Das Thema Sexualität ist an vielen Schulen eines der „heißen Eisen“. Vor allem in der Phase der Pubertät sind Themen wie Körper- und Rollenbilder, Sexualität, Identität und Partnerschaft bei Schülerinnen und Schülern an der Tagesordnung – und damit selbstverständlich auch in der Schule präsent.
Pädagogische Fachkräfte sowie Lehrerinnen und Lehrer sind oftmals verunsichert, was der vermeintlich unkontrollierte Medienkonsum mit den Vorstellungen und Einstellungen der Jugendlichen in Bezug auf die sexuelle Entwicklung macht. Befürchtet wird ein Abstumpfen durch sexualisierte Medieninhalte und Pornokonsum sowie eine grundsätzliche „Übersexualisierung“ der Mädchen und Jungen unter Ausklammerung der Gefühle.
Der Workshop „Medien und Sexualität“ für den 10. Jahrgang eines niedersächsischen Gymnasiums zielte darauf ab, den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern Informationen über die gesetzlichen Grundlagen zum Thema Sexualität zu geben aber auch die Mechanismen hinter den medienvermittelten Bildern von Sexualität zu erläutern. Darüber hinaus sollten die Jugendlichen für einen kritischen Blick auf bestehende (medienvermittelte) Körper- und Rollenbilder sensibilisiert werden.
Im Folgenden werden die praktischen Erfahrungen eines Workshops kurz zusammengefasst:
Zu Beginn des jeweils vierstündigen Workshops tauschte ich mich mit den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern zu vorherrschenden Rollen- und Körperbildern aus. Sollten Jungen beim Flirten den ersten Schritt machen? Wollen Mädchen, die sich sexy anziehen, angemacht werden? Haben es schöne Menschen leichter? Diese und weitere Fragen waren die Diskussionsgrundlage über die eigenen Werte und Normen der Teilnehmenden, die teilweise kontrovers besprochen wurden.
Anhand eines Liedtextes arbeiteten die Mädchen und Jungen in Kleingruppen bestehende Klischees über Männer und Frauen heraus. In der anschließenden Diskussion zeigten die Jugendlichen einen durchaus reflektierten Umgang mit den in den Medien gezeigten, stereotypen Bildern von Weiblich- und Männlichkeit. Das vorhandene Wissen über die wirtschaftlichen Interessen hinter diesen Bildern wurde anhand von Beispielen vertieft.
Ein weiterer (von den Klassen selbstgewählter) Schwerpunkt war das Thema „Sexting“. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Mädchen und Jungen durchaus der Gefahren beim Versenden erotischer Bilder bewusst sind –aber wenig bis gar keine Empathie für diejenigen bestand, deren Fotos ungewollt in die Öffentlichkeit gelangen. Wie fatal es für jemanden ist, das eigene Nacktfoto, welches man im Vertrauen an eine einzelne Person geschickt hat, plötzlich öffentlich und für alle zugänglich zu sehen, war vielen der Schülerinnen und Schüler nicht bewusst. Aus diesem Grund haben wir viel über mögliche Motive gesprochen, warum solche Bilder gemacht werden – auch um Bewertungen wie „die sind doch selber schuld!“ entgegenzuwirken. Die Tatsache, dass das unbefugte Weiterleiten ggf. strafbar ist, war vielen der Teilnehmenden vor dem Workshop nicht bewusst.
Großes Interesse bestand seitens der Mädchen und Jungen auch an den rechtlichen Regelungen zu Fragen wie: Ab wann darf man Sex haben? Ist Pornogucken verboten? Diese und weitere Fragen zu gesetzlichen Grundlagen im Zusammenhang mit Sexualität und Jugendschutz konnten wir gemeinsam klären. In der Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler wurde klar, dass sie es gut fanden, hier eindeutige Aussagen zu bekommen – um im Zweifel vor diesem Hintergrund eine reflektierte Entscheidung treffen zu können.
Tanja Opitz, Referentin der LJS für Sexualpädagogik und Aidsprävention