„Fair sein – drei Fragen, die immer helfen“ ist ein Erklärfilmchen für die Präventionsarbeit zu Mobbing und Cyber-Mobbing ab Klasse 5. Der Einsatz des Videos sollte vor-  und nachbereitet werden, z. B. mit Situationen aus der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen.

„Fair sein – drei Fragen, die immer helfen“

 

Drei Fragen an Kerstin Rehage, Dipl. Pädagogin, Deeskalationstrainerin, Traumapädagogin

Das Filmchen erklärt, wie Kinder ihr „eigener Schiedsrichter“, ihre „eigene Schiedsrichterin“ werden können. Was ist die Idee dabei? „Kinder und Jugendliche sind es gewohnt, dass ihnen Eltern, Lehrer*innen oder andere Erwachsene sagen, was sie richtig oder falsch gemacht haben. Das kann eine Orientierung und sinnvolle Hilfestellung sein. Mit wachsendem Alter jedoch sollen und wollen sie immer mehr eigene Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Und gerade in den für sie immer bedeutsamer werdenden Räumen, die sie ohne Erwachsene nutzen – wie Messenger Dienste, Chats, Online-Spiele oder andere Formen des Zusammenseins mit ihren Peers – müssen sie diese Verantwortung auch allein übernehmen. „Innere Schiedsrichter*innen“ können eine Möglichkeit sein, bei unterschiedlichen äußeren Einflüssen auf eigene innere Stimmen zu hören und dabei eine gute Richtschnur für faires Verhalten zu finden. Die Frage nach dem, was erlaubt ist oder auch nicht, kann zusätzlich hilfreich sein, weil viele Kinder und Jugendliche nicht wissen, was z. B. bei WhatsApp erlaubt ist – der*die innere Schiedsrichter*in soll das Interesse an den eigenen Rechten, aber auch Pflichten wecken.“

Welche Altersgruppe hast Du für dieses Filmchen im Blick – bzw. wo würde der Einsatz gut passen?
„Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Einführung des eigenen Schiedsrichters/ der eigenen Schiedsrichterin ab Grundschulalter. Der Film sollte jedoch aufgrund seines Tempos und der komprimierten Inhalte erst ab der 5. Klasse eingesetzt werden – und auch hier gut eingebettet werden in vor- und nachbereitende Übungen und Reflektionen. Analog zum Entwicklungsstand und aktuellen Situationen der Schüler*innen können Beispiele aus der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zur Vertiefung genutzt werden, andere Visualisierungsmöglichkeiten entwickelt werden oder “Schiedsrichter*innen“ in Rollenspielen geübt werden.“

Und was hat das Thema „Fair sein“ bzw. „Regeln einhalten“ mit dem Thema „Mobbing“ zu tun?
„Im Laufe eines Mobbingprozesses verlieren die Beteiligten immer mehr das Bewusstsein dafür, was „fair“ ist: Ausgrenzende Verhaltensweisen steigern sich, psychische und physische Gewaltstrategien werden systematischer eingesetzt, und Regeln des Miteinanders werden nicht mehr für alle in der Gruppe akzeptiert. Insbesondere: Mobbingbetroffene werden in diesem Prozess zunehmend als „Außenstehende“ betrachtet. Das wiederum führt auf die Dauer dazu, dass die Gruppe davon überzeugt ist, dass die sozialen Regeln, die Sicherheit und Orientierung geben, gegenüber den Mobbing-Betroffenen nicht mehr gelten. Eigene innere Schiedsrichter*innen können jede*n Einzelne*n hier unterstützen, entstehende Mobbingprozesse bei sich und anderen frühzeitig zu bemerken und zu beenden – oder im besten Falle gar nicht erst zu beginnen.“