Das Projekt Grenzgebiete
Jugendliche sind im Vergleich zu anderen Altersgruppen am häufigsten von sexuellen Übergriffen betroffen. Die damit zusammenhängenden Themen hat die Landesstelle Jugendschutz im Projekt „GRENZGEBIETE – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen“ bearbeitet. Das Projekt ist abgeschlossen.
- Qualifizierung für Gewaltprävention 2016 (PDF)
- Fortbildungen für Teams 2016 (Flyer)
- Andrea Buskotte: »GRENZGEBIETE«: Theater und Fortbildungen gegen sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen (PDF)
Informationen zum aktuellen Fortbildungsprogramm der LJS finden Sie hier:
https://www.jugendschutz-niedersachsen.de/seminare/download-seminarplan/
Dipl. Pädagoge
Arbeitsschwerpunkte: Prävention von sexualisierter Gewalt, Präventionsstrukturen in der Jugendverbandsarbeit, Teamentwicklung, Erlebnispädagogik , Moderation & Training, Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen.
Christine Eichholz
Freiberufliche Theaterpädagogin, Schauspielerin und Trainerin
Arbeitsschwerpunkte: Gewaltprävention, Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch, Cybermobbing, rechtsextremistische Gewalt, Körpersprachetrainings, Persönlichkeitsentwicklung, Improvisationstheater.
Petra Furmanek
Dipl. Sozialpädagogin / -arbeiterin, Systemische Beraterin
Arbeitsschwerpunkte: Kinder- und Jugendschutz, Einschätzung Kindeswohlgefährdung, Krisenintervention, sexuelle Gewalt, häusliche Gewalt, Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen.
Antonius Geers
Dipl. Sozialarbeiter/ -pädagoge, Sexualpädagoge
Weiterbildung systemischer Berater 2015
Arbeitsschwerpunkte: Sexualpädagogik mit allen Altersgruppen, Beratung von Männern und (werdenden) Vätern, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung. Fortbildungen für Fachkräfte zu sexueller Bildung / Sexualpädagogik.
Heidemarie Glaser
Andrea Hanheide
Freiberufliche Theaterpädagogin, Schauspiel und Coaching
Arbeitsschwerpunkte: Präventionsarbeit zu den Themen sexueller Missbrauch, Gewalt, Sucht und Cybermobbing. Coaching im Bereich Persönlichkeitsentwicklung.
Tanja Opitz
Referentin für Sexualpädagogik bei der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Magisterabschluss in Germanistik und Erziehungswissenschaften
Arbeitsschwerpunkte: Präventionsprojekte mit Mädchen und Jungen zu Medien- und Sexualität, Pornografie und Jugendsexualität, sexuelle Vielfalt, Aidsprävention
Karin Schlüter
Diplom -Sozialpädagogin, Familientherapeutin
Arbeitsschwerpunkte: Fortbildungen für Fachkräfte zu sexueller Bildung / Sexualpädagogik. Prävention von sexualisierter Gewalt, Paar und Sexualberatung, Schwangeren und Schwangerschaftskonfliktberatung.
Alp Turan
Dipl. Sozialarbeiter, Systemischer Berater, Master of Social Management
Arbeitsschwerpunkte: Prävention gegen sexuelle Gewalt, Kommunikations- und Konflikttraining für Kinder und Jugendliche, Prozessbegleitung in Institutionen
Von 2011 bis 2013 hat die Landesstelle Jugendschutz mit der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück (tpw) an über 100 Orten in Niedersachen ein Präventionsprojekt für Jugendliche durchgeführt. Im Zentrum stand das Theaterstück „EinTritt ins Glück“, das an verschiedenen Schulen in Niedersachsen aufgeführt und bearbeitet wurde.
Ergänzend dazu fanden Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte an den Projektstandorten statt. Hier wurden neben Hintergrundinformationen und Handlungsperspektiven auch Methoden für die Arbeit zum Thema vermittelt.
Forschungsergebnisse
Sexuelle Grenzüberschreitungen und Gewalt in Liebesbeziehungen und Dates sind keine Ausnahme. Nur wenige Jugendliche wenden sich nach derartigen Erlebnissen an Erwachsene.
- Nach einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen in der Schweiz haben ca. 15 % der befragten Schülerinnen und Schüler schon einmal sexuelle Übergriffe mit Körperkontakt erlebt. Mädchen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Jungen. Wenn die Betroffenen über die Vorfälle reden, ziehen sie gleichaltrige Freunde oder Familienmitglieder ins Vertrauen. An Beratungsstellen wenden sich die wenigsten.
Link zur Studie:
www.optimusstudy.org/fileadmin/user_upload/documents/Booklet_Schweiz/Optimus_Studie_Broschuere_2012_d.pdf - Ein Forschungsprojekt an der Hochschule Fulda im Jahr 2012/2013 mit 462 Schülerinnen und Schülern hat gezeigt, dass zwei Drittel der 14- bis 17-Jährigen, die Beziehungserfahrungen hatten, mindestens einmal grenzverletzendes Verhalten und Übergriffe durch einen Partner oder eine Partnerin erlebt haben: Etwa drei Viertel der betroffenen Mädchen und ungefähr die Hälfte der betroffenen Jungen gaben an, dass Grenzverletzungen und Übergriffe sich negativ auf ihr Befinden ausgewirkt haben. Sie berichteten über Lernschwierigkeiten, verändertes Ess- und Trinkverhalten, sozialen Rückzug oder Ängste. Hilfe würden sich Jugendliche auch dieser Befragung zufolge eher bei Freundinnen und Freunden holen als bei Eltern oder Geschwistern. Professionelle Beratungseinrichtungen werden selten als Unterstützungsoption genannt.
www.fh-fulda.de/fileadmin/Fachbereich_PG/Forschung___Praxis/TeDaVi_factsheet_fin.pdf
Prävention: Aufklärung, Orientierung, Schutz
In der Präventionsarbeit sollten die Erkenntnisse aus der Forschung eine wichtige Rolle spielen:
Sexuelle Belästigungen und Übergriffe geschehen bei vielen Beziehungen und Dates unter Jugendlichen.
- In vielen Fällen gehen die Übergriffe von (männlichen) Freunden und Bekannten aus.
- Die meisten betroffenen Jugendlichen verschweigen die Übergriffe.
- Für diejenigen, die sich jemandem anvertrauen, sind vor allem Gleichaltrige die Ansprechpartner.
Cliquen, Flirts und Dates, erste Beziehungserfahrungen und sexuelle Kontakte sind für Mädchen und Jungen prägend. Sie stellen eine wichtige Ressource für die Identität und das Selbstwertgefühl dar. Wenn Jugendliche sich in neuen Rollen und Situationen erleben, führt dies auch zu einer Auseinandersetzung mit ihren Grenzen – und den Grenzen anderer. Fehleinschätzungen und Missverständnisse, versehentliche oder vorsätzliche Grenzüberschreitungen sind ein Teil dieses Prozesses der Selbsterprobung.
Wenn Jugendliche unsicher im Hinblick auf die Wahrnehmung und Einordnung von Grenzverletzungen sind, brauchen sie Orientierungshilfen. Erwachsene, die Normen zu Sexualität und Gewaltfreiheit verdeutlichen und Grenzen markieren, können hier eine wichtige Rolle spielen. In der Präventionsarbeit mit Jugendlichen geht es zuerst darum, eine Balance zu finden zwischen der Akzeptanz von alterstypischem (Risiko-)Verhalten und dem Schutz vor Verletzungen.
Die Fortbildungsreihe „Grenzgebiete“ unterstützt Fachkräfte in diesem Prozess.
Unterstützung und Hilfe für Jugendliche
Wenn Jugendliche nicht über sexuelle Übergriffe sprechen, haben sie ihre Gründe: Sie wollen sich nicht als „Opfer“ outen, sie befürchten Druck und Aggressionen seitens der Täter oder den Ausschluss aus der Clique. Viele sind nicht sicher, wie Erwachsene reagieren und haben Angst vor Sanktionen.
Doch wer Gewalterfahrungen verschweigt, erlebt keine Entlastung von Scham- und Schuldgefühlen. Ddie Täter können sich zu weiteren Übergriffen ermuntert fühlen, und wenn es einmal zu sexueller Gewalt gekommen ist, steigt das Risiko für erneute Übergriffe.
Wenn Erwachsene von einem sexuellen Übergriff unter Jugendlichen erfahren, sollten sie:
- Jugendliche ernstnehmen, wenn sie von dem Übergriff berichten;
- erklären, dass die Verantwortung für Übergriffe beim Täter und nicht bei dem betroffenen Mädchen oder Jungen liegt;
- nicht über den Kopf der Betroffenen hinweg entscheiden und handeln;
- für Unterstützung durch eine spezialisierte Beratungsstelle sorgen.
Broschüren und Arbeitsmaterialien
Was geht zu weit??
Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen – Informationen für Fachkräfte
(Broschüre, DIN lang, 9 Seiten)
Frederic Vobbe, Katharina Kärgel
Sexualisierte Gewalt und digitale Medien
Reflexive Handlungsempfehlungen für die Fachpraxis
Grenzgebiete – Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen. Eine Arbeitshilfe für Jugendarbeit, Jugendhilfe und Schule
(Broschüre, DIN A4,80 Seiten)
Grenzverletzungen. Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen
(Broschüre, DIN A4,108 Seiten)
Grenzgebiete. Informationen für Eltern und pädagogische Fachkräfte
(Flyer, 12 Seiten)
11 Gründe mit Jugendlichen über Sex zu sprechen.
Andrea Buskotte
»GRENZGEBIETE«: Theater und Fortbildungen gegen sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen
Daniel Doll, Johanna Quinten, Barbara Kavemann, Cornelia Helfferich
Jugendliche stark machen für Schutz vor sexuellen Übergriffen in ihrem sozialen Umfeld – Konzept für einen Präventionsworkshop mit theaterpädagogischen Elementen
Jugendliche stark machen für Schutz vor sexuellen Übergriffen in ihrem sozialen Umfeld – dieses Konzept für einen Präventionsworkshop mit theaterpädagogischen Elementen wurde im Rahmen des Projekt SP:PAS entwickelt. Informationen zum Projekt: http://www.soffi-f.de/schutzprozesse-gegen-sexuelle-uebergriffe
Informationen für Jugendliche
Grenzen erkennen – Grenzen setzen
Julia kontrolliert die Chats auf Nicos Smartphone. Tobias macht eine Riesenszene, weil Kim ohne ihn zur Party gegangen ist. Anna will eigentlich keinen Sex, aber nachdem Ben sie betrunken gemacht hat, gibt sie auf und macht mit.
Bei vielen alltäglichen Konflikten in Beziehungen lässt sich nur schwer bestimmen, an welchem Punkt Gewalt im Spiel ist. Wer verletzt Grenzen, wer ist übergriffig oder gewalttätig? Welche Verhaltensweisen sind noch akzeptabel – und wo ist ein Eingreifen erforderlich?
Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) hat mit der Hochschule Fulda Online-Informationen für Jugendliche zu diesen Fragen entwickelt. Unter www.was-geht-zu-weit.de finden Mädchen und Jungen Beispiele aus dem Alltag, Hinweise für den Umgang mit Grenzverletzungen und Informationen zu Fachberatungsstellen.
Links
www.was-geht-zu-weit.de
Webseite für Jugendliche zu den Themen Dating, Liebe, Respekt und Grenzen. Neben Beispielgeschichten finden Jugendliche hier auch Informationen zu weiteren Hilfsangeboten.
petze-kiel.de
Ausstellung für Jugendliche des Präventionsbüros Petze inklusive Begleitmaterial und weiteren Infos für pädagogisch Tätige.
www.tpw-osnabrueck.de
Webseite der theaterpädagogischen werkstatt Osnabrück.gGmbH
Theaterprogramme und Workshopangebote für Kinder und Jugendliche zu Themen wie sexualisierte Gewalt, Zivilcourage, Mobbing sowie Informationsmaterial für die pädagogische Arbeit.
www.mk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=31270&article_id=107861&_psmand=8
Anlaufstelle für Opfer und Fragen sexuellen Missbrauchs und Diskriminierung in Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder
https://www.tima-ev.de/images/tima-dokumente/Handbuch_Herzklopfen.pdf
Herzklopfen / Heartbeats – Beziehungen ohne Gewalt: Arbeitsmaterialien für die schulische und außerschulische Präventionsarbeit mit Jugendlichen
https://www.thema-jugend.de/fileadmin/redakteure/WISSEN_TO_GO/WTG_Sexuelle_Uebergriffe_2023.pdf
Wissen to go! Sexuelle Übergriffe, Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW e.V.
Kontakt
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen
Leisewitzstraße 26 · 30175 Hannover
Tel: 0511 – 85 87 88 / 85 30 61
info@jugendschutz-niedersachsen.de
www.jugendschutz-niedersachsen.de