das Geschlecht möglicher Partner_innen. Das „Sich-Hingezogen-Fühlen“ kann Aspekte von emotionaler, romantischer und/oder sexueller Anziehung umfassen.

Queer wird von Menschen verwendet, die „que(e)r“ zu heteronormativen Strukturen leben. Der Begriff bedeutet in der englischen Sprache „sonderbar“, „anders“ oder „seltsam“ und wurde von sozialen Bewegungen positiv angeeignet und gilt nun als selbstbewusste Eigenbezeichnung. Teilweise wird er auch als Sammelbegriff für alle LGBTQ* Menschen verwendet.

Die geschlechtliche Identität oder auch Geschlechtsidentität beschreibt die individuell empfundene Geschlechtszugehörigkeit als Frau, als Mann, als dazwischen, beides oder als einem weiteren Geschlecht angehörig. Teile dessen sind das Erleben des eigenen Körpers, die eigene Selbstverortung und Formen nach außen aufzutreten und gesehen zu werden. Diese Aspekte sind voneinander unabhängig und verweisen auch nicht auf eine Form sexueller Orientierung.

Bei cisgeschlechtlichen Menschen entspricht die geschlechtliche Identität dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht.

Bei transgeschlechtlichen, transidenten, transsexuellen oder allgemeiner trans* Menschen entspricht die geschlechtliche Identität nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht: Jungen werden mit weiblichen Körpermerkmalen als „Mädchen“ geboren (Trans*-Junge/Mann), Mädchen mit männlichen Körpermerkmalen als „Jungen“ (Trans*-Mädchen/Frau). Auch gehören hierzu Menschen, die sich keinem der zwei Geschlechterkategorien zuordnen, sich „zwischen“ den Geschlechtern verorten oder einem weiteren Geschlecht angehören.

Bei intergeschlechtlichen oder intersexuellen Menschen (inter*) entsprechen die primären Geschlechtsmerkmale nicht den medizinisch „gängigen“ und „erwarteten“, ausschließlich männlich oder weiblich definierten geschlechtlichen Erscheinungsformen. Diese als geschlechtlich „uneindeutig“ bezeichneten Geschlechtsmerkmale werden bei Säuglingen und kleinen Kindern häufig durch „vereindeutigende“ Operationen an medizinische Erwartungen angepasst. Inter* Menschen kritisieren diese Fremdbestimmung über ihren Körper aufs Schärfste und sehen „geschlechtszuweisende“ Operationen als im medizinischen Sinne nicht notwendig an. Teilweise Anerkennung haben inter* Menschen mit der Option ‚divers‘ als Geschlechtseintrag erfahren – dieser Begriff ist allerdings auch umstritten, wie auch die Bedingung der medizinischen Diagnostik kritisiert wird.

Der Begriff Coming-out bezeichnet das eigene Erkennen und gegebenenfalls Öffentlich machen der sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität.

Heteronormativität beschreibt die Norm der Zwei-Geschlechter-Kategorien und des gegengeschlechtlichen Begehrens, die als natürlich notwendig angesehen wird und (weitgehend) unhinterfragt bleibt. Unterscheiden muss man dabei Heterosexualität als Form sexueller Praktiken zwischen Männern und Frauen von Heteronormativität, die diese Lebensweise durch Institutionen (z. B. Ehe) und Denkstrukturen („das ist normal“) absichert.

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt umfasst alle Formen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität. Sie ist die Idee, dass eine Darstellung und Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspektiven auf Geschlecht und Sexualität für alle Jugendlichen angemessen und förderlich ist.

Die Abkürzung LGBTQ* steht für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, trans* und queer (im deutschsprachigen Raum teilweise auch LSBT). In den letzten Jahren findet eine Erweiterung bzw. Differenzierung dieser Abkürzung z. B. durch I* (Inter*) und/oder A (Asexuell/Agender) statt.

Der gender_gap oder das Sternchen (*) werden als gendersensible Schreibweise zunehmend in LGBTQ* Kontexten, aber auch von Behördern, in der Wissenschaft und im Journalismus verwendet. Der durch den Unterstrich entstehende Zwischenraum lässt Platz für Selbstdefinitionen, jenseits des heteronormativen Systems. Das Sternchen verweist auf die Vielfältigkeit von Geschlechtlichkeiten.

Folke Brodersen, Claudia Krell

Folke Brodersen, Claudia Krell

Die Autor*innen

 

 

 

 

Die Glossareinträge sind teilweise entnommen und überarbeitet aus: Krell, Claudia/Oldemeier, Kerstin (2015): Coming-out – und dann…?! Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*Jugendlichen und jungen Erwachsenen. München: Deutsches Jugendinstitut.