Suchtprävention und Migration: Sensible Sozialarbeit mit Jugendlichen, 17.11.2015

Suchtprävention und Migration: Sensible Sozialarbeit mit Jugendlichen

LJS diskutiert am 17. 11. 2015 neue Aufgaben für die Suchtprävention bei Jugendlichen mit Migrationsgeschichte

Hannover, 03. November 2015. Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen stellt sich auf ihrer kommenden Fachtagung einer neuen Herausforderung für den Jugendschutz. Es geht um die migrationssensible Prävention von Drogen- und Alkoholsucht. Mehr als ein Viertel der unter 25-Jährigen in Deutschland haben eine familiäre Migrationsgeschichte. Für herkömmliche Angebote der Suchtprävention sind viele von ihnen schwer erreichbar.

Oft machen enge Familienbindungen es Jugendlichen schwer, auf Beratungsangebote zu reagieren. In vielen türkeistämmigen Familien sind die Elternbeziehungen durch unbedingte Loyalität geprägt. Wie Prof. Dr. Ahmed Toprak von der Universität Dortmund konstatiert, können klassische Präventionsangebote von vielen türkeistämmigen Jugendlichen nur angenommen werden, wenn auch ihre Eltern dahinter stehen. „Wer Kinder, Jugendliche und deren Familien migrationssensibel schützen will, kommt nicht umhin, eine Brücke zu schlagen zwischen den traditionellen Werten der Familien und den Zielen der Institutionen“, hält Ahmed Toprak fest.

Dr. Tilman Brandt vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung in Bremen zeigt, dass Angebote, die die Vielfalt von Lebensformen und Wertesystemen in anderen Kulturen berücksichtigen, von Menschen mit Migrationsgeschichte eher wahrgenommen werden. Gleichzeitig zeigt sich in Untersuchungen, dass ihre kulturelle Tradition sie auch besser vor
Suchterkrankungen schützt. So konstatiert Nida Yapar vom Hamburger Büro für Suchtprävention insbesondere für muslimische Familien, dass hier die Jugendlichen weniger rauchen und Alkohol trinken. Viele werden durch den stärkeren familiären Zusammenhalt, enge soziale Netze sowie traditionelle und religiöse Werteorientierungen besser geschützt.

Auf der Tagung wird im Kreis von Experten diskutiert, inwieweit die interkulturelle Ausrichtung von Behörden, Schulen oder Jugendhilfeeinrichtungen angesichts steigender Zahlen von Menschen mit Migrationsgeschichte unausweichlich ist. Wir freuen uns über eine Berichterstattung und laden Sie gern zur Tagung ein.

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